Klima - 87 Ergebnisse
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B. 100 % sichere Energie 27
1. Die Zukunft verdient unsere Leidenschaft 29
2. Die Energiewende von unten weiterführen 31
3. 100 % sichere Energie ohne Kohle und Öl 33
4. Atomausstieg sicher und schnell besiegeln 35
5. Bezahlbare Wärme und Strom für alle 37
6. Klimaschutz vorantreiben – europäisch und global 39
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Wir wenden uns mit unserem Programm an alle, die meinen, dass
wir in unserer Gesellschaft jetzt einiges verändern müssen, um eine
gute, eine sichere Zukunft zu schaffen. Wenn wir die Klimakatastro-
phe so weit wie möglich aufhalten und die Energiewende verwirk-
lichen, wenn wir morgen in einer gerechten und modernen Gesell-
schaft leben wollen, dann können wir nicht abwarten – wir müssen
heute politisch handeln.
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Allein dieser ökonomische Erfolg ist nicht nachhaltig, weil unsere
Wirtschaftsweise noch immer viel zu viel zur Zerstörung der natür-
lichen Lebensgrundlagen beiträgt. Die Produktion unseres Essens,
unserer Handys, Autos, Kleider oder Möbel ist noch immer mit im-
mensen Emissionen und Ressourcenverbrauch verbunden. Das Erd-
klima heizt sich weiter ungebremst auf. Das wird von niemandem
mehr ernsthaft bestritten. Die Folgen der Klimakatastrophe haben
uns zum Teil schon jetzt erreicht, nicht nur in Australien und am
Nordpol. Schon jetzt nehmen Dürren, Stürme, extreme Hitze- und
Kälteperioden zu, schon jetzt flüchten jährlich weltweit Millionen
von Menschen vor den Auswirkungen der Klimakatastrophe. Die
Folgen dieser Entwicklung werden bald noch spürbarer werden.
Wir gehen noch immer verschwenderisch mit Rohstoffen um, deren
Vorkommen begrenzt ist und deren Abbau die Flüsse vergiftet, die
Erde verseucht, die Luft verpestet und Menschen von ihrem Land
vertreibt. Menschen in vielen Ländern der Welt verlieren durch un-
seren Lebensstil ihre Existenzgrundlage, sie bauen auf ihren Feldern
Futtersoja an für unseren Fleischkonsum, sie arbeiten unter fürch-
terlichen und gefährlichen Bedingungen für unsere Billigkleidung.
Auch Kinder schuften unter furchtbaren Bedingungen für unseren
Konsum. Wälder werden gerodet, Böden übernutzt, die Artenviel-
falt schrumpft in rasendem Tempo. So untergräbt unser Wohlstand
seine eigenen Grundlagen.
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Mit der Energiewende übernehmen wir eine weltweite Vor-
reiter rolle. Damit können wir in Deutschland zeigen, dass eine er-
folgreiche Industrienation den Umbau zu einer klimafreundlichen
Energieversorgung schaffen kann. Wir können dem stockenden
internationalen Klimaschutz so ganz neue Impulse geben und die
drohende Klimakatastrophe noch abwenden. Gleichzeitig können
mit diesen politischen Rahmenbedingungen innovative Unterneh-
merInnen hunderttausende neue Jobs schaffen und alte Abhängig-
keiten vom Import teurer Rohstoffe wie Kohle, Öl und Gas wer-
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Wir wollen einen respektvollen Umgang mit der Natur, der die
Artenvielfalt, den Boden, die Luft und das Wasser schützt. Wir
wollen eine naturnahe Waldwirtschaft. Wir wollen eine Landwirt-
schaft, die nicht mehr von tierquälerischer Massentierhaltung und
klimaschädlicher Fleisch- und Milchproduktion geprägt ist. Wir
wollen informierte Verbraucherinnen und Verbraucher mit gesi-
cherten Rechten – keine Lebensmittel- oder Datenschutzskandale
in Serie.
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Wir stehen für eine Politik, die global denkt und handelt. Unsere
ambitionierte innenpolitische Reformagenda geht einher mit einer
global durchdachten Politik. Den Schutz des Klimas, den Erhalt der
natürlichen Ressourcen und der biologischen Vielfalt gibt es nur
global. Unser Ziel ist es, Menschenrechte umzusetzen, Armut zu
reduzieren, Frieden zu sichern sowie Geschlechtergerechtigkeit und
Demokratie zu fördern.
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Teilhaben – das braucht ein diskriminierungsfreies gesellschaftli-
ches Klima, in dem alle Menschen ihre Chance bekommen und sich
einbringen können. Wir wollen unsere Einwanderungsgesellschaft
so gestalten, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft gleichbe-
rechtigt zusammenleben können. Wir wollen eine moderne Inte-
grationspolitik, die anerkennt, dass jede Einbürgerung ein Erfolg ist.
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Einmischen erfordert zunächst neue Mitbestimmungsmög-
lichkeiten. Wir schaffen mehr Bürgerbeteiligung in den Planungs-
verfahren und bessere Möglichkeiten für Bürgerbegehren und
Volksentscheide. Die Einführung der Europäischen Bürgerinitiative
beispielsweise ist ein großer Erfolg. Das fordern wir auch, wenn es
um unser Herzensanliegen geht, die neue klimafreundliche Energie-
versorgung. Einmischung ist erwünscht, auch wenn uns GRÜNEN
dann ab und zu der Wind ins Gesicht bläst.
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Zukunft schaffen – das heißt zuallererst die Energiewende schaf-
fen. Wir erreichen 100 % sichere Energie – ohne Atom, Kohle und
andere fossile Energieträger. Dazu wollen wir das Gesetz für Er-
neuerbare Energien (EEG) reformieren, von teuren Industriesub-
ventionen befreien und so die Strompreise sozialer gestalten. Wir
müssen den Strommarkt so organisieren, dass er den Übergang zu
den Erneuerbaren Energien unterstützt, damit er auch dann noch
funktioniert, wenn Kohle und Atom endlich verschwunden sind.
Wir wollen Deutschland vom Bremser zum Vorreiter beim Klima-
schutz machen – hier, in Europa und der Welt. Wir wollen ein Kli-
maschutzgesetz, damit es Energiesicherheit und Planungssicherheit
gibt. Wir sorgen außerdem dafür, dass die Energiewende auch in
der Verkehrspolitik ankommt. Mit Vorfahrt für FußgängerInnen,
Fahrrad, Elektroantrieb und Schienenverkehr ermöglichen wir eine
neue, nachhaltige Mobilität für alle – unabhängig von fossilen Ener-
gieträgern und frei von Lärm, der uns krank macht.
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Zukunft schaffen – das heißt die Umwelt erhalten. Wir brauchen
mehr Schutzgebiete für die Artenvielfalt und ein neues Tierschutz-
gesetz. Wir brauchen eine Landwirtschaft ohne Gentechnik und
ohne industrielle Tierproduktion. Tiergerecht statt massenhaft – so
schaffen wir Zukunft für Mensch, Tier und auch für das Klima.
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gig machen. Assistiert werden sie dabei von einschlägigen Lobby-
organisationen mit millionenschweren Werbeetats, die den Ausbau
Erneuerbarer Energien zum Erliegen bringen wollen. Doch in der
Gesellschaft gibt es einen breiten Konsens, der diesem Interesse
zuwiderläuft. Die meisten Menschen wollen, dass auch die letzten
neun Atomkraftwerke bald abgeschaltet werden und auch der Aus-
stieg aus der Kohleverstromung erfolgt. Wir haben das Zeitalter der
Erneuerbaren Energien eingeläutet und jetzt muss die Energiewen-
de mit Leidenschaft, Begeisterung und Kreativität vorangetrieben
werden – auch global. Es geht darum, bezahlbare Energie für alle
bereitzustellen, ohne dass dafür – wie bisher – unsere Kinder Atom-
müll, eine Klimakatastrophe und ökologische Schulden aufgebürdet
bekommen. Dafür stehen nur BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
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Und wir wollen den Erfolg der Energiewende weltweit. Denn
die Antwort auf Energiearmut und eine global wachsende Energie-
nachfrage heißt Erneuerbare Energien für alle in Verbindung mit
Energieeffizienz und Energieeinsparung. Der Weg weg von fossi-
len Energien und Atom ist auch vorausschauende Friedenspolitik.
Deutschland muss seiner Verantwortung als Vorbild für einen kli-
magerechten weltweiten Umstieg auf Erneuerbare gerecht werden
und verlässlicher Partner sein für die Bekämpfung von Energie-
armut. Deshalb müssen wir Lösungen für den Energiehunger der
Metropolen mitentwickeln und zugleich dezentrale Ansätze für den
ländlichen Raum vorantreiben. Die deutsche Energiewende steht
im globalen Scheinwerferlicht. Wenn sie erfolgreich ist, werden
sich andere wichtige Staaten unserem Beispiel anschließen und eine
neue globale klimapolitische Dynamik entstehen lassen.
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Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wollen wir die
Energiewende zum Erfolg führen. Das bringt auch einen Durch-
bruch beim Kampf gegen den globalen Klimawandel mit sich – denn
Deutschland wird international als Testfall dafür betrachtet, ob Kli-
maschutz und Erneuerbare Energien mit wirtschaftlicher Vernunft
und mit Gewinn verbunden werden können.
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Wir wollen den Erfolg der Energiewende, weil wir damit Zukunft
schaffen. Wir wollen unseren Kindern ein gutes Erbe hinterlassen –
eine Energieversorgung frei von Atomgefahren und klimaschädli-
chen CO2-Emissionen, eine Zukunft ohne Klimakatastrophe, die zu
Millionen von Klimaflüchtlingen führt.
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Damit es sich lohnt, Kraftwerksleistung bereitzustellen, die nicht
immer abgerufen wird, muss der Strommarkt darauf umgestellt
werden. Notwendig ist deswegen ein verändertes Strommarktde-
sign, das nicht auf den Verkauf von Kohle- und Atomstrom ausge-
richtet ist. Wir wollen Kapazitätsmechanismen, die im Strommarkt
Versorgungssicherheit, Klimafreundlichkeit, Kosteneffizienz und
Flexibilität sicherstellen. Wir wollen Deutschland zur Modellregion
für intelligente Netze (Smart Grids) machen.
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Der bisherige Boom der Erneuerbaren Energien in Deutschland
wurde zu über 90 % von Privatleuten und Stadtwerken, nicht von
den vier großen Energieversorgern gestemmt. Wir wollen, dass die
Energieversorgung der Zukunft dezentraler und bürgernäher wird.
Dies hat das EEG mit seinem Einspeisevorrang und einer garantier-
ten Vergütung eingeleitet. Wer diese erfolgreiche Grundlage heute
torpediert, will sie ausschließlich in die Hände großer Konzerne ge-
ben. Das werden wir verhindern, indem wir das EEG schrittweise
weiterentwickeln und den Fokus auf kostengünstige Technologien
richten. Gleichzeitig werden wir das Gesellschaftsrecht so formulie-
ren und uns weiterhin dahingehend einsetzen, dass die Energiewen-
de auch in Zukunft durch eine breite Beteiligung von Kleinanleger-
Innen vorangetrieben werden kann.
Wir wollen die Städte und Gemeinden aktiv darin unterstützen,
kommunale Klima- und Energiekonzepte aufzustellen, Erneuerbare
und hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung auszubauen, die örtli-
che Energieversorgung und lokale Verteilnetze wieder in kommuna-
le Hand zu nehmen und die Energieerzeugung in Bürgerhand sowie
die Beteiligung der Öffentlichkeit zu fördern. Das stärkt Handwerk
und Arbeitsplätze vor Ort und sorgt dafür, dass die Energieausga-
ben der Menschen in der Region bleiben.
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Kohle hat keine Zukunft. Braun- und Steinkohle verursachen sehr
hohe klimaschädliche CO2-Emissionen, der Braunkohletagebau ru-
iniert großflächig unsere Landschaften. Das weltweite Klimaprob-
lem kriegen wir nur dann gelöst, wenn die Kohle da bleibt, wo sie
ist: unter der Erde. Wir wollen das Bergrecht novellieren, um endlich
umfassende demokratische Beteiligungs- und Klagemöglichkeiten
herzustellen, Anwohner und Umwelt besser zu schützen und neuen
Braunkohletagebau zu verhindern. Und wir werden uns internatio-
nal für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards beim Stein-
kohleabbau einsetzen. Gas hat von den fossilen Energieträgern die
geringsten CO2-Emissionen und die größte Flexibilität und kann in-
sofern die Funktion einer Brückentechnologie in das Zeitalter der Er-
neuerbaren Energien übernehmen. Trotzdem ist uns bewusst, dass
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auch Gas endlich und klimaschädlich ist. Wo immer möglich wollen
wir Gas in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – also der gleichzeitigen
Nutzung von Strom und Wärme – einsetzen und so den Anteil der
KW an der Stromerzeugung bis 2020 auf mindestens 25 % steigern.
