Klima - 82 Ergebnisse
Seite: 4
III. Wir retten das Klima 33
Seite: 8
Manche meinen, es sei heute schon viel erreicht, wenn Rück
schritte vermieden werden. Wir nicht. Mit den ökologischen Krisen
und vor allem der Klimakrise stellt sich der Menschheit die Exis
tenzfrage, nicht weniger. Mit der Krise Europas und dem Rückfall in
den Nationalismus stellt sich die Frage des Friedens und der Bedin
gungen für ein gutes Leben. Durch die globale Ungleichheit stellt
sich die Frage nach fairer Verteilung des Wohlstandes, zum Beispiel
durch fairen Handel. Es sind große Fragen, aber sie sind nicht weit
weg. Sie betreffen auch unser Zusammenleben und unseren Alltag.
Seite: 8
Es wäre die Aufgabe der Großen Koalition gewesen, diese He
rausforderungen anzugehen. Sie hat es nicht getan. Die drei betei
ligten Parteien CDU, CSU und SPD verfolgen längst nur noch ihre
eigenen Interessen. Während die Koalition erschöpft ist, wachsen
die Probleme. Statt den Raubbau an der Umwelt zu stoppen, blo
ckiert sie beim Klimaschutz, würgt die Energiewende ab und ver
passt die Chancen auf zukunftsfähige Jobs. Sie ruht sich auf der
derzeit guten Wirtschaftslage aus, statt sie für den sozialen Zusam
menhalt und mehr Chancengleichheit zu nutzen. Nach einem Jahr
Willkommenskultur gibt sie zunehmend rechten Stimmungen nach.
Auf neue Bedrohungen reagiert sie mit immer schärferen Gesetzen,
anstatt mit kühlem Kopf gezielt Probleme zu lösen. Mit einer einsei
tigen Sparpolitik hat sie die Gräben in der EU vertieft. Mit ihrer Po
litik setzt sie eine gute Zukunft aufs Spiel.
Seite: 9
Wir wollen Deutschland zum ökologischen Spitzenreiter ma
chen. Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen der
Klimakrise spürt – und die letzte, die etwas dagegen tun kann. Des
wegen braucht es jetzt ein großes sozial-ökologisches Moder
nisierungsprojekt. Mit allem, was wir haben, kämpfen wir für Klima
schutz: Erneuerbare Energien werden mit uns günstiger, fossile
teurer. So machen wir die Energiewende wieder flott und steigen
schnellstmöglich aus der klimaschädlichen Kohle aus, wir fördern
das abgasfreie Auto und den umweltfreundlichen Verkehr. Wir ge
stalten eine innovative Wirtschaft, die mit „Öko – Made in Germa
ny“ Produkte und Dienstleistungen für die Zukunft entwickelt und
jede Menge neue Arbeitsplätze schafft – in Deutschland und Euro
pa. Wir machen Schluss mit industrieller Massentierhaltung und
landwirtschaftlichen Monokulturen, wir wollen eine Landwirt
schaft, die möglichst ohne Gifte auskommt. Mit uns gibt es gutes
Essen ohne Gift und Gentechnik.
Seite: 11
Globale Verantwortung fängt bei uns zu Hause an. Darum nutzen
wir die Gestaltungsmacht Deutschlands als viertgrößte Volks wirt
schaft der Welt, um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten
Nationen zu erreichen. Damit sollen Umwelt- und Klima schutz, Frie
den und Gerechtigkeit weltweit gefördert, und unsere Art zu leben
und zu wirtschaften sozial und ökologisch umgestaltet werden. Nur
mit einem solidarischen Europa können wir Mensch und Umwelt
besser schützen. Wir brauchen ein vereintes Europa, damit wir Ban
ken und Großkonzerne auf das Gemeinwohl verpflichten und wir
dem globalen Kapitalismus wirklich ökologische und soziale Zügel
anlegen können, damit die Wirtschaft den Menschen dienen kann.
Und mit Ihrer Stimme bei der Bundestagswahl entscheiden Sie auch
darüber, wie Deutschland in Europa auftritt und für welche Rich
tung es steht.
Seite: 14
B. UMWELT IM KOPF
Das Klimaabkommen von Paris ist ein Meilenstein für die Rettung
unseres Planeten. Wir haben das Wissen, die Technik und den
Erfinder*innengeist, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden.
Wir stehen deshalb jetzt vor einer Entscheidung, die unser Leben
und das Leben unserer Kinder prägen wird. Kämpfen wir für den Er
halt unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder sägen wir weiter
an dem Ast, auf dem wir sitzen? Setzen wir auf dreckige Kohle wie
Union und SPD oder auf schmutziges Öl wie Trump und Putin? Oder
brechen wir auf in ein neues, grünes Zeitalter?
Seite: 15
Klima- und Umweltpolitik sind auch eine Frage der Gerechtig
keit. Gerade diejenigen, die wenig haben, leben in Vierteln mit ho
her Luftverschmutzung oder großer Lärmbelastung. Global sind es
die Ärmsten, vor allem Frauen und Kinder, die von der Umwelt
zerstörung besonders betroffen sind – obwohl sie am wenigsten
dazu beitragen oder an den Entscheidungen beteiligt sind. Die
Kleinbäuerinnen und -bauern in Afrika, deren Land verdorrt, das
Seite: 16
Wir sorgen dafür, dass es bei Umwelt- und Klimaschutz gerecht
zugeht. Wo Jobs, zum Beispiel in der Kohleindustrie, verloren gehen,
kümmern wir uns schon heute um gute soziale Absicherung und
neue Jobperspektiven. Wo Preise endlich die ökologische Wahrheit
sagen, sorgen wir mit besseren Löhnen und angemessenen Sozial
leistungen dafür, dass die Preise auch von allen bezahlt werden
können.
Seite: 18
Diesen vorsorgenden Blick nehmen wir auch beim Hochwasser
schutz ein. Wir beugen vor, indem wir Bächen und Flüssen Raum
ge ben, sich wieder naturnah zu entwickeln. Wir verlegen Deiche zu
rück und weisen Überschwemmungsgebiete aus. So schützen wir
Bürger*innen und Unternehmen vor Schäden durch Hochwasser und
fördern eine artenreiche Tier und Pflanzenwelt, die in ausgedehn
ten Flussauen wichtige Lebensräume findet. Wir werden Hochwas
serschutzstrategien für ganze Fließgewässersysteme zur Anpassung
an die Folgen des Klimawandels entwickeln und so vermeiden, dass
Schutzmaßnahmen in einer Region beim folgenden Hochwasser zu
sätzliche Schäden in einer anderen Region verursachen. Flussvertie
fungen wie an Elbe und Weser lehnen wir ab.
Seite: 21
Wir GRÜNE setzen auf konsequenten Natur- und Artenschutz.
Damit erhalten wir nicht nur die natürliche Vielfalt und Schönheit
der Landschaft, eine intakte Natur leistet auch unbezahlbare Diens
te, zum Beispiel im Wasser-, Boden- und Luftschutz, und stellt wich
tige Grundstoffe für unzählige Produkte, etwa in der Chemie und
Medizin, zur Verfügung. Das gilt insbesondere für den Wald, dem auf
einem Drittel der Fläche Deutschlands eine besondere Rolle für den
Klima- und Artenschutz zufällt. Um die biologische Vielfalt zu
schützen, werden wir dafür sorgen, dass die bestehende Gesetzge
bung im Naturschutzbereich konsequent umgesetzt und wo nötig
an die Erfordernisse des Naturschutzes angepasst wird. Weiterhin
werden wir internationale Konventionen wie das Übereinkommen
über die biologische Vielfalt umsetzen.
Seite: 24
Artenvielfalt schützen
Das große Artensterben ist neben der Klimakrise die zweite
existenzielle Bedrohung für unsere globalen Ökosysteme und
damit auch für uns Menschen. Wir wollen unsere Natur und un
seren Artenreichtum schützen. Dazu werden wir den Natur
schutz übergreifend in allen Politikbereichen verankern sowie
finanziell und personell angemessen ausstatten. In Naturschutz
gebieten sollen die Ziele des Naturschutzes Vorrang vor allen
anderen Nutzungen haben. Den Biotopverbund wollen wir bun
desweit ausbauen und Schutzgebiete ambitioniert umsetzen
und managen und großflächige Wildnisgebiete aus der Nutzung
nehmen. Einer der größten Artenkiller ist die industrialisierte
Landwirtschaft, besonders der flächendeckende massive Einsatz
von Gülle und Pestiziden. Wir werden deshalb Sofortmaßnah
men ergreifen, um die flächendeckende Vergiftung und Über
düngung unserer Landschaft einzudämmen, auf eine Reform der
EU-Agrarpolitik im Einklang mit der Natur drängen und einen
eigenen Naturschutzfonds fordern.
Seite: 25
Unser Ziel ist eine vielfältige Landwirtschaft, die ohne Gift, Gentech
nik und Tierleid gesundes Essen für alle erzeugt. Eine Landwirtschaft,
in der die Leistungen unserer Landwirt*innen gewürdigt werden und
die ihnen ein gutes Auskommen verschafft. Die unsere Versorgung mit
gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln sichert und auf gute Pro
dukte für den Wochenmarkt statt auf Massenproduktion für den Welt
markt setzt. Die unserem Klima nützt, statt ihm zu schaden. Die mit
der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Eine Landwirtschaft, die die
Würde von Tieren achtet, statt sie beispielsweise durch Amputationen
an die Industriehaltung anzupassen. Und eine Agrarpolitik, die für fai
re Entwicklungschancen sorgt, damit Kleinbäuerinnen und -bauern
weltweit nicht mit hochsubventionierten europäischen Agrarfabriken
und deren Abfällen konkurrieren müssen.
Seite: 26
Der ökologische Landbau bleibt unser Leitbild. Wir GRÜNE wol
len dafür sorgen, dass der Ökolandbau in den nächsten sieben Jah
ren mit einer Milliarde Euro gefördert wird. Aber auch für die kon
ventionelle Landwirtschaft gilt: Die landwirtschaftliche Produktion
muss auf der gesamten Fläche umweltverträglicher werden. Wir
wollen Bäuerinnen und Bauern den Weg ebnen, dass auch die Land
wirtschaft ihre Klimaverpflichtungen erfüllt und bis 2050 von der
industriellen Landwirtschaft auf eine klimaneutrale, ökologische
Landwirtschaft umstellt. Wir werden bäuerliche Betriebe unter
stützen und Existenzgründer*innen fördern, die im Einklang mit der
Natur produzieren und unsere gewachsenen Kulturlandschaften –
von den Knicks in Schleswig-Holstein bis zur Almbewirtschaf tung
in Bayern – bewahren.
Seite: 27
Wir wollen, dass die Tiere ein besseres Leben haben: mehr Platz in
den Ställen, Zugang zu frischer Luft und Tageslicht, kein Küken
schreddern, keine Amputationen und Qualzuchten, tiergerechte Füt
terung und deutlich weniger Antibiotika. Tierschutz schützt auch
unsere Gesundheit. Mit der Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes
in der Landwirtschaft reduzieren wir auch die Gefahr multiresisten
ter Bakterien. Gute Arbeitsbedingungen und das Wohl der Tiere
müssen im Vordergrund stehen – von der Aufzucht und der Haltung
über den Transport bis zur Schlachtung. Wir wollen kleine regionale
Schlachthöfe und mobile Schlachteinrichtungen fördern, die Tier
transporte entbehrlich machen und Wege verkürzen. Wir wollen die
industrielle Massentierhaltung in den nächsten 20 Jahren beenden.
Das fördern wir mit einem Pakt für faire Tierhaltung, damit sich tier
und umweltgerechte Haltung auch wirtschaftlich rechnet. Auch aus
Klimaschutzgründen ist der Rückgang des Konsums tierischer Le
bensmittel eine gute Entwicklung.
Seite: 30
Wir wollen für die Agrarförderung das Prinzip „öffentliches
Geld für öffentliche Leistung“ so schnell wie möglich durchsetzen.
Unser Ziel ist eine europäische Agrarpolitik, die bei Lebensmitteln
den Umbau hin zu einer Landwirtschaft und einem Agrarmarkt
fördert, die auf Klasse statt Masse setzen. Die dafür sorgt, dass es
den Tieren in den Ställen besser geht. Die die Artenvielfalt erhält
und Klima, Wasser und Boden schützt. Wir wollen bäuerliche,
ökologische und regionale Wirtschaftsweisen unterstützen – und
nicht die exportorientierte, industrielle Agrarwirtschaft. Die euro
päische Agrarpolitik darf nicht mehr zulasten anderer gehen. Wir
wollen das Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität welt
weit sichern.
Seite: 33
III. WIR RETTEN DAS KLIMA
Seite: 33
Die vom Menschen verursachte Klimakrise wird zur Klimakatastro
phe, wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch re
duzieren. Das massive Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle
und Öl macht die Erde zum Treibhaus. Schon heute nehmen welt
weit extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitze und Dürren stark
zu. Der Meeresspiegel steigt an, Gletscher schmelzen ab und an vie
len Orten werden Wassermangel und Trockenheit immer dramati
scher. Das Meereis in der Arktis und Antarktis schwindet rasant, die
Permafrostböden von Kanada bis Sibirien tauen immer schneller
auf. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, könnten bis 2050
nach Zahlen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen bis
zu 250 Millionen Menschen gezwungen sein, ihre Heimat zu verlas
sen. Auch hierzulande spüren wir schon Veränderungen wie häufi
gen Hagel, Starkregen, Stürme und eine sich verändernde Tier- und
Pflanzenwelt. Das Umweltbundesamt warnt vor extremer Trocken
heit und Hitze, vor Überflutungen an Flüssen und den Küsten. Zu
dem ist auch unsere Gesundheit bedroht – durch Hitze, Infektions
erreger, Allergien.
Seite: 33
Zum Glück haben fast alle Staaten der Erde die Notwendigkeit
des Klimaschutzes erkannt. Das Klimaabkommen von Paris 2015
war ein großes Hoffnungszeichen. Die Welt will umsteuern und die
Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad, be
grenzen. Das schnelle Inkrafttreten des Klimaabkommens macht
Mut. Jetzt muss es umgesetzt werden. Wenn Trump aus dem Klima
abkommen aussteigt, müssen Deutschland und Europa den Klima
schutz jetzt entschieden anpacken. Denn die Klimakrise wartet
nicht, bis es sich die US-Regierung vielleicht irgendwann wieder
anders überlegt. Wenn die USA sich aus der finanziellen Unterstüt
zung der am meisten vom Klimawandel betroffenen armen Staaten
zurückziehen, dann muss die EU dafür sorgen, dass diese Lücke ge
schlossen wird. In der Handelspolitik müssen CO2-Minderungsziele
eine Voraussetzung für neue Abkommen sein. Dafür wollen wir
noch stärker mit ambitionierten Staaten und auch US-Bundesstaa
ten wie Kalifornien zusammenarbeiten – wie es das grün regierte
Baden-Württemberg in seiner Klimaallianz bereits vormacht.
