Klima+Wirtschaft - 273 Ergebnisse
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Zeit zu handeln!
Für soziale Sicherheit,
Frieden und
Klimagerechtigkeit
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Mietenwahnsinn und Verdrängung stoppen.
Hohe Mieten senken und gemeinnützige
Wohnungswirtschaft aufbauen. Spekulation
mit Grund und Boden beenden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
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Klimagerechtigkeit statt
Verdrängung! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
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Klimaschutz sozial gerecht: Für einen
sozialökologischen Systemwechsel . . . . . . . . 56
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Investieren in gut bezahlte,
klimaneutrale Jobs und die Infra struktur
für ein besseres Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
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Demokratie in der Wirtschaft.
Genossenschaften und
solidarische Ökonomie fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
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Klimagerechtigkeit
und Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
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Für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Gesunde Nahrungsmittel für alle . . . . . . . . . . . 72
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Für einen wirtschaftlichen Aufbruch Ost . . . . . . . 82
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Sozialökologisch
gerechte Weltwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
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Klimagerechtigkeit global . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
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Die Wirtschaft umbauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
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Wir alle können gemeinsam Deutschland
demo kratischer und sozial gerechter ma-
chen. Wir haben es zusammen in der Hand.
Unsere Wirtschaft muss in Deutschland,
Europa und weltweit sozialer, demokrati-
scher und umweltgerechter umgestaltet
werden. Unsere Demokratie wird nur dann
stärker, wenn alle Menschen an ihr teilha-
ben können. Unsere Zukunft kann nur dann
eine solidarische sein, wenn wir anfangen,
sie im Hier und Heute zu gestalten.
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Wir lassen niemanden zurück beim Umsteu-
ern gegen die Klimakatastrophe. Der Klima-
wandel weist unverändert und beschleunigt
darauf hin, dass die kapitalistische Wirt-
schaftsweise mit Ressourcenverbrauch und
Schadstoffemissionen, mit nachhaltiger
Erwärmung des Weltklimas, mit unheilbarer
Gefährdung der Artenvielfalt und der ge-
samten Biosphäre verbunden ist, die schon
kurzfristig das Leben auf der Erde gefähr-
den können. Wir wollen eine Gesellschaft,
die für eine Wende zum Besseren – sozial
und solidarisch – gerüstet ist. Denn Wandel
braucht Hoffnung, dass er gelingen kann,
dass alle mitmachen können und sich nie-
mand ausgeschlossen fühlt. Veränderung
braucht soziale Sicherheit in einer fried-
lichen Welt. Veränderung braucht aber auch
Vertrauen. Dafür werben wir. Solidarisch
schaffen wir es.
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Seit über einem Jahr wissen die Menschen,
was nötig wäre, um die Pandemie in den
Griff zu bekommen, um Leben zu schützen
und die Rückkehr in den Alltag zu ermög-
lichen. Aber die Bundesregierung hat
dabei versagt, dieses Land aus der Krise
herauszuführen: bei der Impfstoffbeschaf-
fung, bei der Versorgung mit Tests, bei
den Wirtschaftshilfen. Die Große Koalition
hat Großkonzernen geholfen, aber viele
Menschen sind durch die Maschen der
Rettungsnetze gefallen. Die Kulturbranche
liegt am Boden. Die Regierung hat in der
Pandemiebekämpfung versagt, weil sie die
Profitinteressen der Wirtschaft über den
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Die Coronapandemie hat die Krise unserer
Infrastruktur und der öffentlichen Daseins-
vorsorge offengelegt. Jahrzehntelang wurde
kaputtgespart, was nun so dringend ge-
braucht wird. Zu Recht hatte Gesundheit
niemals einen so hohen Stellenwert wie
heute. All jene, die in den Krankenhäusern
jetzt dafür einstehen, jeden Tag, Stunde um
Stunde, dass nicht noch mehr Menschen der
Pandemie zum Opfer fallen, brauchen bes-
sere Arbeitszeiten, und sie brauchen mehr
Lohn. Bessere Gehälter in der Pflege und in
den Krankenhäusern hilft nicht nur konkret
Beschäftigen, sondern ist eine Investition in
das Wohlbefinden der ganzen Gesellschaft.
Personalmangel und Dauerstress etwa im
Gesundheits- und Bildungssystem dürfen
nicht sein. Im Gesundheitswesen fehlt es
an Pflegekräften, die Belastungen steigen,
die Einkommen steigen nicht mit. Es waren
politisch gewollte Entscheidungen, die dazu
geführt haben, dass die Arbeit und die
Lasten in dieser Gesellschaft so ungleich
verteilt sind. Wir werden das ändern. Wir
mit dir zusammen. Wir wollen mit dir dafür
streiten, das Gemeinwohl zu stärken und
die Kapitalinteressen zurückzudrängen. Wir
kämpfen für ein neues Wirtschafts- und
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Wir schlagen ein linkes Programm vor, das
niemanden zurücklässt: einen Plan für den
Neustart aus der Pandemie heraus. Einen
Plan für einen sozial- und klimagerechten
Umbau von Wirtschaft und Infrastruktur.
Einen Plan für einen erneuerten Sozial-
staat. Ein Angebot für eine krisensichere
Gesellschaft, in der sich die Menschen
wieder aufgehoben und geborgen fühlen.
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n Arbeitsplätze in der Krise vertei digen
und gut bezahlte, klimagerechte Arbeit
schaffen: Als Folge der Pandemie drohen
in vielen Branchen Entlassungen und
Kahlschlag in den Innenstädten. Wir wollen
staatliche Unterstützung an Garantien für
Arbeitsplätze und Tarifverträge binden – und
zugleich Weichen für eine bessere Zukunft
stellen, für sichere Arbeitsplätze und eine
funktionierende öffentliche Infrastruktur.
Wir wollen mit einem Investitionspro-
gramm die Ausstattung von Bildung,
Er ziehung, Gesundheit und Pflege deutlich
ausbauen und mehr Personal einstellen.
Breitbandnetzausbau investieren. Wir wollen
für die Kommunen Investitionsmittel zur
Verfügung stellen, damit in Solardächer,
energieeffiziente Gebäude und bezahl-
bares Wohnen, in bezahlbare Mobilität,
Kultur, Sport und in attraktive Innen städte
investiert wird. So können wir einen Kahl-
schlag als Folge des Lockdowns verhin-
dern – und zugleich die Weichen für die
Zukunft stellen. Wir schlagen einen öffent-
lichen Transformationsfonds vor, der klima-
gerechte Arbeitsplätze für die Zukunft
sichert und ein ökologisches Umsteuern
fördert. Mit unserem Zukunftsinvestitions-
programm können wir bis 2025 eine Million
gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, die
helfen, Wirtschaft und Infrastruktur bis
2035 klimaneutral zu machen.
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n Gute Gesundheitsversorgung und
menschenwürdige Pflege für alle: Die
Coronakrise ist auch Ergebnis der Vernach-
lässigung wichtiger Pfeiler einer funktio-
nierenden Gesellschaft. Es ist falsch, dass
Krankenhäuser nach Fallpauschalen und
mit Gewinnorientierung wirtschaften
müssen. In Krankenhäusern und Pflege-
einrichtungen fehlen für eine gute Betreu-
ung jeweils 100.000 Pflegekräfte. Wir wollen
Krankenhäuser und Pflegekonzerne von
der Börse nehmen. Private Krankenhäuser
und Pflegebetriebe, die nicht gemeinnützig
arbeiten, wollen wir in Gemeineigentum
überführen. Sie müssen nach Bedarf und
Gemeinwohl organisiert werden. Das System
der Fallpauschalen wollen wir durch eine
be darfsgerechte Finanzierung ersetzen. Die
Gehälter in der Pflege wollen wir erhöhen,
das hilft auch gegen Fachkräftemangel.
Die Zweiklassenmedizin wollen wir mit
einer solidarischen Gesundheitsversiche-
rung ablösen, in die alle einzahlen. Die
Pflegeversicherung wollen wir zu einer Voll-
versicherung umbauen, die alle Leistungen
übernimmt. Die Eigenanteile für die Ver-
sicherten oder ihre Angehörigen, die heute
viele Menschen in Armut und Verzweiflung
treiben, entfallen. Es darf nicht sein, dass
Menschen durch Patente vom Zugang zu
Medikamenten und Impfstoffen ausge-
schlossen werden, nur um die Profite der
Pharmakonzerne hoch zu halten. Gerade
in der Pandemie zeigt sich, dass Pharma-
forschung ein öffentliches Gut ist. Die
Lizenzen für die Coronaimpfstoffe müssen
freigegeben werden, damit die Impfstoff-
produktion beschleunigt werden kann.
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n Ungleichheit verringern: Neue soziale
Sicherheit, ein Neustart aus der Pandemie
heraus und ein klimagerechtes Umbaupro-
gramm sollten gerecht finanziert werden.
Wir wollen hohe Vermögen und Erbschaften
stärker besteuern. Statt einer Billigsteuer
für Unternehmensgewinne wollen wir Pro-
fite wie alle Einkommen besteuern. Unser
Grundgesetz sieht die Möglichkeit einer
Vermögensteuer vor, wir wollen diese wieder
erheben und Multimillionäre und Milliardäre
mit einem progressiven Steuertarif von bis
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zu fünf Prozent in die Finanzierung einer
gerechten Gesellschaft einbeziehen. Mit
den Einnahmen können die Bundesländer
dringend notwendige Investitionen in Bil-
dung, Gesundheit und Wohnen leisten. Wir
halten gemeinsam mit vielen Expert*innen
die Schuldenbremse für volkswirtschaftlich
schädlich und wollen sie abschaffen. Wir
schlagen vor, die Steuerfreibeträge in der
Einkommensteuer anzuheben: 1.200 Euro
pro Monat werden von Steuern freigestellt.
Das entlastet niedrige und mittlere Einkom-
men spürbar.
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n Neuer Aufbruch für den Osten: Das
Versprechen des Grundgesetzes, es sollen
gleichwertige Lebensverhältnisse herr-
schen, wollen wir endlich wahr machen.
Wir streiten für einheitliche Tarifgebiete
und gleiche Löhne in diesem Land. Der
Rentenwert Ost muss sofort auf das West-
niveau angehoben werden. Solange es
noch starke Lohnunterschiede zwischen
Ost und West gibt, soll die Umrechnung der
Ostgehälter bei der Rente erhalten bleiben.
Die Angleichung der Ostrenten darf kein
Nachteil für die heutigen Beschäftigten sein.
Wir wollen im Osten den Eigensinn, den
Aufbruchsgeist und die Solidarität der
Menschen stärken. Kein Umbau der Regio-
nen mehr über die Köpfe der Menschen
vor Ort hinweg! Wir schlagen Sozial- und
Wirtschaftsräte vor, die den Menschen
Mitbestimmung ermöglichen.
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n Sozial und klimagerechte Wirtschafts
politik: Wir müssen den Umbau zu einer
weitgehend kohlendioxidfreien, ener-
gie- und ressourcensparenden Wirtschaft
und Infrastruktur so schnell wie möglich
schaffen, um überhaupt die Chance zu
haben, das 1,5-Grad-Ziel bei der Begren-
zung der Erderwärmung noch zu erreichen.
LINKE Wirtschaftspolitik setzt auf höhere
Löhne und sichere Arbeitsverhältnisse
sowie auf demokratische Entscheidung
über Investitionen, mit denen wir eine
gemeinwohlorientierte und klimaneutrale
Wirtschaft auf den Weg bringen wollen.
Die Industriestruktur muss regionaler,
krisenfester und unabhängiger vom Export
werden. Mit einem staatlichen Industrie-
Transformationsfonds über 20 Milliarden
Euro pro Jahr wollen wir den notwendigen
ökologischen Umbau in der Industrie,
insbesondere der Autozuliefererindustrie
unterstützen. Von diesem Fonds profitieren
Betriebe, die Arbeitsplätze sichern, gute
Löhne und flächendeckende Tarifverträge
haben.
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Über die öffentliche Förderung sollen regio-
nale Wirtschafts- und Transformationsräte
entscheiden, in denen neben der Politik und
den Unternehmen auch Gewerkschaften,
Umwelt- und Sozialverbände gleichbe-
rechtigt Stimmrecht haben. Genossen-
schaften wollen wir besonders fördern.
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n Sichere Jobs und Mitbestimmung: Wir
wollen Garantien für Arbeitsplätze und
Einkommen für die Beschäftigten. In der
Krise und wenn Unternehmen auf klimage-
rechte Produktion umstellen, kann eine
Arbeitszeitverkürzung mit Weiterbildungs-
offensive die Arbeitsplätze sichern. Die
Weiterbildung wird anteilig aus einem Soli-
darfonds von den Unternehmen und der
Agentur für Arbeit bezahlt. Wir wollen ein
Weiterbildungsgeld einführen. Staatliche
Gelder, die als Hilfszahlungen oder Subven-
tionen an Unternehmen gehen, wollen wir
an langfristige Garantien von Arbeitsplätzen,
Tarifverträgen und an verbindliche Investi-
tionspläne für ökologischen Umbau binden.
Öffentliche Aufträge binden wir an Tariftreue.
Wir wollen Vetorechte der Beschäftigten
gegen Kahlschlag in Unternehmen und wirk-
same Mitbestimmung bei Entscheidungen
über Standortschließungen, Massenent-
lassungen und Zukunftsinvestitionen.
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n Konsequenter Klimaschutz und mehr
Lebensqualität, Mobilitäts, Agrar und
Energiewende: Wir wollen den öffentlichen
Nahverkehr ausbauen, den Takt erhöhen und
den Service verbessern – auch auf dem Land.
Die Ticketpreise wollen wir bis zum Nulltarif
senken. Wir schaffen gute Arbeitsplätze in der
Produktion von Bus, Bahn und Schiene und
für die Beschäftigten im ÖPNV. Wir beginnen
mit Modellprojekten in 15 am meisten von
Abgasen belasteten Städten. Wir verlagern
Kurzstreckenflüge und Frachtverkehr auf
die Schiene. Die Bahn muss ausgebaut und
für alle bezahlbar werden. Unsere Verkehrs-
wende sorgt für mehr Mobilität, aber mit
weniger Verkehr. Wir wollen die Energiever-
sorgung am Gemeinwohl ausrichten und in
Stadtwerken und Genossenschaften organi-
sieren. Die gesamte Energie sollte so schnell
wie möglich aus erneuerbaren Quellen
kommen. Kommunen wollen wir beim klima-
neutralen Umbau und der Schaffung guter
Arbeit unterstützen. Dazu bedarf es einer
Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive im
Handwerk, um den Bedarf an Fachpersonal
in allen Bereichen zu decken. Wir wollen für
alle Menschen eine gute Ernährung sichern
und die Agrarindustrie zu einer krisenfesten
ökologischen Landwirtschaft umbauen. Nur
so können wir langfristig Zugang zu genug
Wasser und Lebensmitteln garantieren.
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n Agrarland schützen: Wir wollen öffent-
lichen Besitz an land- und forstwirtschaft-
lichen Flächen stärken und Landraub wirksam
verhindern. Wir schlagen unter anderem
einen öffentlichen Bodenfonds vor, der an
nachhaltig wirtschaftende, ortsansässige
Agrarbetriebe zu fairen Konditionen ver-
pachtet. Genossenschaftliche und gemein-
nützige Nutzung wollen wir fördern, die
Bodenpreise deckeln. Damit sichern wir re-
gionale Nahrungsproduktion, ökologischen
Umbau und die Zukunft von Landwirt*innen.
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Kriegsge bietes ein. Gerade in einer Pande-
mie sollte das Geld in Gesundheitsversor-
gung – auch international – und eine gerech-
tere Welt wirtschaft fließen, nicht in Panzer
oder Drohnen. Statt mit Verweis auf das
2-Prozent-Ziel der NATO die Bundeswehr
hochzurüsten, setzen wir uns für Abrüstung
und Entspannung und vernunftorientierte,
friedliche internationale Beziehungen ein;
das schließt Russland und China ein.
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Wir stehen vor großen Umbrüchen. Wir
sehen darin eine Chance. Wir wissen, dass
die Mehrheiten in diesem Land für mehr
Gerechtigkeit, für soziale Sicherheit und
für Klimagerechtigkeit sind. Hier liegt für
uns LINKE eine Verantwortung in den zu
erwartenden Klassenkämpfen: das Potenzial
von Veränderungen auch zu nutzen. Wir
stehen für einen gesellschaftlichen Aufbruch
nach der Pandemie – nach Jahren der Kür-
zungspolitik und Jahrzehnten ökolo gischer
Zerstörung: Gemeinwohl vor Profite. Soli-
darität, die diesen Namen verdient, statt
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Bereicherung und Korruption. Wir brauchen
einen gesellschaftlichen Aufbruch. Einen
Aufbruch für soziale Sicherheit und eine
funktionierende Infrastruktur, für Frieden,
für soziale und für Klimagerechtigkeit.
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Der notwendige Wandel unserer Wirtschaft
darf nicht auf Kosten der Beschäftigten und
der breiten Bevölkerung erfolgen. Weder
hierzulande noch anderswo. Wir wollen eine
Wirtschaft, in der sich kein*e Arbeiter*in
zwischen dem Job und der Zukunft der eige-
nen Kinder entscheiden muss. Wir wollen
eine Gesellschaft, in der sich Arbeiter*innen
und Angestellte den Klimaschutz auch leis-
ten können. Der Schutz der Lebensgrund-
lagen braucht ein Fundament: soziale Sicher-
heit. Ohne Sicherheit und Vertrauen können
wir unsere Gesellschaft nicht klimaneutral
machen.
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Eine sozialökologische Transformation
braucht deshalb gerechte Übergänge. Wir
wollen Arbeitsplatz- und Einkommensgaran-
tien und eine Million gut bezahlte und
sinnvolle klimaneutrale Arbeitsplätze
schaffen. Wir können die Klimakatastrophe
gemeinsam bewältigen, wenn wir es radikal,
realistisch und gerecht machen. Wir wollen
die Weichen so stellen, dass unsere Infra-
struktur und Wirtschaft, Kommunen und
Industrie bis Mitte des nächsten Jahrzehnts
klimaneutral werden.
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Wir haben keine Zeit mehr, auf bessere
Zeiten nur zu warten. Es geht mehr denn
je um linke Politik im Hier und Heute, um
einen Aufbruch für mehr soziale Demo-
kratie und mehr Klimagerechtigkeit. Wir
stehen dafür ein, dass das längst Über-
fällige an sozialen, demokratischen und
ökologischen Veränderungen auch ver-
wirklicht wird. Wir sagen nicht nur, wie
es besser gemacht werden könnte. Wir
wollen es auch anders machen.
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Gute Arbeit, gute Löhne –
Demokratie gilt auch im Betrieb!
DIE LINKE kämpft dafür, dass alle erwerbs-
tätigen Menschen von ihrer Arbeit gut und
sicher leben können. Arbeitsbedingungen
müssen sich an Menschen und ihren
Fa mi lien orientieren, nicht an den Profitin -
teressen der Unternehmer. Die Unter-
nehmer verbände nutzen die Krise, um
Rechte von Beschäftigten einzuschränken,
Löhne weiter zu drücken und Überstunden
durch zusetzen. Wenn Unternehmen in
der Corona krise riesige Wirtschaftshilfen
bekommen und dann Beschäftigte ent-
lassen oder die Standorte schließen, sagen
wir Nein! DIE LINKE steht an der Seite der
Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften.
Wir wollen Arbeitsplätze und Tarifverträge
verteidigen und die Tarifbindung ausbauen,
das Hartz-IV-System als Druckinstrument
auf Löhne abschaffen, Entlassungen
stoppen und die Arbeitswelt vom Kopf
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n Erweiterung der Mitbestimmung
von Belegschaften und Öffentlichkeit in
wirtschaftlichen Fragen. Unternehmen,
die öffentliche Hilfen in Anspruch nehmen,
dürfen nicht gleichzeitig Dividenden an
ihre Anteilseigner*innen oder Boni an die
Vorstände auszahlen.