Dazu wollen wir das KWK-Gesetz novellieren und insbesondere die
Anreize für Mini- und Mikro-KWK („stromerzeugende Heizung“)
verbessern. Die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) an fos-
silen Kraftwerken sowie die Förderung von unkonventionellem Erd-
gas insbesondere mittels giftiger Chemiekalien („Fracking“) lehnen
wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit und Umwelt
ab. Sie behindern zudem Klimaschutz und Energiewende. Giftige
Lagerstättenwasser dürfen nicht wieder verpresst werden.
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Wir wollen ein Klimaschutzgesetz, das den Weg in das Zeitalter
der Erneuerbaren Energien weist. Das Gesetz wird den Ausstieg aus
der Kohleverstromung organisieren und als verbindliches Ziel for-
mulieren, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Deutsch-
land bis 2020 um 40 %, bis 2030 um 60 %, bis 2040 um 80 % und
bis 2050 um 95 % unter das Niveau von 1990 zu reduzieren. Das
Gesetz wird verbindliche Ziele für den Verkehrs-, Wärme- und
Strombereich sowie die Land- und Forstwirtschaft beinhalten. Die
Fortschritte werden jährlich überprüft. Bei Zielverfehlungen muss
das zu viel ausgestoßene CO2 ausgeglichen und der Klimaschutz
verstärkt werden. Dazu sind im Klimaschutzgesetz konkrete Maß-
nahmen und wirksame Sanktionen vorzusehen. Investoren haben
so Sicherheit für ihre langfristigen Strategien hinsichtlich Erneuer-
barer Energien und Energieeffizienz.
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Wir wollen – finanziert aus der Kürzung umweltschädlicher Sub-
ventionen – das Klimaschutz- und Energiewendegesetz durch ein
3,5 Mrd. Euro umfassendes Investitionsprogramm für einen Ener-
giesparfonds, ein Marktanreizprogramm, erneuerbare Wärme und
„Smart Grid“-Technologien (intelligente Stromnetze) und für For-
schung unterlegen sowie das Programm für energetische Gebäudesa-
nierung auf 2 Mrd. Euro aufstocken. Für die Entwicklung von Effizienz
und höchsten Sicherheitsstandards bei der Smart-Grid-Technologie
werden wir einen angemessenen finanziellen Rahmen schaffen.
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Wir wollen deshalb einen Energiesparfonds auflegen, mit dem
wir die energetische Sanierung von Wohnquartieren gezielt voran-
treiben, und dabei einkommensschwache Haushalte unterstützen.
Auch von besseren Energieberatungsangeboten und der Marktein-
führung besonders energieeffizienter Geräte sollen finanzschwa-
che Haushalte profitieren. Weitere Fondsmittel stellen wir für die
Einführung eines Klimawohngeldes zur Verfügung, um soziale
Härten zu verhindern. Zudem wollen wir das Erneuerbare-Energi-
en-Wärmegesetz, die Modernisierungsumlage und die Energieein-
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6. Klimaschutz vorantreiben – europäisch und global
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Für uns war die drohende Klimakatastrophe nie ein rein ökologi-
sches Thema. Vielmehr stellen wir den globalen Zusammenhang
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her. Insbesondere die Länder, die am wenigsten zu den Klima-
veränderungen beigetragen haben, leiden zuerst und am stärksten
unter den Folgen. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass auch für die
industrialisierten Länder und ihre Ökonomien selbst eine massive
Gefahr und Bedrohung besteht. Auch die Verursacher der Klima-
veränderungen werden zukünftig stärker von Extremwetterereig-
nissen wie Stürmen, Dürren und Starkregen betroffen sein. Falls
alle Bemühungen fruchtlos sein sollten und eine Erhitzung von weit
über 2 Grad erfolgt, wäre eine andere Welt die Folge, für die es
in der menschlichen Geschichte kein Beispiel gibt. Dies würde die
Grundlagen unserer Ernährung und der menschlichen Zivilisation
bedrohen.
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Wir wollen alle Hebel in Bewegung setzen, damit bis 2015 ein
ambitioniertes Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll be-
schlossen wird. Wir müssen die Folgen der Klimaveränderungen
begrenzen und versuchen, die Erderwärmung nicht über 2 Grad
ansteigen zu lassen. Doch auch wenn dies gelingt, werden er-
hebliche Maßnahmen zur Anpassung an die Klimaveränderungen
nötig sein, erst recht, wenn wir die 2 Grad überschreiten. Damit
die Bremser den globalen Klimaschutz nicht weiter blockieren
können, treten wir ein für eine „Klimapolitik der unterschiedlichen
Geschwindigkeiten“ mit Deutschland in einer Allianz ambitionier-
ter Vorreiter inner- und außerhalb der Vereinten Nationen. Wir
werden Klimapolitik und Energiewende zu einem Schwerpunkt
unserer Außenpolitik machen. Bestehende Klimaschutzallianzen
wie die Transatlantische Klimabrücke werden wir ausbauen und
verstetigen. Klimapolitische Pioniere können durch die Gründung
von Klima-Clubs neue Dynamik in den internationalen Verhand-
lungsprozess bringen.
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Wir stehen für eine Politik, die auf Klimagerechtigkeit abzielt.
Zur Klimagerechtigkeit gehört, dass die Länder und Bevölkerungs-
gruppen, die am meisten zu den Klimaveränderungen beitragen
und beigetragen haben, vorrangig verpflichtet sind, den davon
Betroffenen Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Ob
CO2 in Deutschland, in China oder in den USA emittiert wird, ist
der Atmosphäre egal. Es braucht deshalb einen globalen Rahmen,
der den Ausstoß von klimawirksamen Gasen regelt. Wenn aber
der Natur ein Preis gegeben wird, um diese Fragen mit Markt-
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mechanismen zu regeln, brauchen wir dafür starke soziale, öko-
logische und menschenrechtliche Leitplanken. Wir werden uns
national und international für den Abbau von klima- und umwelt-
schädlichen Subventionen einsetzen und auch die großen Volks-
wirtschaften der Erde dazu drängen. Rein technologische Ansätze
wie z. B. das Geo-Engineering sind keine Lösung des Klimaprob-
lems, sie greifen nicht die Ursachen auf, sondern versuchen nur –
unter Inkaufnahme hoher, ungeklärter Risiken – Symptome zu
bekämpfen.
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Europa muss zur Union für Erneuerbare Energien und Energie-
effizienz werden. Unser Ziel ist es, dass die Europäische Union ihr
Klimaschutzziel auf 30 % Emissionsreduktion (ohne Anrechnung
von Auslandsprojekten) bis 2020 erhöht. Der Beitrag des Emissi-
onshandels zum Klimaschutz ist bis jetzt hinter seinen Erwartun-
gen zurückgeblieben. Den europäischen Emissionshandel wollen
wir stärken durch eine Verknappung der Verschmutzungsrechte,
höhere Standards und einen Mindestpreis für CO2. Bis zur Eini-
gung auf europäischer Ebene geht Deutschland durch Einführung
eines nationalen Mindestpreises voran, der Anreize schafft, alte
Kohlekraftwerke stillzulegen und in Klimaschutz zu investieren.
Statt einer Ausweitung des Emissionshandels wollen wir in ande-
ren Emissionssektoren eine stärkere Orientierung der Energiesteu-
ern am CO2-Ausstoß. Zudem setzen wir uns für eine verbindliche
Fortentwicklung der Klima-, Erneuerbaren- und Energieeffizienz-
ziele der Europäischen Union für das Zieljahr 2030 ein: Bis dahin
sollen die EU-Treibhausgasemissionen um 45 % sinken und der
EU-Anteil der Erneuerbaren Energien auf 45 % steigen. Um die
Erneuerbaren Energien in Europa zu stärken, treten wir für einen
EU-Vertrag für Erneuerbare Energien ein. Um unseren Kindern
eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, müssen wir weit mehr als
bisher für den Klimaschutz tun. Bisher waren alle Maßnahmen
nicht ausreichend. Entwässerte, intensiv genutzte Moore setzen
riesige Mengen CO2 frei. Wir wollen mit einem großflächigen
Programm zur Moorrenaturierung Moore wieder zu CO2-Senken
machen.
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Wir wollen, dass Deutschland seine internationalen Zusagen
endlich einhält, und deshalb zusätzlich jährlich 500 Mio. Euro
aufwenden, damit die ärmsten Länder Klimaschutz- und Anpas-
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sungsmaßnahmen vornehmen können. Denn von den Folgen der
Klimaveränderungen und einer falschen Energiepolitik sind immer
die Schwachen zuerst und am härtesten betroffen. In Form eines
Klimaschutzhaushaltes werden wir ein Steuer- und Haushaltskon-
zept vorlegen, mit dem wir die nötigen Zukunftsinvestitionen in
Klimaschutz und Erneuerbare Energien durch den konsequenten
Abbau klima- und umweltschädlicher Subventionen solide und
verlässlich finanzieren.
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• will konsequenten Klimaschutz, u. a. durch ein
Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Zielen.
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Der Ausbau Erneuerbarer Energien von 5 auf 25 % der Strompro-
duktion in kurzer Zeit war ein bedeutender Beitrag zu nachhaltiger
Energieversorgung, zum Klimaschutz und zur Ressourcenscho-
nung. Bis zum Jahr 2020 wollen wir den Anteil der Erneuerbaren
Energien mindestens verdoppeln und bis 2030 die Stromversor-
gung Deutschlands auf 100 % Erneuerbare Energien umstellen.
Damit setzen wir das erfolgreichste wirtschaftliche Demokrati-
sierungsprojekt in Deutschland fort. Die Bürgerinnen und Bürger,
die Genossenschaften und kleinen Unternehmen vor Ort zusam-
men mit den Kommunen und Stadtwerken sind das Rückgrat der
Energiewende – das ist das Ergebnis grüner Energiepolitik. An-
ders als die schwarz-gelbe Lobbypolitik für die Energiekonzerne
werden wir dafür sorgen, dass die Energiewende in BürgerInnen-
hand bleibt. Damit diese „Energiewende von unten“ weitergeht,
verteidigen wir den Einspeisevorrang für Erneuerbare, schaffen
Planungssicherheit für Investoren, Beteiligungsmöglichkeiten für
Bürgerinnen und Bürger und leiten damit auch den Kohleausstieg
ein. Wir wollen die Regelungen des EEG zum Ausbau der Erneuer-
baren Energien so überarbeiten, dass es weiterhin zu einem dyna-
mischen Ausbau der Erneuerbaren kommt und die Kosten gerecht
verteilt werden. Denn die Energiewende braucht Investitionen.
Die Lasten müssen gerecht verteilt werden und der Strompreis
muss auch während des Umstiegs für alle bezahlbar bleiben. Da-
für werden wir zuerst die Industrieprivilegien zurückführen sowie
Mittelstand und Privathaushalte um 4 Mrd. Euro Energiekosten
entlasten.
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Klimaschutz verlässlich machen –
ein Klimaschutzgesetz verabschieden
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Die Unverbindlichkeit in der Klima- und Energiepolitik behindert
die Energiewende und konsequenten Klimaschutz. Bislang wurde
Klima- und Energiepolitik durch einzelne Maßnahmen gesteuert,
die schnell wieder in Vergessenheit gerieten. Alle Beteiligten be-
nötigen jedoch einen verlässlichen Investitionsrahmen. Deshalb
werden wir dafür sorgen, dass ein Klimaschutzgesetz verabschie-
det wird. Darin formulieren wir verbindliche Ziele für Klimaschutz
wie die Treibhausgasminderung um 40 % bis 2020 und 95 % bis
2050 unter das Niveau von 1990 mit konkreten Zielen und Maß-
nahmen für die Bereiche Strom und Wärme, Industrie, Verkehr,
Land- und Forstwirtschaft. Die Bundesregierung wird verpflichtet,
alle zwei Jahre ein Maßnahmenpaket für die einzelnen Sektoren
vorzulegen, unabhängige Experten überprüfen dieses jährlich
mit Blick auf Wirksamkeit und Kosteneffizienz. Damit wird über
die oft kurzatmigen Legislaturperioden hinweg eine dauerhafte
Struktur für die Lösung des Generationenprojekts Klimaschutz
und Energiewende geschaffen.
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Die größten Klimakiller unter den Energieträgern sind Braun- und
Steinkohle. Wenn wir die globale Erwärmung aufhalten wollen
und die Energiewende dezentral organisiert werden soll, dann
muss die Kohle da bleiben, wo sie ist: unter der Erde. Das heißt:
keine neuen Kohlekraftwerke und keine Ausweitung von Tagebau-
en. Der Raubbau an der Natur ist besonders sichtbar in Branden-
burg, Sachsen und in Nordrhein-Westfalen, wo riesige Tagebaue
Landschaften und Dörfer verschlingen und Menschen vertreiben.
Für diese Regionen wollen wir nachhaltige Alternativen finden.
In Vorzeige regionen für Erneuerbare kann die Transformati-
on ohne Verlust von Wertschöpfung vor Ort geschehen. Da-
mit die deutsche Wirtschaft mit dem Kohleausstieg planen
kann, werden wir ihn mit einem Klimaschutzgesetz flankieren.