Seite: 34
Leider ignorieren CDU/CSU und SPD die Realität der Klimakrise
und riskieren fahrlässig die Zukunft unserer Kinder und die Zu
kunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. Deutschlands Emissionen sta
gnie ren seit über sieben Jahren. Vom deutschen Klimaziel, unseren
CO2-Ausstoß bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu sen
ken, sind wir meilenweit entfernt. Angela Merkel und Martin Schulz
halten an der klimaschädlichen Kohle fest. Landwirtschaft und Ver
kehr stoßen immer mehr Treibhausgase aus, die energetische Mo
dernisierung von Gebäuden kommt nicht voran. Wir wollen in die
klimaneutrale Zukunft gehen und unsere Wirtschaft ökologisch
modernisieren. Dafür werden wir aus der Kohle aussteigen, die
erneuerbaren Energien weiter ausbauen, zusätzliche Mittel für
die ener ge tische Gebäudesanierung bereitstellen, Energieeffizienz
und alle Ar ten emissionsfreier Mobilität fördern und die Landwirt
schaft umwelt- und klimaverträglich machen. So sichern wir durch
zukunftsfähiges Wirtschaften Arbeitsplätze und gesellschaftlichen
Wohlstand.
Seite: 34
1. Klimaabkommen von Paris jetzt umsetzen
Seite: 34
Wir GRÜNE wollen das Abkommen von Paris mit Leben füllen. Das
zentrale Instrument dazu ist ein bundesweites Klimaschutzgesetz, so
wie wir GRÜNE es auf Landesebene zuerst in NRW und dann in zahl
reichen weiteren Bundesländern bereits eingeführt haben. Damit be
schreiben wir den Klimaschutzpfad bis 2050 und setzen verbindliche
und planbare Ziele. Neben Industrie und Energiewirtschaft müssen
auch der Verkehr, die Landwirtschaft und der Gebäudesektor ihren
Beitrag leisten. Sie sind es, die gegen den Trend steigende Emissio
nen zu verzeichnen haben. Werden die Ziele nicht erreicht, muss die
Politik nachsteuern. Nur so gelingt es, auf dem Modernisierungspfad
zu bleiben.
Seite: 34
Dem Ausstoß von Treibhausgasen wollen wir endlich einen Preis
geben, der die ökologische Wahrheit sagt. Derzeit kommt viel zu gut
weg, wer die Atmosphäre aufheizt, denn CO2Zertifikate sind viel zu
billig. Der EU-Emissionshandel muss reformiert werden, damit der
Ausstoß von Klimagasen wieder echtes Geld kostet. Hierfür müssen
überschüssige CO2Zertifikate dauerhaft gelöscht und die kosten
lose Zuteilung von Zertifikaten beendet werden.
Seite: 35
Durch einen gesetzlichen CO2-Mindestpreis und eine ehrliche
CO2-Bepreisung auch außerhalb des Emissionshandels sorgen wir
dafür, dass sich Investitionen in Klimaschutz betriebswirtschaftlich
lohnen und planbarer werden. Aus diesen Einnahmen schaffen wir
die Stromsteuer ab, reduzieren die EEGUmlage und finanzieren
weitere Klimaschutzmaßnahmen – zum Beispiel die Umstellung auf
kohlenstoffarme Industrieprozesse und zusätzliche Mittel für die
sozial verträgliche, energetische Gebäudemodernisierung. Denn die
Erfolgsgeschichte der erneuerbaren Energien muss auch zu einer
Kostenentlastung bei den privaten Hauhalten führen. Strom aus er
neuerbaren Energien darf gegenüber den Klimakillern Kohle, Öl
und Gas nicht weiter benachteiligt werden.
Seite: 35
Neben den nationalen Klimazielen müssen auch die europä
ischen Ziele an die Vereinbarungen von Paris zur Rettung des Klimas
angepasst werden. Für alle 27 Staaten der EU muss bis 2050 eine
CO2-Reduktion von mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 ver
pflichtend sein.
Seite: 35
Ohne einen zügigen Kohleausstieg sind all diese Mühen umsonst.
Mindestens 80 Prozent aller fossilen Brennstoffe müssen im Boden
bleiben, wenn „Klimaschutz“ mehr als eine Worthülse sein soll.
Seite: 35
Wir GRÜNE wollen in den nächsten vier Jahren unsere volle Ener
gie dafür einsetzen, den Kohleausstieg unumkehrbar einzuleiten.
Weil Treibhausgase sich in der Erdatmosphäre anreichern, ist es für
das Klima entscheidend, dass unverzüglich der Ausstoß des klima
schädigenden CO2 reduziert wird; weniger entscheidend ist, wann
exakt das allerletzte Kohlekraftwerk vom Netz geht. Laufen alle
Kohlekraftwerke mit voller Kraft weiter, würde Deutschland sein
Emissionsbudget im Energiebereich mit Blick auf das 1,5-Grad-Limit
bereits bis 2025 aufbrauchen. Um das international zugesagte
deutsche Klimaziel für das Jahr 2020 überhaupt noch schaffen zu
können, werden wir unverzüglich die 20 dreckigsten Kohlekraftwer
ke vom Netz nehmen und den CO2-Ausstoß der verbleibenden Koh
lekraftwerke analog zu den Klimazielen deckeln. Wir werden den
Kohleausstieg im Einklang zu unserem Ziel 100 Prozent erneuerba
re Energien im Strombereich bis 2030 gestalten. Hierfür verwenden
Seite: 36
Den Aufschluss neuer Braunkohletagebaue und ihre Erweiterung
sowie den Bau neuer Kohlekraftwerke werden wir verhindern und
keine neuen Umsiedlungen mehr zulassen. Ein Kohleausstiegsgesetz
und ein novelliertes Bergrecht schaffen hierfür die Grundlage. Das
schafft Klarheit für die Unternehmen, die Beschäftigten und die
Menschen in den betroffenen Regionen. Um das Klima international
zu schützen, werden wir zudem die Hermes-Bürgschaften für den
Export deutscher Kohletechnik stoppen. Kohle hat keine Zukunft!
Seite: 36
3. Klimaschutz auf allen Ebenen
Seite: 36
Wir müssen auf allen Ebenen handeln, alle Möglichkeiten nutzen und
zeigen, wie es geht. Wenn wir die Erderwärmung wirklich auf deutlich
unter zwei Grad halten wollen, müssen wir die Art und Weise, wie wir
produzieren, wie wir uns fortbewegen, wie wir bauen, wie wir uns er
nähren, grundlegend ändern. Unsere Gesellschaft muss ihre Lebens
stile und Konsumgewohnheiten überdenken und nachhaltiger ge
stalten. Deshalb sind zum Beispiel der Rückgang des Konsums
tierischer Lebensmittel, die Zunahme des Fahrradverkehrs in den
Städten oder der Trend zum Urlaub vor Ort auch aus Klimaschutz
gründen gute Entwicklungen. Auch die Reduzierung des Rohstoffver
brauchs schont das Klima. Gerade bei den Bau- und Grundstoffen wie
Stahl, Zement stehen wir jedoch noch ziemlich am Anfang der Trans
formation.
Seite: 36
Mit einer klimaneutralen Verwaltung des Bundes gehen wir vo
ran, zum Beispiel bei der öffentlichen Beschaffung, bei der Gebäu
desanierung, beim Fuhrpark. Gezielte Angebote sollen die kommu
nale Ebene ermutigen, uns zu folgen. Denn auch dort, wo es nicht so
offensichtlich ist, sind mit wenig Aufwand große Erfolge beim Kli
maschutz zu erzielen.
Seite: 37
Trotz all der Anstrengungen müssen wir uns an das Unvermeid
liche anpassen und uns – zum Beispiel durch städtisches Grün und
andere städtebauliche Maßnahmen, die zugleich mehr Lebens qua
lität schaffen – auf klimabedingte Starkregenereignisse, Stürme und
Extremhitze vorbereiten.
Seite: 37
Auch Moorschutz ist Klimaschutz. Deshalb werden wir dafür sor
gen, dass intakte Moorböden besser geschützt und für trockenge
legte Moore flächendeckend Maßnahmen der Wiedervernässung
ergriffen werden.
Seite: 37
Wir GRÜNE stellen uns auch der internationalen Verantwortung
Deutschlands. Wir setzen uns für einen gesamteuropäischen Dialog
über den Ausstieg aus Kohle und Atom ein. GRÜN steht für einen
europäischen Kohlekonsens und für eine europäische Unterstüt
zung der Transformationsprozesse in den Regionen. In den Ländern
des globalen Südens wollen wir eine alternative und kohlenstoff
arme Entwicklung, Klimaschutzinvestitionen und die Anpassung an
die unvermeidlichen Folgen der Klimakrise unterstützen. Das ist ge
recht, denn die Klimaveränderungen und Schäden in diesen Län
dern sind die Folgen des fossilen Zeitalters, von dem wir in Europa
wirtschaftlich mit am meisten profitiert haben.
Seite: 37
Die Schäden unseres bisherigen Handelns abzufedern, hilft, faire
Chancen zu schaffen. Hilfen bei der Anpassung an die Klimakrise
eröffnen neue Lebensperspektiven auch in den besonders betroffe
nen Ländern. Diese Mittel ergänzen die allgemeine Entwicklungs
finanzierung.
Seite: 38
Klimaschutzgesetz einführen
In Paris haben sich alle Staaten der Welt verpflichtet, die Erder
hitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Mit einem
Klimaschutzgesetz wollen wir die dazu notwendigen nationalen
Reduktionsziele rechtsverbindlich festlegen und Ziele für alle
relevanten Sektoren definieren: Stromerzeugung, Verkehr, Land
wirtschaft, Industrie und Gebäudeenergie. Dies unterlegen wir
mit ambi tionierten Aktionsplänen in den einzelnen Sektoren:
vom Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität über den Schutz
organischer Böden bis zur energetischen Gebäudemodernisie
rung. So geben wir Impulse für Investitionen in den Klimaschutz.
Seite: 38
Klimaverschmutzung mit einem ehrlichen Preis belegen
Wer die Atmosphäre aufheizt, kommt viel zu gut weg, denn CO2-
Zertifikate sind viel zu billig. Der EUEmissionshandel muss re
formiert werden, damit die Kosten für den Ausstoß von Klimaga
sen von denjenigen getragen werden, die sie verursachen. Das
schafft auch fairen Wettbewerb für klimafreundliche Produkte
und Dienstleistungen. Überschüssige CO2Zertifikate müssen da
her dauerhaft gelöscht und die kostenlose Zuteilung von Zertifi
katen beendet werden. Mit einem gesetzlichen CO2-Mindest
preis sorgen wir dafür, dass der Emissionshandel nicht weiter
leerläuft und dass Klimaschutzinvestitionen sich betriebswirt
schaftlich lohnen und planbar werden. Aus diesen Einnahmen
finanzieren wir weitere Klimaschutzmaßnahmen, zum Beispiel
die Umstellung auf kohlenstoffarme Industrieprozesse und die
sozial verträgliche, energetische Gebäudemodernisierung.
Seite: 39
gen. Um das international zugesagte deutsche Klimaziel für das
Jahr 2020 überhaupt noch schaffen zu können, werden wir un
verzüglich die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke vom Netz neh
men und den CO2-Ausstoß der verbleibenden Kohlekraftwerke
analog zu den Klimazielen deckeln. Wir werden den Kohleaus
stieg im Einklang zu unserem Ziel 100 Prozent erneuerbare
Energien im Strombereich bis 2030 gestalten. Dafür haben wir
einen Fahrplan Kohleausstieg vorgelegt, mit dem wir den Weg
zum Ende des Kohlezeitalters beschreiten. Um die Weichen rich
tig zu stellen, lassen wir keine neuen Tagebaue zu. Wir wollen
den notwendigen Strukturwandel in den Regionen gemeinsam
mit allen Beteiligten gestalten – ökologisch und sozial verträg
lich. Dafür richten wir einen Fonds ein, der auch für die Sanie
rung der Bergbaufolgeschäden eingesetzt werden soll.
Seite: 40
Die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft ist die
existenzielle Aufgabe unserer Zeit. Denn heute verschwendet unse
re Art zu wirtschaften noch wertvolle Ressourcen, heizt unser Klima
auf und bedroht weltweit unser Trinkwasser, unsere Luft und unse
re Böden. In unserem eigenen Menschheitsinteresse müssen wir das
dringend ändern. Und es ist möglich. Wir können unser Leben ver
bessern, ohne immer weiter materiell wachsen zu müssen.
Seite: 40
Wir GRÜNE treten seit unserer Gründung für die ökologische Mo
dernisierung der Industriegesellschaft ein. Viele Menschen gehen
diesen Weg mit uns. Bürger*inneninitiativen und Nicht-Regierungs
organisationen kämpfen für Natur- und Umweltschutz. Unterneh
men schreiben mit grünen Ideen schwarze Zahlen, Unternehmens
initiativen setzen sich für Klimaschutz ein. Unser Land ist dabei seit
den 1970er-Jahren ein gutes Stück vorangekommen. Abgase werden
inzwischen gefiltert, Abwässer nicht mehr einfach in die Flüsse ge
leitet, es wird ökologischer gebaut und produziert. Innovative
Unternehmer*innen und Tüftler*innen entwickeln Produkte und
Dienstleistungen, die dabei helfen, unsere Lebensqualität zu ver
bessern und den Ressourcenverbrauch zu senken. Sie sind die
Pionier*innen des grünen Wandels, eines neuen, nachhaltigen
Wohlstands.
Seite: 41
Energiewende hat gezeigt, dass es geht: Deutschland hat sich auf
den Weg gemacht, seine hoch entwickelte Industriegesellschaft
ohne Klimagase und Atommüll mit Strom zu versorgen. Nun
braucht es mutige grüne Politik und engagierte Bürger*innen,
Ingenieur*innen und Unternehmer*innen, um die ökologische Mo
dernisierung zum Ziel zu bringen.
Seite: 41
Wir werden dafür sorgen, dass Preise die ökologische Wahrheit
sagen, denn die Verursacher*innen von Umweltzerstörung dürfen
die Kosten nicht länger auf die Allgemeinheit abwälzen. So setzen
wir auch die richtigen Anreize dafür, dass andere – umweltfreundli
chere – Techniken entwickelt und schnell marktfähig werden. Ein
Wettstreit um die beste ökologische Lösung kommt in Gang. Ökolo
gisch ehrliche Preise belohnen Unternehmen, die mit Ressourcen
pfleglich umgehen und Emissionen senken. Auch die Verbrau
cherinnen und Verbrauc her profitieren, wenn langlebige Geräte
Neuanschaffungen ersparen und klimafreundliche Heizungen die
Nebenkosten senken. Umweltschädliches Verhalten wollen wir
nicht weiter subventionieren. So sind zum Beispiel schwere Dienst
wagen und der Flugverkehr heute steuerlich bevorzugt, obwohl sie
ökologisch schädlicher sind als ihre Alternativen. Subventionen wie
diese belaufen sich auf über 50 Milliarden Euro pro Jahr. Es ergibt
Seite: 42
keinen Sinn, umweltschädliches Verhalten zu subventionieren. Eine
ökologische Finanzreform muss deshalb den Abbau dieser ökolo
gisch schädlichen Subventionen angehen. Dabei gilt es, in einem
ersten Schritt die umweltschädlichsten beziehungsweise die am
einfachsten zu kappenden Subventionen in Höhe von wenigstens
zwölf Milliarden Euro einzusparen. Dieses Geld wollen wir in den
Klimaschutz investieren und dabei gerade ärmere Haushalte bei In
vestitionen zum Energie- und Ressourcensparen unterstützen.