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n Der Betriebsbegriff und der Arbeitneh-
merbegriff müssen aktualisiert und an die
heutigen Arbeitsverhältnisse und Betriebs-
strukturen angepasst werden, damit die
Arbeitsrechte und die Betriebsverfassung
für alle wirtschaftlich abhängig Beschäf-
tigten gelten.
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Unternehmen nutzen die Einführung
neuer Technologien und Produkte, den
Klimaschutz und die Digitalisierung als
Anlass, um auf dem Rücken der Beschäf-
tigten umzustrukturieren, Beschäftigte
zu entlassen oder die Belegschaften zu
erpressen. Gleichzeitig führen der ökolo-
gische Umbau und die Digitalisierung zu
neuen Tätigkeitsfeldern und verändern
die Anforderungen an Beschäftigte. Die
Verantwortung für Aus- und Weiterbildung
dürfen Unternehmen nicht auf die Beschäf-
tigten und die Allgemeinheit abschieben.
Fortbildungsmaßnahmen, die im Interesse
der Unternehmen sind, müssen auch von
ihnen finanziert werden. Beschäftigte,
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n Vetorecht gegen Kahlschlag, Mitbe
stimmung über die Zukunft. Beschäftigte
und Betriebsräte brauchen Mitbestim
mung auch bei wirtschaftlichen Fragen.
Das gilt besonders für Betriebsänderungen,
Standortänderungen und Entlassungen. Auch
in Fragen des Arbeits- und Gesundheits-
schutzes, des betrieblichen Umwelt schutzes,
bei der Planung und Gestaltung von Tätig-
keiten und von Arbeitsbedingungen, bei
der Änderung von Arbeitsplätzen sowie der
Arbeitsintensität braucht es zwingende
Mitbestimmungsrechte.
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DIE LINKE will die Demokratie in der Gesell-
schaft, im Betrieb und in der Wirtschaft
stärken. Die letzte bedeutende Reform des
Betriebsverfassungsgesetzes gab es 1972.
Damals gab es keine Leiharbeit, kein Out-
sourcing und keine Standortver lagerungen
ins Ausland. Es gab keine sachgrundlosen
Befristungen, Minijobs oder Arbeit auf
Abruf. Beschäftigungsformen wie Crowd-
und Clickwork waren unbekannt und
Arbeitgeber*innen konnten sich nicht –
als Plattformen getarnt – sozialpolitischer
Verantwortung entziehen.
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sich nicht klassenneutral, sondern als Ver-
teilungsauseinandersetzung, untrennbar
mit der Eigentumsfrage verbunden. Deshalb
ist die Ausweitung zwingender Mitbestim-
mung auf wirtschaftliche Fragen zentral.
Beschäftigte und ihre Betriebsräte sollen
die Initiative ergreifen können bei Investi-
tionsentscheidungen, Fertigungstiefen,
Aus- und Verlagerungen, Schließungen von
Betrieben und Betriebsteilen, Rationalisie-
rungsvorhaben und neuen Arbeitsmethoden
und Steuerungsmechanismen. Denn nur
so werden Beschäftigte bei der bevorste-
henden Transformation mitgenommen, nur
so wird prekäre Arbeit eingedämmt, nur so
Klima- und Umweltschutz in den Betrieben
realisiert und die Digitalisierung im Sinne
der Beschäftigten und auch des Allgemein-
wohls vorangetrieben.
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n In allen privaten, öffentlichen und gemein-
wirtschaftlichen Unternehmen ab 500
Beschäftigten wollen wir eine echte paritä-
tische Mitbestimmung im Aufsichtsrat
verpflichtend einführen. In diesen Unter-
nehmen müssen die Eigentümer*innen
und die Beschäftigten zu gleichen Teilen
vertreten sein. Den Vorsitz übernimmt eine
weitere Person, auf die sich beide Seiten
verständigen müssen. Fragen von erheb-
licher Bedeutung für die Belegschaft – wie
Verlagerungen – müssen durch Beleg-
schaftsabstimmung bestätigt werden.
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n Menschenwürdige Pflege kann und darf
nicht auf Profit ausgerichtet sein. Aktuell
ist der überwiegende Teil der Pflegeheim-
plätze und der ambulanten Pflegedienste
privatwirtschaftlich organisiert. Der gesetz-
lich verankerte Anspruch auf Gewinn,
der sogenannter Risikozuschlag, für den der
Staat im Zweifel bezahlt, muss ersatzlos
gestrichen werden. Die Kostenspirale der
immer weiter steigenden Eigenanteile muss
gebrochen werden. Bis zur Einführung
einer Pflegevollversicherung müssen die
Eigenanteile sofort deutlich gesenkt und
gedeckelt werden.
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Keine Profite mit Miete und Boden:
Zuhause für alle!
Mietenwahnsinn und Verdrängung
stoppen. Hohe Mieten senken und
gemeinnützige Wohnungswirtschaft
aufbauen. Spekulation mit Grund
und Boden beenden.
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dagegen Berlin, wo DIE LINKE mitregiert:
Mieten mit harten Obergrenzen deckeln,
Wohnungen zurück in öffentliches Eigentum
bringen, sozialen Wohnungsbau fördern
und die Immobilienwirtschaft gemeinnützig
machen! In Berlin sind die Mieten erstmals
seit Jahren wieder gesunken. Doch die
Lobby der Immobilienwirtschaft versucht,
effektiven Mieter*innenschutz in Ländern
und Kommunen zu unterlaufen. Das zeigt:
Es braucht einen Politikwechsel im Bund,
damit Menschen mit geringerem Einkom-
men nicht mehr an den Rand gedrängt
werden, damit Städte und Gemeinden nicht
weiter veröden und als Profitcenter der
Immobilien wirtschaft missbraucht werden.
Unsere Städte und Gemeinden sollen ein
Zuhause und Lebensraum für Menschen
sein, kein Erpressungswerkzeug in den
Händen von Maklern und Immobilienlobby.
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DIE LINKE kämpft in breiten Bündnissen
für eine Neuausrichtung der Mieten- und
Stadtentwicklungspolitik. Wir stehen an
der Seite der Mieter*innen sowie der vielen
Initiativen, die sich gegen Verdrängung und
für ein Recht auf Wohnen einsetzen. Wir
stehen für lebenswerte Städte und Dörfer
für alle. Unser Ziel ist klar: Mietenexplo-
sion und Verdrängung stoppen, die Mieten
wieder senken und langfristig eine gemein-
nützige Wohnungswirtschaft aufbauen –
für ein gutes Zuhause für alle.
Seite: 40
n Ehemalige Kasernen umwandeln in
Sozialwohnungen: Da sich diese Gebäude
in öffentlicher Hand befinden, wollen wir
sie nicht der Privatwirtschaft überlassen,
sondern zu günstigem Wohn- und Gewerbe-
raum umgestalten.
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Klimagerechtigkeit statt Verdrängung!
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Der Klimaschutz bei Gebäuden ist ent-
scheidend: Hier wird ein großer Teil der
Treibhausgase verursacht. Doch bisher
wird energetische Sanierung allzu oft für
eine Mietsteigerung benutzt und führt
dann auch zu Verdrängung. Das schadet
der Akzeptanz des Klimaschutzes.
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n Klimaschutz ohne Mieterhöhung! Die
Modernisierungsumlage wollen wir abschaf-
fen, sie dient der Mietsteigerung – nicht
dem Klimaschutz. Aufschläge auf die Miete
sollen nur noch in Höhe der erreichten
Einsparung bei Heizung und Warmwasser
zulässig sein.
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n Auch arme Menschen haben ein Recht
auf energetisch sanierten Wohnraum. Wir
wollen kurzfristig eine Klimakomponente
bei den Kosten der Unterkunft und Heizung
einführen und das Wohngeld angemessen
erhöhen.
Seite: 42
n Wir wollen einen bundesweiten Klima
check aller Gebäude bis 2025. Mit ver bind-
lichen gebäudescharfen Stufenplänen, die
bis zu einem bestimmten Zeitpunkt flexibel
zu erreichende Energieeffizienz niveaus zum
Inhalt haben, wollen wir bis 2035 einen kli-
maneutralen Gebäudebestand garantieren
und viele neue Arbeitsplätze schaffen. Hier-
zu bedarf es eines umfassenden Aufbaus
von Produktionskapazitäten und Qualifi ka -
tionen. Dieser muss u. a. die gezielte För-
derung der Ausbildung im Handwerk, die
Schaffung und Ausweitung von spezialisier-
ten Studiengängen, staatlich geschaffene
Produktionskapazitäten und Preiskon trol-
len zur Vermeidung von Mitnahme- und
Blockade effekten umfassen. Die CO2-Steu-
er darf nicht auf die Miete umgelegt werden.
Seite: 42
n Vermieter*innen, die die Kosten einer
energetischen Sanierung nicht tragen
können, können sich unter den Schirm
der Wohnungsgemeinnützigkeit begeben.
Dadurch erhalten sie Zugang zur vollen
öffentlichen Förderung der Sanierungs
kosten und verpflichten sich im Gegenzug
zur gemeinnützigen Bewirtschaftung ihrer
Wohnungen.
Seite: 42
n Wir wollen die Förderkulisse auf ein
Sofortprogramm klimagerechte und
sozialverträgliche Erneuerung von Sied
lungsbauten der Nachkriegszeit (erbaut
zwischen 1949 und 1978) ausrichten. Dafür
sollen – zusätzlich zur Aufstockung der
laufenden Programme der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) auf dauerhaft min-
destens 10 Milliarden Euro jährlich – noch
einmal 5 Milliarden Euro pro Jahr bereit-
gestellt werden.
Seite: 42
n Sanierungsberater*innen sollen inner-
halb eines Sozialplanverfahrens gemäß
Paragraf 180 BauGB an Klimastützpunkten
beratend (für die Mieter*innen schützend)
tätig sein und sozialverträgliche Quartiers-
sanierungskonzepte koordinieren.
Seite: 44
n Mit einer neuen Wohnungswirtschafts
gesetzgebung wollen wir das Geschäfts-
modell von Immobilienfonds beenden, die
Mieten kassieren, Renditen ausschütten,
kaum investieren und nur auf die Steige-
rung der Immobilienpreise setzen. Ein
wesentlicher Teil der Miete steht dann als
Bauerneuerungsrücklage nicht mehr für
Finanzmarktspekulation, sondern für nötige
Instandhaltung zur Verfügung.
Seite: 45
n Wir wollen die ungerechtfertigten
Altschulden aus dem DDR-Wohnungsbau
endlich streichen. Gerade Unternehmen in
strukturschwachen Regionen befinden sich
in wirtschaftlicher Schieflage und können
nicht investieren. Dabei müssen gerade in
Grundzentren und Siedlungsschwerpunkten
in ländlichen Räumen Mietwohnraum und ein
annehmbares Wohnumfeld bedarfs- sowie
klimagerecht gesichert werden. Durch bun
desweite Förderprogramme wollen wir den
Erhalt von Mietangeboten im ländlichen Raum
stärken. Das stoppt Wegzug und entlastet
Ballungsräume und Städte mit Wohnungsnot.
Seite: 46
Wir stellen sozialer Spaltung in der Bildung,
Leistungsdruck und Unterfinanzierung eine
andere Idee entgegen. Durch den Zugang
zu Bildung sollen soziale Benachteiligungen
abgebaut, nicht noch verstärkt werden. Wir
wollen gemeinsames solidarisches Lernen
statt Konkurrenz und Notendruck. DIE LINKE
setzt sich für ein inklusives Bildungssystem
ein, in dem Menschen individuell ge för dert
wer den. Wir wollen Bildung und Wissen-
schaft, die den Einzelnen gerecht wird und
dazu beiträgt, gesellschaftliche Fragen zu
beant worten. Wie stoppen wir die Klima-
krise? Wie können wir so leben und pro du-
zieren, dass alle genug zum Leben haben
und die Umwelt geschont wird? Mit neuen
Heraus forderungen entstehen neue Anfor-
derungen an Bildung. Wir wollen die Hoch-
schulen öffnen, die Weiterbildung und
den Rechtsanspruch auf berufliche Bildung
stärken und Programme auflegen, damit alle
eine berufliche Zukunftsperspektive haben.
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n Alle Kinder sollen täglich kostenloses
gesundes, warmes Essen erhalten, wie es in
einigen Städten bereits praktiziert wird (vgl.
Kapitel »Landwirtschaft und Ernährung«).
Seite: 50
Jedes Jahr werden Zehntausende junge
Menschen in Deutschland bei der Suche
nach einem Ausbildungsplatz vertröstet.
Sie finden keinen Ausbildungsplatz mit
Perspektive oder hängen in endlosen
Warteschleifen fest. Fast zwei Millionen
junge Menschen haben keine Berufsaus-
bildung. Besonders Hauptschüler*innen
und Migrant*innen werden benachteiligt.
Die Wirtschaft unterschreitet die Zielmarke
von 500 000 jährlich zu schaffenden Aus-
bildungsplätzen. Viele Arbeitgeber klagen
über mangelnde Fachkräfte und Aus-
Seite: 52
stammen. Viele werden von vornherein
durch Zugangshürden vom Studium aus-
geschlossen. Weiter hat die pandemiebe-
dingte Schließung der Hochschulen die
seit Jahren andauernde Konkurrenz und
Vereinzelung im Studium weiter befördert.
Das ist politisch gewollt. Es muss aber
nicht so bleiben. DIE LINKE setzt sich für
eine soziale, demokratische, offene und
inklusive Hochschule und Wissenschafts-
landschaft ein. Wir stehen an der Seite
von Initiativen und Bewegungen, die für
bessere Bedingungen kämpfen: für eine
Entfristung und faire Bezahlung von wissen-
schaftlichem Personal, gute Studien- und
Lebensbedingungen für Studierende und
dafür, dass die Coronakrise auch an den
Hochschulen solidarisch bewältigt wird. Es
bleibt viel zu tun. Seit Jahren werden die
Hochschulen und Universitäten unter dem
Druck der öffentlichen Finanzierungssys-
teme zur unternehmerischen Hochschule
ausgebaut. Das Ziel ist es, Wissen, Bildung
und Forschung wirtschaftlich verwertbar zu
machen. Durch die chronische Unterfinan-
zierung bleibt der Raum für unabhängige
und gesellschaftskritische Forschung und
Lehre und damit eine wesentliche Funk-
tion von Wissenschaft auf der Strecke.
Forschung ohne Drittmittel ist kaum noch
möglich. DIE LINKE fordert eine ausrei-
chende Finanzierung der Hochschulen und
Forschungseinrichtungen durch den Staat.
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n Inhalte von Lehre und Forschung orien-
tieren sich immer stärker an wirtschaftlicher
Verwertbarkeit und Konzerninteressen. Wir
wollen Hochschulen in gesellschaftlicher
Verantwortung und setzen uns für kritische
Wissenschaft und Lehre ein, die im Sinne
einer sozial gerechten, ökologisch nachhal-
tigen und friedlichen Welt eingreift.
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n Um dem neoliberalen Mainstream in
den Wirtschaftswissenschaften kritisches
Denken zur Seite zu stellen, wollen wir
plurale Ansätze in Forschung und Lehre an
Hochschulen, Universitäten und in der
Politikberatung fördern. Dazu gehören (post-)
keynesianische, marxistische, ökologische
und feministische Wirtschaftstheorien. Wir
fordern im Rahmen der Forschungs- und
Innovationsförderung des Bundes die Ein-
rich tung eines Forschungsclusters zu sozial-
ökologischer Transformation mit hetero-
doxer Ausrichtung der Forschung. Auch
müssen plurale Ansätze bei der Förderung
von Promovierenden stärker berücksichtigt
werden. Die Theorie- und Forschungsansät-
ze sollen auch bei der Ausschreibung und
Vergabe von wissenschaftlichen Beratungs-
leistungen durch die öffentliche Hand
beachtet werden.
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Forschung und Wissenschaft müssen
zur Lösung von sozialer Spaltung, Klima-
wandel und Umweltproblemen beitragen.
In diesem Sinne wollen wir die milliarden-
schwere Innovations- und Technologie-
förderung des Bundes, auch die gemein-
sam von Bund und Ländern finanzierte
außeruniversitäre Forschung strategisch
ausrichten. Neben technischen sind dabei
besonders soziale Innovationen wichtig.
Wir wollen diese Forschungslandschaft
stärker mit der Arbeit der Hochschulen
verknüpfen.
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Klimaschutz sozial gerecht:
Für einen sozialökologischen Systemwechsel
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Es geht längst nicht nur um den Klimawandel:
Umweltforscher*innen gehen davon aus,
dass von neun planetaren Grenzen (also
physikalischen Grenzen des ökologischen
Erdsystems) einige bereits überschritten
sind. Das betrifft insbesondere die Erder-
wärmung, das massenhafte Artensterben,
die Veränderung der Landnutzung sowie
die Störung der Phosphor- und Stickstoff-
kreisläufe. Jedes dieser Probleme hat das
Potenzial, unserer Gesellschaft die materi-
elle Grundlage zu entziehen. Die Corona-
pandemie zeigt: Die Zerstörung natürlicher
Lebensräume lässt die Wahrscheinlichkeit
von Pandemien rasant steigen. Diesen
verheerenden Prozess der Naturzerstörung
müssen wir stoppen.
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Der Klimawandel ist auch ein medizini-
scher und pflegerischer Notstand: Die Zahl
hitzebedingter Behandlungen und von
Hitzetoten wächst. Luftverschmutzung
verschärft chronische Krankheiten, Trink-
wasserreservoirs versiegen. Der Wohl-
stand der Industrieländer ist untrennbar
mit der Ausbeutung des Globalen Südens
verbunden. Dreckige Industrieprozesse
und ausbeuterische Jobs sind in Entwick-
lungs- und Schwellenländer ausgelagert
worden, während die Produkte und Profite
in den Globalen Norden wandern.
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Die Umweltzerstörung ist von den sozialen
Verhältnissen im Kapitalismus nicht zu
trennen. Studien weisen schon lange darauf
hin, dass der ökologische Fußabdruck
extrem ungleich verteilt ist. Das gilt nicht
nur für das Verhältnis zwischen reichen
und armen Staaten, sondern auch für
Deutschland selbst. Während die Reichsten
für einen überdurchschnittlichen Anteil der
klimaschädlichen Treibhausgasemissionen
verantwortlich sind, sind die Armen von
Umweltveränderung und Verschmutzung
am stärksten betroffen. Wer Vermögen
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Um die Naturzerstörung zu stoppen, müs-
sen Ressourcenverbrauch und Emissionen
auf ein nachhaltiges Niveau abgesenkt
werden. Ökosysteme haben Belastbarkeits-
grenzen, die nicht überschritten werden
dürfen. Unter den Bedingungen des
»freien« Weltmarkts ist Nachhaltigkeit auf
Dauer nicht möglich. Statt einer Wirt-
schaft, die für Profite arbeitet, brauchen
wir eine Wirtschaft, die klaren sozialen
und öko logischen Zielen folgt, die mit
den verbleibenden Ressourcen haushal-
ten kann und die für die Bedürfnisse der
Menschen arbeitet. Alle Erfahrungen der
letzten Jahrzehnte belegen es: Techno-
logische Erfolge – zum Beispiel durch
den Ausbau erneuerbarer Energien oder
durch bessere Antriebssysteme – werden
durch sogenannte Reboundeffekte sofort
wieder wettgemacht. Verbrennungsmo-
toren werden effizienter, dafür werden die
Fahrzeuge schwerer. Die Digitalisierung
erlaubt umweltfreundlichere Formen des
Arbeitens, hat aber gleichzeitig einen
ökologisch verheerenden Bergbauboom
ausgelöst. Selbstverständlich sind grüne
Technologien Teil des sozialökologischen
Systemwechsels, aber sie allein werden
die Naturzerstörung nicht stoppen.
Seite: 56
Wir brauchen deshalb politische Maß-
nahmen, die den Ressourcenverbrauch
und Emissionen deckeln und absenken.