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Wir brauchen einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik. Klima-
und Finanzkrise sind auch Ausdruck eklatanten Marktversagens.
Wirtschaftspolitik muss ökologischen, sozialen und ökonomischen
Zielen verpflichtet sein. Wir treten ein für eine grüne Transforma-
tion unserer Wirtschaft. Auf Dauer kann nichts wirtschaftlich ver-
nünftig sein, was ökologisch und sozial unvernünftig ist. Wir müs-
sen unsere Marktwirtschaft sozial und ökologisch neu begründen.
Ein großer Teil der wissenschaftlichen ökonomischen Modelle hat
versagt. Die Grundannahmen der Modelle müssen kritisch über-
prüft werden. Wir brauchen wieder pluralistische Ansätze in der
wirtschaftspolitischen Beratung. Das Projekt Europa ist durch die
tief greifende wirtschaftliche und soziale Spaltung stark gefährdet.
Die massive Verarmung und Jugendarbeitslosigkeit von bis zu über
50 % in Europa ist für uns GRÜNE nicht hinnehmbar. Die deutsche
Wirtschaft ist bisher leidlich gut durch die Finanzkrise gekommen
und profitiert von ihrer Exportstärke. Doch diese Stärke ist nicht
nachhaltig. Die Rezession 2009 konnte wesentlich gemildert wer-
den durch das Konjunkturprogramm II und das Kurzarbeitergeld.
Mit der Abwrackprämie für die Automobilindustrie wurde die
Chance vertan, die ökologische Modernisierung zu fördern. Viele
Millionen Menschen sind im Niedriglohnbereich beschäftigt und
können an der Stärke der Unternehmen nicht teilhaben, zu viel der
Produktion basiert auf Produkten, die die Umwelt belasten oder
mit einer miesen Klimabilanz einhergehen. Hinzu kommt, dass An-
gela Merkel während ihrer Regierungszeit 500 Mrd. Euro Schulden
angehäuft hat, die nachfolgende Generationen abtragen müssen.
Auch eine weitere Zunahme der Ungleichheit von Einkommen und
Vermögen gefährdet die Nachhaltigkeit unserer Marktwirtschaft.
Dies wollen wir nicht länger hinnehmen.
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Wir brauchen nicht weniger als eine grüne industrielle Revolu-
tion, die den Menschen, die Umwelt und das Klima in den Mittel-
punkt stellt.
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An der Mobilitätswirtschaft insgesamt und im Speziellen an der
Automobilindustrie hängen in der Bundesrepublik hunderttausende
Jobs. Nur wer mit umweltverträglichen Konzepten und Fahrzeugen
auf dem internationalen Markt präsent ist, hat wirtschaftlich eine
Zukunft und bleibt wettbewerbsfähig. Deswegen kommt es darauf
an, dass zukünftig die innovativsten und effizientesten Fahrzeu-
ge vom Band rollen. Durch ambitionierte Verbrauchsobergrenzen
schaffen wir verbindliche Rahmenbedingungen und Planungssi-
cherheit. Aber wir GRÜNE wissen auch, dass es damit nicht getan
ist. Angesichts des Klimawandels geht es nicht um immer mehr Au-
tos, sondern um eine Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem
Individualverkehr. Und es geht auch um neue Mobilitätskonzep-
te auf Basis sozialer und ökologischer Innovationen. So wird bei
Carsharing-Modellen „Besitzen“ durch „Nutzen“ ersetzt.
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Wir wollen mehr privates Kapital in nachhaltige und klima-
freundliche Anlagen lenken. Dabei kommt den öffentlich-rechtli-
chen Kreditinstituten eine besondere Bedeutung zu. Geldanlage ist
auch eine ethische Frage – Investitionen etwa in Streumunitions-
hersteller wollen wir deshalb verbieten. Außerdem gilt: Mit Essen
spielt man nicht! Fonds, Großbanken und anderen institutionellen
Investoren gehört die Spekulation an diesen Märkten deshalb un-
tersagt. Ebenso müssen alle Händler strengen Berichtspflichten un-
terworfen sowie unverwässerte Positions-, Preis- und Tempolimits
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Die Stabilisierung der Finanzmärkte hat gewaltige Kosten ver-
ursacht, an denen sich der Sektor bisher kaum beteiligt hat. Eine
Finanztransaktionssteuer, die alle Finanzmarktgeschäfte mit ein-
bezieht, kann einen Teil der Kosten begleichen. Dabei stehen wir
GRÜNE weiterhin zu unserer Forderung, einen großen Teil der Ein-
nahmen in die Bekämpfung der weltweiten Armut und den globa-
len Klimaschutz fließen zu lassen sowie die Finanztransaktionssteu-
er ins Gemeinschaftsrecht und in den EU-Haushalt zu überführen.
Der Beschluss in zunächst elf europäischen Ländern, eine Finanz-
transaktionssteuer einführen zu wollen, ist ein Erfolg der globali-
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den Klimaschutz und bei der Ressourceneinsparung eine zentrale
Rolle. Damit Häuser eine bessere Wärmedämmung bekommen, da-
mit mehr repariert als weggeworfen wird, damit mehr Solarmodule
auf die Dächer kommen – für all das werden hunderttausende gut
qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker gebraucht. Dazu
braucht das Handwerk gute Ausbildungsbedingungen und Fortbil-
dungsmöglichkeiten.
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Wir fördern das gesellschaftliche Innovationsklima auch durch
Entbürokratisierung und Beratung durch Lotsendienste. Klar ist für
uns auch, dass die Kammern als Interessenvertretung der ganzen
Wirtschaft durchsichtiger, interkultureller und demokratischer wer-
den müssen. Zudem erwarten wir, dass sie sich künftig verstärkt
darum bemühen, mehr kleinere und mittlere Unternehmen, Unter-
nehmer mit Migrationshintergrund und Frauen für ihre Gremien ge-
winnen. Sonst ist die Pflichtmitgliedschaft nicht länger vertretbar. Die
Doppelmitgliedschaft in Kammern wollen wir ersatzlos streichen.
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Die Wertschätzung eines Menschen durch die Gesellschaft
darf nicht vorrangig von seinem materiellen Besitz oder Eigen-
tum abhängen. Und wir setzen uns für eine Beschleunigung der
ökologisch-transformatorischen Prozesse von Wirtschaft und Ge-
sellschaft ein mit der Zielsetzung, Klima- und Ressourcenschutz
umfassend im gelebten Alltag zu verankern. Dazu braucht es
verbindliche soziale und ökologische Leitplanken für das Handeln
von Unternehmen und KonsumentInnen.
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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich von jeher für eine Be-
schleunigung der ökologisch-transformatorischen Prozesse von
Wirtschaft und Gesellschaft ein mit der Zielsetzung, Klima- und
Ressourcenschutz umfassend im gelebten Alltag zu verankern.
Durch ein innovatives Ordnungsrecht, die Abschaffung klima-
und umweltschädlicher Subventionen, öffentliche Investitionen
sowie Marktanreiz- und Forschungsprogramme schafft grüne
Politik die Rahmenbedingungen für ein regeneratives Wirtschaf-
ten. Um Wirtschaftskreisläufe langfristig regenerativ und nach-
haltig auszurichten, ist darüber hinaus eine noch stärkere zentrale
Verankerung des Nachhaltigkeitsprinzips über Anpassungen im
Wettbewerbs- und Vermögensrecht notwendig und sollte auch
auf kulturelle und soziale Gemeingüter ausgedehnt werden, um
deren volle Vielfalt vor Ausbeutung und damit langfristiger Zer-
störung durch Wirtschaftsprozesse zu schützen.
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Grüne Haushaltspolitik schützt das Klima. Mit einem grünen
Klimaschutzhaushalt wollen wir klimaschädliche Subventionen ab-
bauen und so die ökologische Verschuldung verringern. Mit den
Mehreinnahmen wollen wir wichtige Energiewende- und Klima-
schutzprogramme solide finanzieren und zudem noch einen Beitrag
zur Haushaltskonsolidierung leisten.
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Die Verschuldung von Ländern und Kommunen hat eine Höhe er-
reicht, welche die Erfüllung der Daseinsvorsorge in Frage stellt und
notwendige Investitionen in Bildung und Klimaschutz verhindert.
Vielen Kommunen und Ländern fehlt das Geld, um die Zinslasten
zu schultern und mit der Tilgung zu beginnen und die harten Bedin-
gungen der Schuldenbremse einzuhalten. Und deswegen hat grüne
Finanzpolitik immer die Kassenlage aller staatlichen Ebenen im Blick.
Durch unsere Vorschläge zum Subventionsabbau und zur Steuerer-
höhung erhalten Länder und Gemeinden substantielle Mehreinnah-
men, die sie für ihre laufenden Ausgaben sowie den Schuldendienst
und -abbau dringend brauchen. Mit dem Auslaufen des Solidaritäts-
zuschlages wollen wir im Rahmen einer Föderalismuskommission III
eine neue gesetzliche Grundlage für die Erhebung eines Zuschlages
auf die Einkommensteuer erarbeiten. Ziel ist es, einen Altschuldentil-
gungsfonds aufzubauen, der Länder und Kommunen entlastet, da-
mit diese ihre strukturellen Defizite abbauen und die Schuldenbremse
einhalten können. Bis dahin ist es aber nicht einzusehen, dass Bund
und Länder unterschiedlich hohe Zinsen zahlen müssen – obwohl sie
in einer faktischen Haftungsgemeinschaft sind. Verfassungskonfor-
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Unterm Strich stehen 2014 als Folge grüner Einnahmeverbes-
serungen, von Subventionsabbau und Einsparungen 12 Mrd. Euro
für haushaltswirksame grüne Projekte zur Verfügung. Der geltende
Finanzplan des Bundes bildet für diese Berechnung die Basis. Dem
Vorsichtsprinzip folgend schaffen wir einen Puffer für Zins- und
Konjunkturrisiken. Die konkreten Projekte vom Klimaschutz über
Arbeitsmarktpolitik bis zur Eingliederungshilfe in den Kommunen
finden sich in den entsprechenden Kapiteln des Wahlprogramms.
Seite: 155
Die Grenzwerte für Luftschadstoffe wie Quecksilber, Stickoxi-
de und Feinstaub wollen wir weiter senken. Darüber hinaus setzen
wir uns erneut für die Abschaffung von Ausnahmetatbeständen bei
der Abfallmitverbrennung und die Einführung von ambitionierten
Grenzwerten auch für weitere Stoffgruppen ein. Die Förderung von
unkonventionellem Erdgas insbesondere mittels giftiger Chemikali-
en („Fracking“) lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für
Gesundheit und Umwelt ab. Sie behindern zudem Klimaschutz und
Energiewende. Für bestehende konventionelle Erdgas- und Erdöl-
förderungen wollen wir die Länder unterstützen, den Förderzins
deutlich zu erhöhen. Auch den Bedrohungen durch das Eisenhyd-
roxid aus dem Braunkohletagebau wollen wir Einhalt gebieten und
bei der konventionellen Förderung von Rohstoffen in Deutschland
legen wir größten Wert auf Umweltschutz und Transparenz.
Seite: 159
Für ein rohstoffarmes Land ist ressourceneffizientes Wirtschaf-
ten unverzichtbar. Ressourceneffizienz senkt die Abhängigkeit von
Rohstoffen, macht Unternehmen wettbewerbsfähiger und schont
Umwelt und Klima. Wir wollen den absoluten Ressourcenverbrauch
unserer Gesellschaft verringern und mehr Lebensqualität bei gleich-
zeitig weniger Rohstoffverbrauch erreichen. Mit einer flächende-
ckenden und verbraucherfreundlichen Wertstoffsammlung bei
Haushalten und Gewerbe legen wir die Grundlage für eine hochwer-
tige Kreislaufwirtschaft. Hersteller wollen wir in die Verantwortung
nehmen, schon bei der Produktion auf ein ökologisch optimiertes
Design und hochwertiges Recycling zu achten. Dazu könnte zum
Beispiel eine Ressourcenabgabe mit ökologischer Lenkungswirkung
beitragen. Wie wollen Abfallvermeidung als gesetzliches Ziel fest-
schreiben, Mehrwertquoten fördern und bessere Rahmenbedingun-
gen für Wiederverwendung und Reparatur schaffen. Dadurch und
durch längere Gewährleistungsfristen sagen wir der Wegwerfge-
sellschaft den Kampf an. Die Einwegflasche aus Plastik wollen wir
zurückdrängen, u. a. durch eine Abgabe auf Einwegverpackungen.
Auch Plastiktüten wollen wir mit einer Umweltabgabe belegen und
umweltfreundliche Alternativen zu Plastikverpackungen fördern.
Das derzeitige System der Wertstofferfassung muss grundsätzlich
geändert werden, um den Anteil der stofflichen Verwertung deut-
lich zu erhöhen und Recyclingziele für kritische Rohstoffe zu entwi-
ckeln. Die Verpackungsverordnung wollen wir ablösen, die dualen
Systeme durch eine zentrale Stelle auf Bundesebene ersetzen. Unser
Elektroschrott landet oft illegal in fernen Ländern. Wir wollen illega-
le Exporte verhindern und gemeinsam mit Handel und Herstellern
effektive Rücknahmesysteme einführen, als ersten Schritt ein Han-
dypfand.