Durch eine ökologische Steuerreform wollen wir nicht mehr um
weltschädliche, sondern stärker ökologisch nachhaltige Produkti
onsprozesse, Erzeugnisse und Dienstleistungen begünstigen. Dabei
werden wir die Möglichkeit, neben sozialen auch ökologische Ziele
bei der Mehrwertsteuer zu berücksichtigen, wie zum Beispiel 2011
vom EU-Parlament und wiederholt vom Umweltbundesamt emp
fohlen, im Hinblick auf Umsetzbarkeit prüfen.
Seite: 42
Die ökologische Modernisierung ist die Zukunftssicherung für alle
Industriezweige in Deutschland. Alle Branchen müssen ihren Bei
trag zu Klima- und Ressourcenschutz leisten. Und für alle Branchen
gilt: Wenn wir den Anschluss verpassen, wie es zum Beispiel beim
Elektroauto droht, gehen Arbeitsplätze und Wohlstand verloren.
Konkret heißt das: weg vom Verbrennungsmotor und hin zum Elek
troantrieb beziehungsweise emissionsfreien Antrieb. In der Schiff
fahrt weg vom Schweröl hin zu alternativen Antrieben. Weg vom
Öl und Gas und hin zu nachwachsenden Rohstoffen in der Chemie
industrie. Die Bauwirtschaft kann mit Holzbau oder Textilbeton
Ressourcen und Emissionen einsparen. Damit sichern wir den Indus
triestandort Deutschland. Denn auch in der Zukunft wird unser
Wohlstand von guten und sicheren Arbeitsplätzen abhängen. Wir
tun das im Dialog mit Unternehmen, Gewerkschaften und der Wis
senschaft. Doch wenn nötig, auch im Konflikt mit den Lobbys der
alten Industrien.
Seite: 43
muss. Das ist eine zentrale Frage mit Blick auf Umweltzerstörung
und Klimakrise. Dass dieser Sprung gelingt, ist aber auch von großer
Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Denn
wir wollen verhindern, dass Wolfsburg oder Stuttgart das Detroit
von morgen werden. Deshalb braucht es jetzt klare Rahmenbedin
gungen für diesen Industriezweig. Diese setzen wir mit einem kla
ren Fahrplan für den Ausbau der Elektromobilität und mit dem Aus
stieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor ( Kapitel: Wir sorgen
für saubere, bezahlbare und bequeme Mobilität, S. 56).
Seite: 43
Unser Ziel ist es auch, dass so viel Kapital wie möglich aus fossi
len Energieträgern abgezogen wird und stattdessen dorthin fließt,
wo es nachhaltigen Wohlstand und neue Jobs schafft. Ganz nach
dem Motto: Die Steinzeit endete, obwohl es noch unzählige Steine
gab – und das fossile Zeitalter muss enden, obwohl es noch jede
Menge Kohle, Gas und Öl im Boden gibt. Das Stichwort dazu lautet
„Divestment“ und meint den Abzug von Investitionen aus Öl, Kohle
und Gas. Viele deutsche Konzerne, aber auch der Bund, Länder,
Kommunen, öffentliche Banken und Versicherer haben viel Geld in
fossile Energieträger investiert. Das heißt, auch mit öffentlichen
Geldern wird die Klimakrise befeuert. Wir wollen, dass die öffent
liche Hand hier vorangeht und ihre dreckigen Anlagen beendet,
Seite: 44
zumal diese Investments mehr und mehr zu einem finanziellen
Risiko werden. Denn die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens
macht solche Investitionen wertlos. Deshalb fordern wir: divest now!
Seite: 46
Umweltschädliche Subventionen abbauen,
in Klimaschutz investieren
Absurde über 50 Milliarden Euro an Steuergeldern werden jähr
lich für Klima- und Umweltkiller ausgegeben. Unter anderem
erhalten schwere Dienstwagen, der Flugverkehr und Diesel un
gerechte Steuerprivilegien. Wir GRÜNE wollen diese umwelt
schädlichen Subventionen abbauen und in einem ersten Schritt
zumindest zwölf Milliarden Euro einsparen. Dadurch, dass die
Preise zunehmend die ökologische Wahrheit sagen, unterstützen
wir die ökologische Umgestaltung unserer Wertschöpfungsket
ten und schaffen Anreize für grüne Innovationen, Klimaschutz,
nachhaltige Mobilität und eine umweltfreundliche Landwirt
schaft. Gleichzeitig gehen wir damit gegen eine der schädlichs
ten Formen der Steuerverschwendung vor.
Seite: 47
Divestment: Keine Kohle für die Kohle!
Trotz des Pariser Klimaabkommens stecken Investoren – vom
großen Versicherer bis zur kleinen Kommune – weiter viel Geld
in Klimakiller. Deshalb fordern wir: divest now! – Zieht das Geld
aus klimaschädlichen Geschäftsmodellen ab! Unternehmen sol
len dafür in ihren Jahresberichten die Klimarisiken von Gütern
oder Produkten offenlegen. So erhöhen wir den Druck auf Groß
investoren, CO2-intensive Finanztitel abzustoßen. Öffentlich
recht liche Einrichtungen und Geldanlagen des Bundes sollen
dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Ländern, Kommunen und
Pensionsfonds wollen wir helfen, klimafreundlich zu investieren.
Damit grüne Investitionsmöglichkeiten für alle Anleger*innen
erkennbar sind, wollen wir eine transparente Zertifizierung ein
führen.
Seite: 48
Energie ist der Treibstoff unseres Lebens. Wir alle sind auf sie ange
wiesen. In den vergangenen zwei Jahrhunderten haben die Men
schen ihre Energie gewonnen, indem sie vor allem Kohle, Gas und
Öl verbrannten. Das hat die wirtschaftliche Entwicklung der Indus
triegesellschaften ermöglicht. Doch diese Art der Energiegewin
nung hat uns auch mit ungeheuren Abgasmengen in die Klimakrise
geführt. In den vergangenen 60 Jahren kam zur fossilen Energie die
Atomkraft dazu. Sie war und bleibt ein hochriskanter und extrem
teurer Irrweg. Kohle und Atom haben heute ausgedient. Wir GRÜNE
haben einen Plan für die Energiewelt der Zukunft. Es ist möglich
und unser Ziel, die Energieversorgung und Energiespeicherung von
Strom, Wärme und beim gesamten Verkehr komplett mit Sonne,
Wind, Wasser, nachhaltig erzeugter Bioenergie, Umgebungstempe
raturen und Erdwärme zu decken. Für die Verwirklichung dieser
Energiewende arbeiten wir seit unserer Gründung. So können wir
dauerhaft unseren Wohlstand sichern, ohne unsere Lebensgrundla
gen dabei zu zerstören. Sowohl Klimaschutz und Energiewende als
auch Umwelt- und Naturschutz sind für uns zukunftsentscheidend
und werden mit den Bürger*innen vor Ort gestaltet. Die Energie
wende hat bereits hunderttausende Jobs geschaffen – weitaus
mehr, als bei Kohle und Atom weggefallen sind. Damit ist die Ener
giewende nicht nur gut fürs Klima. Sie stärkt auch unsere Wirt
schaft und schafft sichere Arbeitsplätze.
Seite: 49
Doch trotz ihres Erfolgs ist die Energiewende kein Selbstläufer.
Und sie hat Gegner*innen. 2010 versuchten CDU/CSU gemeinsam mit
der FDP, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Der permanente
Druck der Anti-Atom-Bewegung und letztlich die Katastrophe von
Fukushima ließ sie von diesen Plänen abrücken. Schwarz-Gelb muss
te sich den Realitäten beugen. Doch statt daraufhin auf 100 Prozent
Erneuerbare zu setzen, trieb die Bundesregierung die Solarindustrie
aus dem Land und vernichtete so mehrere zehntausend Arbeitsplätze
in einer Zukunftsbranche. Die Große Koalition bremst und deckelt
den Ausbau erneuerbarer Energie, wo sie nur kann. Sie zerstört die
Dynamik der Energiewende – so erreicht Deutschland seine Klima
schutzziele nicht.
Seite: 50
Das grüne EEG ist auch eine Erfolgsgeschichte, weil es die Kosten
für Solar- und Windstrom weltweit drastisch gesenkt und so zur
nachhaltigen Entwicklung maßgeblich beigetragen hat. 100 Pro
zent Ökostrom bis 2030, das ist unser Ziel. Dafür werden wir den
Kohleausstieg einleiten und die schwarz-rote Ausbaubremse für Er
neuerbare abschaffen. So bringen wir die Dynamik in die Energie
wende zurück. Dazu braucht es eine Weiterentwicklung des Erneu
erbare-Energien-Gesetzes (EEG) und ein neues Strommarktdesign,
das heißt die Ausrichtung des Energiesystems auf erneuerbare
Energien und Lastenmanagement statt auf fossile Kraftwerke. Wir
GRÜNE wollen die jährlichen Ausbauziele kräftig anheben und an
die Klima ziele des Pariser Klimaabkommens anpassen.
Seite: 50
Auch Mieter*innen sollen von den Vorteilen einer klimafreund
lichen und kostengünstigen Energieversorgung profitieren, indem
wir das jetzige Bürokratiemonster durch einfache und handhabbare
Strommodelle für Mieterinnen und Mieter ersetzen. Wir führen die
milliardenschweren Strompreisrabatte für die Industrie auf ein Mi
nimum zurück und entlasten stattdessen die Verbraucher*innen,
Handwerk und Mittelstand. Nur noch solche Unternehmen, die tat
sächlich im internationalen Wettbewerb stehen, sowie energiein
tensive Prozesse sollen Rabatte erhalten, diese sollen zudem an die
Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen geknüpft werden.
Seite: 51
Zugleich muss die Erzeugung und Verteilung von Strom in Euro
pa besser vernetzt werden. Die Sonne scheint und der Wind weht
nicht immer. Aus europäischer Perspektive gibt es aber einen gro
ßen Ausgleichseffekt. Wenn man die Wetter- und Klimaregionen in
Europa vom Atlantik bis zum Baltikum, vom Mittelmeer bis Skandi
navien besser miteinander verzahnt, dann sinkt auch der Bedarf an
Speichern und Reservekraftwerken. Deshalb treiben wir die euro
päische Energieunion voran und wollen sie zu einer echten Klima
union ausbauen.
Seite: 52
Klar ist: Der Umstieg auf klimaschonende Wärme gelingt nur,
wenn Wohnen und Heizen bezahlbar bleiben. Missbräuchlichen Ver
drängungen von Mieter*innen bei Sanierung muss durch Änderungen
des Mietrechts ein Riegel vorgeschoben werden. Stromsparchecks
und Energieberatung sollen Standard werden. Gerade Haushalte mit
kleinem Geldbeutel wollen wir GRÜNE damit unterstützen. Auf euro
päischer Ebene werden wir uns für ambitionierte Vorgaben für Ener
gie- und Ressourceneffizienz einsetzen. Dazu wollen wir unter ande
rem das „Top-Runner“-Prinzip europaweit verankern: Für alle Geräte
mit dem gleichen Einsatzspektrum wird das effizienteste Gerät zum
Standard erhoben. Stromfresser, die diesen Standard nicht binnen
drei Jahren erreichen, verschwinden vom Markt.
Seite: 54
Faire Wärme – klimafreundlich und bezahlbar
Die Energiewende muss im Wärmebereich vorankommen. Bei
den Gebäuden müssen wir Energie einsparen und die erneuerba
ren Energien ausbauen. Der Umstieg auf klimaschonende Wärme
gelingt nur, wenn Wohnen und Heizen bezahlbar bleiben. Dazu
wollen wir das Förderprogramm „Faire Wärme“ auflegen. Mit
min destens zwei Milliarden Euro jährlich unterstützen wir die
energetische Modernisierung ganzer Wohnviertel. Mieterinnen
und Mieter stärken wir durch eine robuste Mietpreisbremse. Wir
minimieren die Umlage von Modernisierungskosten und führen
ein neues Klimawohngeld ein, damit auch Wohngeldempfän
ger*innen energieeffizient wohnen können. Wir unterstützen
Städte und Gemeinden bei der nachhaltigen Wärmeversorgung
mit 400 Mil lionen Euro für 10.000 Wärmespeicher. Mit „Mieter
strom“ vom Dach profitieren auch Mieter*innen von der Energie
wende. Nachhaltigkeit bei Energie, Baustoffen und Kosten muss
durch die Betrachtung des Lebenszyklus unserer Häuser künftig
Standard sein und schafft Arbeitsplätze bei Handwerker*innen
vor Ort.
Seite: 54
Für grüne Energie – komplett auf Erneuerbare umsteigen
Wir wollen die menschengemachte Klimakrise noch aufhalten.
Das geht nur mit 100 Prozent Erneuerbaren. Bis 2030 wollen wir
unseren Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Energien de
cken. Dazu werden wir die Obergrenzen für den Ausbau erneuer
barer Energien abschaffen und das Strommarktdesign sowie das
komplizierte Abgabensystem auf Energie zugunsten der erneu
erbaren Energien und der Speichernutzung novellieren. Bis zum
Jahr 2050 soll die Energieversorgung auch für Gebäude, Mobili
tät und Prozesswärme in der Industrie ausschließlich aus erneu
erbaren Energien erfolgen. Darum steigen wir zügig in die Ver
bindung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ein und
nutzen sinnvolle Möglichkeiten der Elektrifizierung.
Seite: 56
Verkehr 2017 heißt leider auch immer noch: 70 Prozent aller
klimaschädlichen Emissionen kommen in unseren Städten aus dem
Verkehr, zwei Drittel aller Bürger*innen fühlen sich durch Ver
kehrslärm belästigt. Stickoxide und Feinstaub verursachen Atem
wegserkrankungen. An vielen Kreuzungen in Großstädten über
steigt die Schadstoffbelastung die zulässigen Grenzwerte. Staus
addieren sich im Jahr auf eine Gesamtlänge von einer Million Kilo
meter. Der Bundesverkehrsminister versagt hier komplett: Statt
Seite: 59
Subventionen, wollen wir beenden. Wir GRÜNE fordern eine nach
haltige Bedarfsplanung für das Flughafennetz, die dafür sorgt,
Überkapazitäten abzubauen, und Lärm- und Klimaschutz endlich
konsequent berücksichtigt.