Am dringendsten gilt das für die klima-
schädlichen Emissionen. Für sie müssen
verbindliche Obergrenzen durchgesetzt
werden, die den Unternehmen, aber auch
der Gesellschaft klare Vorgaben machen.
Unser Planet hat physikalische Grenzen –
diese Erkenntnis muss sich endlich auch in
Wirtschaft und Politik durchsetzen.
Seite: 57
Um Ressourcenverbrauch und Emissionen
nachhaltig absenken zu können, brauchen
wir einen gezielten Umbau von Wirtschaft
und Gesellschaft. Mit sozialökologischen
Investitionen wollen wir dafür sorgen, dass
dieser Umbau nicht auf Kosten der Beschäf-
tigten und der breiten Bevölkerung erfolgt.
Wir schlagen deshalb ein Sofortprogramm
gegen die soziale und Wirtschaftskrise vor,
das zugleich die Weichen für eine bessere,
klimagerechte Zukunft für alle stellt und die
Gesellschaft durch eine starke öffentliche,
soziale Infrastruktur krisenfester macht. Es
geht um Anerkennung für diejenigen, die die
Gesellschaft am Laufen halten – und um ein
besseres Leben für alle. Klimaschutz und
soziale Gerechtigkeit gehören für uns untren-
nbar zusammen. Ohne soziale Gerech tigkeit
kann keine große Transformation hin zu
einer klimaneutralen Wirtschaft gelingen,
weil die Menschen gar nicht in die Lage
versetzt werden, den Klimaschutz in ihrem
Alltag umzusetzen und sich dafür einzu-
setzen. Ohne Klimagerechtigkeit gibt es
jetzt und in Zukunft keine soziale Gerechtig-
keit, denn die Klimakrise trifft die zuerst,
die sozial schlecht gestellt sind.
Seite: 57
Es ist Zeit, den Profitmechanismus prinzi-
piell infrage zu stellen, damit die Vielen eine
Zukunft haben. Ressourcenverbrauch darüber
hinaus ist weder möglich noch nötig. Es ist
Zeit, dass endlich diejenigen von der not-
wendigen Transformation zu einer klimage-
rechten und solidarischen Gesellschaft
profitieren, die es in den letzten Jahren
schwer hatten: Beschäftigte im Niedriglohn-
sektor, in der Industrie oder auf dem Bau,
in sozialen Dienstleistungen und der »sys-
temrelevanten« Infrastruktur, Mieter*innen,
Menschen, die ihre Angehörigen und
Freund*innen pflegen. Unser Programm
für eine sozial gerechte und klimagerechte
Gesellschaft setzt deshalb auf Löhne, die
für ein gutes Leben reichen. Wir wollen mit
Investitionen Einstiege schaffen in ein neues,
sozial gerechtes, klimagerechtes und ge-
schlechtergerechtes Wohlstandsmodell
mit einer gerechten Verteilung von Arbeit
und Reichtum. Statt blinden Wachstums
der Profite wollen wir mehr Zeit und weniger
Seite: 57
Die Infrastruktur in vielen Kommunen und
Regionen wurde kaputtgespart. Es man-
gelt an Einrichtungen, Dienstleistungen
und Personal. Das betrifft besonders
gering verdienende Menschen und führt
im Alltag bei vielen zu Stress. Mit einer
sozialöko logischen Investitionsoffensive
wollen wir das ändern. Wir wollen attraktive
Dienst leistungen und öffentliche Angebote
für Gute Arbeit schaffen – inklusiv, demo-
kratisch und gemeinwohlorientiert. Wir
setzen dabei auf eine Erneuerbare-Energien-
und Mobilitätswende für ökologische und
bezahlbare Energieversorgung und Mobi-
lität für alle. Auf Investitionen in bezahlbare,
energieeffiziente Wohnungen, die von gut
bezahlten Beschäftigten gebaut werden.
Auf einen klimaneutralen Umbau der Kom-
munen, der wohnortnahe Versorgung,
funktionierende Infrastruktur und mehr
Lebensqualität ermöglicht.
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Die Bundesregierung schaut zu, wie Arbeits-
plätze in Deutschland vernichtet werden.
Mit Klimapolitik hat das nichts zu tun,
umso mehr mit Renditen der Aktionäre der
Konzerne. Milliarden von Steuergeldern aus
Hilfspaketen und Subventionen gehen an die
Konzerne, ohne Bedingungen, ohne Job-
garantien. Eine massive gesellschaftliche
Richtungsauseinandersetzung ist längst im
Gange: Renditen für Aktionäre auf Kosten
der Belegschaften und der Zukunft unserer
Kinder und Enkelkinder – oder eine »soziale,
ökologische und demokratische Transfor-
mation« (so die IG Metall). Die produktive
Arbeit und das Wissen der Beschäftigten
in der Industrie sind eine unverzichtbare
Grundlage für ein sozial gerechtes und
klimagerechtes Wohlstandsmodell der
Zukunft. Zugleich brauchen wir ein ande-
res Produktionsmodell, das nachhaltige
Lebensweisen und hohe Lebensqualität
für alle ermöglicht. Eine Produktion, die auf
Rüstungsgüter und teure Eigentumswoh-
nungen setzt, die Autos mit immer mehr
PS, Energie- und Ressourcenverbrauch
baut, hat ebenso wenig eine Zukunft wie die
Herstellung von Wegwerfprodukten (zum
Beispiel Elektro- und IT-Geräte mit wenigen
Monaten Haltbarkeit).
Seite: 58
Investieren in gut bezahlte,
klimaneutrale Jobs und die Infra
struktur für ein besseres Leben
Seite: 58
Für den notwendigen Umbau der Wirtschaft
sind Regeln und Konzepte notwendig –
Anreize, Subventionen und Steuererleichte-
rungen reichen nicht aus. Nur mit massiven
öffentlichen Investitionen können wir den
Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirt-
schaft und Infrastruktur in anderthalb Jahr-
zehnten schaffen. LINKE Wirtschaftspolitik
setzt auf sichere Arbeitsverhältnisse, auf
eine gute Versorgung aller und auf demo-
kratische Entscheidung über Investitionen,
die eine gemeinwohlorientierte, bedarfs-
gerechte und klimaneutrale Wirtschaft auf
den Weg bringen sollen.
Seite: 58
n Erneuerbare Energiewende: Um das
Klima zu retten, müssen erneuerbare
Energien bis 2035 das System der fossilen
Energien ersetzen. Erneuerbare Energien
sind begrenzt durch Ressourcen und ver-
fügbare Flächen. Deshalb ist die Begren-
zung des absoluten Verbrauchs notwendig.
Die Förderung durch das Erneuerbare-
Energien-Gesetz wird so ausgerichtet, dass
es auch für Kleinbetreiber und Kommunen
rentabel ist. Die großen Energiekonzerne
werden entmachtet und Energieversorgung
wird am Gemeinwohl ausgerichtet. Durch
die Energiewende in öffentlicher und genos-
senschaftlicher Hand können bis 2030 über
100 000 hochwertige und gut bezahlte
Arbeitsplätze in der Produktion, Installation
und Wartung dieser Anlagen geschaffen
werden. Investitionen in die Energiewende
stärken insbesondere die regionale Wirt-
schaft (vgl. Kapitel »Klimagerechtigkeit und
Energiewende«).
Seite: 59
n Starke Kommunen mit klimaneutraler,
sozialer Infrastruktur für ein besseres
Leben: Wir entlasten die Kommunen, fördern
benachteiligte Regionen und investieren
in gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost
und West, in allen Regionen des Landes.
Bei Investitionsmitteln wird ein Vorrang
für strukturschwache Regionen und sozial
abgehängte Kommunen und Stadtteile
eingeführt. Wir schaffen Zugang zu schnel-
lem Internet überall und investieren in
Barrierefreiheit: im Verkehr, in öffentlichen
Gebäuden und beim Wohnungsbau. Regio-
nale Wirtschaftsförderung und Wirtschafts-
kreisläufe schaffen Arbeitsplätze, soziale
Infrastrukturen erleichtern das Leben.
Durch Strom-, Mobilitäts- und Wärmewende
entstehen sozial gerechte und klimaneut-
rale Kommunen mit mehr Lebensqualität
für alle: bezahlbares Wohnen, gute wohn-
ortnahe Gesundheitsversorgung, kurze
Wege, weniger Lärm, mehr Parks und Urban
Gardening, Spielplätze und Sportanlagen,
preiswerte und klimafreundliche Naherho-
lungsangebote.
Seite: 59
öffentlichen Investitionsbanken der Mit-
gliedstaaten einen klimaneutralen Umbau
der Wirtschaft bis 2035 unterstützen und
investieren können in Gesundheitsversor-
gung und Bildung, erneuerbare Energien,
Bahn und Nahverkehr und sozialen und
ökologischen Wohnungsbau (vgl. Kapitel
»Europa«).
Seite: 60
Die Zukunft von Industriestandorten berührt
viele Regionen. Familien und Nachbar-
schaften sind betroffen, die Einnahmen der
Kommunen und ihre soziale Infrastruktur.
Die Industriepolitik der Bundesregierung
folgt den Interessen des Kapitals: An erster
Stelle stehen die Profite der großen Export-
konzerne, nicht die mittelfristige Zukunft
der Beschäftigten, Klimaschutz und der
Nutzen für die Gesellschaft. Die Abhängig-
keit der Industriestruktur in Deutschland
vom Export und von der Autoindustrie ist
eine wirtschafts- und industriepolitische
Sackgasse.
Seite: 60
Die Industriestruktur muss regionaler,
krisenfester und unabhängiger vom Export
werden – und die Industrie perspekti-
visch klimaneutral produzieren. Anders
als Konzepte von Strukturwandel in der
Vergangenheit geht es nicht um Subven-
tionen von Konzernen und eine gewisse
»soziale Ab federung« der Folgen von Krisen,
sondern um eine bessere Zukunft für die
Beschäftigten in der Industrie: sinnvolle
und sichere Arbeit, Löhne, die für ein gutes
Leben reichen, weniger Stress und mehr
freie Zeit.
Seite: 60
Unser Ziel ist es, dass die Industrie bis
2035 klimaneutral, nachhaltig und energie-
effizient produziert und die Industriestruk-
tur in Deutschland unabhängiger vom Export
von Autos, Waffen, Sicherheitstechnik und
umweltschädlichen Formen der Chemie-
produktion wird. Wir wollen mit den Gewerk-
schaften zusammen einen Prozess der
Rüs tungskonversion auf den Weg bringen
(vgl. Kapitel »Frieden«). Dabei muss sicher-
gestellt werden, dass neue, gleichwertige
Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen
geschaffen werden.
Seite: 60
n Vetorechte gegen Kahlschlag, Mitbe
stimmung über die Zukunft. Die Beleg-
schaften müssen bei Entscheidungen über
Standortverlagerungen, – schließungen
und – auslagerungen, bei Massenentlassun-
gen und bei Entscheidungen über Zukunfts-
investitionen mitbestimmen! Betriebsräte
müssen auch in wirtschaftlichen Fragen ein
Mitbestimmungsrecht bekommen und alle
wichtigen Unternehmensentscheidungen
müssen von Belegschaftsversammlungen
bestätigt werden.
Seite: 60
n Die Bundesregierung muss, zusammen
mit den Belegschaften, den Gewerkschaften,
Wissenschaft, Umwelt- und Sozialverbän-
den einen verbindlichen Zukunftsplan
für die Industrie entwickeln, der für eine
klimaneutrale Industrieproduktion bis
2035 sorgt und mit Arbeitsplatz- und
Einkommensgarantien für die Beschäf-
tigten verbunden ist. Die Industriekonzerne
müssen verpflichtet werden, diesen Um-
bau in die Wege zu leiten – sie sind gemäß
dem Grundgesetz auf das Gemeinwohl
zu verpflichten. Bei der Finanzierung der
ökologischen Modernisierung der Produk-
tion wollen wir die Konzerne und Aktionäre
in die Pflicht nehmen. Zur Erinnerung: Allein
Daimler, VW und BMW hatten im vergan-
genen Jahr Gewinnrücklagen in Höhe von
knapp 180 Milliarden Euro.
Seite: 61
n Ein Investitionsprogramm für einen
zukunftssicheren Umbau hin zu einer klima-
neutralen Stahl- und Grundstoffindustrie,
unter anderem mit Einsatz von grünem
Wasserstoff. Staatliche Hilfsgelder darf es
nur mit demokratischer Kontrolle und im
Gegen zug zu öffentlichen Eigentumsan-
teilen an den Stahlkonzernen und einer
stärkeren Mitbestimmung der Beleg -
schaf ten geben.
Seite: 61
n Wir wollen ein sozial wie klimagerecht
ausgerichtetes Lieferkettengesetz. Das
Gesetz muss das Pariser Abkommen sowie
eigenständige umweltbezogene Sorgfalts-
pflichten für Unternehmen verankern (vgl.
Kapitel »Soziale Gerechtigkeit weltweit«).
Seite: 61
Demokratie in der Wirtschaft.
Genossenschaften und solidarische
Ökonomie fördern
Seite: 61
Wir wollen mehr Demokratie auch in der
Industrie fördern: Gelder für Forschung
und Entwicklung, für die Stärkung einer
regio nalen Industriestruktur sollen durch
regionale Wirtschafts- und Transforma-
tionsräte kontrolliert werden, in denen
neben der Landesregierung und Unterneh-
men auch Gewerkschaften, Umwelt- und
Sozialverbände gleichberechtigtes Stimm-
recht haben.
Seite: 61
Demokratische öffentliche und genossen-
schaftliche Eigentumsformen können in
Zukunft im Mittelpunkt einer nicht kapita-
listischen Wirtschaftsweise stehen. Ge-
nossenschaften und Belegschaftsbetriebe
bauen auf Wissen, Erfahrung und Kompe-
tenzen der Beschäftigten auf und geben
ihnen mehr Möglichkeiten, über Art und
Inhalt der Produktion mitzubestimmen. Um
die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssen
unsere Lebensverhältnisse einschließlich
Seite: 61
der (Rüstungs-)Industrie umgebaut werden.
Betriebliche Mitbestimmung entwickeln
wir zu echter Wirtschaftsdemokratie weiter.
Das ist auch notwendig, weil Impulse aus
Politik und Wirtschaft nicht ausreichen wer-
den, das Klima in der gebotenen Geschwin-
digkeit zu schützen.
Seite: 61
n Staatliche Fördergelder müssen vorrangig
für ökologische Modernisierung, regionale
Strukturpolitik in wirtschaftlich abgehängten
Regionen und für Genossenschaften ver wen-
det werden. Genossenschaften müssen in
allen Bereichen der staatlichen Wirtschafts-
förderung gleichberechtig berücksichtigt
werden.
Seite: 61
n Wir fördern Unternehmen, die ganz
oder zum Teil im kollektiven Eigentum der
Belegschaft stehen, durch Bevorzugung
bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Im
Forschungsförderungsgesetz wollen wir ei-
nen verbindlichen Anteil für Grundlagenfor-
schung im Bereich der solidarischen Öko-
nomie verankern. Zudem wollen wir eine
sozialökologische Wirtschaftskammer ein-
richten, die regionale Leuchtturm projekte
und Unternehmensgrün dungen im Bereich
solidarischer Ökonomie durch Beratung
und finanzielle Förderung unterstützt.
Seite: 61
n Auch bei Unternehmen in der Krise
wollen wir Belegschaften fördern, die das
Unternehmen kollektiv weiterführen wollen:
Staatliche Subventionen an Unternehmen
und Hilfen in wirtschaftlichen Krisen müssen,
wo die Belegschaften das befürworten, in
Form von kollektiven Belegschaftsanteilen
vergeben werden. Beim Verkauf von
Unter nehmen müssen die Belegschaften
ein Vorinformations- und Vorkaufsrecht
erhalten.
Seite: 61
DIE LINKE kämpft dafür, Unternehmen der
Daseinsvorsorge, Banken und Versiche-
rungen, Energiekonzerne, Unternehmen der
Pharma- und medizinischen Industrie, der
Post, der Telekommunikationsinfrastruktur
sowie weiterer Schlüsselindustrien in öffent-
liche (oder genossenschaftliche) Hand und
in gesellschaftliche Eigentumsformen zu
überführen. Wir wollen die großen Strom-
konzerne entmachten und in öffentliches
Eigentum überführen. Die Energiewirtschaft
Seite: 62
Lösungen zu entwickeln. Wir wollen Zentren
schaffen, die eine aktive gesellschaftliche
Teilhabe an der Transformation ermöglichen
und fördern. Diese Transformationszent-
ren sollen Ausbildung und Weiterbildung
für faire und Gute Arbeit nach den Anfor-
derungen der Umwelt- und Klimagerechtig-
keit bieten.
Seite: 62
Gerechte Mobilität: Ökologisch und bezahlbar
für alle – mit guten Arbeitsplätzen
Wir wollen bezahlbare und klimafreundliche
Mobilität für alle. Der Verkehrssektor spart
als einziger kein CO2 ein und ist Treiber der
Klimakrise. Gleichzeitig fehlt das Geld für
gute Alternativen wie Busse, Bahnen, Fuß-
und Radwege.
Seite: 62
Gerade in der Coronakrise hat sich gezeigt,
wie wichtig eine höhere Taktung im ÖPNV,
bezahlbare Preise, gute Arbeitsbedin-
gungen und gut ausgebaute Radwege sind –
doch passiert ist fast nichts. Vielerorts
sind Verkehrsbetriebe in eine finanzielle
Notlage / Schieflage geraten, weil es weni-
ger Fahrgäste gab. Statt in klimafreundliche
Mobilität für alle zu investieren, wurde die
Lufthansa mit Milliarden gerettet – ohne
Beschäftigungssicherung. Die Belastung
durch Autos und Lkw trifft vor allem dieje-
nigen, die es sich nicht leisten können, von
der Hauptverkehrsstraße wegzuziehen.
Durch die Luftverschmutzung sterben jähr-
lich Millionen Menschen frühzeitig, allein in
Deutschland sind es 80 000.
Seite: 62
Diese Verhältnisse wollen wir ändern. Und
wir sind nicht allein: Bürgerinitiativen gegen
zerstörerische Verkehrsprojekte, für bes-
sere Bahnangebote oder sichere Rad- und
Fußwege sind überall im Land aktiv. Von
Umweltverbänden gibt es Unterstützung.
Die Klimaziele machen eine sozialöko-
logische Verkehrswende zwingend.
Seite: 63
n Wir treten für kommunale, demokratisch
kontrollierte Nahverkehrsunternehmen ein.
Der Vorrang eigenwirtschaftlicher Betriebe
muss abgeschafft werden. Statt Profite für
Uber und Co wollen wir neue Mobilitätsan-
gebote ausschließlich unter öffentlicher
(zum Beispiel kommunaler) Hoheit als Teil
des Nahverkehrs in enger Abstimmung
oder Kooperation mit den Taxibetrieben.
Alle Angebote sollen in einer öffentlichen
Plattform zu buchen sein (vgl. Kapitel
» Digitalisierung«).
Seite: 64
n Um Menschen und Klima zu schützen,
brauchen wir endlich auch Tempolimits:
120 km / h auf Autobahnen, 80 km / h auf
Seite: 65
n Antriebswechsel: Der Ausstieg aus dem
fossilen Verbrennungsmotor bis spätestens
2030 ist nicht nur klimapolitisch alternativ-
los, sondern schafft auch Planungssicherheit
für die Beschäftigten und für Investitionen
in die Zukunft. Spätestens ab 2030 dürfen
keine Pkw mit Verbrenner mehr neu zuge-
lassen oder exportiert werden.
Seite: 65
Fliegen schadet dem Klima. Viele Strecken
könnten leicht mit der Bahn zurückgelegt
werden, aber die Bundesregierung subven-
tioniert weiterhin den Flugverkehr und hat
in der Coronakrise 22 Milliarden Euro in die
Lufthansa gesteckt, ohne Garantien für die
Beschäftigten zu erreichen.