Seite: 161
an ökologische und soziale Leistungen geknüpft werden wie den
Klima- und Umweltschutz, Schaffung und Erhalt von Arbeitsplät-
zen, artgemäße Tierhaltung oder regionale Wertschöpfung. Nur
durch eine solche Förderung werden wir die bäuerlichen Struktu-
ren gegen weitere Industrialisierung der Landwirtschaft schützen.
Öffentliches Geld für öffentliche Leistung – das ist fair für alle. Das
ist auch unsere Leitlinie für eine ökologische Agrarreform und ihre
Umsetzung in Deutschland. Die schwarz-gelbe Bundesregierung
hat alles versucht, die von der EU-Kommission beabsichtigte Re-
form der Gemeinsamen Agrarpolitik und das „Greening“ im Inte-
resse der Agrarindustrie und des Bauernverbandes zu blockieren.
Diese Blockade geht zu Lasten der bäuerlichen Betriebe und der
Umwelt. Wir wollen, dass Deutschland künftig nationale Gestal-
tungsmöglichkeiten nutzt, um übermäßige Kürzungen bei der 2.
Säule und die ungerechte Verteilung der Agrarzahlungen abzumil-
dern. Insbesondere brauchen wir die Umwidmung von 15 % der
Gelder aus der Basisprämie zugunsten der 2. Säule in Kombination
mit einer Degression der Direktzahlungen. Die verbleibenden EU-
Exportsubventionen und andere handelsverzerrende Zahlungen,
die zu Agrardumping der EU in Entwicklungsländern führen, wol-
len wir streichen. Stattdessen setzen wir uns auf EU-Ebene dafür
ein, dass die Förderung des Ökolandbaus sowie die Umsetzung der
FFH- und der Wasserrahmenrichtlinie gestärkt werden.
Seite: 161
Wir lehnen den Anbau und Import von gentechnisch veränder-
ten Pflanzen ebenso ab wie gentechnisch veränderte oder geklonte
Tiere. Die Agrogentechnik hat keines ihrer Versprechen eingelöst.
Statt Erträge zu steigern, hat sie den Einsatz von Pestiziden und
die Gefahren für Umwelt, Menschen und Tiere erhöht. Agrogen-
technik macht unsere Ernährung und unser Saatgut abhängig von
einer kleinen Zahl von Großkonzernen und beendet die freie Land-
wirtschaft und den Ökolandbau. Agrogentechnik reduziert die Viel-
falt der Pflanzensorten, weil die Gentechnik-Konzerne immer mehr
Züchter aufkaufen. Die Weiterentwicklung konventioneller Sorten
wird vernachlässigt. Es gibt einen hohen Forschungsbedarf für eine
tier- und umweltverträgliche Landwirtschaft, die die Herausforde-
rungen des Klimawandels berücksichtigt. Patente auf Pflanzen, Tie-
re und Menschen lehnen wir strikt ab, weil sie BäuerInnen und Ver-
braucherInnen in eine Abhängigkeit von Agrarkonzernen führen.
Seite: 162
Unsere Vision ist der klimaneutrale Bauernhof, der von fossi-
len Energieträgern unabhängig wird, die Emissionen aus Düngung
und Viehwirtschaft senkt und den Kohlenstoffschatz unserer Bö-
den mehrt. Dazu wollen wir zum Beispiel den Erhalt von Grünland
fördern sowie den Einsatz von nachhaltig erzeugtem, heimischem
Pflanzenöl und von Leguminosenpflanzen, die den Stickstoff aus
der Luft binden, voranbringen. Auch um die aus Überdüngung re-
sultierenden Emissionen und Nitratbelastungen von Böden, Gewäs-
sern und Grundwasser zu reduzieren, muss die Tierhaltung eng an
die heimische Produktion von Futter gebunden werden. Der Klima-
wandel wird die Landwirtschaft zu großen Anpassungsleistungen
zwingen. Dabei wollen wir sie frühzeitig unterstützen.
Seite: 163
In der Massentierhaltung werden billiges Fleisch, Milchprodukte
und Eier durch millionenfaches Tierleid und den massiven Einsatz
von Antibiotika erkauft. Massentierhaltung fördert Artensterben
und Klimawandel, weil für den großflächigen Anbau von Futter-
mitteln Regenwald gerodet und Grünland umgebrochen wird. Fast
ein Drittel der Weltgetreideernte landet im Futtertrog. Zur Erzeu-
gung von einem Kilogramm Rindfleisch werden zudem 15.000 Liter
Süßwasser verbraucht. Damit steht die Massentierhaltung immer
mehr in Konkurrenz zur Ernährung der Weltbevölkerung. Durch die
Seite: 169
Mobilität ist Bewegungsfreiheit. Sie ist ein unverzichtbarer Bestand-
teil unseres Lebens, Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe
und Ausdruck von Freiheit und Selbstverwirklichung. Gleichzeitig
verursacht der Autoverkehr Lärm und Staus, er schädigt die Umwelt
und das Klima und er verschuldet eine inakzeptabel hohe Zahl von
Toten und Verletzten. Unser Ziel ist eine nachhaltige Mobilität, die
umwelt- und klimaverträglich, sozial und wirtschaftlich effizient ist.
Seite: 169
Nachhaltige Mobilität setzt Prioritäten zugunsten des öffentli-
chen Verkehrs, des Radfahrens und des Zufußgehens und verknüpft
verschiedene Verkehrsträger. Nachhaltige Mobilität verlagert den
Gütertransport von der Straße auf die Schiene bzw. auf Wasser-
wege und vermeidet Transporte z. B. durch die Stärkung regionaler
Wirtschaftskreisläufe. Umwelt- und klimafreundliche Verkehrs-
mittel werden gestärkt und der motorisierte Verkehr ökologisch
verträglicher gestaltet. Damit sinkt die Belastung durch Lärm und
Schadstoffe gerade in urbanen Gegenden.
Seite: 173
Die Binnenschifffahrt wollen wir fördern, wenn es ökologische
und ökonomische Vorteile gegenüber anderen Verkehrsträgern gibt
und sich die Schiffe den Flüssen anpassen. Flugverkehr ist mit star-
ken Klima- und Lärmbelastungen verbunden. Das Wachstum des
Flugverkehrs wird wesentlich durch kommunale Beihilfen für Re-
gionalflughäfen sowie die Subvention aus Steuerprivilegien bei der
Energiebesteuerung und der Mehrwertsteuer bei Auslandsflügen
begünstigt. Diese Subventionen wollen wir beenden und die Luft-
verkehrssteuer und den Emissionshandel ökologischer ausgestalten.
Den Kurzstreckenverkehr wollen wir auf die Schiene verlagern.
Seite: 174
Der neue Bundesverkehrswegeplan 2015 bietet die Gelegen-
heit zum Umsteuern. Wir wollen daraus einen Bundesmobilitäts-
plan entwickeln. Die Auswahl von Infrastrukturprojekten soll sich
künftig stärker an Klima- und Naturschutzbelangen und der demo-
grafischen Entwicklung orientieren. Die Projektkosten müssen ein-
schließlich der Folgekosten z. B. für Brücken und Tunnel vollständig
dargestellt werden.
Seite: 176
• will die Energie- und Klimawende auch im Verkehr durchset-
zen.
Seite: 178
Klimafreundlich mobil – Verbrauchsobergrenzen
einführen und Elektromobilität fördern
Seite: 185
Regionale Vielfalt und heimische Esskulturen müssen erhalten
bleiben. Wir wollen keine Vereinheitlichung und Reduzierung auf
ein bis zwei Gemüse- oder Obstsorten. Es gibt in Deutschland rund
2.000 verschiedene Apfelsorten, aber im Supermarkt finden sich in
der Regel immer die vier gleichen Sorten. Wir stärken deshalb die
regionale und saisonale Küche. Das schmeckt nicht nur gut, son-
dern ist auch besser für Umwelt und Klima.
Seite: 192
Für die Energiewende wird es in den nächsten Jahren von beson-
derer Bedeutung sein, dass auch die IT-Branche ihren Teil zu deren
Gelingen beiträgt. Deshalb wollen wir Green IT fördern. Darunter
verstehen wir die Optimierung des Ressourcenverbrauchs während
der Herstellung, des Betriebs und der Entsorgung von IT-Geräten
sowie den Einsatz von neuen Technologien mit dem Ziel einer res-
sourcenschonenderen Wirtschaft. Um diesen Aufgaben zu begeg-
nen, braucht Deutschland eine Strategie zur Förderung und Ent-
wicklung nachhaltiger IKT-Konzepte. Für die Strommenge der rund
52.000 Rechenzentren in Deutschland sind ca. vier mittelgroße
Kohlekraftwerke notwendig. Die Energieeffizienz von Rechenzen-
tren kann jedoch erheblich gesteigert werden. Deshalb setzen wir
uns für eine Initiative „Klimaneutrale Rechenzentren für Deutsch-
land“ ein.
Seite: 204
Aber wir sehen auch Krisensymptome. Im politischen Diskurs
werden Zweifel laut, ob die Demokratie überhaupt in der Lage ist,
globale Zukunftsfragen wie den Klimawandel zu gestalten, ob sie
mit ihren Verfahren rasante Entwicklungen wie die Finanz- und Eu-
rokrise in den Griff bekommt. Nicht zu vergessen sind die offenen
Feinde der Demokratie, wie alte und neue Nazis.
Seite: 233
Kriege, Verfolgung, Vertreibung und Klimaveränderungen zwingen
viele Menschen zur Flucht. Tausende sterben Jahr für Jahr bei dem
Versuch, die Küsten Europas zu erreichen. Wir wollen eine men-
schenrechtsorientierte Flüchtlingspolitik und lehnen die derzeitige
Abschottungspolitik an den Außengrenzen ab. Wir wollen keine
„Festung Europa“. Die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) und
die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) stellen die
Grundlage unserer Flüchtlingspolitik dar. Wir sehen in der Praxis der
Grenzschutzagentur FRONTEX und der EU-Mitgliedsstaaten einen
Verstoß gegen das Verbot der Zurückweisung und eine schwere
Menschenrechtsverletzung. Wir wollen die Regelung abschaffen,
nach der Flüchtlinge nur in denjenigen EU-Staaten aufgenommen
werden können, in denen sie als Erstes angekommen sind (Dublin-
II-Abkommen), und setzen uns für einheitliche, hohe Asylstandards
in allen Mitgliedsländern ein. Deutschland muss seiner humanitären
Verantwortung gerecht werden und die stark betroffenen Aufnah-
mestaaten unterstützen. Ergänzend zu einem fairen Asylsystem
wollen wir eine großzügige Aufnahme einer festgelegten Zahl be-
sonders schutzbedürftiger Flüchtlinge (sogenanntes Resettlement).
Wir setzen uns für eine deutliche Erhöhung der jährlichen Mindest-
aufnahmequote ein, die Deutschland dem UNHCR dafür zur Ver-
fügung stellt. Die Quote muss der weltweiten Flüchtlingssituation
angemessen sein.
Seite: 258
Wir wollen die Filmförderung in Deutschland vom Kopf auf die
Füße stellen. Bei der Filmförderung geht es um die Verwirklichung
anspruchsvoller kreativer Projekte – und nicht nur um ausgeklügel-
te Marketingpläne. Nicht das Schielen nach Hollywood, sondern
qualitativ hochwertige Filme sind der Garant für nachhaltige Erfol-
ge des deutschen und europäischen Films. Wir wollen deshalb den
kulturellen Kriterien in der Filmförderung wieder Gewicht verleihen
und nehmen die regionale Film- und Medienwirtschaft sowie kleine
und freie Produktionen in den Blick. Dafür bedarf es auch Reformen
in den Gremien der Filmförderung. Kreative Filmschaffende müssen
mehr Einfluss bekommen. Wir unterstützen die Ökologisierung der
Kulturwirtschaft, von der klimaschonenden Produktion über CO2-
neutrale Transporte, giftfreie und wiederverwendbaren Werkstoffe
bis hin zu nachhaltigem Catering. Dahingehend stärken wir auch
die Förderrichtlinien. Deshalb plädieren wir für eine „Green Film“-
Initiative in der Bundesfilmförderung. Computerspiele sind kreative
Werke. Wir wollen die Förderung von kulturell hochwertigen und
außergewöhnlichen Games über den Computerspielpreis der Bun-
desregierung hinaus ausdehnen.
Seite: 263
Potentiale des Sports für Umwelt- und Klimaschutz und den Er-
halt der biologischen Vielfalt gilt es stärker zu nutzen. Nachhaltig-
keitsaspekte wollen wir im Sport stärker verankern und Programme
und Initiativen für einen klima- und umweltfreundlichen Sport un-
terstützen und fördern. Fairness heißt dabei auch, diesen Bereich
bei der Durchführung von sportlichen Großveranstaltungen und bei
der Planung und Weiterentwicklung der Sportstätten mit zu beden-
ken. Ziel grüner Sportpolitik ist der Einklang von Sport und Natur.