Seite: 60
stärken und die Fahrgastzahlen verdoppeln. Wir wollen mehr Gü
tertransport auf Schiene und Wasserstraße und so die Straßen ent
lasten. Dafür schaffen wir eine bessere Wettbewerbssituation für
die klimafreundlichen Verkehrsträger. Milliarden Euro werden der
zeit in Subventionen für Diesel, Dienstwagen und Flugverkehr oder
für überflüssige Straßen und Flugplätze verschwendet. Das ist öko
logisch enorm schädlich. Wir wollen stattdessen Schienennetze
und den Nahverkehr in Stadt und Land ausbauen und barrierefrei
gestalten. Mit dem „Zukunftsprogramm Nahverkehr“ wollen wir das
Angebot und die Qualität vor Ort mit jährlich einer Milliarde Euro
verbessern. Außerdem wollen wir mehr in den Lärmschutz investie
ren. Für uns GRÜNE ist klar: Ab 2020 sollen keine lauten Güterwa
gen mehr eingesetzt werden.
Seite: 61
Selbstverständlich werden wir auch morgen noch mit Autos unter
wegs sein – mit dem eigenen, mit dem gemieteten oder dem ge
teilten. Gerade im ländlichen Raum sind die Alternativen Carsha
ring und ÖPNV noch nicht ausreichend. Aber es werden insgesamt
weniger Autos sein und sie werden mit Strom aus Sonne und Wind
oder Wasserstoff statt mit Diesel und Benzin angetrieben. Mit
emissionsfreien Fahrzeugen machen wir den Autoverkehr klima-
und umweltfreundlicher. Ziel muss es sein, einen erfolgreichen
Technologiewandel einzuleiten. Nur mit innovativen Antrieben
werden unsere Automobilhersteller wettbewerbsfähig bleiben und
zugleich wertvolle Arbeitsplätze in der Automobilindustrie erhal
ten. Das wirksamste Instrument sind ambitionierte CO2-Grenzwer
te, also Verbrauchsgrenzen, die auch auf der Straße eingehalten
werden. Aus industrie- und klimaschutzpolitischen Gründen muss
die nächste Bundesregierung ein klares Ziel setzen: Ab 2030 sollen
nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Das Zeitalter
der fossilen Verbrennungsmotoren ist dann zu Ende. Elektromobi
lität als Chance für eine klimafreundliche Mobilität ist aber mehr,
als nur den Verbrennungsmotor in Autos durch einen Elektromotor
zu ersetzen. Dafür werden wir Elektromobilität im Straßenverkehr
gezielt stärken durch eine Förderung aller Kommunen, die ihren
innerstädtischen Logistikverkehr auf E-Fahrzeuge und Lastenfahr
räder umstellen, sowie durch zeitlich befristete finanzielle Zu
schüsse für Elektro-Nahverkehrsbusse, Elektroautos und Elektro
lastenräder. Wir wollen die Dieselbusflotte schnellstmöglich auf
Elektrobusse umrüsten. Außerdem werden wir die Forschung an
den Mobilitätstechnologien der Zukunft verstärkt unterstützen.
Für eine gerechte Finanzierung wollen wir die Kfz-Steuer reformie
ren und ein Bonus-Malus-System für Neuwagen einführen. Wer viel
CO2, NOx und Feinstaub-Emissionen verursacht, zahlt dann mehr.
Wir GRÜNE wollen die Besteuerung von Dienstwagen künftig an
den CO2-Ausstoß koppeln und verbrauchsarme Pkw deutlich bes
serstellen.
Seite: 64
Ab 2030 sollen nur noch abgasfreie Autos zugelassen
werden.
Wir GRÜNE wollen, dass zukunftsfähige Fahrzeugtechnik wei
terhin in Deutschland entwickelt und produziert wird. Für uns
GRÜNE ist die Entscheidung deshalb klar: Ab 2030 sollen nur
noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Dafür sind jetzt
die steuerlichen, fiskalischen und infrastrukturellen Vorausset
zungen zu schaffen. So kann Deutschland die Klima- und Um
weltziele erfüllen und die Industrie ihre Entwicklungsarbeit ver
lässlich auf die gesamte Elektromobilität ausrichten. Wer an
Diesel- und Ottomotoren festhält, hemmt die Fahrzeugindustrie,
sich fit für das 21. Jahrhundert zu machen.
Seite: 65
C. WELT IM BLICK
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Welt immer stärker zusam
mengerückt. In Europa erleben wir dank der zivilisierenden Kraft
der Europäischen Union eine sehr lange Phase des friedlichen Zu
sammenlebens – so lange wie nie zuvor. Auch weltweit wurden
Grenzen geöffnet, Wirtschaftsbeziehungen globalisiert, länder
übergreifende Kontakte selbstverständlich. Immer weniger Men
schen leben in extremer Armut. Eine prägende Erfahrung der ver
gangenen Jahre war, europäisch wie international, dass die Welt
durch Zusammenarbeit an vielen Stellen zu einem besseren Ort
gemacht wurde. Wir haben bei der Klimakonferenz in Paris erlebt,
was geschafft werden kann, wenn der Wille da ist, gemeinsam an
zupacken. Auch die Selbstverpflichtung der Vereinten Nationen,
bis 2030 globale Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen, war ein Erfolg
internationaler Zusammenarbeit. Genauso gibt uns Hoffnung,
dass es mit beharrlicher Diplomatie gelungen ist, ein Abkommen
mit dem Iran zu schließen, das das Risiko einer atomaren Aufrüs
tung reduziert. Diese Erfahrungen zeigen: Echten globalen Wandel
und kollektive Sicherheit erreichen wir nur gemeinsam und ko
operativ.
Seite: 65
Doch gleichzeitig steht diese Welt vor dramatischen Herausfor
derungen. Eine Vielzahl von Kriegen, Krisen und Konflikten be
droht den Frieden und betrifft auch Europa. Dies gilt nicht zuletzt
für den äußerst brutalen Krieg in Syrien und den globalen Terror
des „IS“ und anderer islamistischer Gruppen. Die Kriegsparteien
haben das humanitäre Völkerrecht de facto außer Kraft gesetzt,
wir stehen vor einer der schlimmsten humanitären Katastrophen
unserer Zeit. So viele Menschen wie nie zuvor sind dazu gezwun
gen, ihre Heimat zu verlassen. Auf dem afrikanischen Kontinent
fliehen Menschen vor Gewalt, wirtschaftlicher Perspektivlosig
keit, geschlechtsspezifischer Verfolgung und den aktuell sich ver
schärfenden Hungerkatastrophen, besonders in Somalia, Südsudan,
Nigeria, aber auch im Jemen. Die soziale Kluft vergrößert sich.
Gleichzeitig verschärft die Klimakrise bestehende weltweite Un
gleichheiten. Ressourcenkonflikte um Wasser und Rohstoffe erhö
hen die Spannungen in vielen Regionen der Welt. Wirtschaftlicher
Seite: 66
Die unberechenbare Präsidentschaft von Donald Trump in den
USA und seine Politik des „America First“ stellen die Politik
Deutschlands und der Europäischen Union vor erhebliche neue
Herausforderungen. Damit die transatlantische Wertegemein
schaft stark bleibt, wollen wir den Austausch mit der amerikani
schen Zivilgesellschaft und Bundesstaaten stärken. Die wirtschaft
liche, militärische und kulturelle Polarisierung ist das Ge genteil
einer auf Verständigung und Kooperation orientierten Weltord
nung. Pläne für nationalistische Abschottung und Handelskriege,
das Leugnen der Klimakrise, die Negierung der Genfer Konvention
in Bezug auf das Hilfsgebot für Geflüchtete und auf das Verbot von
Folter untergraben das dringend notwendige gemeinsame Han
deln. Die Herausforderungen für globales Engagement für demo
kratische Werte und eine Friedenspolitik könnten also kaum grö
ßer sein.
Seite: 68
Bis heute ist die Art und Weise, wie die Menschen und Staaten in
der Europäischen Union zusammenarbeiten und Konflikte lösen,
einmalig auf der Welt. Für eine gute Zukunft brauchen wir die Euro
päische Union umso mehr. Die großen grenzüberschreitenden Pro
bleme unserer Zeit sind für Kleinstaaterei zu groß: Kampf gegen die
Klimakrise, Hunger, Armut, Krieg und Terrorismus, Korruption, die
gerechte Gestaltung der Globalisierung sowie der Einsatz für eine
humane Flüchtlingspolitik und die Teilhabe aller am gesellschaft
lichen Wohlstand und am Fortschritt. Wir können all das nur mit
einer funktionierenden EU bewältigen. Sie muss die demokratische
Seite: 72
Als ersten Teil unseres Green New Deal für Europa schlagen wir
GRÜNE einen Pakt für nachhaltige Investitionen vor. Damit inves
tieren wir in die soziale und ökologische Erneuerung der europä
ischen Wirtschaft. Wir bringen eine starke Klima- und Energieunion
voran, unterstützen Innovation und neue Produktionstechnologien
in der Industrie, nutzen Ressourcen und Energie effizient, setzen auf
Kreislaufwirtschaft und eine Digitalisierung, die allen etwas bringt.
Wir wollen einen funktionstüchtigen europäischen Emissionshan
del, an ökologische Kriterien gekoppelte Landwirtschaftssubven
tionen sowie strenge ökologische und soziale Mindeststandards für
auf den europäischen Markt gebrachte Produkte und Rohstoffe.
Seite: 80
In der globalisierten Welt sind Außen- und Innenpolitik heute
kaum mehr voneinander zu trennen. Ressourcenkonflikte, Flucht
bewegungen und die gemeinsame Herausforderung der Klimakri
se zeigen, dass die Probleme der Welt nur grenzüberschreitend
gelöst werden können. Frieden, Freiheit, ein Leben in Würde und
der Schutz der globalen öffentlichen Güter stehen allen Menschen
gleichermaßen zu. Wir kritisieren scharf, dass autoritäre Regime in
vielen Ländern diese Werte mit Füßen treten. Sie dürfen nicht als
unsere „Verbündeten“ betrachtet und politisch und militärisch ge
stützt werden. Demokratische Gesellschaftsmodelle geraten zu
nehmend unter Druck. Nicht nur in Russland, China oder Ägypten,
auch in der Türkei ist die massive Einschränkung von Meinungs
freiheit und Rechtsstaatlichkeit mittlerweile bittere Realität.
Menschen rechts verteidiger*innen müssen weltweit besser ge
schützt werden und müssen Thema der bilateralen Regierungs
verhandlungen sein. Wir wollen Menschenrechtsreferent*innen in
allen deutschen Botschaften. Die Arbeit von Nichtregierungsorga
nisationen und demokratischen Bewegungen wird immer öfter
von staatlicher Seite behindert und kriminalisiert. Das betrifft
auch die politischen Stiftungen und ihre Förderung zivilgesell
schaftlicher Strukturen vor Ort.
Seite: 81
Wir wollen die strukturellen Gründe für Ungleichheit, für Armut
und Hunger, für Klima- und Ressourcenkrise und für gewaltsame
Konflikte angehen. Wichtig dafür sind Politikreformen in Deutsch
land und anderen Industriestaaten im Sinne der nachhaltigen Ent
wicklungsziele, die Schaffung entwicklungsförderlicher Rahmen
bedingungen in Partnerländern und ein Ausbau der multilateralen
Zusammenarbeit. Unsere Wirtschafts-, Finanz-, Handels-, Agrar-
oder Rüstungsexportpolitik darf nicht länger Nachhaltigkeitsziele
wie Frieden, Menschenrechte und globale Gerechtigkeit konterkarie
ren. Deshalb wollen wir einen Rat für Frieden, Nachhaltigkeit und
Menschenrechte schaffen, der das Regierungshandeln mit Blick auf
die Nachhaltigen Entwicklungsziele prüft und Anpassungen emp
fiehlt. Wir werden verstärkt die Zivilgesellschaft fördern und auch
den Privatsektor nach verbindlichen menschenrechtlichen und
sozial- ökologischen Kriterien einbeziehen. Eine Privatisierung der öf
fentlichen Daseinsvorsorge lehnen wir ab. Öffentlich-private Part
nerschaften dürfen nicht zu neuen Schuldenkrisen führen und müs
sen dem Gemeinwohl und einer nachhaltigen Entwicklung dienen.
Seite: 81
Mit unserer internationalen Zusammenarbeit wollen wir rechts
staatliche Strukturen stärken, soziale Sicherungs- und Gesund
heitssysteme ausbauen, Ernährungssouveränität herstellen, Klima
schutz fördern, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von
Mädchen und Frauen durchsetzen und den Zugang zu Bildung vo
ranbringen. Dafür reformieren wir die Instrumente unserer interna
tionalen Zusammenarbeit für mehr Effizienz und Wirksamkeit.
Vereinbarungen mit Partnerländern gründen wir auf beidseitige
Verpflichtungen – etwa bei der Steuerkooperation und klugen Ka
pitalverkehrskontrollen. Wir setzen uns für ein geordnetes Staaten
insolvenzverfahren bei den Vereinten Nationen und für eine Finanz
transaktionsteuer ein, deren Erlöse in großen Teilen für Maßnahmen
der Entwicklungs und Klimafinanzierung eingesetzt werden sollen.
Die Kopplung von Entwicklungszusammenarbeit an Rückübernah
meabkommen ist keine Grundlage für eine menschenrechtsbasierte
Entwicklungspolitik.
Seite: 87
0,7 Prozent für globale Entwicklung statt zwei Prozent
für Aufrüstung
Wir lehnen eine Erhöhung der Militärausgaben auf zwei Prozent
der Wirtschaftsleistung klar ab. Stattdessen wollen wir, dass
Deutschland endlich sein Versprechen für mehr globale Gerech
tigkeit einlöst. Darum werden wir bis 2021 das Ziel erreichen,
0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für globale Entwicklung
auszugeben, indem wir die Ausgaben für Entwicklungszusam
menarbeit und internationalen Klimaschutz jährlich um zwei
Milli arden Euro erhöhen und auch danach die Klimagelder weiter
Seite: 88
anwachsen lassen. Ausgaben für Geflüchtete in Deutschland wer
den wir nicht anrechnen. Wir richten diese Gelder strikt an den
nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen aus.
Dies ist auch ein Beitrag zur zivilen Krisenprävention und langfris
tig zur Fluchtursachenbekämpfung. Der Kampf für eine nachhalti
ge Entwicklung und einen wirksamen Klimaschutz muss Hand in
Hand gehen.
Seite: 91
Mit der Verabschiedung der globalen Nachhaltigkeitsziele der
Vereinten Nationen und dem Abschluss des Pariser Klimaschutzab
kommens hat die Weltgemeinschaft zentrale Zielmarken zur Be
kämpfung von Hunger und Armut, zur Reduzierung von globaler
Ungleichheit und für den Erhalt unserer ökologischen Lebensgrund
lagen gesetzt. Die Industriestaaten können und müssen dabei im
Sinne einer fairen Lastenteilung vorangehen.