Seite: 66
Die internationalen Konzerne sorgen dafür,
dass immer mehr Transportkilometer in den
Produkten stecken, weil die profitabelsten
Bedingungen überall auf der Welt genutzt
werden. Regierungen subventionieren
Verkehr, während längere Wege die Unter-
nehmen zu wenig kosten. Der Preis dafür ist
hoch: Unfälle, Lärm, Abgase, Klimawandel
und Umweltzerstörung. Die Kosten dafür
werden der Allgemeinheit aufgebürdet – sie
summieren sich auf mehrere Milliarden Euro
pro Jahr und belasten vor allem die Kranken-
kassen und die Umwelt. Wir wollen diese
Entwicklung umkehren, Transporte verteu-
ern und die regionale Wirtschaft stärken.
Seite: 67
Klimagerechtigkeit und Energiewende
Um das Klima zu retten, ist ein grundlegen-
der Wandel unserer Gesellschaft not-
wendig. Aber die Regierung verzögert mit
falschen Weichenstellungen im Interesse
von Konzernen die Klima-, Energie- und
Ver kehrswende. Der Kohleausstieg kommt
zu spät. Mit der Politik der Großen Koalition
kann das 1,5-Grad-Ziel bei der Begrenzung
der Erd erwärmung nicht erreicht werden.
Obwohl Alle wissen, dass das Klima so nicht
gerettet werden kann.
Seite: 67
Die Kosten der Klimakrise wollen CDU, SPD
und Grüne auf die Menschen abwälzen.
Dabei sind es die Konzerne, die mit ihren
klim a schädlichen Geschäftsmodellen
Profite machen: 100 Unternehmen sind für
70 Prozent des globalen industriellen CO2-
Ausstoßes verantwortlich. DIE LINKE steht
für einen sozialökologischen Systemwech-
sel: Dafür, dass Mensch und Natur nicht
ausgebeutet werden. Dafür, dass nicht der
Geldbeutel entscheidet, ob man sich einen
ökologischen Lebensstil leisten kann.
Seite: 67
Der Klimawandel ist auch eine Frage von
Arm und Reich. Auch in Deutschland ist eine
sozialökologische Wende eine Frage der
Gerechtigkeit. Je höher die Einkommen sind,
desto höher sind die verursachte Umweltbe-
lastung und der CO2-Ausstoß pro Haushalt.
Den Preis dagegen zahlen die Armen, die
sich nicht gegen Klimaschäden versichern
oder bei steigenden Lebensmittelpreisen
sich das Essen nicht mehr werden leisten
können. Wir wollen eine sozialökologische
Wende, von der alle Menschen durch bezahl-
bare Energie, erschwingliche Mobilität, ge-
sunde Nahrungsmittel und mehr Lebensqua-
lität profitieren. Dafür wollen wir die großen
Konzerne entmachten und die Produktion an
sozialen und ökologischen Zielen ausrichten.
Seite: 67
Ein sozialökologischer Systemwechsel in
Deutschland ist auch eine Frage der globa-
len Gerechtigkeit. Die Länder des Globalen
Südens sind von der Klima- und Umweltzer-
störung besonders stark betroffen und am
wenigsten dafür verantwortlich. Insbeson-
dere Frauen und Kinder leiden überdurch-
schnittlich unter der Klimakatastrophe und
Seite: 67
den Umweltschäden. Klimagerechtigkeit
bedeutet auch, Rohstoff- und Ressourcen-
verbrauch hierzulande zu verringern und sich
für eine gerechte Verteilung von Rohstoffen
und Ressourcenverbrauch einzusetzen.
Seite: 67
Auch in der Klimakrise sind Konzerne die Kri-
sengewinner. Dieselben Konzerne, die riesige
Summen an Steuergeldern für die Abschal-
tung und den Rückbau der Atomkraftwerke
bekommen haben, kassieren nun erneut für
das Abschalten von Kohlekraftwerken. Das
Gleiche droht beim zukünftigen Wechsel der
Energieerzeugung weg vom Erdgas.
Seite: 67
Unsere Hoffnung sind die Millionen Men-
schen, die in den letzten Jahren auf der
Straße waren und für Klimagerechtigkeit
gestreikt haben. Wir stehen an der Seite der
Klimabewegung und unterstützen Forderun-
gen nach einer sozial gerechten Klimawende
hin zu Klimaneutralität bis 2035. Klimaneu-
tralität heißt für uns auch internationale
Klimagerechtigkeit. Deutschland darf sein
CO2-Budget nicht überziehen oder sich in
anderen Ländern freikaufen. Mit »business
as usual« ist das Restbudget spätestens in
fünfzehn Jahren aufgebraucht. Das jüngste
Urteil des Bundesverfassungsgerichts weist
den richtigen Weg: Die Politik muss auch
Verantwortung für die Lebensgrundlage
zukünftiger Generationen übernehmen.
Seite: 67
Unser Programm für konsequenten Klima-
schutz und Klimagerechtigkeit:
Seite: 67
n Für eine klimaneutrale Gesellschaft muss
dem Ausstieg aus Atom und Kohle auch
ein Ausstieg aus der Verbrennung von
fossilem Erdgas folgen. DIE LINKE will
dafür ein Erdgasausstiegsgesetz mit verbind-
lichem Ausstiegspfad und sozialer Absiche-
rung betroffener Beschäftigter und Regionen.
Seite: 68
n Wir wollen, dass die Bundesrepublik bis
2035 klimaneutral ist. Bis 2030 müssen
die Emissionen um mindestens 80 Prozent
im Vergleich zu 1990 gesenkt sein. Das Ziel
muss im Klimaschutzgesetz festgeschrie-
ben werden. Emissionshandel bietet keinen
wirksamen Klimaschutz.
Seite: 68
n Den Emissionshandel als Leitinstrument
im Klimaschutz lehnen wir ab. Primär müs-
sen verbindliche Klimaziele und Emissions-
grenzen den Konzernen klare Vorgaben
machen. Förderprogramme und staatliche
Infrastrukturprogramme müssen den
Umbau unterstützen.
Seite: 68
n Wir fordern, dass Umwelt- und Klima-
schutz als Erweiterung der Grundrechte in
die Verfassung aufgenommen werden. Alle
Entscheidungen der Politik und die Verfü-
gung über Eigentum müssen am Gemein-
wohl ausgerichtet werden, dazu gehören
Klimaschutz und der Abbau von sozialer
Ungleichheit. Verbindliche Klimaziele und
Emissionsgrenzen müssen den Konzernen
klare Vorgaben machen.
Seite: 68
n Der Staat darf Klimazerstörung nicht
weiter mit Steuergeldern unterstützen. Wir
fordern darum Divestment, also den Rück-
zug des Staates aus Finanzanlagen, Inves-
titionen und Subventionen, die in Vorhaben
fließen, die der fossilen und atomaren
Energiewirtschaft dienen.
Seite: 68
Wir wollen die Lebensgrundlagen schüt-
zen und das Pariser Klimaabkommen
durch setzen: Das geht nur, wenn die
Kohleverstromung bis spätestens 2030,
nicht erst 2038 beendet wird, wie die
Große Koalition 2019 im Kohleausstiegs-
gesetz beschlossen hat. Der schrittweise
Ausstieg aus der Braunkohleverstro-
mung muss arbeitsmarkt-, wirtschafts-
Seite: 68
In vom Strukturwandel besonders
betrof fenen Regionen wollen wir Trans-
formationsräte einrichten, die den
sozialen und ökologischen Umbau der
Wirtschaft fachlich begleiten. Sie sollen
Initiativrecht über die Gelder aus dem
Transformationsfonds und der regiona-
len Infrastrukturpolitik haben. Die Räte
müssen finanziell angemessen ausge-
stattet sein, um ihre Arbeitsfähigkeit zu
gewährleisten. Sie setzen sich zusammen
aus Vertreter*innen von Wissenschaft,
Umwelt- und Verbraucherverbänden,
Gewerkschaften sowie zur Hälfte aus
direkt gewählten Bürger*innen und
Vertreter*innen der Belegschaften. Eine
wirksame Beteiligung von Kindern und
Jugendlichen insbesondere auch im länd-
lichen Raum wollen wir vorantreiben.
Seite: 69
n Wir stehen an der Seite der Klimabe-
wegung und treten einer Kriminalisierung
von Klimaaktivist*innen entgegen.
Seite: 69
Die Bundesregierung muss sich im Zusam-
menhang mit der Neufestlegung der EU-
Klimaschutz- und EU-Energieziele für 2030
für eine deutlich stärkere Minderung der
Treibhausgasemissionen gegenüber dem
Jahr 1990 und für einen deutlich höheren
Anteil erneuerbarer Energien am Endener-
gieverbrauch einsetzen. Auf EU-Ebene
unterstützen wir eine Reform des EU-Emis-
sionshandels, die zur Anhebung der Klima-
schutzziele in den Emissionshandelssek-
toren auf die Paris-Ziele führt und jeden
Missbrauch des Instruments ausschließt.
Seite: 70
n DIE LINKE unterstützt eine regional aus-
gerichtete und in der Bevölkerung verankerte
Energiewende, zum Beispiel Energiegenos-
senschaften und Bioenergiedörfer. Institu-
tionen, Einrichtungen, Betriebe, Städte und
Kommunen sollen das gesetzliche Recht
zum Kauf der von ihnen für die Energieerzeu-
gung und -eigenversorgung genutzten Netze
erhalten. In kommunalen Stadtwerken unter
direkter demokratischer Mitgestaltung der
Bevölkerung können ökologische Energiege-
winnung und bezahlbare Energiepreise am
besten erreicht werden. Gleichzeitig werden
damit Grundlagen zur Förderung regionaler
Wirtschaftsstrukturen geschaffen.
Seite: 70
Atomausstieg sofort: Der Ausstieg aus
der Atomkraft muss im Grundgesetz fest-
geschrieben und alle in Betrieb befind-
lichen Atomkraftwerke müssen unverzüg-
lich abgeschaltet werden. Atomexporte
müssen verboten werden. Die Konzerne
müssen die Langzeitkosten der Atom-
wirtschaft tragen.
Seite: 70
Mit ihrem Fracking-Erlaubnisgesetz vom Juni
2016 haben CDU / CSU und SPD Fracking
im Sandgestein (sogenannten Tight Gas
Reservoirs) zugelassen. Wir wollen Fracking
ohne Ausnahmen verbieten. Nachdem
Kohle- und Atomausstieg beschlossen sind,
gilt es nun, einen Fahrplan für einen öko-
logischen und sozialverträglichen Erdgas-
ausstieg auf den Weg zu bringen, um die
Klimaneutralität 2035 zu erreichen.
Seite: 71
n CCS darf nicht für die Grünfärbung
(Greenwashing) von Erdgas oder Wasser-
stoff zur Verfügung stehen. Für Restemis-
sionen (das sind CO2-Emissionen, die auch
in Zukunft und dauerhaft nicht verhindert
werden können, wie in der Landwirtschaft
oder Zementindustrie) werden Senken
zur Kompensation gefördert, zum Beispiel
durch Moor- und Forstmanagement.
Seite: 71
n Wohngeld soll auf der Basis der Brutto-
warmmiete gezahlt und um eine Komponen-
te für Stromkosten erweitert werden. Die
Heiz-, Warmwasser- und Stromkostenkom-
ponente soll im Wohngeld zu einer Ener-
giekostenkomponente (»Klimawohngeld«)
zusammengeführt werden. So wird Energie-
armut verhindert.
Seite: 71
Am preiswertesten und umweltfreund-
lichsten ist immer noch die Kilowattstunde,
die nicht bereitgestellt werden muss. Es
braucht Standards, die den maximalen
Energieverbrauch von Produkten, Produk-
tionsweisen und Gebäuden vorgeben. Es
dürfen nur langlebige, reparaturfreund-
liche, material- und energiesparende
Produkte hergestellt werden. Ein Energie-
effizienzfonds kann den Umstieg auf eine
effiziente Wirtschaftsweise unterstützen
und sozial begleiten. Der Altbaubestand
muss bis 2035 nahezu vollständig ener-
getisch saniert werden. Dafür wollen
wir s ozial gerechte Förderprogramme
ausbauen (vgl. Kapitel »Keine Profite
mit der Miete«).
Seite: 72
n DIE LINKE fordert, Wasserstoff und
dessen Folgeprodukte künftig nur auf Basis
von Ökostrom zu gewinnen und ausschließ-
lich dort einzusetzen, wo keine effizienteren
Alternativen dazu vorhanden sind, so etwa
bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie,
von Teilen der Chemiewirtschaft, im Flug-
und im Seeverkehr sowie zur Rückverstro-
mung während Dunkelflauten.
Seite: 72
Für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Gesunde Nahrungsmittel für alle
Lebensmittel werden oft Hunderte oder
Tausende Kilometer transportiert, bevor
sie auf den Tisch kommen. In der Lebens-
mittelkette dominieren große Konzerne,
die ihre Gewinne auf Kosten von Menschen
und Umwelt machen. Kleine und ökolo-
gische Betriebe haben es schwer. Die
Agrarwirtschaft wird europaweit immer
stärker auf den Export ausgerichtet. Dies
trägt zur Zerstörung lokaler landwirtschaft-
licher Strukturen in vielen Ländern des
Globalen Südens, aber auch hier vor Ort
bei. Wir wollen eine sozial gerechte und
auf das Gemeinwohl orientierte Landwirt-
schaft fördern, mit dem Schwerpunkt auf
regionaler Erzeugung, Verarbeitung und
Vermarktung. Und: In Landwirtschaft und
Lebensmittelherstellung braucht es gute
Arbeitsbedingungen. Vier große Einzel-
handelskonzerne bestimmen 85 Prozent
des Lebensmittelverkaufs in Deutschland
und machen fette Profite, während viele
Landwirt*innen kaum über die Runden
kommen.
Seite: 72
n Wir setzen uns für gute Arbeitsbedin-
gungen und Einkommen durch flächende-
ckende Tarifverträge in der Land-, Forst-
und Fischereiwirtschaft ein. Auch in der
Landwirtschaft muss man von der Arbeit
gut leben können – als Familienarbeitskraft,
in der Saisonarbeit wie auch in Vollzeit.
Seite: 72
schränken wir durch ein effektives, gemein-
wohlorientiertes Kartellrecht. Verbindungen
zwischen Wirtschaft und Politik müssen –
nicht nur in der Landwirtschaft – durch ein
verpflichtendes Lobbyregister offengelegt
werden. Wir fördern bäuerliche, genos-
senschaftliche und ökologische Landwirt-
schaft. Den Ökolandbau bauen wir aus auf
mindestens 25 Prozent der Agrarfläche bis
2030. Genossenschaftliche Landwirtschaft,
Formen der solidarischen Landwirtschaft
sowie Erzeuger- und Vermarktungsgemein-
schaften sind besonders zu unterstützen.
Seite: 72
n Wir wollen Boden verfügbar machen
für regional verankerte Landwirtschafts-
betriebe und ländliche Bevölkerung. Bau-
ernland gehört nicht in die Hand landwirt-
schaftsfremder Investoren. Öffentlichen
Besitz an land- und forstwirtschaftlichen
Flächen wollen wir stärken und Flächen
der Bodenverwertungs- und- verwaltungs-
gesellschaft (BVVG) in Ostdeutschland in
Länderhand übergeben. Wir wollen einen
öffentlichen Bodenfonds einführen, der
an nachhaltig wirtschaftende, ortsansäs-
sige Agrarbetriebe zu fairen Konditionen
langfristig verpachtet. Junglandwirt*innen
und genossenschaftliche Konzepte wollen
wir fördern. Das wollen wir mit einer um-
fassenden Reform der ordnungs-, steuer-,
förder- und preisrechtlichen Regelungen
zum Boden angehen. Der Verkauf von land-
wirtschaftlichen Flächen soll grundsätzlich
an Landwirt*innen sowie gemeinnützige
Landgesellschaften erfolgen – und zwar zu
Preisen, die dem Ertragswert entsprechen.
Seite: 73
n DIE LINKE setzt sich für eine grundle-
gende Reform der EU-Agrarpolitik ein. Ab
der kommenden Förderperiode sollen die
Zahlungen konsequent an wissenschaftlich
fundierte Umwelt- und Sozialkriterien und
an den Tierschutz gebunden werden. Nur
Betriebe, die diese Vorgaben umsetzen,
sollen Direktzahlungen erhalten – egal ob
groß oder klein, ökologisch oder konven-
tionell. Es darf nur noch Geld für konkret
nachweisbare öffentliche Leistungen geben.
Die Schaffung und der Erhalt sozialver-
sicherungspflichtiger Arbeitsplätze soll
unterstützt und renditeorientierte Inves-
toren müssen ausgeschlossen werden. Mit
höheren Erzeugerpreisen wollen wir die
Abhängigkeit der Landwirtschaftsbetriebe
von Fördermitteln reduzieren und über eine
gerechte Gewinnverteilung in der Wert-
schöpfungskette sichern, dass Lebens-
mittel bezahlbar bleiben.
Seite: 73
n Wir wollen Anbausysteme fördern, die
Klima, Böden, Tiere und Pflanzen besonders
schützen (zum Beispiel Ökolandbau, Palu-
dikulturen, Permakultur, Agroforstsysteme,
tief wurzelnde Nutzpflanzen). Dazu wollen
wir ein umfassendes Förder- und Weiter-
bil d ungsprogramm für Landwirt*innen
entwickeln, das nicht nur finanzielle Unter-
stützung leistet, sondern Wissen für die
sozialökologische Agrarwende schafft.
Seite: 73
n Wir wollen eine Tierhaltung, die flächen-
gebunden und auf die einheimische Nach-
frage bezogen ist. Für Regionen und
Standorte führen wir Bestandsobergrenzen
ein. Megaställe lehnen wir ab. Wir stärken
die Bürgerbeteiligung bei Genehmigungs-
verfahren für den Bau von Mastställen. Den
Umbau zu einer gesellschaftlich akzep-
tierten und klimagerechten Tierhaltung
leiten wir ein. Dabei muss eine sozial faire
Finanzierung gesichert werden. Die bisher
profitierenden Konzerne beteiligen wir
angemessen an den Umbaukosten.
Seite: 74
Biologische Vielfalt,
Tiere und Ressourcen schützen
Die Vielfalt der Ökosysteme der Erde scheint
schier endlos. Sie bilden die Grundlage
für alles Leben auf unserem Planeten und
sind deshalb entschlossen und wirksam zu
schützen. Es geht schon längst nicht mehr
nur um den Schutz von einzelnen Biotopen
und Arten. Es geht um die Wiederherstel-
lung, die Entwicklung und den Schutz der
Ökosysteme des Planeten. Häufig stehen
kurzfristige Interessen von Unternehmen
und ihrer Lobby dem entgegen. Das haben
die Auseinandersetzungen um den Ham-
bacher und Dannenröder Forst prominent
gezeigt. Wälder werden zerstört, und das
mitten in der Klimakatastrophe. Umwelt,
Natur und Klima werden weltweit den
Profiten geopfert, mit drastischen Folgen.
Etwa 150 Tier- und Pflanzenarten sterben
täglich aus. Durch Wildtierhandel und das
unkontrollierte Vordringen des Menschen
in natürliche Lebensräume erhöhen wir das
Risiko, dass Viren von Tieren auf den Men-
schen überspringen. Das kann zu neuen
Pandemien führen. DIE LINKE steht für eine
Seite: 75
n Insekten müssen als wichtiger Teil des
Ökosystems geschützt, erhalten und die
Biodiversität muss gefördert werden. Dafür
muss der Pestizideinsatz drastisch redu-
ziert werden (vgl. Kapitel »Landwirtschaft«).
Seite: 75
n Der Wald ist eine zentrale und wichtige
CO2-Senke und muss erhalten werden.
Das gelingt mit einer naturnahen Waldbe-
wirtschaftung, die auf Mischwälder mit
vielfältiger Altersstruktur und europäischen
Baumarten setzt.