Seite: 269
Die energetische Modernisierung der Wohnungen und aller an-
deren Gebäude ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende. 40 %
der Energie werden hier verbraucht – besonders für warme Woh-
nungen. Allein 2012 sind die Heizkosten um 12 % gestiegen. Ener-
getische Modernisierung ist die beste Absicherung für bezahlbare
Wärmekosten in der Zukunft. Gerade weil wir GRÜNE uns für einen
klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 starkmachen, setzen wir
uns für eine sozial ausgewogene Mieten- und Wohnungspolitik ein.
Dabei zielen wir auf Warmmietenneutralität ab. Wir setzen auf In-
formation und Transparenz – mit dem Energiebedarfsausweis für
Gebäude, der auch Angaben zum Energieverbrauch enthält, öko-
logischen Mietspiegeln und einem Netz von Beratungszentren. Das
haben wir auch im Energiekapitel beschrieben (vgl. B. 5. Bezahlba-
re Wärme und Strom für alle). Für neue Gebäude wollen wir den
Niedrigstenergiestandard vorgeben, doch der Fokus liegt auf dem
Bestand. Hier sind besonders private KapitalgeberInnen gefragt, so
dass wir auch die richtigen Anreize setzen. Die Sanierungsquote soll
durch zielgruppengerechte Förderung und Planungssicherheit auf
3 % ansteigen. Die energetische Modernisierung muss bezahlbar
und die Kosten gerecht verteilt sein – zwischen EigentümerInnen,
MieterInnen und Staat. Nur so können die notwendigen Investi-
tionen sozialverträglich gestaltet werden. Dazu wollen wir das
KfW-Gebäudesanierungsprogramm mit 2 Mrd. Euro jährlich aus-
statten und verstetigen. Zusätzlich wollen wir den Energiesparfonds
in Höhe von jährlich 3 Mrd. Euro einrichten, mit dem wir beson-
ders Maßnahmen in Stadtteilen mit vielen einkommensschwachen
Haushalten fördern wollen. Inwieweit eine steuerliche Förderung
Seite: 270
für private Hausbesitzer sinnvoll ist, soll neu ausgelotet werden. So-
ziale Härten sollen mit einem Klimazuschuss zum Wohngeld und
einem Klimabonus bei den Kosten der Unterkunft aufgefangen
werden. Mit dieser Gesamtstrategie schaffen wir die Energiewen-
de im Gebäudebestand, lösen eine Investitionsoffensive aus und
schaffen Arbeitsplätze.
Seite: 271
Grüne Städte sind auch der richtige Ort für den Klimaschutz.
Dafür stärken wir die Innenstädte, minimieren den Flächenver-
brauch im Umland und verbinden urbane Dichte mit Stadtgrün so-
wie Stadtnatur im Baurecht und bei den Förderprogrammen. Mit
unserem Konzept der energetischen Quartierssanierung, das durch
den Energiesparfonds finanziert wird, können die Kommunen eine
behutsame Stadterneuerung und die Abstimmung von Investitio-
nen auf die Wohnraumnachfrage und Stadtentwicklung umsetzen.
Fehlinvestitionen werden vermieden und Kosten gesenkt. Eine de-
zentrale Energieversorgung und effiziente Leitungssysteme werden
geplant und gebaut. Wir stärken aber auch die Anreize, verstärkt
ökologisch nachhaltige Baustoffe zu verwenden und die Baukultur
sowie urbane Lebensqualität zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Eine wichtige Aufgabe wird dabei die energetische und die funk-
tionale Modernisierung der kommunalen Infrastrukturen, bei der
die Anpassung und Ertüchtigung der vorhandenen Gebäude und
Anlagen Vorrang vor Neubau haben muss. Dies soll gemeinsam mit
den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden – transparent und
auf Augenhöhe.
Seite: 278
• sorgt für bezahlbares und klimaschonendes Wohnen.
Seite: 279
In unseren Städten werden rasant steigende Mieten zu einem im-
mer größeren Problem. Dagegen wollen wir vorgehen und die Ver-
drängung von Menschen aus ihren Vierteln stoppen. Wir werden
die regelmäßige Erhöhung der ortsüblichen Vergleichsmiete stär-
ker begrenzen. Bei Wohnraummangel wollen wir Obergrenzen für
Wiedervermietungsmieten ermöglichen. Die Länder unterstützen
wir besser beim sozialen Wohnungsbau. Mieterhöhungen durch
Modernisierungen senken wir auf maximal 9 % und beschränken
sie auf den Abbau von Barrieren sowie die energetische Moder-
nisierung. Mit gezielter Förderung und einem Klimazuschuss zum
Wohngeld senken wir die Kosten für die energetischen Modernisie-
rungen ab. So schaffen wir Wohnqualität und bezahlbare Wohnun-
gen, die fit sind für die Energiewende.
Seite: 282
Und schaffen wir eine europäische Zukunft! Wir GRÜNE wol-
len die kommende Bundestagswahl nutzen, um den Politikwech-
sel auch in Europa voranzubringen. Die vollständige Abwahl von
Schwarz-Gelb ist ein wichtiger Schritt, um einen neuen Abschnitt
der europäischen Integration zu beginnen, der das stärker zusam-
menführt, was nur europäisch gemeinsam geleistet werden kann,
ohne die Subsidiarität zu vergessen. Wir wollen aus der EU eine
Vorreiterin in friedlicher Nachbarschaft machen, im Klimaschutz
und im nachhaltigen Wirtschaften, und ihre Vorreiterrolle in Bezug
auf die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ausbauen.
Wir kämpfen mit allen Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam dafür,
dass es wieder gerechter zugeht in Deutschland, Europa und der
Welt.
Seite: 283
Um Europa herum steht die Welt nicht still. Aber sie dreht sich auch
nicht mehr so viel um Europa wie früher. Europas Rolle in der Welt
ändert sich. Europa muss seine Verantwortung neu finden. Dabei
gilt: Europa gewinnt zusammen – oder verliert. In Zeiten der Globa-
lisierung, angesichts endlicher Ressourcen und einer Klimakatastro-
phe, deren Ausmaß immer deutlicher wird, kann kein europäischer
Nationalstaat die Probleme im Alleingang lösen. Dies geht nur ge-
meinsam – mit der EU und mit starken demokratischen europäi-
schen Institutionen.
Seite: 288
Statt die EU-Außengrenzen immer weiter hochzurüsten und
stillschweigend zu tolerieren, dass Jahr für Jahr tausende Flücht-
linge auf dem Weg in die EU im Mittelmeer ertrinken, wollen wir
unser außen- und entwicklungspolitisches Handeln stärker darauf
ausrichten, die gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen
Ursachen von Flucht und Vertreibung zu bekämpfen. Etwa durch
Vereinfachung von finanziellen Transfers („Rücküberweisungen“)
und die Möglichkeit, durch längeren Aufenthalt im Herkunftsland
die wirtschaftliche Situation vor Ort positiv zu beeinflussen, ohne
dabei aufenthaltsrechtliche Konsequenzen in Kauf nehmen zu müs-
sen. Wir wollen ein faires Asylsystem schaffen und legale Zuwan-
derung ermöglichen. FRONTEX leistet dies nicht. Deshalb fordern
wir einen institutionellen Neuanfang. Wir wollen eine gemeinsame
Grenzpolitik der EU, welche die rechtlichen Normen Europas wahrt,
die Menschenrechte garantiert, das Recht auf Asyl durchsetzt,
Flüchtlinge aus Seenot rettet und durch das Europäische Palament
kontrolliert wird. Kostenintensive und aus daten- und menschen-
rechtlichen Gründen höchst bedenkliche Vorschläge wie Eurosur
und „smart borders“, die die Abschottung der EU zementieren,
lehnen wir daher ebenfalls ab. Wir wollen zudem die Regelung ab-
schaffen, nach der Flüchtlinge nur in denjenigen EU-Staaten auf-
genommen werden können, in denen sie als Erstes angekommen
sind (Dublin-II-Abkommen). Flüchtlinge sollen selbst entscheiden,
wo sie Asyl beantragen. Zudem brauchen wir einheitliche, hohe
Asylstandards in allen Mitgliedsländern. Wir werden in Brüssel eine
Roadmap für ein EU-weites solidarisches Asylsystem initiieren, mit
dem alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen Verantwortung über-
nehmen und das Flüchtlingen ein Leben in Würde in ganz Euro-
pa ermöglicht. Zudem braucht es eine rechtliche Verankerung des
Schutzes von Umwelt- und Klimaflüchtlingen in der EU und welt-
weit, aufbauend auf bereits bestehenden lokalen und regionalen
Initiativen sowie Entschlüssen der internationalen Gemeinschaft auf
VN-Ebene.
Seite: 290
Die Mitgliedsstaaten der EU haben allein 2011 für den Import
von Erdöl mehr als 400 Mrd. US-Dollar bezahlt. Gleichzeitig ist
der Ehrgeiz beim Ausbau der Erneuerbaren und bei der Steigerung
der Energieeffizienz verflogen. Auch beim Klimaschutz kann von
einer europäischen Vorreiterrolle kaum mehr die Rede sein. Die Po-
litik der EU, das von ihr mit beschlossene Ziel, die Schwelle von 2
Grad weltweiter Klimaerwärmung nicht zu überschreiten, ist längst
zur Farce verkommen. Allen Risiken zum Trotz hält eine politische
Mehrheit aus Konservativen, Sozialisten und Liberalen am alten
Energiemix auf der Basis der Hochrisikotechnologie Atomkraft und
dreckiger Kohle fest.
Seite: 290
Statt den alten Konzepten und Lobbyinteressen weiter hinter-
herzurennen, wollen wir ein Europa, das auf Energieeinsparung,
Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien aufbaut. Damit können
wir Umwelt- und Naturschutz europaweit vorantreiben, Energiear-
mut abfedern, werden unabhängig von teurer werdenden fossilen
Energieträgern, schaffen die nötigen Anreize für technische Innova-
tionen und damit neue Arbeitsplätze im Rahmen unseres europäi-
schen Green New Deals. Zudem ist eine bessere Koordinierung der
europäischen Netzstruktur eine Möglichkeit, die Schwankungen
der Erneuerbaren Energien auszugleichen. Mit business as usual
werden wir das jedoch nicht schaffen. Deswegen setzen wir uns für
eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE)
ein. Zudem sollten auch die Nachbarstaaten der EU, und dabei ins-
besondere die Beitrittskandidaten, in den Umbau der Energiesyste-
me mit einbezogen werden. Auch wollen wir noch im Vorfeld des
kommenden UN-Klimagipfels 2013 in Warschau das derzeitige Ziel,
den EU-weiten CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 % zu reduzieren, auf
mindestens 30 % erhöhen. Zudem treten wir für die Abschaffung
von Euratom ein. Solange es keine Mehrheit für die Abschaffung
des Euratom-Vertrages gibt, setzen wir uns für eine Reform von
Euratom und eine Überführung in den EUV ein, um Euratom endlich
der demokratischen Kontrolle zu unterstellen.
Seite: 293
• sagt Ja zu einem Europa der Erneuerbaren Energien und des
Klimaschutzes.
Seite: 296
Im Mittelpunkt unserer grünen internationalen Politik steht der
Mensch und nicht der Staat. Ob Klimakrise oder Ressourcenkrise,
ob Hunger oder Finanzkrise, ob zerfallende Staaten oder Aufrüs-
tung. Keine dieser Fragen mitsamt den daraus folgenden Gefahren
kann heute noch von einem Land allein bewältigt werden. Frieden,
Gerechtigkeit, Freiheit und der Schutz der globalen öffentlichen
Güter stehen allen Menschen gleichermaßen zu und können nur
gemeinsam erreicht werden. Die Wahrung der Menschenrechte
und die Verhinderung von schwersten Menschenrechtsverletzun-
gen haben für uns eine besondere Priorität.
Seite: 296
Immer noch sind die Güter der Erde und der Wohlstand äußerst
ungleich verteilt. Immer noch lebt ein Teil der Menschheit auf Kos-
ten des anderen. Immer noch sterben hunderte Menschen täglich
in bewaffneten Konflikten weltweit. Der brutale Bürgerkrieg in Sy-
rien ist schon fast aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwun-
den, erst recht Gewaltakte und Auseinandersetzungen im Kongo, in
Zentralafrika, im Irak oder in Libyen. Ungerechtigkeit, Ausbeutung,
Krieg, Hunger, eine brutale Umweltzerstörung und verheerende
Folgen der Klimakatastrophe gerade für die ärmsten Regionen und
vor allem zu Lasten der Frauen – all das gehört keineswegs der Ver-
gangenheit an, sondern prägt die Gegenwart. Arm und Reich drif-
ten weltweit dramatisch auseinander. Wir wollen eine gerechtere
Verteilung des Reichtums in der Welt erreichen. Wir in den Indus-
trieländern müssen dabei unserer Verantwortung gerecht werden
und aufhören, auf Kosten der Armen zu leben. Den Wandel müssen
wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern angehen.