Seite: 92
Diese Zielmarken müssen auch für die Gestaltung des Welthan
dels und eine Reform der WTO gelten. So sollen alle am Welthandel
Teilnehmenden die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeits
organisation (ILO) einhalten. Vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt
muss Arbeit menschenwürdig sein und der weltweite Wettbewerb
um die niedrigsten Löhne aufhören. Wir haben das Ziel, in Zukunft
sowohl mit entwickelten wie auch sich entwickelnden Staaten eine
neue Generation von fairen und nachhaltigen Handelsabkommen
auszuhandeln. Durch ein Race to the Top von immer höheren globa
len Standards werden wir gute Arbeit garantieren und lokale Wert
schöpfung erhalten. Wir setzen damit in den fairen Handelsabkom
men neben klassischen Handelsfragen auch soziale, ökologische
und menschenrechtliche Standards – also unter anderem Regeln
zur Vermeidung von Steuerhinterziehung, für Korruptionsbekämp
fung, für Biodiversität, für Ernährungssouveränität, die Implemen
tierung von internationalen Sozial-, Klima- und Umwelt- sowie
Menschenrechtsnormen und die freie Gewerkschaftsbildung. Alle
sind gleichwertig einklagbar und sanktionierbar. Wir wollen kein
neues Handelsabkommen zwischen der EU und den USA oder ande
ren Staaten, ohne dass von allen zukünftigen Vertragsparteien das
Pariser Klimaabkommen unterzeichnet wurde und das Handelsab
kommen die Einhaltung der Pariser Ziele garantiert.
Seite: 98
Die Zahl der Menschen auf der Flucht wächst. Weltweit sind über
65 Millionen Menschen auf der Suche nach Schutz für sich und ihre
Familien. Flucht kennen viele Deutsche aus ihrer Familiengeschichte
von ihren Eltern und Großeltern, manche haben selbst noch Flucht
und Vertreibung als Folge des Zweiten Weltkriegs erlebt. Viele sind
aus der DDR in den demokratischen Westen geflohen. Menschen flie
hen vor Krieg, politischer Vertreibung und Verfolgung, immer häufi
ger auch vor den Folgen der Klimakrise und Umweltzerstörung. Wir
erleben die große Herausforderung der Fluchtbewegung an den
Grenzen Europas genauso wie hierzulande. Doch die meisten Men
schen fliehen in Regionen nahe ihrer Heimat, fast zwei Drittel inner
halb der Grenzen des eigenen Heimatlandes, in der Hoffnung, zurück
kehren zu können.
Seite: 101
Wir in Europa exportieren Rüstungsgüter in Krisengebiete, über
fischen die Weltmeere und nehmen in Kauf, dass unsere Agrarex
porte andernorts die Existenzgrundlage von Bäuerinnen und Bau
ern zerstören. Die Ursachen von Flucht und Vertreibung lassen sich
weder mit höheren Zäunen noch mit Patrouillenbooten oder durch
Pakte mit Autokraten lösen. Wir GRÜNE setzen uns deshalb für eine
kohärente internationale Politik ein und fordern strukturelle Refor
men in Bereichen wie Handel, Landwirtschaft, Energie, Fischerei,
Außenpolitik und Klimaschutz, wie sie die nachhaltigen Entwick
lungsziele vorgeben. Wir werden die ärmsten Staaten bei der An
passung an Klimaveränderungen entschieden unterstützen. Und
wir brauchen eine faire Handelspolitik. Rüstungsexporte in Krisen
gebiete und an Staaten mit hochproblematischer Menschenrechts
lage werden wir stoppen.
Seite: 132
Wir akzeptieren es nirgendwo, wenn ein Klima der Bedrohung
für Frauen entsteht. Die Unbefangenheit und Angstfreiheit im öf
fentlichen Raum, der sichere nächtliche Bummel durch die Stadt –
das ist gelebte Freiheit, die wir GRÜNEN mit allen rechtsstaatlichen
Mitteln verteidigen. Der öffentliche Raum gehört allen, alle müssen
sich dort selbstbestimmt und ohne Angst aufhalten können. Schon
kleine stadtplanerische Maßnahmen, wie eine bessere Beleuch
tung, können Angsträume reduzieren. Mehr Polizei vor Ort kann die
Sicherheit erhöhen.
Seite: 186
drängung beenden. Daher werden wir Mietsteigerungen, dort, wo
Wohnraummangel herrscht, in bestehenden Mietverträgen und in
Milieuschutzgebieten stärker begrenzen. Eine richtige Mietpreis
bremse ohne Hintertür muss her. Wir wollen ein ökologisches und
soziales Mietrecht einführen, damit in guter Lage die klimafreundli
che, warme Wohnung bezahlbar bleibt. Wir wollen es Städten er
leichtern, ihr kommunales Vorkaufsrecht wahrzunehmen. Wir wer
den durch die Anhebung des Wohngeldes bedürftigen Menschen
zusätzlich unter die Arme greifen, den Kündigungsschutz wieder zu
einem Schutzinstrument machen und Mieter*innenschutzverbände
stärken. Wir wollen den Kommunen mit Wohnraummangel ermögli
chen, selbst zu entscheiden, wo sie die Umwandlung von Miet- in
Eigentumswohnungen unterbinden. Wir wollen kurze Wege, mehr
Grün in der Stadt und mehr Treffpunkte und Leben in den Quartie
ren durch Stadtteilzentren fördern. Wir wollen gemischte Quartiere
stärken und der Verdrängung von kleinteiligem Gewerbe vorbeugen
und dazu Gewerbemietspiegel ermöglichen. Wir wollen die Zusam
menarbeit zwischen den Städten und Gemeinden stärken. Die The
men Wohnen und Mobilität wollen wir zusammen denken und eine
verbesserte Anbindung des städtischen Umlandes erreichen. Wir
unterstützen urbane Gärten, Wohnprojekte, Baugemeinschaften,
Bürger*innenenergie und generationengerechtes Wohnen. Flächen
sparendes Bauen und kompakte Raumkonzepte wollen wir stärken,
den Flächenverbrauch auf der grünen Wiese eindämmen und mehr
nachwachsende und gesunde Baustoffe einsetzen. Das Baurecht
werden wir modernisieren und ein faires grünes Wärmepaket aufle
gen, um Ressourcen und das Klima zu schonen – und zwar für alle
bezahlbar. Für lebenswerte Städte und Dörfer mit Identität, für öf
fentliche Plätze, Straßen und Gebäude zum Wohlfühlen unterstüt
zen wir die Entwicklung der Baukultur in den Metropolen wie in den
ländlichen Räumen.
Seite: 189
Mietpreise bremsen – für ein Mietrecht ohne Schlupflöcher
Die Mieten explodieren seit Jahren. Damit muss jetzt Schluss
sein. Die Mietpreisbremse ziehen wir endlich richtig an und
schaffen unnötige Ausnahmen ab. Niemand darf wegen Luxus
modernisierungen verdrängt werden. Die Modernisierungsumla
ge in ihrer jetzigen Form ist schädlich. Daher kappen und senken
wir sie deutlich ab und schaffen eine neue, faire Kostenvertei
lung. Der Mietspiegel soll die ökologische Gebäudequalität be
rücksichtigen und die Miethöhen über einen längeren Zeitraum
abbilden. Wir werden die Zeitspanne ohne Mieterhöhungen aus
weiten und Mieter*innenschutzverbände stärken. Wir verdop
peln das Wohngeld, passen es dynamisch an und berücksichti
gen die Heizkosten wieder. Zudem führen wir beim Wohngeld
einen Klimazuschuss für energetisch modernisierte Wohnungen
ein, damit auch Wohngeldempfänger*innen energieeffizient
wohn en können.
Seite: 233
1. Klimaschutz voranbringen
Seite: 233
Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen bestimmt unser
politisches Handeln. Das Klima zu schützen, ist eine Menschheits
aufgabe. Wir wollen, dass Deutschland seine Klimaschutzziele ein
hält – ohne Wenn und Aber. Bis zum Jahr 2050 wird die Energiever-
sorgung auch für Gebäude, Mobilität und Industrie ausschließlich
aus erneuerbaren Energien erfolgen. Wir beschleunigen die Ener
giewende, schaffen die Deckelung für den Ausbau der erneuerbaren
Energien ab und achten dabei auf einen fairen Übergang. Wir führen
einen nationalen Mindestpreis für Klimaverschmutzung ein. Die
Stromsteuer schaffen wir ab und führen im Gegenzug eine aufkom
mensneutrale CO2-Bepreisung ein. Wir steigen so aus der klima
feindlichen Kohle aus, dass wir die Klimaschutzziele und unser Ziel
100 Prozent erneuerbare Energie im Strombereich bis 2030 einhal
ten. Die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke schalten wir sofort ab,
damit Deutschland das Klimaschutzziel 2020 noch erreichen kann.
Seite: 237
Deutschland ist international ein verlässlicher Bündnispartner.
Doch wir tragen derzeit mit Rüstungsexporten an Diktaturen und
Krisenregionen zur Unsicherheit in der Welt bei. Deshalb beenden
wir solche Exporte mit einem verbindlichen Rüstungsexportgesetz.
Wir wollen nicht auf Kosten der Menschen in anderen Ländern Pro
fite machen und Konflikte dort anheizen. Deshalb stärken wir mit
fairen Handelsabkommen ökologische und soziale Standards welt
weit. Wir wollen die Überfischung vor den Küsten Afrikas beenden
und solche Agrarsubventionen streichen, die andernorts Landflucht
und Hunger befördern. Der Kampf gegen die Klimaerhitzung ist
auch ein Kampf gegen Fluchtursachen. Die beste Flüchtlingspolitik
ist diejenige, die Menschenrechte konsequent schützt und dazu bei
trägt, dass Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen.
Seite: 244
Kinderarmut 172, 209, 212f, 235
Kindertagesstätten 107, 142, 172, 174f, 181, 183
KinderZeit Plus 210, 214
Klimaabkommen 14, 33f, 44, 46, 50, 92
Klimapolitik 8–11, 14–18, 33–40, 46, 48f, 59, 61, 81, 87f, 91, 101, 233, 237
Klimaschutzgesetz 34, 38
Kohleausstieg 15, 35–39, 50
Kommunen 11, 20, 23, 27, 43, 47, 50, 53, 59–64, 93, 98, 104–110, 143f, 148,
165, 169, 172, 175, 177, 182–188, 193, 200, 204, 208
Kreative 10, 151, 165, 227–231
Kreislaufwirtschaft 22f, 72
Krisenprävention, zivile 75, 78f, 85, 88, 101
Kultur 8–10, 71f, 82, 90, 93, 96, 111–114, 120, 151–156, 166, 176, 179, 182, 184,
203f, 212f, 229, 231
Umwelt - 52 Ergebnisse
Seite: 4
B. UMWELT IM KOPF 14
Seite: 4
IV. Wir begrünen unsere Wirtschaft für Umweltschutz,
Lebensqualität und neue Arbeitsplätze 40
Seite: 8
Es wäre die Aufgabe der Großen Koalition gewesen, diese He
rausforderungen anzugehen. Sie hat es nicht getan. Die drei betei
ligten Parteien CDU, CSU und SPD verfolgen längst nur noch ihre
eigenen Interessen. Während die Koalition erschöpft ist, wachsen
die Probleme. Statt den Raubbau an der Umwelt zu stoppen, blo
ckiert sie beim Klimaschutz, würgt die Energiewende ab und ver
passt die Chancen auf zukunftsfähige Jobs. Sie ruht sich auf der
derzeit guten Wirtschaftslage aus, statt sie für den sozialen Zusam
menhalt und mehr Chancengleichheit zu nutzen. Nach einem Jahr
Willkommenskultur gibt sie zunehmend rechten Stimmungen nach.
Auf neue Bedrohungen reagiert sie mit immer schärferen Gesetzen,
anstatt mit kühlem Kopf gezielt Probleme zu lösen. Mit einer einsei
tigen Sparpolitik hat sie die Gräben in der EU vertieft. Mit ihrer Po
litik setzt sie eine gute Zukunft aufs Spiel.
Seite: 9
sind aufgestanden gegen eine neoliberale Handelspolitik, die Profi
te für Großkonzerne über das Wohl der Menschen und der Umwelt
stellt. Überall arbeiten Unternehmer*innen und Forscher*innen an
einem besseren Morgen. Eltern rackern sich ab, um ihren Kindern
eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Künstler*innen und Kreative
bereichern unsere lebendige Gesellschaft und kulturelle Vielfalt
mit ihren Ideen und durch spannende Innovationen. Viele engagie
ren sich gegen Diskriminierungen und für gleiche Rechte und Chan
cen. Diese Menschen sind unser Antrieb. Für sie und mit ihnen wol
len und können wir vieles zum Guten bewegen.
Seite: 9
Wir wollen Deutschland zum ökologischen Spitzenreiter ma
chen. Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen der
Klimakrise spürt – und die letzte, die etwas dagegen tun kann. Des
wegen braucht es jetzt ein großes sozial-ökologisches Moder
nisierungsprojekt. Mit allem, was wir haben, kämpfen wir für Klima
schutz: Erneuerbare Energien werden mit uns günstiger, fossile
teurer. So machen wir die Energiewende wieder flott und steigen
schnellstmöglich aus der klimaschädlichen Kohle aus, wir fördern
das abgasfreie Auto und den umweltfreundlichen Verkehr. Wir ge
stalten eine innovative Wirtschaft, die mit „Öko – Made in Germa
ny“ Produkte und Dienstleistungen für die Zukunft entwickelt und
jede Menge neue Arbeitsplätze schafft – in Deutschland und Euro
pa. Wir machen Schluss mit industrieller Massentierhaltung und
landwirtschaftlichen Monokulturen, wir wollen eine Landwirt
schaft, die möglichst ohne Gifte auskommt. Mit uns gibt es gutes
Essen ohne Gift und Gentechnik.
Seite: 11
Globale Verantwortung fängt bei uns zu Hause an. Darum nutzen
wir die Gestaltungsmacht Deutschlands als viertgrößte Volks wirt
schaft der Welt, um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten
Nationen zu erreichen. Damit sollen Umwelt- und Klima schutz, Frie
den und Gerechtigkeit weltweit gefördert, und unsere Art zu leben
und zu wirtschaften sozial und ökologisch umgestaltet werden. Nur
mit einem solidarischen Europa können wir Mensch und Umwelt
besser schützen. Wir brauchen ein vereintes Europa, damit wir Ban
ken und Großkonzerne auf das Gemeinwohl verpflichten und wir
dem globalen Kapitalismus wirklich ökologische und soziale Zügel
anlegen können, damit die Wirtschaft den Menschen dienen kann.