Seite: 76
Naturnahe und intakte Böden sind die Basis
für einen intakten Planeten. Sie bilden das
Fundament der natürlichen Lebensgrundla-
gen und sind selbst Schätze der biologischen
Vielfalt. Böden erfüllen verschiedenste
Funktionen, von Kohlenstoffsenken, Was-
serspeichern und Schadstofffiltern über die
Grundlage für alle menschlichen Nutzungen
bis hin zum wertvollen Archiv der Erdge-
schichte. Die Meere bedecken 70 Prozent
der Erdoberfläche und haben einen enormen
Einfluss auf das Klima. Meeres-, Gewässer-
und Bodenökosysteme beherbergen eine
große Zahl an Lebewesen und Lebensräu-
Seite: 76
men, die für das Leben auf unserem Planeten
unersetzbar sind. Die Folgen der enormen
Zerstörung und Beeinträchtigung von Böden,
Gewässern und Meeren sind bereits sichtbar
und bedrohen das Leben auf der Erde. Die
Nutzung von Böden, Gewässern und Meeren
muss endlich ökologisch nachhaltig werden,
denn Boden- und Meeresschutz ist auch
gelebter Klimaschutz.
Seite: 76
n In Deutschland sind circa 90 Prozent der
Moore degradiert und machen dadurch
bis zu 5 Prozent unserer CO2-Emissionen
aus. Der Erhalt bzw. die Renaturierung
und Wiedervernässung von Mooren kann
einen großen Beitrag zum Erreichen der
Klimaschutzziele leisten und muss deshalb
gefördert werden.
Seite: 76
n Wir wollen Grund- und Oberflächen-
gewässer besser schützen. Das EU-Ziel,
bis 2015 alle Gewässer in einen guten
ökolo gischen Zustand zu bringen, wurde
verfehlt. Noch immer werden Flüsse und
Grundwasser als Müllhalde zum Beispiel
für die Kaliindustrie verwendet. Zu viele
Nähr stoffe aus den Klärwerken und der
Landwirtschaft werden in Flüsse und
Grundwasser eingetragen.
Seite: 76
n Die Meere sind stark belastet, die Klima-
katastrophe verschärft die Situation deutlich.
Gemeinsam mit Umweltschutz verbänden for-
dern wir eine Meeresoffen sive: Keine Über-
fischung, effektiver Schutz mariner Arten und
Lebensräume. Meeresschutzgebiete müssen
erhalten und ausgebaut werden – mindes-
tens 50 Prozent der Schutzräume müssen
aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen
werden. Und es braucht mehr Geld und
Personal, um Maßnahmen umzusetzen.
Seite: 77
n Wir setzen uns für den Schutz der Natura-
2000-Gebiete in Nord- und Ostsee ein. Die
Schutzgebiete sollen frei von Fischerei, mili-
tärischer Nutzung, Ressourcenabbau und
sonstigen wirtschaftlichen Eingriffen sein.
Wir wollen alternative Fangmethoden för-
dern, um auf grundberührende ( Schleppnetze)
und lebensraumschädliche Methoden zu
verzichten, und eine nachhaltige Fischerei
mit Fangquoten, die auf wissenschaftlichen
Empfehlungen basieren.
Seite: 77
Die globalen Ressourcen sind begrenzt;
auch nachwachsende Rohstoffe benötigen
Zeit zur Erneuerung. Wir müssen raus aus
der Wegwerfgesellschaft, rein in eine Kreis-
laufwirtschaft.
Seite: 77
n Um die natürlichen Ressourcen zu schüt-
zen und den Einsatz von Recyclingmaterial
zu erhöhen, wollen wir regionale Wirtschafts-
kreisläufe fördern und eine Ressourcenver-
brauchsabgabe für Primärrohstoffe und
Einwegprodukte einführen.
Seite: 78
Nutzungskaskade, in der die Holzverbren-
nung zur Energiegewinnung erst ganz am
Ende steht. Energie direkt aus dem Wald ist
kein Beitrag zum Klimaschutz.
Seite: 78
n Wir wollen die Macht der Schufa und
anderer Wirtschaftsauskunftsdateien
auf den Lebensalltag der Menschen
stark eindämmen. Eine Schufa-Anfrage
darf nur noch bei tatsächlichen Kredit-
geschäften erlaubt sein, nicht mehr für
Verbraucher*innenverträge des täglichen
Bedarfs wie Miete, Strom- und Handy-
rechnungen. Ein negativer Schufa- Score
muss nach einem Jahr wieder gelöscht
werden. Darüber hinaus sollen in Zukunft
Bonitätsauskünfte nicht mehr durch ein
privates Unternehmen, sondern nur noch
durch die öffentliche Hand erlaubt sein.
Seite: 79
feld der Bonner Politik, über die Folgen
eines radikalen Wirtschaftsumbaus der
Treuhand und den Verlust öffentlicher Infra-
struktur. Entscheidungen, die die Treuhand
und die Politik des sogenannten Aufbaus
Ost getroffen haben, bestimmen noch heute
die Entwicklungspfade der ostdeutschen
Gesellschaft. Deindustrialisierung, Massen-
arbeitslosigkeit und Bevölkerungsrückgang
waren und sind die Folge. Wir müssen reden
über rechte Gewalt und Organisierung und
die lange Geschichte ihrer Verharmlosung.
Reden über die schwache Verankerung
Seite: 80
sierung der Hochschulen, der Schulen, der
Kommunen oder generell der Landespolitik
zählt ebenso zu unserer Regierungspolitik wie
das Ziel, den Bodenausverkauf durch den
Aufkauf großer landwirtschaftlicher Betriebe
durch agrarfremde Investoren zu verhindern.
Es geht uns um eine praktische, solidarische,
gerechte und demokratische Politik. Es geht
uns um einen eigenen Aufbruch.
Seite: 82
Das Wirken der Treuhand hat nicht nur bis
in die Gegenwart reichende Folgen, es war
ebenso von politischen und wirtschaftlichen
Skandalen begleitet. Tausende derjenigen,
die in Leipzig 1989 auf der Straße alles
riskierten, standen bereits 1991 wieder auf
dem Leipziger Augustusplatz. Profitinte-
ressen westdeutscher Konzerne standen
über dem Schicksal von Millionen. Diese
Enttäuschung wirkt im Osten bis heute fort.
DIE LINKE kämpft dafür, dass dieses Unrecht
aufgearbeitet wird.
Seite: 82
Für einen wirtschaftlichen
Aufbruch Ost
Seite: 82
Der Osten hat wirtschaftlich in den ver-
gangenen dreißig Jahren eine enorme
Entwicklung durchlaufen. Jedoch liegt die
Wirtschafts leistung der Ostländer noch
immer hinter den Westländern. Vielver-
sprechende Ansätze, die es bereits gab,
wie die Solarbranche in Ostdeutschland,
Seite: 83
Wir setzen auf eine regional verankerte
Wirtschaft, die sich an den Bedürfnissen
der Menschen in den jeweiligen Regionen
ausrichtet. Das gilt auch für die Landwirt-
schaft. Der Osten soll nicht mehr die
ver längerte Werkbank westdeutscher
Großkonzerne sein. DIE LINKE setzt auf
gemeinwohlorientierte und genossenschaft-
liche Wirtschaftskonzepte. Gegen die
Dominanz marktwirtschaftlicher Verwer-
tungs- und Effizienzlogik setzen wir uns
für eine gute Versorgung, öffentliche
Daseinsvorsorge und den Stopp der Priva ti-
sierung von öffentlichem Eigentum ein.
Seite: 83
Nach der Wiedervereinigung brach dem
Osten die industrielle Basis weg, einschließ-
lich Verarbeitung und Vermarktung von
Lebens mitteln. Wir wollen nun eine Reindus-
trialisierung des Ostens vorantreiben, um
langfristig gut bezahlte und sichere Arbeits-
plätze dauerhaft zu schaffen. Wir wollen den
Osten zu einer Zukunftsregion machen, in
der klimagerechte Industriearbeitsplätze
entstehen.
Seite: 83
n Wir wollen ein Reindustrialisierungspro-
gramm Ost. Damit soll überall im Osten die
Entstehung klimagerechter Industriearbeits-
plätze gefördert werden.
Seite: 83
Allein in Sachsen wurde seit 1994 knapp
ein Viertel des Schienennetzes stillgelegt.
Knapp 2 500 Kilometer Schienenstrecke
im gesamten Osten. Das war klimapolitisch
und strukturpolitisch ein schwerer Fehler.
Vielerorts werden die Bahnverbindungen
schmerzlich vermisst. Ganze Regionen
sind so dauerhaft abgehängt. Der Bund als
Eigentümer der Deutschen Bahn ist in der
Pflicht, diesen Kurs zu ändern. Die Bahn
muss zurück in die Fläche.
Seite: 84
Starke Kommunen, gute Lebensqualität
Vor Ort, in den Kommunen, entscheidet
sich die Lebensqualität im Alltag. Die
Privatisierung von öffentlichem Eigentum
und öffent licher Daseinsvorsorge hat den
Alltag in vielen Kommunen und Nachbar-
schaften erschwert. Viele Kommunen in
wirtschaftlich benachteiligten Regionen sind
überschuldet und unter Zwangsverwaltung.
Der Abstand zwischen armen und reichen
Kommunen in Deutschland wächst weiter.
Die Schuldenbremse wirkt sich verheerend
Seite: 84
Wir wollen die öffentlichen Dienstleitungen
zurück in die öffentliche Hand holen und
die eigenwirtschaftliche Tätigkeit der Kom-
Seite: 85
n Vorhandene Einschränkungen bei der
wirtschaftlichen Betätigung von Kommunen
müssen abgebaut, interkommunale Zusam-
menarbeit muss zum Vorbild gemacht und
im Bereich der kommunalen Daseinsvorsor-
ge eine Präferenz zugunsten der öffent lichen
Hand erreicht werden. Wir wollen Anreize für
den Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe.
Seite: 86
Noch nie war die Armutsgefahr so hoch:
Mehr als jede*r Sechste im reichen Deutsch-
land ist arm oder von Armut bedroht. Die
Reichen haben viele Verbündete in der
Politik. Sie können ihrer Stimme mehr Ge-
wicht verleihen. Wir halten dagegen! Mehr
Gerech tigkeit und eine starke öffentliche
Daseinsvorsorge gibt es nur, wenn die
Unteren entlastet werden – und die Oberen
stärker belastet. Hohe Vermögen und
Einkommen, Erbschaften und Gewinne aus
Kapital und Aktien müssen stärker besteuert
werden. Damit finanzieren wir Investitionen
in eine gute öffentliche Versorgung und
einen Sozialstaat, der alle Menschen sicher
vor Armut schützt. Wir stärken solidarische
und ökologische Formen der Wirtschaft und
schaffen Arbeitsplätze. Das ist machbar,
Seite: 87
n Die Unternehmensteuern wurden schon
vor Jahren massiv gesenkt. Die Körper-
schaftsteuer muss wieder auf 25 Prozent
erhöht werden. Wir wollen den Wettlauf
der Unternehmen um Steuervermeidung
unterbinden und drängen auf europaweite
und globale Mindestsätze für Unternehmen-
steuern. Wenn Gewinne in Niedrigsteuerge-
biete verschoben werden, sollen sie in den
einzelnen Ländern, in denen ein Konzern
aktiv ist, nachversteuert werden. Wir werden
sicherstellen, dass Unternehmen und
Konzerne sich nicht den Steuern entziehen.
Megakonzerne wie Amazon wurden in der
Coronakrise noch mächtiger, zahlen aber
kaum Unternehmensteuer. Wir brauchen
deshalb eine Steuerreform, die solche Kon-
zerne stärker am Ort ihrer wirtschaftlichen
Aktivitäten und der Umsätze besteuert.
Seite: 87
genommenen Gelder sollen einerseits für
nachhaltige Entwicklung in den Ländern des
Südens und für globalen Klimaschutz und
andererseits für den sozialökolo gischen
Umbau unserer Industriegesellschaft
genutzt werden.
Seite: 87
n Gemeindewirtschaftsteuer: Wir wollen
die bisherige Gewerbesteuer in eine
Gemein dewirtschaftsteuer umwandeln. Die
Bemessungsgrundlage wird ausgeweitet
(Pachten, Mieten, Leasingraten und Lizenz-
gebühren werden berücksichtigt) und gut
verdienende Selbstständige und Freiberuf-
ler werden einbezogen. Dafür werden wir
den Freibetrag auf 30.000 Euro anheben
und die festgesetzte Steuer bei der Einkom-
mensteuer berücksichtigen. Die Gewerbe-
steuerumlage wird abgeschafft, was Städte
und Gemeinden finanziell entlastet.
Seite: 87
n Die Schuldenbremse ist volkswirtschaft-
lich unsinnig und gehört abgeschafft.
Seite: 88
n Gerechter Haushalt: Bildung, Gesund
heit und Klimaschutz statt Aufrüstung.
Der Bundeshaushalt umfasst eine Erhöhung
der Militärausgaben. Die Bundesregierung
nähert sich weiter der Marke von 2 Prozent
des BIP für Rüstungsausgaben. Diese Priori-
t ätensetzung ist falsch. Wir lehnen das ent-
schieden ab und fordern eine jährliche Sen-
kung der Militärausgaben. Auch der Abbau
klimaschädlicher Subventionen kann den
Bundeshaushalt entlasten. Insgesamt sind
Einsparungen im Umfang von 12 Milliarden
Euro jährlich problemlos möglich.
Seite: 88
n Mit diesen Mehreinnahmen können wir
den Einstieg in eine solidarische Gesell
schaft finanzieren: bessere soziale Sicher-
heit, mehr Personal in Bildung, Gesundheit
und Pflege und einen Neustart im gemein-
nützigen Wohnungsbau, Barrierefreiheit und
den Einstieg in einen sozialökologischen
Umbau der Wirtschaft. Unsere Forderungen
sind gegengerechnet und realistisch.
Seite: 89
n Gemeinnützigkeit. In den vergangenen
Jahren wurde immer mehr politisch enga-
gierten Vereinen vom Finanzamt oder vor
Gericht die Gemeinnützigkeit aberkannt.
Die Demokratie lebt jedoch von ihrer Be-
teiligung und von einer vielfältigen Debatte.
Wir brauchen eine Reform des Gemeinnüt-
zigkeitsrechts mit einer Ausweitung der als
gemeinnützig anerkannten Zwecke (zum
Beispiel die Förderung der Menschen- und
Grundrechte, des Friedens, des Klimaschut-
zes oder der sozialen Gerechtigkeit). Die
Mitwirkung an der politischen Willensbil-
dung muss ausdrücklich als unschädlich für
die Gemeinnützigkeit benannt werden, ob
zur Verfolgung eigener Zwecke oder darüber
hinaus für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit
und Menschenrechte. Dabei ist zu beachten,
dass es nicht zu einer verdeckten Partei-
enfinanzierung kommt und die Grenzen zur
Parteienfinanzierung gewahrt sind. Auch
darf die Erwähnung eines Vereins in einem
Verfassungsschutzbericht des Bundes oder
Seite: 89
Mehr als zehn Jahre nach der Finanz- und
Weltwirtschaftskrise sind deren Ursachen
nicht überwunden. Die Regierung hat es
versäumt, das Finanzsystem grundlegend
zu verändern und auf die Interessen der
Mehrheit der Bevölkerung auszurichten.
Dafür braucht es den Mut, sich mit den
Großbanken, Hedgefonds und den Multi-
milliardären anzulegen. Wir wollen die
Gesellschaft und die Demokratie aus dem
Würgegriff der Finanzkonzerne befreien:
Seite: 90
Risiken ausgehen, nutzen dem Gemeinwe-
sen kaum DIE LINKE will den Finanzsektor
deshalb auf eine dienende Funktion für Ge-
sellschaft und Realwirtschaft zurückführen.
Die Finanzmärkte sollen entschleunigt und
im Volumen geschrumpft werden.
Seite: 90
DIE LINKE will den Finanzsektor auf gesell-
schaftlich sinnvolle Kernaufgaben konzen-
trieren. Das sind vor allem Angebote im
Bereich Zahlungsverkehr und sicherer Erspar-
nisbildung sowie die Finanzierung privater
und öffentlicher Investitionen. Die Banken
sollen auf ein an den Bedürfnissen der Real-
wirtschaft und der Gesellschaft orientiertes
Geschäftsmodell zurückgeführt werden:
Seite: 90
n Der überwiegende Teil des sogenannten
Kapitalmarktgeschäfts der Banken folgt
spekulativen Motiven. Sie dienen nicht
den Bedürfnissen der Realwirtschaft oder
der Mehrheit der Bevölkerung. Kurzfristig
ausgerichtetes Investmentbanking – das
nur in Betriebe investiert, um schnell hohe
Renditen zu erzielen – wollen wir als Ge-
schäftsfeld abwickeln. Schattenbanken,
außerbilanzielle Zweckgesellschaften,
Derivate, Hedgefonds und Private Equity
Gesellschaften müssen aufgelöst oder
streng reguliert werden. In diesem Sinne
muss Banking wieder langweilig werden.
Die Spekulation mit Agrarrohstoffen und
Nahrungsmitteln wollen wir verbieten.
Seite: 90
n Mit einer demokratischen Kontrolle der
Banken durch Vertreter von Beschäftigten,
Gewerkschaften und öffentlicher Hand
könnten die Ressourcen der Banken dazu
genutzt werden, die Wirtschaft im Inte-
resse der Mehrheit der Bevölkerung zu
Seite: 90
Deutschland ist ein Paradies für Finanz-
kriminalität und Geldwäsche. Die großen
privaten Wirtschaftsprüfungs- und Bera-
tungsunternehmen sind zu mächtig – das
zeigt der Wirecard-Skandal.
Seite: 91
n Finanzaufsicht reformieren, finan ziellen
Verbraucherschutz stärken: Jede Geld- und
Vermögensanlage sowie jedes Kreditge-
schäft muss erfasst und durch ein laufendes
materielles Prüfungsrecht ( Produktaufsicht)
der Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
tungsaufsicht (BaFin) unterstellt werden.
Die BaFin muss durch mehr Personal mit
Wirtschaftsprüferex amen zu einer eigen-
ständigen Bilanzkon trolle befähigt werden.
Seite: 91
n Die Macht der großen Wirtschaftsprüfer
(»Big Four«) brechen: Wirtschaftsprüfer
dürfen nicht länger gleichzeitig prüfen und
beraten. Das Haftungsprivileg der Wirt-
schaftsprüfer und die damit verbundene
Haftungsgrenze von 4 Millionen Euro bei
Aktiengesellschaften gehören abgeschafft.
Wir brauchen ein Vieraugenprinzip (Joint
Audits) sowie eine Poolfinanzierung der Wirt-
schaftsprüfer, damit nicht das zu prüfende
Unternehmen die Prüfer direkt bezahlt.
Wirtschaftsprüfer müssen alle drei bis fünf
Jahre rotieren.
Seite: 91
n FinanzTÜV einführen: In Zukunft
sollen nur noch solche Finanztransaktionen
und -ins trumente erlaubt sein, die auch einen
gesamtwirtschaftlichen und / oder gesell-
schaftlichen Nutzen stiften. Statt wie bisher
alle Finanzpraktiken zuzulassen, die nicht
ausdrücklich verboten sind, müssen Finan-
Seite: 91
n Banken, Wirtschaftsprüfer*innen und
Kanzleien, die Beihilfe zur Steuerhinter-
ziehung leisten, müssen empfindlich
bestraft werden – bis hin zum Entzug der
Seite: 92
Für eine Digitalisierung, die den Menschen nützt
Die Digitalisierung kann Chancen eröffnen
für selbstbestimmtes Arbeiten und Leben,
für neue Formen der Demokratie, die Alltag,
Arbeit und Wirtschaft einschließen. Die
Digitalstrategie der Bundesregierung ist
jedoch eine milliardenschwere Subvention
für private Konzerne. Die Unternehmer-
verbände trommeln für weitere »Flexibili-
sierung der Arbeit«, für den Zwölfstundentag.