Global denken – lokal handeln: Ohne die Beteiligung der Bürge-
rinnen und Bürger ist globale Gerechtigkeit nicht zu verwirklichen.
Deshalb wollen wir das Bewusstsein für globale Zusammenarbeit
durch entwicklungspolitische Bildung und kommunale Nord-Süd-
Partnerschaften stärken.
Seite: 298
Das bedeutet für uns, jetzt die Voraussetzungen für eine Zu-
kunft zu schaffen, in der fairer Welthandel, besserer Klimaschutz
und starke demokratische internationale Institutionen Wirklichkeit
werden. Deshalb setzen wir uns ein für eine klimaneutrale und res-
sourcenschonende Wirtschaftsweise, ohne die es kein Wohlstands-
versprechen für alle geben kann. Deshalb tragen wir dazu bei, den
Welthandel fair zu organisieren. Und deshalb stärken und verbes-
sern wir unsere Entwicklungszusammenarbeit.
Seite: 298
Wir wollen die Globalisierung gestalten – politisch, ökologisch und
sozial. Die Finanz- und Klimakrise haben einmal mehr die drama-
tischen Auswüchse eines globalen Kapitalismus mit unregulierten
Märkten offengelegt. Wir brauchen eine sozial-ökologische Trans-
formation, durch die unser kohlenstoffbasiertes Wirtschaftssystem
zu einer ressourcenschonenden Nachhaltigkeitsökonomie umge-
baut wird. Dazu müssen wir das Primat der Politik über unregulierte
Seite: 299
Märkte zurückgewinnen. Märkte brauchen Regeln, damit sie dem
Gemeinwohl dienen. Nur so ist Wohlstand für die wachsende Welt-
bevölkerung möglich und führt wirtschaftliches Wachstum nicht
zum Kollaps. Die Folgen des Klimawandels betreffen schon heute
große Teile der Weltbevölkerung. Die Auswirkungen sind zum Teil
dramatisch: Durch die Veränderung der klimatischen Bedingun-
gen und die Zunahme an Naturkatastrophen entsteht nicht nur
erheblicher materieller Schaden – Menschen müssen fliehen, Ent-
wicklungschancen werden zerstört und Menschenrechte verletzt.
Als Industriestaat müssen wir entschieden vorangehen und unsere
Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 bis 95 % ge-
genüber 1990 reduzieren. Um die Schwellen- und Entwicklungslän-
der bei ihren Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel
und zum Schutz des Klimas zu unterstützen, wollen wir Technolo-
gietransfer und das notwendige Know-how zur Verfügung stellen.
Die Kosten der Anpassung an den Klimawandel müssen gerecht
verteilt werden. Dem Grünen Klimafonds (GKF) soll hierbei und bei
der Unterstützung zur CO2-Minderung eine entscheidende Rolle
zukommen. Angesichts der durch den Weltklimarat geschätzten
150 Millionen Klimaflüchtlinge im Jahre 2050 treten wir im Rahmen
einer Klimaaußenpolitik für mehr Klimagerechtigkeit ein.
Seite: 300
Waldschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern heißt nicht
nur Klimaschutz, sondern auch die Sicherung der Lebensgrundla-
gen lokaler Bevölkerungsgruppen. Deshalb setzen wir uns für die
Einigung auf ein globales Programm zum Stopp der Degradierung
und Zerstörung von Wäldern in Entwicklungs- und Schwellenlän-
dern sowie für die Ratifizierung und Umsetzung der ILO-Konventi-
on 169 zur Stärkung der Rechte indigener Völker ein.
Seite: 302
Deutschland hat sich vor Jahren dazu verpflichtet, 0,7 % sei-
nes Bruttonationaleinkommens für Entwicklung und humanitäre
Hilfe bereitzustellen. Von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt.
Um es zu erreichen, werden wir trotz aller finanziellen Heraus-
forderungen einen klaren Ausgabenschwerpunkt auf die globale
Gerechtigkeit setzen. Wir werden jährlich 1,2 Mrd. Euro zusätz-
lich für die Entwicklungszusammenarbeit und 500 Mio. Euro für
den internationalen Klimaschutz bereitstellen. Wir wollen neue
Finanzierungsinstrumente einsetzen, wie die Einnahmen aus der
Finanztransaktionssteuer und einer erhöhten Flugticketabgabe. Wir
wollen bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode das 0,7 %-Ziel
erreichen.
Seite: 316
• stimmt für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit welt-
weit.
Seite: 317
Klima der Gerechtigkeit –
internationale Zusagen endlich einhalten!
Seite: 318
Klimaschutz bereitstellen. Vor allem für die Anpassung der Entwick-
lungsländer an den Klimawandel, die globale Energie- und Agrar-
wende, den Aufbau sozialer Sicherungssysteme und die Friedens-
entwicklung wollen wir deutlich mehr Mittel einsetzen.
Seite: 323
Kinderbetreuung 142–145
Kindergrundsicherung 85, 120, 143, 145, 151, 243
Kinder(politik) 104–109, 116, 120, 140–152
Kirchen siehe Religion
Klimapolitik/-schutz 31, 33–35, 39–45, 70 f., 153–169, 178
Kohlekraft 33, 41, 44, 168
Kommunalfinanzen 274 f., 280
Kommunalpolitik 266–280
Korruption 126 f., 211 f., 216 f., 263, 284
Krisenprävention siehe Friedenspolitik
Kulturpolitik 252–260
Kunst 198, 252–258
Umwelt - 84 Ergebnisse
Seite: 4
I. Intakte Umwelt und gesunde Ernährung für alle 153
1. Intakte Umwelt, gesundes Leben 154
2. Die Vielfalt der Natur schützen 156
3. Besser leben mit weniger Ressourcen 158
4. Die Zukunft der Landwirtschaft ist grün 160
5. Massentierhaltung – nein danke! 163
6. Schluss mit der Tierquälerei 165
Seite: 8
Wir müssen heute etwas ändern, damit auch die kommenden
Generationen frei entscheiden können, wie sie leben wollen. Wir
wollen heute etwas ändern, um zu einer Wirtschaftsweise zu kom-
men, die allen nutzt und nicht nur wenigen – die auf Erneuerbare
Energien gebaut ist statt auf Öl, Kohle, Atom und Gas, die unsere
Umwelt schützt, statt sie zu zerstören. Wir müssen dringend etwas
ändern, um das Auseinanderfallen unserer Gesellschaft in drinnen
und draußen, in arm und reich, oben und unten zu stoppen. Und
wir wollen heute etwas ändern, damit wir morgen endlich in einer
vielfältigen Gesellschaft leben, in der Kinder, Frauen und Männer,
Menschen verschiedener sexueller Identität, verschiedener Religi-
onen, aus unterschiedlichen Kulturen oder unterschiedlicher Her-
kunft endlich gleichberechtigt leben können und gleiche Möglich-
keiten haben.
Seite: 12
Wir können gemeinsam eine Wirtschaft schaffen, die Lebensqua-
lität für alle schafft, ohne Umwelt, Natur und unsere natürlichen
Lebensgrundlagen zu zerstören. Wir können gemeinsam eine ge-
rechte Gesellschaft schaffen, in der niemand ausgeschlossen ist von
Bildung und Arbeit und einem Leben in Würde.
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Die Wirtschaft, die wir brauchen, soll Wohlstand für alle schaf-
fen. Wir setzen auf eine nachhaltige Wirtschaft als Leitbild. Bisher
wird unsere Wirtschaft fast ausschließlich anhand ihres Wachs-
tums beurteilt. Die Fixierung von Politik und Medien allein auf das
Brutto inlandsprodukt (BIP) hat uns in die Irre geführt. Über die
wichtigsten Dinge, die das Leben lebenswert machen, sagt das BIP
nichts aus. Ist Wachstum mit Umweltzerstörung und Ungerech-
tigkeit erkauft, kann es uns unterm Strich sogar ärmer machen.
Deshalb brauchen wir einen neuen Gradmesser für Wohlstand und
Lebensqualität – einen neuen Wohlstandsindikator, der die sozia-
le und ökologische Dimension des Wohlstandes mit umfasst. Wir
wollen eine Wirtschaft, die den Menschen und nicht Märkte in den
Mittelpunkt stellt.
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neuen Rahmen, der ökologische Leitplanken und politischen Ziele
für soziale Gerechtigkeit, eine zukunftsfähige Wirtschaft und aus-
geglichene Staatsfinanzen setzt. Wir können unsere Abhängigkeit
vom Weltmarkt reduzieren, indem wir knappe Rohstoffe weniger
verwenden, wieder verwenden und durch günstigere und umwelt-
schonendere Rohstoffe ersetzen. So leisten wir einen Beitrag für
eine umweltverträgliche und gerechte globale Entwicklung.
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Zukunft schaffen – das heißt die Umwelt erhalten. Wir brauchen
mehr Schutzgebiete für die Artenvielfalt und ein neues Tierschutz-
gesetz. Wir brauchen eine Landwirtschaft ohne Gentechnik und
ohne industrielle Tierproduktion. Tiergerecht statt massenhaft – so
schaffen wir Zukunft für Mensch, Tier und auch für das Klima.
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Wir wollen den Erfolg der Energiewende, weil nur sie soziale
Teilhabe in der Energieversorgung dauerhaft absichert. Während
die Preise für Kohle, Öl und Gas kontinuierlich steigen, schickt die
Sonne keine Rechnung. Um die Energiewende besser koordinieren
zu können, machen wir uns für eine Kompetenzerweiterung des
Bundesumweltministeriums zu einem Umwelt- und Energieminis-
terium stark. Erneuerbare Energien, Atomausstieg, Netzausbau und
Strommarktreform gehören endlich zusammen gedacht.
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auch wenn wir wissen, dass wir damit den Betroffenen vor Ort
teilweise erhebliche Belastungen zumuten. Deshalb müssen alle
Optimierungs- und Verstärkungsmaßnahmen in Verteil- und Über-
tragungsnetzen ausgeschöpft werden. Beim Netzausbau sind der
Vorrang des EE-Stroms und eine Netzanschlussverpflichtung essen-
tiell. Bei neuen Trassen ist es zentral, dass die Planungen transpa-
rent und gemeinsam mit Umweltverbänden sowie den betroffenen
Gemeinden und BürgerInnen erstellt werden. Wir wollen Erdkabel
als weithin akzeptierte Alternative zu Freileitungen einsetzen. Neue
110-kV-Leitungen sind grundsätzlich als Erdkabel auszuführen, neue
380-kV-Leitungen zumindest in sensiblen Gebieten mit Blick auf Be-
völkerung und Natur. Wir wollen dabei auch ambitionierte immissi-
onsschutzrechtliche Vorsorgewerte berücksichtigen. Wir wollen den
Einstieg des Bundes in eine zu gründende deutsche Netzgesellschaft,
mehrheitlich in öffentlicher Hand, um die derzeitigen Schwierigkei-
ten der Netzbetreiber bei der Umsetzung von Projekten zu reduzie-
ren. Dazu sollen die vier Netzregelzonen zusammen geführt werden.
Wir werden aber auch Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerin-
nen und Bürger in betroffenen Gebieten erarbeiten, damit sie von
den garantierten Renditen der Stromnetze unmittelbar profitieren
können. Ebenso setzen wir beim Ausbau von Erneuerbaren auf eine
intensive Beteiligung und Einbeziehung der Betroffenen sowie auf
Berücksichtigung naturschutzfachlicher Vorgaben.
Seite: 33
Die Energiewende darf nicht zu Lasten der weltweiten Ernäh-
rung oder des Naturschutzes gehen. Deshalb setzen wir uns dafür
ein, die Erzeugung und den Import von Biomasse an die Einhal-
tung strenger Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards zu
binden. Auch in Deutschland ist die weitere Biomassenutzung auf-
grund der Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, stoff-
lichen Nutzung und zu Naturschutz- und Erholungszwecken sehr
begrenzt. Die beschränkte Menge Biomasse, die zur Stromerzeu-
gung zur Verfügung steht, muss primär dazu dienen, die schwan-
kende Stromproduktion aus Wind und Sonne auszugleichen. Dem
übertriebenen Maisanbau, den Fehlsteuerungen in der Agrar- und
Energiepolitik der letzten Jahre zu verantworten haben, wollen wir
entgegenwirken. Daher werden wir die Rahmenbedingungen im
EEG so ändern, dass die Förderung von Biogasanlagen sich künftig
auf die Verwertung biogener Reststoffe konzentriert und Anreize
geschaffen werden, von Monokulturen auf Anbau in Fruchtfolgen
und auf ökologisch und landschaftlich attraktive Energiepflanzen
(z. B. Blühpflanzenmischungen, Kleegras) umzustellen.