Und mit Ihrer Stimme bei der Bundestagswahl entscheiden Sie auch
darüber, wie Deutschland in Europa auftritt und für welche Rich
tung es steht.
Seite: 11
In vielen Landesregierungen und in etlichen Kommunen arbei
ten GRÜNE als Minister*innen, Landrät*innen, Bürgermeister*innen
oder andere Mandatsträger*innen bereits an der Lösung dieser
drängenden Probleme. Dort arbeiten wir bereits jeden Tag und er
folgreich: für eine tier- und umweltfreundliche Agrarpolitik und Kli
maschutz, für mutige und innovative Unternehmen, für gute Schu
len und Kitas, für gute Integration und die humanitäre Aufnahme
von Geflüchteten, für echte Gleichstellung und eine gut ausgestat
tete und ausgebildete Polizei. Grün wirkt. Doch für viele Verände
rungen braucht es auch im Bund eine Regierung mit uns GRÜNEN.
Wir wollen die Große Koalition ablösen. In den Ländern stellen
wir die Mehrzahl der Umweltministerinnen und -minister. Aber so,
wie es für den Atomausstieg einen grünen Bundesumweltminister
brau chte, braucht es für die Agrarwende und vieles mehr wie der
GRÜNE in der Bundesregierung. Unser Land ökologischer, welto ffener,
ge rechter machen – das ist unser Anspruch an eine grüne Regierungs
beteiligung. Dafür treten wir an!
Seite: 14
B. UMWELT IM KOPF
Das Klimaabkommen von Paris ist ein Meilenstein für die Rettung
unseres Planeten. Wir haben das Wissen, die Technik und den
Erfinder*innengeist, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden.
Wir stehen deshalb jetzt vor einer Entscheidung, die unser Leben
und das Leben unserer Kinder prägen wird. Kämpfen wir für den Er
halt unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder sägen wir weiter
an dem Ast, auf dem wir sitzen? Setzen wir auf dreckige Kohle wie
Union und SPD oder auf schmutziges Öl wie Trump und Putin? Oder
brechen wir auf in ein neues, grünes Zeitalter?
Seite: 14
Die Folgen wären Hunger, Armut und Konflikte um knapper wer
dende Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser. Die Kriege und Flucht
bewegungen der vergangenen Jahre wären nur ein laues Lüftchen
gegenüber dem Sturm, der kommenden Generationen drohte. Uns
geht es darum zu verhindern, dass blinder Wachstumsglaube und
ungebremstes Profitstreben unseren einzigartigen Planeten zer
stören. Wir wollen dafür eine Wirtschaft, die mit der Umwelt statt
gegen sie arbeitet, die nachhaltigen Wohlstand für alle ermöglicht.
Frieden, Sicherheit und ein gutes Leben für alle können wir in Zu
kunft erreichen, wenn wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen
schützen, statt sie weiter zu zerstören.
Seite: 15
Wir werden jetzt die nächsten Schritte der ökologischen Moder
nisierung gehen. Wir machen eine Wirtschaftspolitik mit ehrgeizi
gen Zielen, die den Unternehmen zwar etwas zumutet, aber gerade
durch Innovationen neue Möglichkeiten eröffnet, Planungssicher
heit schafft und neues Wissen und neue Technologien fördert. Wir
wollen einen fairen Wettbewerb, der die Folgekosten umweltschäd
lichen Handelns nicht weiter der Allgemeinheit aufbürdet. Das be
deutet: Die Unternehmen, die den Weg in die ökologische Erneue
rung gehen, unterstützen wir. Wir werden aber auch weiterhin mit
den Lobbyverbänden und den Unternehmen den Konflikt austra
gen, die ihre Geschäftsinteressen ohne Rücksicht auf die Umwelt
verfolgen. Freiwillige Selbstverpflichtungen helfen da wenig wei
ter. Wir werden alles dafür tun, dass Umweltrecht konsequent um
gesetzt wird und Bürger*innen sich ohne Hürden in Verfahren ein
bringen und auch klagen können.
Seite: 15
Klima- und Umweltpolitik sind auch eine Frage der Gerechtig
keit. Gerade diejenigen, die wenig haben, leben in Vierteln mit ho
her Luftverschmutzung oder großer Lärmbelastung. Global sind es
die Ärmsten, vor allem Frauen und Kinder, die von der Umwelt
zerstörung besonders betroffen sind – obwohl sie am wenigsten
dazu beitragen oder an den Entscheidungen beteiligt sind. Die
Kleinbäuerinnen und -bauern in Afrika, deren Land verdorrt, das
Seite: 16
Wir sorgen dafür, dass es bei Umwelt- und Klimaschutz gerecht
zugeht. Wo Jobs, zum Beispiel in der Kohleindustrie, verloren gehen,
kümmern wir uns schon heute um gute soziale Absicherung und
neue Jobperspektiven. Wo Preise endlich die ökologische Wahrheit
sagen, sorgen wir mit besseren Löhnen und angemessenen Sozial
leistungen dafür, dass die Preise auch von allen bezahlt werden
können.
Seite: 17
Der Mensch ist auf sauberes Wasser, gesunde Böden und gute Luft
angewiesen. Nur dann können alle frei, unbesorgt und gesund le
ben, können gestalten und genießen. Natur und Umwelt zu schüt
zen heißt, die Grundlagen unseres Lebens zu schützen. Doch wir
Menschen setzen die planetaren Grenzen mit unserer Art zu wirt
schaften und zu konsumieren mehr und mehr aufs Spiel. Der zu
kunftsvergessene Umgang mit der Natur und ihren Schätzen fällt
am Ende auf uns selbst zurück. Das Quecksilber, das die Kohlekraft
werke in die Luft pusten, der Plastikmüll, den wir in Flüssen und
Meeren „entsorgen“, die Pestizide und Arzneimittelrückstände, mit
denen wir unsere Böden und Gewässer belasten – all das löst sich
nicht einfach auf. Es gelangt in unser Trinkwasser, in unsere Atem
luft und in unser Essen. Es ist allerhöchste Zeit, das zu beenden. In
einigen Bereichen haben wir heute schon längst die Belastungs
grenze unseres Planeten überschritten.
Seite: 17
Darum stellen wir GRÜNE die Umwelt und den Erhalt unserer Le
bensgrundlage in das Zentrum unserer Politik. Wer die Umwelt
schützt, kämpft für eine lebenswerte und gerechte Welt für alle. Wir
GRÜNE wollen unser Naturerbe, die biologische Vielfalt der Erde,
bewahren. Wir wollen das Verramschen unserer Umwelt beenden.
Wir wollen saubere Flüsse und Seen, ohne Gülle, Medikamenten
rückstände und Mikroplastik. Wir wollen Felder und Wiesen, auf de
nen Insekten und Vögel einen Lebensraum finden. Unser Ziel ist es,
eine lebenswerte Welt auch für unsere Kinder und die kommenden
Generationen zu erhalten. Dafür streiten wir mit Leidenschaft.
Seite: 18
Darum lehnen wir Fracking nachdrücklich ab. Trinkwasser, Umwelt
und Gesundheit zu gefährden und Erdbeben zu riskieren, nur um so
auch noch den letzten Rest Erdgas und Öl aus dem Boden zu pres
sen, ist unverantwortlich. Auch müssen die bereits nachgewiesenen
Probleme mit Lagerstättenwasser, aber auch Methanemissionen bei
der Öl- und Gasförderung beseitigt und keine neuen, unabsehbaren
Gefahren befördert werden.
Seite: 18
Nitrat und Phosphat aus der Landwirtschaft befeuern die Algen
blüte und schaffen Todeszonen in den Meeren und in den heimi
schen Gewässern. Acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr
in unseren Ozeanen. Wir akzeptieren nicht, dass die Meere ein Raum
ohne Leben werden, in dem es mehr Plastik als Fische gibt, dies
würde auch unsere Existenz gefährden. Deshalb wollen wir Schluss
machen mit dem Eintrag von Plastik in Gewässer und Umwelt. Dafür
stärken wir national Abfallvermeidung, das Recycling, die Einfüh
rung von Mehrwegsystemen wie etwa bei To-go-Bechern und die
Seite: 19
Das Leben in den Meeren steht auch durch zweifelhafte Fische
reipraktiken, wie den Einsatz von Grundschleppnetzen, und zu hohe
Fischereiquoten massiv unter Druck. Nach wie vor fischen euro
päische Trawler die Meere vor Afrikas Küsten leer und gefährden
damit nicht nur das Meeresökosystem, sie nehmen auch den Fi
scher*innen vor Ort ihre Lebensgrundlage. Darum wollen wir die
Überkapazitäten der europäischen Fangflotte abbauen und alle Fi
schereiabkommen ökologisch und sozial verträglich gestalten. Nut
zungsfreie Meeresschutzgebiete sollen dafür sorgen, dass sich das
Ökosystem Meer erholen kann, auch in Nord- und Ostsee. Kurzfris
tig müssen Naturschutzgebiete frei von Grundschleppnetzen und
Stellnetzen sein, die den Meeresboden umpflügen und Schweins
wale beziehungsweise Seevögel ersticken und ertrinken lassen.
Mittelfristig dürfen in der gesamten Ost– und Nordsee nur noch
alternative Fischfangmethoden zum Einsatz kommen, um die Fi
scherei in Einklang mit der Meeresumwelt zu bringen. An den Küs
ten Deutschlands wird derzeit noch mitten im Nationalpark und
UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer unter Gefährdung der Arten
vielfalt nach Öl gebohrt. Das wollen wir beenden. Dank der GRÜNEN
in Schleswig-Holstein wurden bereits Erkundungsbohrungen im
Nationalpark Wattenmeer verhindert.
Seite: 22
Stetig steigt die Müllflut. Viele Produkte wie Plastiktüten und Ein
weg-Kaffeebecher werden nur kurz genutzt und dann weggeworfen.
Einige Hersteller gestalten ihre Produkte so, dass sie nicht reparier
bar sind. Damit schaden sie der Umwelt und den Verbrau cher*innen.
Wir wollen längere Lebensdauern von Produkten fördern und da
durch zu einer Schonung von Ressourcen beitragen.
Seite: 23
Für sauberes Wasser ohne Gift und Plastik
Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Damit unsere Gewäs
ser einen guten ökologischen Zustand erreichen, richten wir das
Düngerecht an ihrem Schutz aus. Wir machen uns für eine inter
nationale Plastikkonvention zur Verringerung von Plastikmüll
stark, fördern innovative Projekte zur Abfallvermeidung und zei
gen dem unnötigen Einsatz von Mikroplastik in Kosmetikproduk
ten die Rote Karte. Hersteller von problematischen Medikamen
ten, Chemikalien und umweltschädlichen Pestiziden wollen wir
mit in die Verantwortung nehmen, die Schäden zu beseitigen.
Seite: 26
Der ökologische Landbau bleibt unser Leitbild. Wir GRÜNE wol
len dafür sorgen, dass der Ökolandbau in den nächsten sieben Jah
ren mit einer Milliarde Euro gefördert wird. Aber auch für die kon
ventionelle Landwirtschaft gilt: Die landwirtschaftliche Produktion
muss auf der gesamten Fläche umweltverträglicher werden. Wir
wollen Bäuerinnen und Bauern den Weg ebnen, dass auch die Land
wirtschaft ihre Klimaverpflichtungen erfüllt und bis 2050 von der
industriellen Landwirtschaft auf eine klimaneutrale, ökologische
Landwirtschaft umstellt. Wir werden bäuerliche Betriebe unter
stützen und Existenzgründer*innen fördern, die im Einklang mit der
Natur produzieren und unsere gewachsenen Kulturlandschaften –
von den Knicks in Schleswig-Holstein bis zur Almbewirtschaf tung
in Bayern – bewahren.
Seite: 27
Wir wollen, dass die Tiere ein besseres Leben haben: mehr Platz in
den Ställen, Zugang zu frischer Luft und Tageslicht, kein Küken
schreddern, keine Amputationen und Qualzuchten, tiergerechte Füt
terung und deutlich weniger Antibiotika. Tierschutz schützt auch
unsere Gesundheit. Mit der Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes
in der Landwirtschaft reduzieren wir auch die Gefahr multiresisten
ter Bakterien. Gute Arbeitsbedingungen und das Wohl der Tiere
müssen im Vordergrund stehen – von der Aufzucht und der Haltung
über den Transport bis zur Schlachtung. Wir wollen kleine regionale
Schlachthöfe und mobile Schlachteinrichtungen fördern, die Tier
transporte entbehrlich machen und Wege verkürzen. Wir wollen die
industrielle Massentierhaltung in den nächsten 20 Jahren beenden.
Das fördern wir mit einem Pakt für faire Tierhaltung, damit sich tier
und umweltgerechte Haltung auch wirtschaftlich rechnet. Auch aus
Klimaschutzgründen ist der Rückgang des Konsums tierischer Le
bensmittel eine gute Entwicklung.
Seite: 28
Der massive Einsatz von umweltschädlichen Pestiziden hat verhee
rende Folgen für den Artenreichtum und den Erhalt der Bodenfrucht
barkeit. Wir GRÜNE wollen eine Lebensmittelproduktion, an der die
Bäuerinnen und Bauern verdienen und nicht die chemische Industrie.
Darum beenden wir den Einsatz von besonders schäd lichen und ge
sundheitsgefährdenden Stoffen wie Glyphosat und Neonicotinoiden.
Hier nehmen wir besonders die großen Agrar- und Chemie kon zer ne
in die Pflicht. Wir unterstützen die Bäuerinnen und Bauern dabei
pestizidfrei zu wirtschaften. Dazu legen wir ein Programm auf, das
den Pesti zideinsatz eindämmt, und eine Pestizid abgabe enthält.
Damit stärken wir die Forschung bezüglich der Wirkungen von Pes
tiziden auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die Zulas
sung neuer chemischer Wirkstoffe in der EU wollen wir einschrän
ken und aus dem Einflussbereich der Hersteller herausholen. Nur
was wirklich unbedenklich ist, darf auf den Markt gelangen.
Seite: 29
zu treffen. Wir GRÜNE wollen, dass die Lebensmittelverpackung
sagt, was in ihr steckt. Darum werden wir eine eindeutige Kenn
zeichnung von Fleisch einführen, die deutlich macht, wie die Tiere
gehalten wurden – so wie bei der Kennzeichnung von Eiern. Und wir
führen die Kennzeichnung auch für verarbeitete Produkte ein. Dann
können Konsument*innen beim Einkaufen sich bewusst für tier- und
umweltfreundlich hergestellte Lebensmittel entscheiden.
Seite: 29
Wir GRÜNE wissen: Der Umbau zu einer tier- und umweltfreund
lichen Landwirtschaft kostet zunächst einmal Geld. Gleichzeitig
sind wir davon überzeugt, dass eine andere Form der Landwirt
schaft für unsere Gesellschaft im Gesamten günstiger ist.