Sie nutzen das Schlagwort »Digitalisierung«
für die Aushöhlung von Rechten der Be-
schäftigten und als Gelegenheit, Gelder für
öffentliche Dienstleistungen in ihre privaten
auf ihre privaten Konten umzulenken. Auf
dem neoliberalen Weg wird Digitalisierung
zu mehr prekärer Arbeit führen, die soziale
Spaltung vertiefen, werden Überwachungs-
technologien und wachsende Konzernmacht
die Demokratie weiter aushöhlen. Wir wollen
die Gestaltung der Digitalisierung den Profi-
tinteressen der Konzerne entziehen, um
Wohlstandsgewinn für alle Menschen zu
nutzen. Wem die Digitalisierung nutzt, wird
jetzt entschieden.
Seite: 93
Technologische, wirtschaftliche und poli-
tische Macht ist extrem konzentriert in den
Händen einiger weniger Digitalkonzerne.
Die »Big Five«, Google, Amazon, Facebook,
Apple und Microsoft vereinen enormes
Vermögen, Markt- und Monopolmacht: über
6,4 Billionen US-Dollar (Juli 2020).
In der Pandemie haben sie ihre Profite
weiter gesteigert.
Seite: 93
n Digitalkonzerne müssen in den Ländern
Steuern zahlen, in denen sie wirtschaft
lich aktiv sind. Dazu fordern wir eine stär-
kere Quellenbesteuerung der Gewinne am
Ort der Umsätze und die Einschränkung
der Abzugsfähigkeit von Betriebsausgaben
(zum Beispiel Lizenzgebühren), die einzig
der Gewinnverlagerung dienen. Das Konzept
der virtuellen Betriebsstätte muss auch im
Steuerrecht verankert werden.
Seite: 95
n Die Nutzung öffentlich zugänglicher
Angebote muss möglich sein, ohne dass die
dabei entstehenden Daten wirtschaftlich
verwertet werden, wie derzeit durch Tracking,
Profilbildung und personalisierte Werbung.
Geschäfts bedingungen müssen allgemein ver-
ständlich sein und die Möglichkeit beinhalten,
die Weiterverwendung der anfallenden Daten
auszuschließen. Den Geschäftsbe dingungen
muss eine vereinfachte und barrierefreie
Fassung beigefügt sein.
Seite: 97
n Bei Anwendung von KI auf personenbezo-
gene Daten müssen demokratische Ge stal -
tungs möglichkeiten, weitgehender Daten-
schutz und freie Meinungsbildung in digitalen
Medien gewährleistet sein. KI muss hierbei so-
zialer Spaltung, Mono poli sie rungs ten den zen
in der Wirtschaft durch wenige Technologie-
konzerne und Überwachung entgegenwirken.
Auf dieser Grundlage sollen Potenzial und Re-
gulierungsansätze von KI weiter erforscht und
genutzt werden. Entscheidungen beispiels-
weise über Sozialleis tungsansprüche, Kredit-
würdigkeit oder Prognosen über Straffälligkeit
sind deshalb bis auf Weiteres abzulehnen.
Seite: 97
Wir wollen Whistleblower schützen. Perso-
nen und Strukturen, die Missstände und
Verbrechen in der Wirtschaft und in demo-
kratischen Institutionen öffentlich machen,
sind für eine Demokratie lebensnotwendig.
Seite: 100
Wirklicher Klimaschutz im Verkehr lässt sich
nicht mit digitalen Pkw-Flotten erreichen.
Entscheidend ist der Wille, öffentliche
Mobilität für alle verfügbar zu machen und
aus Steuermitteln so zu finanzieren, dass
es nicht auf den Geldbeutel des Einzelnen
ankommt, ob ökologische Alternativen
erschwinglich sind. Und dass Kommunen
nicht aufgrund leerer Kassen auf profit-
orientierte Angebote der Konzerne zurück-
greifen müssen.
Seite: 100
Die ökologischen Kosten neuer Anwen -
dungen müssen gegen den gesellschaft-
lichen Nutzen abgewogen werden. Die
Digitalisierung erfordert einen hohen
Energie- und Ressourcenverbrauch für
Rechenzentren und Endgeräte. Das betrifft
sowohl den benötigten Strom als auch
die erforderlichen Rohstoffe. Zudem sind
die Arbeitsbedingungen in vielen Ländern
im Rohstoffabbau, bei der Herstellung der
Geräte und auch im IT-Service oft schlecht.
Viele neue Technologien sind zwar energie-
effizient, doch werden die Einsparungen
durch größere Endgeräte, höhere Auflösung,
stärkere Nutzung und kürzere Lebensdauer
der Geräte wieder aufgefressen. Durch
diesen »Reboundeffekt« steigen sowohl
der Rohstoffbedarf als auch der Stromver-
brauch deutlich. Soll dieser zunehmende
Stromverbrauch ökologisch erzeugt werden,
um das Klima nicht weiter zu schädigen,
werden umso mehr Windkraftanlagen,
Solarfelder und Wasserkraftwerke gebaut
werden müssen – die ihrerseits Flächen,
Material, seltene Metalle und Energie für
Seite: 101
n Für die öffentliche Beschaffung müssen
strenge sozialökologische Vorgaben gelten
in Bezug auf Arbeits- und Umweltschutz in
den Herstellerländern, Langlebigkeit und
Reparierbarkeit. Unternehmen, die gegen
ihre Sorgfaltspflicht in der Lieferkette ver-
stoßen, müssen von öffentlichen Aufträgen
und der Außenwirtschaftsförderung ausge-
schlossen werden (vgl. Abschnitt »Liefer-
kettengesetz« im Kapitel »Global gerecht«).
Seite: 101
n Für Batterien und Elektrogeräte soll durch
Einführung eines Pfandsystems die wirk-
same Rückführung der Rohstoffe in den
Produktionskreislauf und Wiederverwer-
tung der Bestandteile ermöglicht werden.
Reparatur und Wiedernutzung müssen
Vorrang vor Recycling der Materialien haben
(vgl. Kapitel »Klima- und Umweltschutz«).
Seite: 102
Wir wollen unsere Wirtschaft grundsätzlich
umstrukturieren. Sie soll nicht nur nach-
haltiger und demokratischer werden,
sondern die Sorgearbeit (CareArbeit)
muss ins Zentrum gestellt werden. Denn
dass Kranken- oder Altenpfleger*innen,
Erzieher*innen oder Beschäftigte in haus-
haltsnahen Dienstleistungen häufig
schlecht entlohnt und unter miserablen
Bedingungen arbeiten, hat System. Wir
brauchen nicht nur besser bezahlte
Pflegekräfte und Erzieher*innen, sondern
auch mehr von ihnen! 100 000 Pflege kräfte
werden jeweils in den Krankenhäusern und
Altenheimen gebraucht, damit die Pflegenden
endlich wieder Zeit für die von ihnen ge-
pflegten Menschen haben. Durch eine Soli-
darische Gesundheitsversicherung und eine
Solidarische Pflegevollversicherung können
wir das finanzieren. Fallpauschalen schaffen
wir ab und überführen Kranken häuser und
Pflegeheime wieder in gemein nützige Hand,
jenseits von Markt und Profit mache rei (vgl.
Kapitel »Pflegenotstand stoppen! System-
Seite: 103
n In Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
sind Frauen seltener in Führungspositionen
vertreten. Das muss sich ändern. Deshalb
fordern wir eine Frauenquote in Führungs
positionen von 50 Prozent und eine stärkere
Teilung von Führungsaufgaben und -posi-
tionen durch Jobsharing oder andere Arbeits-
modelle (im Gegensatz zur 30-Prozent-
Quote der Großen Koalition).
Seite: 104
Unternehmen in der Coronakrise dürfen
nicht durch Kürzungen im Sozialbereich auf-
gefangen werden. Im Gegenteil: Wir treten
für einen sozialökologischen Systemwechsel
ein, der die Bereiche in Wirtschaft und
Beschäftigung stärkt, die klimafreundlich
sind und das Leben für alle besser machen:
personennahe Dienstleistungen, Bildung,
Erziehung, eine Ausweitung des Schienen-
und öffentlichen Nahverkehrs. Unser Umbau
von Wirtschaft und Sozialstaat macht
unsere Gesellschaft in Zukunft krisenfest
und befördert die Lebensmöglichkeiten
(nicht nur) von Frauen:
Seite: 105
In Brasilien und Polen, Indien und Nigeria,
Deutschland und Irland gehen Frauen für
ihre Rechte auf die Straße. Sie prangern
Gewalt gegen Frauen an, sie streiten für ihr
Recht auf Abtreibung und gegen Rassismus.
Sie eint die gemeinsame Erfahrung von
sexistischen Strukturen und Gewalt – und
sie vereinen sich im Kampf dagegen: im
Netz, auf der Straße, im Arbeitsalltag, vor
Gericht, zu Hause, in den Mühen der Ebene.
Frauen und Kinder weltweit sind besonders
vom Klimawandel betroffen und machen
den Großteil der Menschen auf der Flucht
aus. Aber sie sind nicht nur Opfer, sondern
auch wichtige klimapolitische Akteurinnen
und kämpfen gegen die Ausbeutung von
Mensch und Natur. LINKER Feminismus ist
immer konkret vor Ort und ist sich gleich-
zeitig internationaler Verantwortung und
Solidarität bewusst
Seite: 105
n Bei wirtschaftlichen und politischen
Entscheidungen müssen Werte wie Für-
sorge, Nachhaltigkeit und Gesundheit im
Zentrum stehen.
Seite: 106
n Zu einer gendergerechten Klimapolitik
gehört es, die besondere Gefährdung von
Frauen durch die Klimakatastrophe einzu-
beziehen.
Seite: 108
n Für queere Menschen wollen wir mehr
Angebote für selbstbestimmtes Wohnen
im Alter mit entsprechenden Pflege- und
Unterstützungsmöglichkeiten. Vor allem
nicht kommerzielle gemeinwirtschaftliche
und alternative Wohn- und Hausprojekte wie
Mehrgenerationenhäuser oder Wohngenos-
senschaften sollen gefördert werden.
Seite: 110
DIE LINKE tritt für die volle und wirksame
Teilhabe aller Menschen auch mit Behin-
derung ein. Grundvoraussetzung dafür ist
Barrierefreiheit – in baulicher, kommuni-
kativer und struktureller Hinsicht. Barrie-
refreiheit nützt allen Menschen. Sie muss
deshalb sowohl für den öffentlichen als
auch den privatwirtschaftlichen Bereich als
bindende Verpflichtung gelten.
Seite: 111
n Auch die Privatwirtschaft muss um
fassende Barrierefreiheit ermöglichen.
Wir wollen dazu verbindliche und wirksame
Regelungen in das Allgemeine Gleichbe-
handlungsgesetz (AGG) und in das Behinder-
tengleichstellungsgesetz (BGG) sowie in
alle Gesetze aufnehmen, mit denen private
Anbieter*innen von öffentlich zugänglichen
Gütern und Dienstleistungen zur Herstel-
lung von Barrierefreiheit gemäß UN-BRK
verpflichtet werden. Wir wollen ein Ver-
bandsklagerecht einführen, damit Antidis-
kriminierungsverbände klagen können.
Seite: 112
Eine solidarische
Einwanderungsgesellschaft
Einwanderung ist keine Bedrohung, son-
dern Alltag für viele, Bestandteil unserer
Gesellschaft und Recht jedes einzelnen
Menschen. Deutschland ist Heimat für
Menschen aus verschiedensten Orten, mit
unterschiedlichen Geschichten und so
vielfältig wie noch nie. Wir leben, lieben
und arbeiten zusammen. Wir machen nicht
mit, wenn Beschäftigte und Rentner*innen
in Deutschland ausgespielt werden gegen
Menschen, die vor Armut, Unterdrückung,
den Folgen der Klimakatastrophe und Krieg
fliehen. Würde der Reichtum gerechter
verteilt, gäbe es genug für gutes Leben,
Wohnen und Arbeiten – für alle.
Seite: 112
Die Wirtschaft basiert vielfach auf der
Ausbeutung und auf schlechten Arbeits-
bedingungen von Migrant*innen mit oft
prekärem Aufenthaltsstatus und teilweise
eingeschränkter gesundheitlicher Ver-
Seite: 114
n Wir wollen ein Partizipationsgesetz, um
Menschen mit Rassismuserfahrung besser
einzubeziehen und mehr in der Gesellschaft
zu repräsentieren. Dazu gehören eine
Quote, um den Anteil von Menschen mit
Mi gra tions geschichte in der öffentlichen
Ver wal tung entsprechend ihrem Anteil
an der Bevöl kerung zu erhöhen, und ein
Partizipations rat, der in wichtige Entschei-
dungen in Wirtschaft, Wissenschaft und
Politik einbezogen wird. Hier ist es für uns
zentral, dass migrantische Selbstorgani-
sationen Teil des Partizipationsrats sind
und es eine Vertretung entsprechend einer
Gleichstel lungsbeauftragten oder einem
Gleichstellungsbeauftragten ist. Wir fordern,
dass eine Enquetekommission eingesetzt
wird, die den Bundestag bei der Umsetzung
der Forderungen aus dem NSU-Ausschuss
sowie dem UN-Antirassismus-Ausschuss
(ICERD) berät.
Seite: 115
wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten und der
Ideologien der Ungleichheit wie Rassismus
und Nationalismus, die immer wieder zu
populären Waffen in der Konkurrenz um
Ressourcen, Reichtum und Lebenschancen
werden. Schluss damit! Statt uns gegen-
einander ausspielen zu lassen, wollen wir
gemeinsam für Gerechtigkeit eintreten: die
Menschen retten, soziale Gerechtigkeit
globalisieren und Fluchtursachen – nicht
die Geflüchteten – tatsächlich bekämpfen.
Seite: 116
n Es gibt keine »Wirtschaftsflüchtlinge« –
niemand flieht freiwillig! Wir fordern die
Ausweitung verbindlicher Flüchtlings
rechte auf Armuts-, Umwelt- und Klima-
flüchtlinge sowie eine entsprechende
humanitäre Visavergabe. Es braucht
umfassende Aufnahmekontingente über
das Resettlement-Programm des UNHCR
und die Aufhebung des Visumszwangs
für Schutzsuchende.
Seite: 116
Wer Fluchtursachen wirklich bekämpfen
will, muss endlich die Verhältnisse verän-
dern, die immer wieder zur Flucht zwingen
und Hilfe notwendig machen. Statt weiter
systematisch Fluchtursachen wie Waffen,
Umwelt- und Klimazerstörung sowie Armut
zu exportieren, wollen wir deshalb globale
Ungerechtigkeiten überwinden, Demo-
kratie und soziale Bewegungen von unten
unterstützen und Menschen in Not effektiv
helfen (vgl. Kapitel »Soziale Gerechtigkeit
weltweit«).
Seite: 117
Die extreme Rechte hat die Schwelle
zum Terror längst überschritten. Die Liste
rechter Attentate allein aus den letzten
zwei Jahren ist lang. Wir erinnern beson-
ders an die Anschläge in Kassel und Halle
im Jahr 2019 und Hanau im Jahr 2020 mit
mehreren Toten. Rechte begehen Mord-
anschläge auf Migrant*innen, Menschen
jüdischen und muslimischen Glaubens,
Linke und andere Andersdenkende; die
Sicherheitsbehörden erweisen sich immer
wieder als unfähig, die Täter*innen zu
fassen. Das hat in der Bundesrepublik
eine schreckliche Tradition, vom Attentat
auf das Münchner Oktoberfest bis zu
den Morden des NSU. Deutschland hat
spätestens seit den Achtzigerjahren
eine erschreckende rechtsterroristische
Kontinuität. Die Täter*innen werden
durch ein gesellschaftliches Klima ermutigt,
in dem der Wert von Menschenlebenin-
frage gestellt wird. Der Weg zu Bluttaten
beginnt mit Hetze im Alltag.
Seite: 119
Die herrschende Sicherheitspolitik ist
ungerecht. Sie trifft Menschen mit wenig
Geld und ohne Lobby härter. Ersatzfreiheits-
strafen für kleine Delikte wie Fahren ohne
Fahrschein bringen jedes Jahr Tausende
Menschen ins Gefängnis. Kontrollen von
Wirtschaftskriminalität und Steuerhinter-
ziehung werden hingegen heruntergefahren –
die Großen lässt man laufen. Für viele
Menschen bedeutet die Einschränkung
von Grundrechten und die Aufrüstung der
Seite: 123
n Der Vermengung von politischen und wirt-
schaftlichen Interessen wollen wir Einhalt
gebieten: Bundesminister*innen und parla-
mentarische Staatssekretär*innen müssen
nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt
mindestens drei Jahre bzw. für die Dauer
des zeitlichen Anspruchs auf Übergangsgeld
warten, bevor sie in Unternehmen wechseln,
mit deren wirtschaftlichen Interessen sie
zuvor politisch befasst waren.
Seite: 123
Demokratie ist mehr, als alle vier Jahre
seine Stimme abzugeben. Dafür müssen
auf allen Ebenen und in allen Bereichen –
von der europäischen, internationalen wie
kommunalen Ebene bis hin zum Betrieb, zur
Wirtschaft – mehr Mitbestimmung und Be-
teiligung geschaffen werden. Deshalb fordert
DIE LINKE seit Jahren, dass Volksinitiativen,
Volksbegehren und Volksentscheide auch
auf Bundesebene möglich sein müssen.
Seite: 133
Ohne Frieden ist alles nichts: Für Frieden und
Abrüstung. Waffenexporte verbieten
DIE LINKE verteidigt das Prinzip des Friedens
als Modus internationaler Politik. Die
Kriegs gefahr war seit Jahrzehnten nicht so
groß wie heute. Ein Blick auf die globalen
Verhältnisse zeigt, in welche Richtungen
es gehen kann: Verschärfte Konkurrenz
und autoritärer Staat, auch innerhalb der
Europäischen Union. Geopolitische Rivali-
täten und Wirtschaftskriege nehmen zu. Wir
setzen auf Entspannungspolitik und gerech-
te Wirtschaftsstrukturen. Die Achtung des
Völkerrechts und der Menschenrechte sind
für uns nicht verhandelbar. Darum kann es
für DIE LINKE in diesen Fragen auch kein
Messen mit zweierlei Maß geben.
Seite: 133
»Ohne Gerechtigkeit gib es keinen Frieden.
Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie
die Wolke den Regen.« (Jean Jaures) Doch
die Bundesregierung setzt weiter auf die
einseitige Durchsetzung wirtschaftlicher
und geopolitischer Interessen in der Stand-
ortkonkurrenz. Das verstärkt die weltweite
Ungleichheit und schwächt ausgerechnet
in Zeiten der Klimakatastrophe Formen und
Foren grenzübergreifender Kooperation.
Die US-Regierung setzt auch mit neuem
Präsidenten den Konfrontationskurs zum
Erhalt der eigenen Vormachtstellung durch
Sanktionen und militärische Interven tionen
fort. USA und EU versuchen, ihre Vormacht-
stellung gegen Russland und China durch-
zusetzen. Das droht in einen neuen Kalten
Krieg zu eskalieren. In Strate giepapieren
der NATO und EU werden Russland und
China als Feindbilder beschrieben, das
lehnen wir ab. Wir stellen uns gegen alle
Formen des Imperialismus. Den Rüstungs-
ausgaben der NATO in Höhe von 1,1 Billi-
onen Dollar stehen 61 Mrd. von Russland
gegenüber. Es geht also nicht um Gefah-
renabwehr. Aber die Bundesregierung und
die Europäische Union rüsten auf – und
verschärfen so die Konflikte.
Seite: 133
Wir wollen einen sofortigen Stopp aller
Waffenexporte. Investitionen in Militarisie-
rung und Aufrüstung lehnen wir ab. Wir
stehen für gerechte Wirtschaftsbeziehungen,
nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit
und einen solidarischen Multilateralismus.