Seite: 33
Kohle hat keine Zukunft. Braun- und Steinkohle verursachen sehr
hohe klimaschädliche CO2-Emissionen, der Braunkohletagebau ru-
iniert großflächig unsere Landschaften. Das weltweite Klimaprob-
lem kriegen wir nur dann gelöst, wenn die Kohle da bleibt, wo sie
ist: unter der Erde. Wir wollen das Bergrecht novellieren, um endlich
umfassende demokratische Beteiligungs- und Klagemöglichkeiten
herzustellen, Anwohner und Umwelt besser zu schützen und neuen
Braunkohletagebau zu verhindern. Und wir werden uns internatio-
nal für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards beim Stein-
kohleabbau einsetzen. Gas hat von den fossilen Energieträgern die
geringsten CO2-Emissionen und die größte Flexibilität und kann in-
sofern die Funktion einer Brückentechnologie in das Zeitalter der Er-
neuerbaren Energien übernehmen. Trotzdem ist uns bewusst, dass
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auch Gas endlich und klimaschädlich ist. Wo immer möglich wollen
wir Gas in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – also der gleichzeitigen
Nutzung von Strom und Wärme – einsetzen und so den Anteil der
KW an der Stromerzeugung bis 2020 auf mindestens 25 % steigern.
Dazu wollen wir das KWK-Gesetz novellieren und insbesondere die
Anreize für Mini- und Mikro-KWK („stromerzeugende Heizung“)
verbessern. Die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) an fos-
silen Kraftwerken sowie die Förderung von unkonventionellem Erd-
gas insbesondere mittels giftiger Chemiekalien („Fracking“) lehnen
wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit und Umwelt
ab. Sie behindern zudem Klimaschutz und Energiewende. Giftige
Lagerstättenwasser dürfen nicht wieder verpresst werden.
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Wir wollen – finanziert aus der Kürzung umweltschädlicher Sub-
ventionen – das Klimaschutz- und Energiewendegesetz durch ein
3,5 Mrd. Euro umfassendes Investitionsprogramm für einen Ener-
giesparfonds, ein Marktanreizprogramm, erneuerbare Wärme und
„Smart Grid“-Technologien (intelligente Stromnetze) und für For-
schung unterlegen sowie das Programm für energetische Gebäudesa-
nierung auf 2 Mrd. Euro aufstocken. Für die Entwicklung von Effizienz
und höchsten Sicherheitsstandards bei der Smart-Grid-Technologie
werden wir einen angemessenen finanziellen Rahmen schaffen.
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mechanismen zu regeln, brauchen wir dafür starke soziale, öko-
logische und menschenrechtliche Leitplanken. Wir werden uns
national und international für den Abbau von klima- und umwelt-
schädlichen Subventionen einsetzen und auch die großen Volks-
wirtschaften der Erde dazu drängen. Rein technologische Ansätze
wie z. B. das Geo-Engineering sind keine Lösung des Klimaprob-
lems, sie greifen nicht die Ursachen auf, sondern versuchen nur –
unter Inkaufnahme hoher, ungeklärter Risiken – Symptome zu
bekämpfen.
Seite: 42
sungsmaßnahmen vornehmen können. Denn von den Folgen der
Klimaveränderungen und einer falschen Energiepolitik sind immer
die Schwachen zuerst und am härtesten betroffen. In Form eines
Klimaschutzhaushaltes werden wir ein Steuer- und Haushaltskon-
zept vorlegen, mit dem wir die nötigen Zukunftsinvestitionen in
Klimaschutz und Erneuerbare Energien durch den konsequenten
Abbau klima- und umweltschädlicher Subventionen solide und
verlässlich finanzieren.
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Wir brauchen einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik. Klima-
und Finanzkrise sind auch Ausdruck eklatanten Marktversagens.
Wirtschaftspolitik muss ökologischen, sozialen und ökonomischen
Zielen verpflichtet sein. Wir treten ein für eine grüne Transforma-
tion unserer Wirtschaft. Auf Dauer kann nichts wirtschaftlich ver-
nünftig sein, was ökologisch und sozial unvernünftig ist. Wir müs-
sen unsere Marktwirtschaft sozial und ökologisch neu begründen.
Ein großer Teil der wissenschaftlichen ökonomischen Modelle hat
versagt. Die Grundannahmen der Modelle müssen kritisch über-
prüft werden. Wir brauchen wieder pluralistische Ansätze in der
wirtschaftspolitischen Beratung. Das Projekt Europa ist durch die
tief greifende wirtschaftliche und soziale Spaltung stark gefährdet.
Die massive Verarmung und Jugendarbeitslosigkeit von bis zu über
50 % in Europa ist für uns GRÜNE nicht hinnehmbar. Die deutsche
Wirtschaft ist bisher leidlich gut durch die Finanzkrise gekommen
und profitiert von ihrer Exportstärke. Doch diese Stärke ist nicht
nachhaltig. Die Rezession 2009 konnte wesentlich gemildert wer-
den durch das Konjunkturprogramm II und das Kurzarbeitergeld.
Mit der Abwrackprämie für die Automobilindustrie wurde die
Chance vertan, die ökologische Modernisierung zu fördern. Viele
Millionen Menschen sind im Niedriglohnbereich beschäftigt und
können an der Stärke der Unternehmen nicht teilhaben, zu viel der
Produktion basiert auf Produkten, die die Umwelt belasten oder
mit einer miesen Klimabilanz einhergehen. Hinzu kommt, dass An-
gela Merkel während ihrer Regierungszeit 500 Mrd. Euro Schulden
angehäuft hat, die nachfolgende Generationen abtragen müssen.
Auch eine weitere Zunahme der Ungleichheit von Einkommen und
Vermögen gefährdet die Nachhaltigkeit unserer Marktwirtschaft.
Dies wollen wir nicht länger hinnehmen.
Seite: 47
Es ist das Verdienst eines hochinnovativen Mittelstandes und
seiner Beschäftigten, dass deren Produkte in der ganzen Welt ge-
fragt sind. Diese Innovationskraft muss erhalten und ausgebaut
werden. Deswegen muss Deutschland seinen Vorsprung bei Effizi-
enz- und Umwelttechnologien jetzt nutzen.
Seite: 49
Wir brauchen nicht weniger als eine grüne industrielle Revolu-
tion, die den Menschen, die Umwelt und das Klima in den Mittel-
punkt stellt.
Seite: 50
Der Umstieg auf ressourcenleichtes Wirtschaften und auf ge-
schlossene Stoffkreisläufe kommt nicht nur der Umwelt zugute,
sondern stärkt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und
sichert Arbeitsplätze. Deshalb führen wir den Top-Runner-Ansatz
ein, damit umweltfreundliche Technologien schnell eingesetzt wer-
den. Das funktioniert, indem beispielsweise die Waschmaschine
mit dem geringsten Stromverbrauch nach einer bestimmten Frist
den Standard vorgibt, den alle anderen auch erfüllen müssen. Bis-
her ist für Unternehmen nur die Berichterstattung über finanzielle
Kennzahlen verpflichtend. Wir wollen, dass für Unternehmen ab
einer bestimmten Größe auch die Berichterstattung über soziale
und ökologische Kennzahlen verpflichtend wird. Als Orientierungs-
rahmen dienen die bisher mit den freiwilligen Standards der Global
Reporting Initiative gemachten Erfahrungen.
Seite: 51
An der Mobilitätswirtschaft insgesamt und im Speziellen an der
Automobilindustrie hängen in der Bundesrepublik hunderttausende
Jobs. Nur wer mit umweltverträglichen Konzepten und Fahrzeugen
auf dem internationalen Markt präsent ist, hat wirtschaftlich eine
Zukunft und bleibt wettbewerbsfähig. Deswegen kommt es darauf
an, dass zukünftig die innovativsten und effizientesten Fahrzeu-
ge vom Band rollen. Durch ambitionierte Verbrauchsobergrenzen
schaffen wir verbindliche Rahmenbedingungen und Planungssi-
cherheit. Aber wir GRÜNE wissen auch, dass es damit nicht getan
ist. Angesichts des Klimawandels geht es nicht um immer mehr Au-
tos, sondern um eine Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem
Individualverkehr. Und es geht auch um neue Mobilitätskonzep-
te auf Basis sozialer und ökologischer Innovationen. So wird bei
Carsharing-Modellen „Besitzen“ durch „Nutzen“ ersetzt.
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Sicht nicht länger halten; als umweltschädliche Subvention wollen
wir sie im Rahmen unserer ökologischen Finanzreform abschaffen
und so Anreize zur Innovation weg vom Öl geben. Dafür ist eine ak-
tive Industriepolitik notwendig, die versucht, mit weltweiten Han-
delspartnern faire Wettbewerbsbedingungen auszuhandeln sowie
ein Kredit- und Wirtschaftsprogramm der KfW und ein Forschungs-
programm für die deutsche Solarindustrie aufzulegen.
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soziale und ökologische Folgeabschätzungen vor und nach dem
Abschluss von Abkommen, verbindliche auch auf die Auswir-
kungen des Abkommens selbst bezogene Menschenrechts- und
Umweltklauseln, die Anerkennung von Schutzinteressen schwä-
cherer Länder, die Förderung lokalen und regionalen Handels und
der Ausbau der Wertschöpfung in den Entwicklungsländern. Wir
wollen die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte stärker
kontrollieren und fordern verbindliche Regeln für Unternehmen
zur Einhaltung von Sozial-, Umwelt-, Transparenz- und Men-
schenrechtsstandards für Unternehmen. Dazu gehört auch die
Einführung länder- und projektbezogener Berichtspflichten für
transnationale Konzerne. Menschen, die Opfer von Menschen-
rechtsverletzungen durch transnational agierende Unternehmen
geworden sind, sollen einen besseren Zugang zu Gerichten und
rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren bekommen. Im deutschen
Handelsrecht und auf EU-Ebene muss eine Haftung der Mutter-
für ihre Tochterkonzerne bei Menschenrechtsverletzungen fest-
gelegt werden.
Seite: 65
Faire und vergleichbare Bedingungen sind die Voraussetzung,
damit kleine und mittlere Unternehmen im Wettbewerb beste-
hen können. Wir wollen deshalb die Möglichkeit schaffen, einzel-
ne Anbieter bei übergroßer Marktmacht zur Aufgabe von Unter-
nehmens- und Marktanteilen zu zwingen. Das Wettbewerbsrecht
braucht neue Instrumente, die verhindern, dass Unternehmen sich
Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem sie ökologische und so-
ziale Kosten auf Umwelt und Gesellschaft verlagern. Durch Wett-
bewerbsverstöße werden VerbraucherInnen geschädigt, deshalb
müssen deren Rechte im Kartellrecht gestärkt werden.
Seite: 65
Wir wollen durch Novellierung des GWB das Bundeskartellamt
bei der Regulierung von oligopolistischen und monopolistischen
Märkten stärken und prüfen, wie durch Änderungen im Gesetz
gegen den unlauteren Wettbewerb einem Abwälzen privater Kos-
ten auf die Gemeinschaft und der Nichtbilanzierung der von einem
Wirtschaftssubjekt verursachten Umweltschäden (Externalisie-
rung) entgegengewirkt werden kann.
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Die einseitige Fixierung auf das Wachstum des Bruttoinlandspro-
duktes als Kriterium für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Erfolg ist nicht länger hinnehmbar. In dieser Kennzahl bilden sich
Wohlstand und Lebensqualität nur sehr schlecht ab, soziale Si-
cherheit, Gleichstellung von Frauen und Männern, gute Bildung
oder eine intakte Umwelt gar nicht. Hohe Unfallzahlen, Immobi-
lienblasen oder ein verschwenderischer Ressourcenverbrauch mit
einhergehender Umweltzerstörung erhöhen das Wachstum, sind
aber höchst schädlich für Wohlstand und Lebensqualität.
Seite: 70
Wachstum der Wirtschaft, gemessen an der Steigerung des
Bruttoinlandsprodukts, ist deshalb weder Ziel unseres politischen
Handelns noch ein ausreichendes Mittel zur Erreichung unserer
politischen Ziele. In der Frage der Entkopplung von Wirtschafts-
wachstum und Umweltverbrauch liegt die Herausforderung in der
absoluten Reduktion des gegenwärtigen globalen Ressourcenver-
brauchs. Wir setzen uns für weitreichende Effizienzverbesserun-
gen ein und für politische, wirtschaftliche, soziale und kulturel-
le Rahmenbedingungen, innerhalb deren diese wirksam werden
können.
Seite: 70
Wir brauchen neue Indikatoren, die neben den ökonomi-
schen Aspekten auch den ökologischen und sozialen Zustand
unseres Landes abbilden. Im Rahmen der von uns angestoßenen
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Wachstum,
Wohlstand, Lebensqualität“ haben wir darum einen neuen Wohl-
standsindikator erarbeitet, den „grünen Wohlstandskompass“.
Er bemisst Wohlstand an der Lebensqualität aller Menschen und
dem Zustand unserer Umwelt, indem er u. a. den ökologischen
Fußabdruck als Maß für den Ressourcenverbrauch mit einbezieht.
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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich von jeher für eine Be-
schleunigung der ökologisch-transformatorischen Prozesse von
Wirtschaft und Gesellschaft ein mit der Zielsetzung, Klima- und
Ressourcenschutz umfassend im gelebten Alltag zu verankern.