Seite: 33
Die vom Menschen verursachte Klimakrise wird zur Klimakatastro
phe, wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch re
duzieren. Das massive Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle
und Öl macht die Erde zum Treibhaus. Schon heute nehmen welt
weit extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitze und Dürren stark
zu. Der Meeresspiegel steigt an, Gletscher schmelzen ab und an vie
len Orten werden Wassermangel und Trockenheit immer dramati
scher. Das Meereis in der Arktis und Antarktis schwindet rasant, die
Permafrostböden von Kanada bis Sibirien tauen immer schneller
auf. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, könnten bis 2050
nach Zahlen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen bis
zu 250 Millionen Menschen gezwungen sein, ihre Heimat zu verlas
sen. Auch hierzulande spüren wir schon Veränderungen wie häufi
gen Hagel, Starkregen, Stürme und eine sich verändernde Tier- und
Pflanzenwelt. Das Umweltbundesamt warnt vor extremer Trocken
heit und Hitze, vor Überflutungen an Flüssen und den Küsten. Zu
dem ist auch unsere Gesundheit bedroht – durch Hitze, Infektions
erreger, Allergien.
Seite: 34
Leider ignorieren CDU/CSU und SPD die Realität der Klimakrise
und riskieren fahrlässig die Zukunft unserer Kinder und die Zu
kunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. Deutschlands Emissionen sta
gnie ren seit über sieben Jahren. Vom deutschen Klimaziel, unseren
CO2-Ausstoß bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu sen
ken, sind wir meilenweit entfernt. Angela Merkel und Martin Schulz
halten an der klimaschädlichen Kohle fest. Landwirtschaft und Ver
kehr stoßen immer mehr Treibhausgase aus, die energetische Mo
dernisierung von Gebäuden kommt nicht voran. Wir wollen in die
klimaneutrale Zukunft gehen und unsere Wirtschaft ökologisch
modernisieren. Dafür werden wir aus der Kohle aussteigen, die
erneuerbaren Energien weiter ausbauen, zusätzliche Mittel für
die ener ge tische Gebäudesanierung bereitstellen, Energieeffizienz
und alle Ar ten emissionsfreier Mobilität fördern und die Landwirt
schaft umwelt- und klimaverträglich machen. So sichern wir durch
zukunftsfähiges Wirtschaften Arbeitsplätze und gesellschaftlichen
Wohlstand.
Seite: 38
Klimaschutzgesetz einführen
In Paris haben sich alle Staaten der Welt verpflichtet, die Erder
hitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Mit einem
Klimaschutzgesetz wollen wir die dazu notwendigen nationalen
Reduktionsziele rechtsverbindlich festlegen und Ziele für alle
relevanten Sektoren definieren: Stromerzeugung, Verkehr, Land
wirtschaft, Industrie und Gebäudeenergie. Dies unterlegen wir
mit ambi tionierten Aktionsplänen in den einzelnen Sektoren:
vom Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität über den Schutz
organischer Böden bis zur energetischen Gebäudemodernisie
rung. So geben wir Impulse für Investitionen in den Klimaschutz.
Seite: 38
Kohleausstieg jetzt
Keine andere Technologie setzt mehr CO2, Quecksilber und
Stickoxide in die Umwelt frei als die Kohleverstromung. Wir wol
len die Kohle in der Erde lassen und aus der Kohlekraft ausstei
Seite: 40
IV. WIR BEGRÜNEN UNSERE
WIRTSCHAFT FÜR UMWELT
SCHUTZ, LEBENSQUALITÄT
UND NEUE ARBEITSPLÄTZE
Seite: 40
Wir GRÜNE treten seit unserer Gründung für die ökologische Mo
dernisierung der Industriegesellschaft ein. Viele Menschen gehen
diesen Weg mit uns. Bürger*inneninitiativen und Nicht-Regierungs
organisationen kämpfen für Natur- und Umweltschutz. Unterneh
men schreiben mit grünen Ideen schwarze Zahlen, Unternehmens
initiativen setzen sich für Klimaschutz ein. Unser Land ist dabei seit
den 1970er-Jahren ein gutes Stück vorangekommen. Abgase werden
inzwischen gefiltert, Abwässer nicht mehr einfach in die Flüsse ge
leitet, es wird ökologischer gebaut und produziert. Innovative
Unternehmer*innen und Tüftler*innen entwickeln Produkte und
Dienstleistungen, die dabei helfen, unsere Lebensqualität zu ver
bessern und den Ressourcenverbrauch zu senken. Sie sind die
Pionier*innen des grünen Wandels, eines neuen, nachhaltigen
Wohlstands.
Seite: 41
Wir werden dafür sorgen, dass Preise die ökologische Wahrheit
sagen, denn die Verursacher*innen von Umweltzerstörung dürfen
die Kosten nicht länger auf die Allgemeinheit abwälzen. So setzen
wir auch die richtigen Anreize dafür, dass andere – umweltfreundli
chere – Techniken entwickelt und schnell marktfähig werden. Ein
Wettstreit um die beste ökologische Lösung kommt in Gang. Ökolo
gisch ehrliche Preise belohnen Unternehmen, die mit Ressourcen
pfleglich umgehen und Emissionen senken. Auch die Verbrau
cherinnen und Verbrauc her profitieren, wenn langlebige Geräte
Neuanschaffungen ersparen und klimafreundliche Heizungen die
Nebenkosten senken. Umweltschädliches Verhalten wollen wir
nicht weiter subventionieren. So sind zum Beispiel schwere Dienst
wagen und der Flugverkehr heute steuerlich bevorzugt, obwohl sie
ökologisch schädlicher sind als ihre Alternativen. Subventionen wie
diese belaufen sich auf über 50 Milliarden Euro pro Jahr. Es ergibt
Seite: 42
keinen Sinn, umweltschädliches Verhalten zu subventionieren. Eine
ökologische Finanzreform muss deshalb den Abbau dieser ökolo
gisch schädlichen Subventionen angehen. Dabei gilt es, in einem
ersten Schritt die umweltschädlichsten beziehungsweise die am
einfachsten zu kappenden Subventionen in Höhe von wenigstens
zwölf Milliarden Euro einzusparen. Dieses Geld wollen wir in den
Klimaschutz investieren und dabei gerade ärmere Haushalte bei In
vestitionen zum Energie- und Ressourcensparen unterstützen.
Durch eine ökologische Steuerreform wollen wir nicht mehr um
weltschädliche, sondern stärker ökologisch nachhaltige Produkti
onsprozesse, Erzeugnisse und Dienstleistungen begünstigen. Dabei
werden wir die Möglichkeit, neben sozialen auch ökologische Ziele
bei der Mehrwertsteuer zu berücksichtigen, wie zum Beispiel 2011
vom EU-Parlament und wiederholt vom Umweltbundesamt emp
fohlen, im Hinblick auf Umsetzbarkeit prüfen.
Seite: 43
muss. Das ist eine zentrale Frage mit Blick auf Umweltzerstörung
und Klimakrise. Dass dieser Sprung gelingt, ist aber auch von großer
Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Denn
wir wollen verhindern, dass Wolfsburg oder Stuttgart das Detroit
von morgen werden. Deshalb braucht es jetzt klare Rahmenbedin
gungen für diesen Industriezweig. Diese setzen wir mit einem kla
ren Fahrplan für den Ausbau der Elektromobilität und mit dem Aus
stieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor ( Kapitel: Wir sorgen
für saubere, bezahlbare und bequeme Mobilität, S. 56).
Seite: 43
Die ökologische Modernisierung ist ein gigantisches Innovations-
und Investitionsprogramm. Und sie ist ein Jobmotor. Sie schafft neue
Arbeit, nicht nur für Ingenieur*innen und Programmierer *innen,
sondern auch für Handwerker*innen und Bauarbeiter *innen. Jede in
die Gebäudesanierung investierte Milliarde schafft 10.000 zusätzli
che Arbeitsplätze im Baugewerbe, im Handwerk und in der Indus
trie. Seit zehn Jahren wächst der globale Markt für Umwelttechnik
und Ressourceneffizienz rasant. Deutsche Firmen sind bei Green
Tech gut aufgestellt. Deutsche und europäische Unternehmen kön
nen in diesen Bereichen viele zusätzliche Jobs schaffen. Daran wol
len wir arbeiten. Für uns ist dabei entscheidend, dass bei der ökolo
gischen Modernisierung gute Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung
und tariflicher Schutz gelten: Auch deshalb fordern wir eine bun
desweite Fachkräfteallianz zwischen Staat und Wirtschaft zur Stär
kung des Handwerks. In den kohlenstoffintensiven Unternehmen
und Geschäftsbereichen werden allerdings auch Arbeitsplätze ab
gebaut werden. Hier kümmern wir uns um eine gute soziale Absi
cherung, um Weiterbildung und neue Chancen.
Seite: 44
Wachstum muss weltweit vom Umweltverbrauch entkoppelt wer
den – und Wohlstand wie Lebensqualität vom Wachstum. Wir wol
len eine Wirtschaft, die nicht blind immer weiter wachsen muss und
in der langfristige Nachhaltigkeit mehr zählt als kurzfristige Rendi
teziele. Wir GRÜNE möchten dem gesellschaftlichen Zwang zum
„Immer mehr und immer schneller“ entgegenarbeiten. Dazu werden
technische Innovationen allein nicht reichen. Es braucht auch die
Unterstützung durch nachhaltigen Konsum und eine andere Art des
Wirtschaftens. Es geht zum Beispiel nicht nur darum, den Verbren
nungsmotor einfach durch den Elektromotor abzulösen, sondern
auch darum, auf innovative Formen der Mobilität wie Carsharing
umzusteigen, ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr zu fördern und so
den Bedarf an Autos zu reduzieren, wie das etliche Menschen auch
schon tun. Andere engagieren sich beim gemeinschaftlichen Woh
nen, in der solidarischen Landwirtschaft, bei Energiegenossen
schaften oder Tauschringen im Sinne einer solidarischen Ökonomie,
was wir befördern wollen. Gleiches gilt für das Bauwesen, das
einen überwiegenden Teil der Ressourcen unserer Erde in Anspruch
nimmt, die es gilt, verantwortungsvoll zu nutzen. Hierzu braucht es
eine nachhaltige Baukultur, die alle Aspekte des Planens und Bau
ens berücksichtigt. Gute Baukultur ermöglicht Akzeptanz, Beteili
gung und Teilhabe ebenso wie das Recycling von Baustoffen, sie ist
Grundlage für die ökologische Modernisierung und für mehr Le
bensqualität in unseren Städten und Dörfern.
Seite: 46
Umweltschädliche Subventionen abbauen,
in Klimaschutz investieren
Absurde über 50 Milliarden Euro an Steuergeldern werden jähr
lich für Klima- und Umweltkiller ausgegeben. Unter anderem
erhalten schwere Dienstwagen, der Flugverkehr und Diesel un
gerechte Steuerprivilegien. Wir GRÜNE wollen diese umwelt
schädlichen Subventionen abbauen und in einem ersten Schritt
zumindest zwölf Milliarden Euro einsparen. Dadurch, dass die
Preise zunehmend die ökologische Wahrheit sagen, unterstützen
wir die ökologische Umgestaltung unserer Wertschöpfungsket
ten und schaffen Anreize für grüne Innovationen, Klimaschutz,
nachhaltige Mobilität und eine umweltfreundliche Landwirt
schaft. Gleichzeitig gehen wir damit gegen eine der schädlichs
ten Formen der Steuerverschwendung vor.
Seite: 48
Energie ist der Treibstoff unseres Lebens. Wir alle sind auf sie ange
wiesen. In den vergangenen zwei Jahrhunderten haben die Men
schen ihre Energie gewonnen, indem sie vor allem Kohle, Gas und
Öl verbrannten. Das hat die wirtschaftliche Entwicklung der Indus
triegesellschaften ermöglicht. Doch diese Art der Energiegewin
nung hat uns auch mit ungeheuren Abgasmengen in die Klimakrise
geführt. In den vergangenen 60 Jahren kam zur fossilen Energie die
Atomkraft dazu. Sie war und bleibt ein hochriskanter und extrem
teurer Irrweg. Kohle und Atom haben heute ausgedient. Wir GRÜNE
haben einen Plan für die Energiewelt der Zukunft. Es ist möglich
und unser Ziel, die Energieversorgung und Energiespeicherung von
Strom, Wärme und beim gesamten Verkehr komplett mit Sonne,
Wind, Wasser, nachhaltig erzeugter Bioenergie, Umgebungstempe
raturen und Erdwärme zu decken. Für die Verwirklichung dieser
Energiewende arbeiten wir seit unserer Gründung. So können wir
dauerhaft unseren Wohlstand sichern, ohne unsere Lebensgrundla
gen dabei zu zerstören. Sowohl Klimaschutz und Energiewende als
auch Umwelt- und Naturschutz sind für uns zukunftsentscheidend
und werden mit den Bürger*innen vor Ort gestaltet. Die Energie
wende hat bereits hunderttausende Jobs geschaffen – weitaus
mehr, als bei Kohle und Atom weggefallen sind. Damit ist die Ener
giewende nicht nur gut fürs Klima. Sie stärkt auch unsere Wirt
schaft und schafft sichere Arbeitsplätze.
Seite: 56
Wir sind jeden Tag unterwegs – zur Arbeit oder zum Einkaufen, wir
besuchen weit entfernte Verwandte und fahren in den Urlaub. Mobil
zu sein, gehört zu unserem Leben. Wir GRÜNE wollen es für jede und
jeden einfach machen, sein Ziel so umweltfreundlich und nachhaltig
wie möglich zu erreichen. Verkehr 2017 heißt: Immer mehr Menschen
steigen um auf Bus, Bahn und Fahrrad – vor allem in den Städten. Der
öffentliche Nahverkehr erreicht neue Fahrgastrekorde. Fahrradfahren
und der Verkauf von E-Bikes boomen. Carsharing meldet immer hö
here Nutzer*innenzahlen. Die Menschen stimmen „mit den Füßen“ ab
und trotzen den oft noch widrigen Zuständen. Verpasste Anschluss
züge, überfüllte Busse und Straßenbahnen sind genauso wie trostlo
se Bahnhöfe und schlechte Fuß und Radwege häufig traurige Rea
lität. Gerade in ländlichen Regionen fehlt ein attraktiver und
flächen deckender Nahverkehr. Für viele heißt Verkehr 2017 deswe
gen immer noch in erster Linie Auto fahren, auch da es zu oft keine
Alternativen gibt. Gleichzeitig verfügen Teile unserer Gesellschaft,
wie zum Beispiel Frauen, ältere Bürger*innen und Menschen mit
Behinderung, aber auch Jugendliche viel seltener über ein eigenes
Auto und sind daher zwangsläufig auf einen guten ÖPNV angewie
sen. Deshalb werden wir dafür sorgen, dass die Menschen in Zukunft
mit ÖPNV, mit der Bahn, auf sicheren Rad- und Fußwegen und mit
sauberen Autos ihre Ziele umweltfreundlich erreichen können. So
werden auch unsere Städte lebenswerter und grüner.