An einer Regierung, die Kriege führt und
Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland
Seite: 134
Die Bundeswehr muss aus allen Auslands-
einsätzen abgezogen werden. Vor 20 Jahren
wurde erstmals eine Beteiligung der Bun-
deswehr am Krieg in Afghanistan beschlos-
sen und seitdem von allen Bundesregie-
rungen Jahr für Jahr verlängert. DIE LINKE
hat die Bundeswehreinsätze in Afghanistan
stets abgelehnt. Der Abzug aus Afghanis-
tan ist zu begrüßen. Aber er offenbart
das Desaster, das der Krieg angerichtet
hat. Über 200 000 Afghan*innen haben
ihr Leben verloren, darunter die mehr als
100 Opfer von Kundus. Millionen Menschen
sind auf der Flucht. 3 600 westliche
Soldat*in nen ver loren ihr Leben, darunter
59 Bundeswehrsoldaten. Der Krieg wurde
damit begründet, Sicherheit, Demokratie
und Frauen rechte zu schaffen. Keines der
erklärten Ziele wurde erreicht, im Gegen-
teil. Die Taliban sind stark wie lange nicht
mehr, die soziale und die wirtschaftliche
Situation im Land sind katastrophal. Die
Lehre aus der afghanischen Katastrophe
ist die gleiche, wie die aus der syrischen,
libyschen und irakischen: Demokratie
und gesellschaftlicher Fortschritt können
nicht mit Kriegen von außen aufgezwungen
werden. Die Konsequenz muss sein, die
ausländischen Truppen, Spezialkräfte und
Geheimdienste dauerhaft zurückzuziehen.
Aus Afghanistan, Mali und allen anderen
Auslandseinsätzen. Derzeit befinden sich
circa 3 000 Soldat*innen mit Mandaten des
Deutschen Bundestages im Auslands-
einsatz. Darüber hinaus sind über 10 000
Bundeswehrsoldat*innen ohne Mandat im
Ausland aktiv, aktuell zum Beispiel
in Litauen.
Seite: 134
Der Militärhaushalt der Bundesregierung
ist in den letzten Jahren massiv gestiegen
und beträgt derzeit 47 Milliarden Euro, das
entspricht mehr als 500 Euro aus Steuer-
geldern je Bürger*in. Der Preis für eine
hochgerüstete Bundeswehr: Steuermilli-
arden fehlen beim Ausbau des Gesund-
heitssystems, der sozialen Infrastruktur,
Bildung und Klimaschutz.
Seite: 136
n Förderprogramme in der Wirtschaft
sowie für Forschung an den Hochschulen
sollen nur noch der zivilen Produktion
dienen.
Seite: 138
n DIE LINKE lehnt eine Vermischung von
zivilen und militärischen Maßnahmen ab.
Internationale Hilfe darf niemals Teil einer
militärischen Strategie sein, sondern muss
sich am Gebot der Hilfe für von Hunger,
Klimakatastrophen und Krieg betroffene
Bevölkerungen orientieren.
Seite: 139
Bundesregierung und EU verschärften
mit ihrer Handelspolitik und Standortkon-
kurrenz die internationalen Gegensätze,
schwächen internationale Abkommen und
Institutionen. Längst gibt es einen neuen
Rüstungswettlauf: Die Rüstungsexporte in
aller Welt haben den höchsten Stand seit
dem Ende des Kalten Krieges erreicht. Die
Militarisierung der Außenpolitik hat weder
den Terror nachhaltig bekämpft noch mehr
Sicherheit geschaffen. Demokratie und
Menschenrechte ruft die Bundesregierung
zwar gerne an, im politischen Alltag zählen
andere Ziele: wirtschaftliche Interessen
durchzusetzen oder Europa gegen Geflüch-
tete abzuschotten.
Seite: 139
Unsere Außenpolitik muss Demokratie,
Menschenrechte und Frieden fördern sowie
die Zivilgesellschaft unterstützen, statt nur
Wirtschaftsinteressen zu dienen und Deals
mit Diktatoren zu machen. Sie muss femi-
nistisch, sozial und ökologisch werden – also
Frauenorganisationen, Gewerkschaften
und soziale Bewegungen einbeziehen. Wir
kämpfen gemeinsam mit Partnerparteien,
mit Gewerkschafter*innen und sozialen
Seite: 139
Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, Frie-
den, Klimaschutz, Demokratie und gegen
Rassismus. Starke Bewegungen geben uns
Hoffnung, wie Fridays for Future oder die
Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA.
Gemeinsam können wir die Welt verändern.
Seite: 139
Sozialökologisch gerechte
Weltwirtschaft
Seite: 139
Gerechte Handelspolitik ist eine Vorausset-
zung für eine friedliche Welt und für globale
soziale Gerechtigkeit. Deutsche und euro-
päische Außenwirtschaftspolitik darf nicht
länger von dem bornierten Ziel geprägt sein,
kurzfristige Eigeninteressen nach vorne zu
stellen: Wer andere arm macht und blei-
ben lässt, kann nicht gewinnen. Und wer
Fluchtursachen wirklich bekämpfen will,
muss aufhören, sie immer wieder neu zu
schaffen – und zu exportieren. Partnerländer
müssen eigene Volkswirtschaften und
Wertschöpfungsketten aufbauen und die
Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
(SDGs) bis 2030 erreichen können. Wo es
möglich ist, wollen wir regionale Wirt-
schaftskreisläufe stärken, um die teilweise
absurden Auswüchse globalisierter Liefer-
und Produktionsketten zurückzudrängen.
Wir wollen die Handelspolitik endlich zu
einem Instrument der weltweiten Koopera-
tion, des sozialökologischen Fortschritts
und der Demokratisierung machen. Wir
wenden uns gegen eine heuchlerische
Politik, die die Kosten der »ökologischen
Modernisierung« hierzulande einfach
Mensch und Natur in anderen Weltregionen
aufbürdet sowie deren Umwelt und
Rohstoffe gnadenlos ausbeutet.
Seite: 139
n Handelskonflikte beenden! Handels-
konflikte wie die zwischen den USA und
China bzw. der EU haben wirtschaftliche
und soziale Schäden angerichtet und die
Standortkonkurrenz verschärft. Handels-
politik darf nicht mehr zur politischen
Erpressung benutzt werden.
Seite: 140
n Kooperations statt Freihandelsab
kommen! Wirtschaftsabkommen müssen
ein Regelwerk für die Produktionsbedingun-
gen enthalten. So wollen wir gute Arbeit und
Umweltschutz entlang der globalen Produk-
tions- und Lieferketten sicherstellen. Die
europäischen Wirtschaftspartnerschaftsab-
kommen (EPA) zementieren Abhängigkeiten
des Globalen Südens als Rohstofflieferant
und müssen durch faire Handelsabkommen
ersetzt werden.
Seite: 140
n Nachhaltige Wirtschaftspolitik
statt nationaler Standortkonkurrenz!
Es braucht einen internationalen Aus-
gleichsmechanismus, der die Staaten mit
Exportüberschüssen auf ausgeglichene
Handelsbilanzen verpflichtet. So wird die
Wirtschaft stärker auf Nachfrage im Inneren
ausgerichtet. Dafür braucht es ein Ende der
Kürzungspolitik, die den Niedriglohnsektor
befördert und Löhne in Europa künstlich
niedrig hält. Das exportiert weltweit Armut
und ist volkswirtschaftlich schädlich.
Seite: 141
n Wir wollen den EnergiechartaVertrag
stoppen, denn er verhindert die Energie-
wende: Fossile Konzerne nutzen ihn, um
Staaten zu verklagen, wenn sie aus Kohle,
Öl und Gas aussteigen wollen. In ganz
Europa sind fast 350 Milliarden Euro fossiler
Investitionen durch den Vertrag geschützt.
Das heizt den Klimawandel an und lässt
die Kosten für seine Bekämpfung extrem
steigen. Derzeit gibt es eine Chance, aus
dem Vertrag auszusteigen. Italien ist bereits
2016 ausgetreten, Frankreich und Spanien
ziehen einen Austritt in Erwägung.
Seite: 141
n Wir fordern eine solidarische Pande
miebekämpfung für alle Menschen statt
Impfnationalismus und Bevorteilung des
Globalen Nordens! Die Entwicklung von
Impfstoffen kann nur gemeinschaftlich
entstehen und darf nicht von Pharmakon-
zernen zur Profitmaximierung oder nur
auf nationaler Ebene gedacht werden. Der
Weltgesundheitsorganisation WHO muss
eine breite finanzielle Basis zur Verfügung
gestellt werden. Wir brauchen Impfstoffe,
die überall einsetzbar sind, schnell produ-
ziert werden können und hinter denen keine
wirtschaftlichen Interessen stehen – dafür
ist der weltweite Aufbau einer öffentlichen
Impfstoffproduktion nötig (vgl. Kapitel
»Die Macht der Pharmaindustrie brechen!«).
Seite: 141
n Überwindung von Hunger und Armut
heißt: Existenzsicherung für bäuerliche
Betriebe und Landarbeiter*innen weltweit!
Wir wollen Regionen darin unterstützen,
Landwirtschaft nicht vorrangig für den
Export zu betreiben. Es muss Schluss damit
sein, dass Nahrungsmittelmärkte von
außen mit Lebensmitteln – wie durch in der
EU subventionierte Lebensmittel – über-
schwemmt werden. Wir wollen die öko lo-
gische Produktion in aller Welt fördern und
dafür international Systeme vereinbaren,
die vor Preisverfall schützen.
Seite: 141
n Landraub effektiv bekämpfen! Wir wollen
großen Agrarkonzernen, die mit Massen-
tierhaltung oder dem Anbau von Monokul-
turen viel Geld verdiene, das Handwerk
legen. Die Einfuhr von Lebensmitteln, die
auf gestohlenem Land produziert wurden,
wollen wir verbieten. Wir fordern eine
internationale Aufarbeitung und ein Verbot
des Landraubes. Gestohlenes Land muss
an die ursprünglichen Besitzer zurückge-
geben werden. Zur Förderung von ökologi-
scher und regionaler Landwirtschaft sollen
deutsche Konzerne und ihre internationalen
Partner, die am Landraub beteiligt sind,
Entschädigungen zahlen.
Seite: 142
Die Ungleichheit nimmt – trotz Jahrzehnten
westlicher »Entwicklungspolitik« – weltweit
zu und hemmt wirtschaftliche wie soziale
Entwicklung. Die bisherige Entwicklungs-
politik ist nicht einfach gescheitert. Sie
ist ein Instrument (post-)kolonialer Unter-
drückung und Ausbeutung. Entwicklungs-
zusammenarbeit muss endlich Würde und
Solidarität in den Mittelpunkt stellen, nicht
eigene wirtschaftliche Interessen, – und die
zerstörerische Dynamik der grenzenlosen
Kapitalverwertung durchbrechen. Dafür
wollen wir öffentliche und zivilgesellschaft-
liche Strukturen stärken. Entwicklungs-
zusammenarbeit muss sich an den Zielen
der Partnerländer und ihrer Gesellschaften
orientieren und sie dabei unterstützen,
eigenständige Entwicklungswege zu be-
schreiten. Die ungleiche Einbindung der
Seite: 142
Länder in den Weltmarkt verstärkt die
wirtschaftlichen Krisen und schwächt die
Länder des Globalen Südens auch politisch.
Seite: 143
Klimagerechtigkeit global
Seite: 143
Die Länder des Globalen Südens sind
von der Klima- und Umweltzerstörung
besonders stark betroffen, obwohl die
Hauptverursacher*innen im Globalen
Norden liegen. Dabei verursachen, laut
Oxfam, die reichsten 10 Prozent der
Weltbevölkerung genauso viele CO2-Emis-
sionen, wie die ärmeren 50 Prozent der
Bevölkerung. Die weltweiten Folgen des
Klimawandels sind bereits jetzt katastro-
phal. Besonders betroffen sind Frauen
und Kinder, denen oft die rechtlichen oder
finanziellen Ressourcen fehlen, sich gegen
Klimafolgen zu schützen. Frauen sind
weit überdurchschnittlich von Umwelt-
katastrophen betroffen. Wasser mangel,
Dürre, Überschwemmungen nehmen
Menschen ihre Lebensgrundlage, die Folge
sind Verteilungskämpfe um schwindende
Ressourcen, die immer mehr Menschen
zur Flucht zwingen. Damit muss Schluss
sein: Die Reichen müssen zur Verant-
wortung gezogen werden. Wir brauchen
einen Kurswechsel in der Handelspolitik
und beim Rohstoffverbrauch. Das Pariser
Klimaabkommen war ein Minimalkonsens
zwischen den Staaten. Die bislang von
den einzelnen Ländern zugesagten Min-
derungsvolumen sind aber längst nicht
ausreichend, um diese Ziele zu erreichen
(vgl. Kapitel »Klima«).
Seite: 143
n Auch Deutschland muss nachlegen
und – als einer der Hauptverursacher für
den Klimawandel – mehr Mittel für den
Globalen Süden bereitstellen, damit dieser
seine Entwicklung klimaneutral und gerecht
gestalten kann.
Seite: 143
n Auf UN-Ebene wollen wir einen Kompen-
sationsfonds für die Folgen von Klima-
wandel und Kolonialismus einrichten,
der von den Industriestaaten finanziert
wird. In diesen Fonds sollten ehemalige
Kolonialmächte mehr einzahlen als andere
Staaten. Die entsprechenden Klimafinanz-
transfers wollen wir jährlich erhöhen.
Seite: 143
n Klimagerechtigkeit statt Greenwashing
und Ablasshandel! Immer häufiger lagern
Industrieländer Klima- und Umweltschutz-
maßnahmen, zum Beispiel Waldschutz-
initiativen, in den Globalen Süden aus und
entziehen sich so ihrer Verantwortung.
Seite: 143
n Die gezielte Zerstörung natürlicher
Lebensgrundlagen wie Ozeane, Regen-
wälder und Klima bleibt weiter größtenteils
ohne rechtliche Folgen. DIE LINKE will die
Zer störer von Umwelt, Klima und Arten-
vielfalt vor Gericht stellen. Dafür wollen
wir die Einführung des Straftatbestandes
des Ökozids als Verbrechen ins deutsche
Strafrecht und ins Römische Statut des
Internationalen Strafgerichtshofes in inter-
nationales Recht.
Seite: 143
n Klimageflüchteten darf das Recht auf
Asyl nicht weiter verweigert werden. Um
der historischen Verantwortung west-
licher Staaten als Hauptverursacher
klimaschädigender Treibhausgase gerecht
zu werden, wollen wir zudem, dass die
EU-Bewohner*innen von bedrohten Staa-
ten, die durch die Klimakrise unbewohn-
bar werden, Klimapässe anbietet. Sie
sollen zusätzlich und nicht alternativ zu
beste henden Initiativen und Forderungen
etabliert werden.
Seite: 144
Reiche und Konzerne müssen an den
globalen Kosten von Krisen und Klima-
wandel beteiligt werden. Es braucht ein
gerechtes internationales Steuersystem
mit einer Finanztransaktionssteuer. Steuer-
oasen müssen trockengelegt werden, um
transnationale Konzerne endlich stärker an
der Entwicklung der Länder zu beteiligen,
von deren Ausbeutung und Ressourcen sie
profitieren (vgl. Kapitel »Gerechte Steuern«
und Kapitel »Banken und Finanzen«).
Seite: 144
n Rückbesinnung auf die Charta der Ver
einten Nationen: »Die Organisation beruht
auf dem Grundsatz der souveränen Gleich-
heit aller ihrer Mitglieder. (…) Jeder Staat hat
das Recht, seine politische, gesellschaftli-
che, wirtschaftliche und kulturelle Ordnung
frei zu wählen und zu entwickeln. (…) Alle
Mitglieder unterlassen in ihren internationa-
len Beziehungen jede gegen die territoriale
Unversehrtheit oder die politische Unab-
hängigkeit eines Staates gerichtete oder
sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen
unvereinbare Androhung oder Anwendung
von Gewalt.«
Seite: 144
n Die Länder des Globalen Südens
brauchen mehr Einfluss! Die sozial- und
wirtschaftspolitischen Kompetenzen, wie im
Wirtschafts- und Sozialrat der UN (ECOSOC),
müssen gestärkt werden. Exklusive Foren
wie die G 7 sollen darin aufgehen. Die Konfe-
renz der Vereinten Nationen für Handel
und Entwicklung (UNCTAD) soll gegen-
über der Welthandelsorganisation (WTO)
gestärkt werden, um die Interessen des
Globalen Südens in Handels- und Entwick-
lungspolitik zu stärken.
Seite: 145
n Wirtschaftssanktionen treffen vor
allem die einfache Bevölkerung und müssen
beendet werden. Unilaterale Sanktionen der
USA und EU, wie beispielsweise gegen Iran,
Kuba, Syrien oder Russland, sind völker-
rechtswidrig und drehen die Eskalations-
spirale immer weiter.
Seite: 145
n Die Zusammenarbeit mit Organisationen
und Zusammenschlüssen von Staaten
des Globalen Südens, die sich für die sozialen
Belange der Menschen, eine gerechte
wirtschaftliche Entwicklung, die Rechte der
Indigenen, friedliche Zusammenarbeit und
regionaler Integration bemühen, wollen wir
durch politische Zusammenarbeit stärken.
Seite: 145
Menschenrechte sind universell und ver-
pflichten zu politischem Handeln. Alle
Menschenrechte sind für uns gleich wichtig:
soziale, wirtschaftliche, kulturelle und
politische. Den Bruch des Menschenrechts
kritisieren wir als LINKE überall. Den doppel-
ten Standards der Bundesregierung stellen
wir uns entgegen.
Seite: 147
Für ein solidarisches Europa!
Wir kämpfen für ein soziales, demo-
kratisches und friedliches Europa, für eine
andere Europäische Union, in der alle
gut leben und arbeiten können. Ein soli-
darisches Europa, in dem alle Menschen
vor Armut geschützt sind. In dem nicht
Standortkonkurrenz und Profit, sondern
Demokratie und Solidarität an erster Stelle
stehen. Ein Europa, in dem Konzerne und
Reiche endlich ihren Anteil zur Finanzierung
des Gemeinwohls leisten. Für eine EU, die
keine Deals mit Diktator*innen und multi-
nationalen Konzernen macht, die Krieg
als Mittel der Politik ächtet und verhindert,
dass Menschen auf der Flucht im Mittel-
meer ertrinken. Wir wollen eine Union, die
Klimaschutz und eine Energie- und Ver-
kehrswende endlich voranbringt, anstatt
sie zu blockieren. Wir wollen ein friedliches
Europa ohne Rüstungswettlauf. Wir fordern
soziale Mindeststandards, gute Gesund-
heitsversorgung und Bildung für alle.
Seite: 147
Wir müssen die ökologischen Herausforde-
rungen mit einer Antwort auf die sozialen
Probleme verbinden. Doch die EU-Kommis-
sion hat einen »Green Deal« aufgelegt, mit
dem die EU nicht mal in der Lage ist, ihre
Klimaziele zu erreichen. Deshalb wollen wir
umsteuern – mit einem sozialökologischen
Systemwechsel in Europa. Der muss den
Umbau der Wirtschaft mit massiven öffent-
lichen Investitionen in gute Jobs, Innovation
für klimaneutrale Produktion und Infrastruk-
tur schaffen. Die natürlichen Lebensgrund-
lagen und Gemeinschaftsgüter wie Wasser,
Energie, Luft, eine saubere Umwelt und
unsere Gesundheit dürfen nicht mehr den
Profitinteressen einiger weniger untergeord-
net werden. Wir streiten für eine sinnvolle
Regionalisierung der Warenströme.
Seite: 147
Es braucht in Europa endlich höhere Steuern
für Reiche und Konzerne. Gelder aus dem
EU-Haushalt müssen umgewidmet werden:
Statt in militärische Aufrüstung muss in
solidarische und ökologische Zukunftspro-
jekte investiert werden. Denn wir brau-
chen eine historische Kraftanstrengung,
um die Klimakatstrophe aufzuhalten und
gleichzei tig alle Menschen mitzunehmen. Wir
streiten für Umverteilung des Reichtums,
Seite: 147
Für die EU ist die Coronapandemie der
zweite schwere Schock nach der Finanzkrise.