Seite: 61
Selbstverständlich werden wir auch morgen noch mit Autos unter
wegs sein – mit dem eigenen, mit dem gemieteten oder dem ge
teilten. Gerade im ländlichen Raum sind die Alternativen Carsha
ring und ÖPNV noch nicht ausreichend. Aber es werden insgesamt
weniger Autos sein und sie werden mit Strom aus Sonne und Wind
oder Wasserstoff statt mit Diesel und Benzin angetrieben. Mit
emissionsfreien Fahrzeugen machen wir den Autoverkehr klima-
und umweltfreundlicher. Ziel muss es sein, einen erfolgreichen
Technologiewandel einzuleiten. Nur mit innovativen Antrieben
werden unsere Automobilhersteller wettbewerbsfähig bleiben und
zugleich wertvolle Arbeitsplätze in der Automobilindustrie erhal
ten. Das wirksamste Instrument sind ambitionierte CO2-Grenzwer
te, also Verbrauchsgrenzen, die auch auf der Straße eingehalten
werden. Aus industrie- und klimaschutzpolitischen Gründen muss
die nächste Bundesregierung ein klares Ziel setzen: Ab 2030 sollen
nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Das Zeitalter
der fossilen Verbrennungsmotoren ist dann zu Ende. Elektromobi
lität als Chance für eine klimafreundliche Mobilität ist aber mehr,
als nur den Verbrennungsmotor in Autos durch einen Elektromotor
zu ersetzen. Dafür werden wir Elektromobilität im Straßenverkehr
gezielt stärken durch eine Förderung aller Kommunen, die ihren
innerstädtischen Logistikverkehr auf E-Fahrzeuge und Lastenfahr
räder umstellen, sowie durch zeitlich befristete finanzielle Zu
schüsse für Elektro-Nahverkehrsbusse, Elektroautos und Elektro
lastenräder. Wir wollen die Dieselbusflotte schnellstmöglich auf
Elektrobusse umrüsten. Außerdem werden wir die Forschung an
den Mobilitätstechnologien der Zukunft verstärkt unterstützen.
Für eine gerechte Finanzierung wollen wir die Kfz-Steuer reformie
ren und ein Bonus-Malus-System für Neuwagen einführen. Wer viel
CO2, NOx und Feinstaub-Emissionen verursacht, zahlt dann mehr.
Wir GRÜNE wollen die Besteuerung von Dienstwagen künftig an
den CO2-Ausstoß koppeln und verbrauchsarme Pkw deutlich bes
serstellen.
Seite: 62
Unsere Autos sollen nicht nur im Labor die vorgeschriebenen
Grenzwerte einhalten. Was zählt, ist der Verbrauch auf der Straße.
Anders als die Große Koalition, die den Betrug der Autokonzerne an
Umwelt und Verbraucher*innen gedeckt und vertuscht hat, finden
wir GRÜNE uns nicht damit ab, dass Abgasvorschriften für Pkw nur
auf dem Prüfstand eingehalten werden. Wir werden diesen Schwin
del und die bewusst in Kauf genommene Verletzung unserer Ge
sundheit beenden. Abgas- und Verbrauchstests müssen realistisch
und ihre Ergebnisse nachvollziehbar werden. Die Autoindustrie
muss auf ihre Kosten Fahrzeuge nachbessern, sowohl die schon im
Betrieb befindlichen als auch entsprechende Neufahrzeuge wie
zum Beispiel die der Euro-6-Norm, die nicht ihre Grenzwerte auf der
Straße einhalten. Wir wollen, dass unabhängige Institutionen wirk
same Kontrollen schaffen. Kommunen brauchen zusätzlich Unter
stützung, um Grenzwerte für bessere Luft auch durchzusetzen. Wir
GRÜNE geben ihnen rechtliche Instrumente an die Hand, Umwelt
zonen zu stärken, zum Beispiel durch die Einführung einer blauen
Plakette. Städte und Kommunen sollen mehr verkehrsrechtliche
Möglichkeiten bekommen, innerstädtischen Verkehr zu lenken, zu
begrenzen und sicherer zu machen. Dazu sollen sie zum Beispiel das
Recht bekommen, innerorts eigenständig und unbürokratisch über
die Einführung von Tempobeschränkungen wie Tempo 30 zu ent
scheiden. Wir fordern, dass Kommunen leichtere Möglichkeiten be
kommen, bauliche Verkehrsberuhigung auf überregionalen Straßen
umzusetzen. Zudem wollen wir es Kommunen rechtlich ermögli
chen, neue Konzepte wie zum Beispiel in Stockholm oder London
anzuwenden, um den ÖPNV zu stärken. Wir wollen Verkehrssicher
heit für alle Nutzer*innen des öffentlichen Raumes. Deshalb stre
ben wir die Vision Zero an – das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten auf
null zu reduzieren. Zu schnelles Fahren ist kein Kavaliersdelikt, son
dern eine tödliche Gefahr, gegen die wir mehr tun müssen. Dazu
fordern wir ein Tempolimit auf Autobahnen von 120.
Seite: 92
Diese Zielmarken müssen auch für die Gestaltung des Welthan
dels und eine Reform der WTO gelten. So sollen alle am Welthandel
Teilnehmenden die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeits
organisation (ILO) einhalten. Vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt
muss Arbeit menschenwürdig sein und der weltweite Wettbewerb
um die niedrigsten Löhne aufhören. Wir haben das Ziel, in Zukunft
sowohl mit entwickelten wie auch sich entwickelnden Staaten eine
neue Generation von fairen und nachhaltigen Handelsabkommen
auszuhandeln. Durch ein Race to the Top von immer höheren globa
len Standards werden wir gute Arbeit garantieren und lokale Wert
schöpfung erhalten. Wir setzen damit in den fairen Handelsabkom
men neben klassischen Handelsfragen auch soziale, ökologische
und menschenrechtliche Standards – also unter anderem Regeln
zur Vermeidung von Steuerhinterziehung, für Korruptionsbekämp
fung, für Biodiversität, für Ernährungssouveränität, die Implemen
tierung von internationalen Sozial-, Klima- und Umwelt- sowie
Menschenrechtsnormen und die freie Gewerkschaftsbildung. Alle
sind gleichwertig einklagbar und sanktionierbar. Wir wollen kein
neues Handelsabkommen zwischen der EU und den USA oder ande
ren Staaten, ohne dass von allen zukünftigen Vertragsparteien das
Pariser Klimaabkommen unterzeichnet wurde und das Handelsab
kommen die Einhaltung der Pariser Ziele garantiert.
Seite: 93
TTIP, CETA, TiSA, JEFTA oder andere Abkommen dieser Art sind so
umstritten, weil hier die Rechte der Bürgerinnen und Bürger zur
Verhandlungsmasse wurden. Wir GRÜNE lehnen diese Abkommen
ab. Einige wenige große, länderübergreifende Konzerne profitieren,
kleine und mittlere Unternehmen haben das Nachsehen. Deshalb
demonstrieren dagegen Kleinbauern und -bäuerinnen in Burkina
Faso genauso wie der bäuerliche Familienbetrieb in Baden-Würt
temberg. Dabei sollten faire Handelsabkommen Umwelt-, Verbrau
cher- und Datenschutz sowie Arbeitsnormen und Menschenrechte
nicht schwächen, sondern international sichern und ausbauen.
Seite: 94
Wir setzen uns stattdessen für einen ständigen Handelsgerichts
hof unter dem Dach der Vereinten Nationen ein, vor dem Betroffene
gegen die Verletzung menschenrechtlicher, sozialer und umweltre
levanter Verpflichtungen durch transnationale Unternehmen kla
gen können. Der Vorschlag der EU-Kommission für einen multilate
ralen Investitionsgerichtshof (MIC) erfüllt diese Voraussetzungen
nicht. Bestehende Investitionsschutzabkommen wollen wir nach
verhandeln mit dem Ziel, die Vereinbarungen zu Schiedsgerichten
aus den Verträgen zu entfernen. Wir unterstützen den Prozess
der Vereinten Nationen für ein verbindliches Abkommen über die
Pflichten internationaler Konzerne.
Seite: 95
der Export von Milchpulver, Tomaten oder Hähnchenteilen aus der
EU die heimische Produktion in Westafrika verdrängt. Die Wirt
schaftspartnerschaftsabkommen mit Afrika drohen eine eigenstän
dige und nachhaltige Entwicklung in den Partnerländern zu ver hindern.
Wir wollen sie deshalb stoppen und fordern neue Ver han dlungen
nach menschenrechtlichen, sozialen und Umweltstandards ohne
Druck und Fristen. Wir wollen Entwicklungsländern handelspoliti
sche Schutzmaßnahmen ermöglichen, damit sie ihre jungen Indus
trien entwickeln können. Die EU sollte für Entwicklungsländer Zölle
auf verarbeitete Produkte senken oder ganz abschaffen, damit diese
ihre Wirtschaften breiter aufstellen und mehr Gewinn im Land hal
ten können.
Seite: 95
Auch Unternehmen sind verantwortlich für die gesellschaft
lichen Folgen ihres Handelns. Wir wollen sie verpflichten, die Ein
haltung von Menschenrechten, Umwelt- und Sozialstandards in
ihrer gesamten Lieferkette nachzuweisen. Beim Verstoß gegen die
se Sorg faltspflichten drohen den Unternehmen Sanktionen, denn
Selbst verpflichtungen wie im „Textilbündnis“ der Großen Koalition
reichen bei Weitem nicht aus. Opfer sollen zivilrechtliche Entschä
digungsansprüche erhalten.
Seite: 96
Neustart für faire Handelsabkommen
Handelsabkommen, die anders als TTIP, CETA und TiSA trans
parent verhandelt wurden und an sozialen, ökologischen und
menschenrechtlichen Kriterien ausgerichtet sind, können eine
gerechte Globalisierung fördern. Sie sollten Umwelt-, Verbrau
cher*innen- und Datenschutz sowie Arbeitsnormen und Men
schenrechte international sichern. Wir fordern, das Vorsor
geprinzip in allen Handelsverträgen zu verankern und dabei
kom munale Daseinsvorsorge, öffentliche und soziale Dienstleis
tungen sowie Kultur auszunehmen. Statt Klageprivilegien für
Konzerne fordern wir einen ständigen Handelsgerichtshof unter
dem Dach der Vereinten Nationen, vor dem auch Betroffene
gegen Investoren klagen können. Er soll auf völkerrechtliche
Verpflichtungen sowie die ILOKernarbeitsnormen achten. Wir
wollen multilaterale Verhandlungen im Rahmen der Welthan
dels organisation (WTO) wieder stärken.
Seite: 98
Die Zahl der Menschen auf der Flucht wächst. Weltweit sind über
65 Millionen Menschen auf der Suche nach Schutz für sich und ihre
Familien. Flucht kennen viele Deutsche aus ihrer Familiengeschichte
von ihren Eltern und Großeltern, manche haben selbst noch Flucht
und Vertreibung als Folge des Zweiten Weltkriegs erlebt. Viele sind
aus der DDR in den demokratischen Westen geflohen. Menschen flie
hen vor Krieg, politischer Vertreibung und Verfolgung, immer häufi
ger auch vor den Folgen der Klimakrise und Umweltzerstörung. Wir
erleben die große Herausforderung der Fluchtbewegung an den
Grenzen Europas genauso wie hierzulande. Doch die meisten Men
schen fliehen in Regionen nahe ihrer Heimat, fast zwei Drittel inner
halb der Grenzen des eigenen Heimatlandes, in der Hoffnung, zurück
kehren zu können.
Seite: 121
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften können eine
wichtige Stütze einer lebendigen Demokratie sein. Viele Menschen
engagieren sich aus ihrem Glauben oder ihrer Überzeugung heraus
gemeinsam mit uns für Geflüchtete, eine saubere Umwelt, weltwei
te Gerechtigkeit oder gegen Armut in ihrer Nachbarschaft. Sie leis
ten damit einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zu
sammenhalt.
Seite: 149
Millionen Menschen mischen mit und bringen sich ein. Sie tragen
im Kleinen zum großen Ganzen, zum Zusammenhalt unserer Gesell
schaft bei. Ihr Engagement ist vielfältig und bunt: Es reicht von
der Feuerwehr bis zur Geflüchteten und Nachbarschaftshilfe, vom
Chor über den Sportverein bis zum Engagement in Kirche, Synagoge
und Moschee. Es erstreckt sich vom Einsatz für Umwelt, Men
schenrechte bis zum Kampf für globale Gerechtigkeit. Engagement
braucht Unterstützung, zum Beispiel durch die Übernahme von Ver
sicherungen, Qualifizierung und zertifizierte Weiterbildungsmög
lichkeiten. Gleichzeitig wollen wir mehr Geld im Bundeshaushalt für
Fortbildungen und Supervision bereitstellen – damit Engagement
Seite: 225
geln für das öffentliche Vermögen umstellen, um dessen Wert und
Wertverlust transparent zu machen. Es macht keinen Sinn, sich über
die schwarze Null zu freuen, wenn auf der anderen Seite die öffent
liche Infrastruktur zusammenbricht. Die Zeche für heute versäumte
Investitionen zahlen immer die zukünftigen Generationen. Durch
den konsequenten Abbau umweltschädlicher Subventionen schaf
fen wir weitere Haushaltsspielräume für Investitionen.
Seite: 234
Immer mehr Menschen wollen gesunde Lebensmittel, die im Ein
klang mit der Natur hergestellt werden. Sie wünschen sich eine
Landwirtschaft, die unser Grundwasser und unsere Böden schützt,
die den Reichtum unserer Tier und Pflanzenwelt erhält, anstatt
Bienen- und Vogelsterben zu verursachen. Mit uns wird Deutsch
land auf eine nachhaltige Landwirtschaft umsteigen – ohne Acker
gifte und Gentechnik. Die industrielle Massentierhaltung schaffen
wir über die nächsten 20 Jahre ab. Wir setzen Tierschutzstandards
per Gesetz durch, die an den Bedürfnissen der Tiere orientiert sind,
die Qualzucht und quälerische Massentierhaltung beenden. Und wir
führen eine Haltungskennzeichnung für alle Tierprodukte ein – im
ersten Schritt für Fleisch. Wir schichten die europäischen Steuer
milliarden so um, dass Umweltschutz und Tierwohl zu neuen Ein
kommensmöglichkeiten für Landwirt*innen werden, denn die neue
Landwirtschaft gibt es nur mit den Bäuerinnen und Bauern.
Seite: 246
U
Umweltpolitik 14–23, 26–30, 40–44, 46, 48, 56, 58–62, 64, 92–95, 98, 121,
134, 149, 152, 158, 225f
Umweltfreundliche Mobilität 34, 38, 42f, 44f, 46, 56–64, 225, 228, 230, 233f
Umweltschädliche Subventionen 41f, 46, 57, 59, 60, 72, 225, 233, 237