Für zahllose Menschen bedeutet er erneut
Einkommensverlust, Existenzangst und
zerstörte Lebensplanung. Die Mitglieds länder
haben versucht, die Krise durch wirtschaft-
liche Maßnahmen in Schach zu halten und
sozial abzufedern. Die EU-Kommission setzte
die Defizitbeschränkungen des Stabilitäts-
und Wachstumspakts der EU aus. Doch auf-
grund der Kürzungspolitik der vergangenen
Jahre ist die öffentliche Daseinsvorsorge un-
terfinanziert. Banken wurden mit Milliarden
gerettet, aber Krankenhäuser kaputtgespart.
Hunderttausende Menschen sind gestorben,
auch weil sie nicht ausreichend behandelt
werden konnten.
Seite: 147
Die Spaltung zwischen Nord- und Süd-, Ost-
und Westeuropa wächst. Die deutsche Politik
von Niedriglöhnen und Exporterfolgen um
jeden Preis hat die Krise mitverursacht und
auch innerhalb der EU Ungleichheit und
Konkurrenz verstärkt. Austerität, Privatisie-
rung, Sozialabbau und Deindustrialisierung
haben Arbeitsplätze vernichtet, Armut
geschaffen und damit dem Rechtspopulis-
mus Auftrieb gegeben. Die Herausforde-
rungen von Klimawandel und globaler
sozialer Gerechtigkeit kann kein Land allein
stemmen. Wir müssen grenzübergrei-
fende – globale – Lösungen finden. All das
zeigt: Es ist höchste Zeit für ein soziales
und solidarisches Europa!
Seite: 148
Wir wollen eine EU, die sich für ein System
der internationalen Zusammenarbeit auf
Augenhöhe einsetzt. Wir wollen eine EU,
deren Außenpolitik von friedlicher Koope-
ration geprägt ist und nicht von der gewalt-
tätigen Durchsetzung wirtschaftlicher Inte-
ressen. Die Verträge von Maastricht und
Lissabon haben den Neoliberalismus in die
Grundlagen der Union eingeschrieben. Wir
wollen neue Verträge, um die EU sozialer,
gerechter und ökologischer zu machen. Nur
so hat die Union eine gemeinsame Zukunft.
Für diese Zukunft setzen wir uns zusammen
mit sozialen Bewegungen, mit Gewerk-
schaften, mit der Europäischen Linken und
anderen Parteien ein. Gewerkschaften
und Bewegungen, der Einsatz für das Klima,
für Demokratie und Frauenrechte und gegen
Rassismus überall zeigen: Gemeinsam
können wir Europa verändern.
Seite: 148
Der EU-Haushalt und die Wiederaufbau-
mittel und Hilfsgelder bleiben weit hinter
dem zurück, was notwendig wäre, um die
Folgen der Pandemie zu bewältigen und für
eine gerechte und klimaneutrale Zukunft
umzusteuern. Teile des EU-Haushalts sind
versteckte Subventionen für Großkonzerne.
Profitiert haben davon vor allem die Rei-
chen. Besonders fahrlässig ist, dass Inves-
titionen und Gesundheitsausgaben aus
dem Wiederaufbaupaket gekürzt wurden.
Denn die Wirtschaft lahmt, viele Länder
sind von Massenerwerbslosigkeit geplagt,
und die Infrastruktur wird schon lange auf
Verschleiß gefahren. Wir wollen Geld für
Zukunftsinvestitionen statt für Aufrüstung.
Was einzelne Staaten überfordern könnte,
ist für die europäische Staatengemein-
schaft insgesamt gut leistbar, denn mit ihrer
großen Wirtschaftskraft und der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) im Rücken verfügt
sie über ausreichend wirtschaftliche Stärke.
Seite: 148
n Die Defizit und Schuldenregeln
müssen angepasst werden. Damit die EU
eine Zukunft hat, müssen wir uns um die
Defizite kümmern, die wirklich zählen:
Den Investitionsstau im Sozialstaat, in der
Bildung, der Infrastruktur, auf dem Arbeits-
markt und beim Klimaschutz.
Seite: 148
n Angesichts der Herausforderungen durch
Corona und Klimakatastrophe muss der
EUHaushalt durch die Ausgabe europä-
ischer Anleihen ausgeweitet werden. In
Anbetracht des größten Einbruchs der Welt-
wirtschaft seit Jahrzehnten ist ein Umfang
von 1 bis 2 Billionen Euro für das europäi-
sche Investitions- und Ausgabenprogramm
erforderlich.
Seite: 148
n Es braucht ein sozialökologisches
Investitionsprogramm! Die finanziellen
Mittel der EU müssen ausgeweitet und
gezielt für die wirtschaftlich schwächeren
Länder, Regionen, Branchen und für Zu-
kunftsaufgaben wie eine sozialökologische
Industriepolitik, das Gesundheitswesen, die
digitale Infrastruktur, Bildung und For-
schung sowie die Energie- und Verkehrs-
wende eingesetzt werden.
Seite: 149
n Ohne Ausgleichsmaßnahmen verstärkt
der Euro als gemeinsame Währung von
stark unterschiedlichen Wirtschaftsräumen
die Schieflage zwischen den reichen Staaten
in Nord- und Westeuropa gegenüber den
Staaten in Südeuropa. Wir müssen eine
gerechte und gemeinsame europäische
Wirtschaft aufbauen, statt den Konkur-
renzkampf fortzuführen.
Seite: 149
n Die EZB darf nicht weiter Anleihen von
Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen
aufkaufen und dadurch den Klimaschutz
unterlaufen. Sie braucht starke soziale und
ökologische Standards. Das gilt auch für
die Coronahilfen.
Seite: 149
Die Wirtschaft umbauen
Seite: 149
Wir dürfen nach der Krise nicht weiterma-
chen wie bisher. Wir wollen Europa gerechter
machen und einen sozialökologischen
Systemwechsel voranbringen. Wir wollen,
dass der sozial-ökologische Umbau in allen
Mitgliedstaaten möglich ist. Unser Ziel ist
es, Stromerzeugung, Industrie, Verkehr,
Gebäude und Landwirtschaft klimaneutral
zu machen, ohne Menschen oder Regionen
abzuhängen (vgl. Kapitel »Für einen sozial-
ökologischen Systemwechsel«). Die jüngste
Anhebung des Treibhausgasminderungs-
ziels der EU von 40 auf 55 Prozent gegen-
über 1990 ist immer noch zu niedrig, um die
Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens
zu erreichen. Wir wollen die EU bis spätes-
tens 2035 klimaneutral machen.
Seite: 150
n Um Massenerwerbslosigkeit, Armut und
Perspektivlosigkeit zu bekämpfen, braucht
es eine konsequente europäische Vollbe-
schäftigungspolitik und eine echte Indus-
triestrategie. Sie muss Klimaneutralität
zum Ziel haben und vor allem deindustria li-
sierten Regionen eine Zukunft geben.
Seite: 150
n Agrarwende: Wir setzen auf nachhaltige
Landwirtschaft und regionale Kreisläufe
statt langer Transportwege und industrielle
Massenproduktion. Das System der EU-
Agrarsubventionen ist nicht nachhaltig, wir
wollen Subventionen an sozialen und öko-
logischen Kriterien orientieren und nicht
mehr an der Fläche. Exportsubventionen
für landwirtschaftliche Produkte wollen
wir beenden.
Seite: 152
Auf die Krisen reagiert die EU ausgerechnet
mit Aufrüstung. Wirtschaftliche Entwick-
lung wird als Rüstungsförderung betrieben.
Diktatoren sind Geschäftspartner bei
Rüstungsdeals und werden zu Stabilität-
sankern verklärt. Der Ausbau einer »Militär-
union«, die Schaffung einer zusätzlichen
europäischen Armee und Rüstungsexporte,
führen aber nicht zu mehr Sicherheit für
die Menschen. Die sogenannte Ständige
Strukturierte (militärische) Zusammenar-
beit (engl. kurz: PESCO) soll dafür sorgen,
dass Milliarden für Rüstung ausgegeben
werden, während es einen enormen
Mangel an Rüstungskontrolle und zivilem
Konfliktmanagement gibt. Die beteiligten
Staaten werden zur ständigen Steigerung
ihres Verteidigungshaushalts und ihrer
Rüstungsinvestitionen, einer Beteiligung
an Rüstungsgroßprojekten und der
Aufstel lung europäischer Truppenverbän-
de ver pflichtet. Mit der Europäischen
Friedens fazilität (EFF) wird die Europäische
Union selbst zum Waffen- und Munitions-
lieferanten.
Seite: 152
n Statt einer geplanten Ausweitung durch
Beteiligung von Drittstaaten fordern wir die
Beendigung von PESCO und aller militär-
bezogenen EU-Programme und Fonds, wie
der Europäischen Friedensfazilität (EFF).
Die Gelder wollen wir in sozialen Zusam-
menhalt, Klimaschutz und globale Gerech-
tigkeit investieren.
Seite: 153
Wie wir das Land verändern
DIE LINKE kämpft für soziale Gerechtigkeit
und Frieden, wir streiten für einen Umbau
von Wirtschaft und Gesellschaft, der die
Menschen überall auf dieser Welt in den Mit-
telpunkt stellt: die Beschäftigten, Rentner*in-
nen, die Erwerbslosen – und die Menschen
von morgen, unsere Kinder und Enkel. Ihnen
wollen wir eine lebenswerte, inklusive und
klimagerechte Gesellschaft übergeben.
Seite: 153
Mit einer gut ausgestatteten öffentlichen
Daseinsvorsorge, in der das, was für alle
da ist, auch allen gehört. Mit Orten, die
den demokratischen Austausch befördern,
gesellschaftlichen Zusammenhalt erfahrbar
machen und die allen Zugang und Teilhabe
am gesellschaftlichen Reichtum eröffnen.
Auf einem lebensfähigen Planeten, mit
guter Luft zum Atmen. Wir werden alles in
unserer Macht Stehende tun, um das Ziel
zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad
zu begrenzen – und die Wirtschaft und
Gesellschaft sozial- und klimagerecht zu
verändern.
Seite: 153
von Minijobs in sozialversicherte Arbeit
und flächendeckende Tarifverträge. Die
gesetzliche Rente muss so gestaltet sein,
dass niemand unterhalb der Armutsgren
ze leben muss, und das Renteneintrittsalter
muss wieder abgesenkt werden. Hartz IV
muss armuts- und sanktionsfrei sein. Ohne
eine Besteuerung der Millionär*innen gibt es
keinen Politikwechsel. Ohne eine Vermö
gensteuer lassen sich die notwendigen
Investitionen in bezahlbares Wohnen, Bil-
dungsgerechtigkeit und Klimaschutz nicht
gerecht finanzieren.
Seite: 153
4. Für uns gehören konsequenter Klima
schutz und soziale Gerechtigkeit zusam-
men – denn gerade die Armen werden am
meisten unter dem Klimawandel leiden.
Es braucht eine Wende hin zu Zukunfts
investitionen für eine klimaneutrale
Wirtschaft und Gute Arbeit für alle. In
Seite: 154
5. Die Aufrüstungsspirale verschlingt Steu-
ergelder, die für Soziales und Klimaschutz
benötigt werden und heizt die Gefahr neuer
Kriege weiter an. Wir brauchen eine friedens
politische Wende: Weg vom 2-Prozent-Ziel
der NATO-Staaten, hin zu Entspannungspoli-
tik. Die Rüstungsausgaben müssen gesenkt,
die Rüstungsexporte gestoppt und die Aus-
landseinsätze der Bundeswehr beendet wer-
den. Wir werden die Fluchtursachen, nicht
die Geflüchteten bekämpfen. Alle Menschen,
die dauerhaft hier leben, sollen die gleichen
sozialen Rechte erhalten.
Seite: 154
Wir wollen Veränderung für soziale Sicher-
heit, Frieden und Klimagerechtigkeit. Diese
Veränderung werden wir als rebellischer
Teil einer Mitte-links-Regierung voran-
treiben oder aus der Opposition heraus
die poli tische Agenda bestimmen.
Seite: 154
DIE LINKE will diese Bundestagswahl zur
Richtungsentscheidung machen. Endlich
scheint die Mehrheit für eine fortschrittliche
Regierung in Deutschland möglich. Diese
Mehrheit und alle Verbesserungen, die
sie verspricht, gibt es nur mit der LINKEN.
Dafür stehen wir bereit. Für einen sozialöko-
logischen Politikwechsel in Deutschland
wollen wir Verantwortung übernehmen.
Wir wollen regieren, um zu verändern! Eine
andere Politik wird nicht maßgeblich im
Parlament gemacht. Sie braucht Druck
aus der Gesellschaft, von Gewerkschaften,
sozialen und Klimabewegungen, von NGOs,
Sozial- und Umweltverbänden und der
Friedens bewegung. Druck von unten und
Druck von der Straße. DIE LINKE ist in
diesen Bewegungen verankert. Gemeinsam
können wir die Kräfteverhältnisse in der
Gesellschaft nach links verschieben. Wir
sind die Adresse im Parlament, die frei von
Konzern- und Lobbyinteressen ist. Wir geben
denen eine Stimme, die von den anderen
Parteien überhört werden.
Seite: 154
n dass sie in allen Politikbereichen Klima-
schutz und soziale Gerechtigkeit zusammen
denken und priorisieren.
Seite: 154
Fridays for Future hat weltweit Klimage-
rechtigkeit und den Umbau der Wirtschaft
eingefordert. Die Proteste der Pflege-
kräfte haben den Pflegenotstand auf die
Tagesordnung gesetzt. Beschäftigte orga-
nisieren sich unter widrigen Bedingungen
und streiken für ihre Interessen, für Gute
Arbeit, die zum Leben passt, und eine
planbare Zukunft. An vielen Orten wehren
sich Mieter*innen gegen steigende Mieten
und Wohnungsnot. Diese Anliegen sind
unser Programm.
Seite: 155
Wir wollen Verbesserungen im Alltag der
großen Mehrheit der Menschen durch-
setzen und uns gemeinsam mit ihnen auf
den Weg zu einer sozialen, klimagerechten
Gesellschaft machen.
Seite: 158
Ganztagsbetreuung 47, 48, 58, 103
Gebrauchsgüter, langlebige 27
Gedenkstätten 128
Geflüchtete 13, 48, 53, 96, 105, 106, 109, 110,
114 –116, 139
Geflüchtete Frauen 105
Geldwäsche 87, 90, 91, 97
Gemeindewirtschaftsteuer 85, 87
Gemeinnützigkeit 89
Gemeinschaftsschule 48
Gender-Care-Gap 102
Gender-Pay-Gap 102
Genossenschaften,
genossenschaftlich 12, 40, 61
Genossenschaftsbanken 90
Geschlechterquotierung 105
Gesundheitliche Ungleichheit 36
Gesundheitsversicherung,
solidarische 10, 26, 33, 88, 102
Gesundheitsversorgung 8, 10, 13, 36 – 38,
59, 94, 103, 106, 118, 141, 142, 147, 154
Gewerbemietverträge 41
Gewerbesteuer, Reform der 85, 87
Girokonto, Recht auf kostenfreies 90
Glasfaserausbau 93
Gleichbehandlungsgesetz 108, 111
gleiche Rechte 13, 14, 113
Glyphosat, Pestizide 73
Grundeinkommen,
bedingungsloses 28
Grunderwerbsteuer 89
Grundrechte 7, 9, 11, 31, 68, 89, 96, 113, 117,
120, 141, 145, 151
Grundrente (sogenannte) 24
Grundsicherungsleistungen 27
Seite: 158
Immobilienlobby,
Immobilienkonzerne 40
Immobilienregister 44, 91
Immobilienwirtschaft 40
Impfstoffe, Impfstoffproduktion 141
informationelle
Selbstbestimmung 95, 96, 99, 120
Informationsfreiheitsgesetz 97
Infrastrukturen, öffentliche 25, 29, 45, 55,
59, 104
Initiativrecht 19, 68, 92, 151
Inkassoabzocke 78
Inklusion, inklusive 48, 58, 110, 113, 127
Internationale
Arbeitsorganisation (ILO) 145
Investitionen 11, 12, 45, 48, 51, 54, 57, 58,
63, 65, 68, 85, 86, 87, 90, 93, 104, 111, 113, 114,
118, 127, 131, 133, 141, 147 –150, 153, 154
Investmentbanking 90
Istanbul-Konvention 104
IT-Zuschlag 27
Seite: 159
Kettenduldung 113
Kinderbetreuung,
Kindertageseinrichtungen, Kitas 20, 29, 115
Kindergeld 28, 29
Kindergrundsicherung 27, 28, 29
Kinderkrankentage 30
Kinderrechte, Kinderrechtskonvention 30
Kinder- und Jugendarmut 28, 29
Kinos, kommunale 125
Kitaqualitätsgesetz 47
Klimagerechtigkeit 14, 42, 57, 58, 62, 67,
143, 154
Kohleausstieg 67, 68, 69, 150
Kolonialismus, deutscher 128, 143, 146
Kommando Spezialkräfte (KSK) 135
Konfliktlösung, gewaltfrei 13, 105, 120, 133
Konfliktmineralien 140
Königsteiner Schlüssel 49
Konnexität 85
Kontingentflüchtlinge 24
Kontrolle, demokratische 32, 38, 61, 74, 84,
90, 93, 95, 97, 105, 116, 121 –123, 136, 148, 151
Konversionsbehandlungen 109
Kooperationsverbot 47, 126
Körperschaftsteuer 87
Korruption 14, 38, 123, 131
Kosten der Unterkunft und Heizung 27, 42
Krankenversicherung,
gesetzliche 32, 33, 109
Krankenversicherung, private 32, 33, 109
Kredite 28, 87
Kreditwesengesetz (KWG) 90
Kreislaufwirtschaft 77
Kriegsgefahr 101, 133
Kriminalisierung 69, 103, 115, 131, 132, 146
Kuba 143, 145
Kultur 7 – 9, 14, 29, 96, 119, 124 – 128, 131,
138, 146
Kulturbetriebe, -branche 126
Kultureinrichtungen 127
Kulturförderung 125, 127
Kündigung 20, 41
Kündigungsschutz 21, 30, 41
Künstlersozialkasse 126
Kurzarbeit, Kurzarbeitergeld 26, 28, 39
Seite: 161
Solidaritätszuschlag, Solidaritätspakt III 88
Sonntag, erwerbsarbeitsfreier 130
Sorge- und Umgangsrecht 30, 104
Sozialeigentum 25
Sozialversicherungsschutz 20, 92
Sozialwohnungen 39, 40, 41
Sparkassen 83, 90
Spekulation 39, 43, 44, 87, 89, 90, 99, 141
Sperrzeiten, Abschaffung der 26
Spielstraßen 45
Spielsucht 132
Sport 9, 129, 131
Staatsbürgerschaft 113
Staatstrojaner 96, 120
Stabilitäts- und Wachstumspakt 148
Stadtentwicklungspolitik 40
Steuerflucht, Steueroasen 91, 149
Steuerfreibeträge 11, 88
Steuerschlupflöcher, -tricks,
-vermeidung 86
Steuervollzug 87, 89
Stiftungen 55, 82, 89, 91, 142, 144
Streik, Solidaritätsstreik, Streikrecht 21, 83
Strompreis 71
Strukturförderung, Strukturwandel 119
Studiengebühren 52
Studierende, Studium 52 – 55, 62
Substitutionstherapie 132
Subventionen, klimaschädliche 12, 23, 57,
58, 60, 61, 68, 74, 88, 148, 150
Sucht 132
Seite: 162
Werkstätten für behinderte Menschen 111
Werkverträge 16
Whistleblower-Schutzgesetz 79, 129
Willkommenskommunen 114
Wirtschaftskreisläufe, regionale 59, 77,
85, 139
Wirtschaftskriminalität 119
Wohngeld 42, 44, 71
Seite: 165
Bitte an die o.g. Adresse senden!
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