Durch ein innovatives Ordnungsrecht, die Abschaffung klima-
und umweltschädlicher Subventionen, öffentliche Investitionen
sowie Marktanreiz- und Forschungsprogramme schafft grüne
Politik die Rahmenbedingungen für ein regeneratives Wirtschaf-
ten. Um Wirtschaftskreisläufe langfristig regenerativ und nach-
haltig auszurichten, ist darüber hinaus eine noch stärkere zentrale
Verankerung des Nachhaltigkeitsprinzips über Anpassungen im
Wettbewerbs- und Vermögensrecht notwendig und sollte auch
auf kulturelle und soziale Gemeingüter ausgedehnt werden, um
deren volle Vielfalt vor Ausbeutung und damit langfristiger Zer-
störung durch Wirtschaftsprozesse zu schützen.
Seite: 72
Ressourceneffizienz heißt: Wir wollen nicht weiter die Substanz unse-
rer Erde verbrauchen, statt von ihrem Ertrag zu leben. Ressourcenef-
fizienz ist eine ökologische Innovationsstrategie, die den Bedarf an
Rohstoffimporten senkt und durch Kostensenkung bei Material statt
bei Löhnen Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Deshalb wollen wir eine
Ressourceneffizienz-Allianz zustande bringen, an der sich Wirtschaft,
Forschung, NGOs, Politik und Verwaltung beteiligen. Sie soll dazu bei-
tragen, dass Unternehmen noch stärker auf Ressourcen- und Materi-
aleffizienz achten. Beim Top-Runner-Prinzip gibt das umweltverträg-
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Die Fixierung von Politik und Medien auf das Bruttoinlandsprodukt
(BIP) hat uns in die Irre geführt. Der Raubbau an Mensch und Natur
wurde uns als Wachstumserfolg verkauft. Aber über die wichtigsten
Dinge, die ein Land erfolgreich und das Leben lebenswert machen,
sagt das BIP nichts aus. Ist Wachstum mit Umweltzerstörung und
Ungerechtigkeit erkauft, macht uns das unter dem Strich sogar är-
mer. Deshalb brauchen wir einen neuen Gradmesser für Wohlstand
und Lebensqualität. Dafür etablieren wir einen neuen Wohlstands-
indikator. Der „grüne Wohlstandskompass“ umfasst auch die so-
zialen und ökologischen Aspekte. Entsprechend fordern wir für
Unternehmen ab einer bestimmten Größe neben der vorgeschrie-
benen finanziellen auch eine verpflichtende Nachhaltigkeitsbericht-
erstattung über soziale und ökologische Kennzahlen. So können wir
der wirtschaftlichen Entwicklung eine grüne Richtung geben.
Seite: 74
Wer wichtige Zukunftsprojekte finanzieren und öffentliche Haus-
halte solide aufstellen will, muss Prioritäten setzen. Grüne Haus-
haltspolitik steht deshalb für eine gründliche Aufgabenprüfung, die
unnötige Ausgaben vermeidet. Durch Reduzierung der Schwarzar-
beit, die Einführung eines Mindestlohns, die Abschaffung umwelt-
schädlicher Subventionen wie des Dienstwagenprivilegs oder der
Steuerbefreiung von Kerosin, den Verzicht auf Prestigebau projekte,
den Verzicht auf teure und unsinnige Rüstungsprojekte sowie
Seite: 76
Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bieten als einzige Partei
ein Programm, in dem zusätzliche Ausgaben durch Kürzungen,
Einsparungen und Steuererhöhungen gegenfinanziert sind. Wir sa-
gen konkret: Manche zahlen zu wenig Steuern, ob auf Einkommen,
Vermögen oder Umweltverbrauch. Andere kassieren Subventionen,
die den Staat Milliarden kosten, wie die Pharma- und die Agrarin-
dustrie. Wir scheuen uns nicht, ungerechte und schädliche Subven-
tionen abzuschaffen und einzelnen Interessengruppen Reformen
und Einsparungen zuzumuten. Wer GRÜN wählt, bekommt keine
finanzpolitische Katze im Sack, sondern klare und ehrliche Politik.
Seite: 76
Wir wollen solide Finanzen, um eine gute Zukunft zu schaffen:
Wer jetzt nicht in Bildung investiert, begeht ein schweres Versäum-
nis. Wer jetzt nicht die ökologische Transformation vorantreibt,
muss später mit viel Geld Umweltschäden beseitigen. Wer zulässt,
dass Menschen in Armut leben, der sorgt für Perspektivlosigkeit.
Wer heute nicht für solide öffentliche Finanzen sorgt, der verbaut
uns eine gute Zukunft.
Seite: 77
Grüne Steuerpolitik ist ökologisch, weil sie dazu beiträgt, dass
Preise die ökologische Wahrheit sagen. Dafür wollen wir die öko-
logische Finanzreform vorantreiben. Der Anteil der Einnahmen aus
Umweltsteuern am Gesamtsteueraufkommen ist in den vergange-
nen Jahren jedoch inflationsbedingt gefallen und damit der Anreiz
zu ökologischem Verhalten. Diesen Trend wollen wir durch einen
schrittweisen Abbau umweltschädlicher Subventionen umkehren.
Dazu gehört eine Reform der Luftverkehrsteuer, der Kfz-Steuer
und der Besteuerung von Diesel und Heizstoffen ebenso wie eine
ökologische Besteuerung von Dienstwagen und das Streichen von
Ausnahmen bei der Ökosteuer. Wir wollen die ökologische Finanz-
reform auch auf nicht energetische Rohstoffe ausweiten, um die
umweltschädliche Verschwendung von Düngemitteln, Baustoffen
und Verpackungen zu reduzieren. Wir setzen uns für eine Anglei-
chung der Energie- und Umweltsteuern in Europa ein.
Seite: 87
Ökologische Finanzreform weiterführen –
umweltschädliche Subventionen abbauen
Seite: 87
Im Steuerrecht wimmelt es noch immer vor ökologisch schäd-
lichen Steuersubventionen. Das Umweltbundesamt bezif-
fert das Volumen dieser ökologisch schädlichen Subventionen
auf bis zu 48 Mrd. Euro. Das werden wir ändern. Wir können
zwar nicht alles auf einen Schlag abschaffen, doch das Ab-
schmelzen ökologisch schädlicher Subventionen – beispiels-
weise der Dienstwagenbesteuerung, der Flugverkehrsprivilegi-
en oder der Ausnahmen bei der Ökosteuer – bringt uns in der
nächsten Legislaturperiode 7,5 Mrd. Euro. Das mindert den
Umweltverbrauch und verbessert die Finanzierung unseres
Gemeinwesens.
Seite: 99
Grüne Politik schafft gute Rahmenbedingungen für mehr Jobs. Wir
wollen aber gute Arbeit, also gerechte Löhne, menschenwürdige
Arbeitsbedingungen und gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit
von Männern und Frauen. Der grüne Wandel in der Wirtschaft ist
eine Jobmaschine. Das zeigen hunderttausende neue Arbeitsplät-
ze bei den Erneuerbaren Energien, durch Gebäudesanierung beim
Handwerk oder in den Ingenieurbüros. Die Energiewende zu 100 %
Erneuerbaren wird für neue Jobs sorgen. Bereits heute arbeiten über
1,4 Millionen Menschen im Bereich der Umwelttechnologien. Durch
einen grünen Wandel in der Wirtschaft, in Energie, Energieeffizienz,
Verkehr, Wärme und in der Industrie können es bis 2025 bis zu 2,4
Millionen Jobs werden. Auch hier gelten unsere Ansprüche an gute
Arbeit.
Seite: 112
Wir müssen von einer Wissenschaft für zu einer Wissenschaft mit
der Gesellschaft kommen. Wir wollen inter- und transdisziplinäre
Forschung unterstützen, um Wissen zu verbreitern und gesellschaft-
liche und ökologische Wechselwirkungen früh erkennen zu können.
Dazu braucht es eine Stärkung der Forschung für eine nachhaltige
Entwicklung. Der Schutz von Umwelt und Tieren macht aber auch
Grenzziehungen nötig. Tierversuche wollen wir konsequent redu-
zieren. Wir fordern ein nationales Kompetenzzentrum für tierver-
suchsfreie Methoden. Die Ethikkommission zur Bewertung von Tier-
versuchen wollen wir mindestens zur Hälfte mit VertreterInnen des
Tierschutzes besetzen. Versuche an Menschenaffen wollen wir strikt
verbieten. Wir streben ein weitgehendes Verbot von Versuchen an
nicht menschlichen Primaten an. Wir wollen die Friedens- und Kon-
fliktforschung stärken und begrüßen es, wenn öffentliche Wissen-
schaftseinrichtungen vor Ort Friedensklauseln als Leitbild erarbeiten.
Seite: 128
Um dem Ziel einer guten Gesundheit für alle näherzukommen,
braucht es vor allem präventive Anstrengungen in den verschie-
densten Politikfeldern. Von der Ernährung über die Stadtplanung,
die Umwelt- und Verkehrspolitik bis hin zur Schul-, Sport- und
Drogenpolitik. Gesundheitliche Belastungen entstehen in der Le-
bensumgebung und im Alltag der Menschen. Das beginnt schon
rund um die Geburt. Wir wollen einen guten Start ins Leben für
alle Kinder. Deshalb wollen wir Hebammen stärken, ihre Arbeit
besser entlohnen und dem Berufsstand mehr Anerkennung ver-
leihen. In der Kindertagesstätte, der Schule, am Arbeitsplatz oder
im Wohnquartier. Und diese Belastungen sind sozial ungleich ver-
teilt. Studien zeigen immer wieder, dass sich die Gesundheitsrisiken
bereits bei Kindern und Jugendlichen auf die 20 % konzentrieren,
die aus sozial benachteiligten Familien kommen. Dem wollen wir
entgegenwirken. Wir wollen Gesundheit fördern, nicht nur Krankheit
behandeln. Und wir wollen die Ungleichverteilung von Gesundheits-
chancen reduzieren. Wir wollen erreichen, dass sich Maßnahmen
zur Gesundheitsförderung und Prävention besser an Zielgruppen
orientieren und mehr geschlechtsspezifische und kultursensible
Angebote unterbreitet werden. Deshalb schaffen wir mit einem
Präventionsgesetz eine verlässliche Grundlage für eine gute, wohn-
ortnahe, allen zugängliche und bezahlbare Gesundheitsvorsorge.
Wirksame Gesundheitsförderung findet vor Ort in den Kommunen
statt. Wir erachten hierbei auch Sport und Bewegung als wichtige
präventive Maßnahmen, um die körperliche und seelische Gesund-
heit zu erhalten und wo möglich zu verbessern. Das Präventionsge-
setz sorgt auch für eine gerechte Finanzierung und eine sinnvolle
Steuerung der Gesundheitsförderung und Prävention, an der wir
alle Sozialversicherungsträger und auch die private Kranken- und
Pflegeversicherung beteiligen.
Seite: 153
I. Intakte Umwelt und gesunde
Seite: 153
Jahrzehnte des Umweltschutzes haben unsere Flüsse sauberer, die
Luft reiner und die Wälder gesünder gemacht. Das haben GRÜNE
und Umweltbewegung erreicht, oft im Konflikt mit mächtigen Lobbys
und Wirtschaftsinteressen und meistens gegen die Polemik und den
Widerstand von CDU, CSU, FDP und viel zu oft auch von der SPD.
Seite: 153
Doch noch immer sind unsere Wälder stark geschädigt, sind
über 80 % der Gewässer in einem schlechten Zustand. Pestizide aus
der Landwirtschaft verunreinigen Lebensmittel und Textilien. All-
ergien und durch eine belastete Umwelt verursachte Erkrankungen
nehmen zu, besonders bei Kindern. Artensterben, Monokulturen
und Flächenverbrauch nehmen stetig zu, unbeeindruckt von Politi-
kerreden. Und in den Meeren schwimmen bald mehr Plastikabfälle
als Fische.
Seite: 153
Grüne Politik minimiert die Belastungen für unsere Umwelt,
damit wir alle gesünder leben können. Wir wollen die Vielfalt der
Natur für uns und nachkommende Generationen bewahren. Dazu
müssen wir uns von einem auf quantitatives Wachstum verengten
Wohlstandsbegriff lösen. Wir müssen wegkommen von Agrarfab-
riken und Massentierhaltung hin zu einer naturverträglichen bäu-
erlichen Landwirtschaft. Erdbeeren im Winter, Clementinen im
Sommer, das ganze Jahr über Spargel – der ökologische Preis für
die immerwährende Verfügbarkeit von nicht saisonalem Obst und
Gemüse ist hoch.
Seite: 153
Was wir alle wissen, aber zu oft vergessen: Wir haben die Erde
nur von unseren Kindern geborgt. Für ein Leben, das wieder stärker
im Einklang mit der Natur ist, brauchen wir eine Übereinkunft, wie
wir mit unserer Umwelt umgehen und wie wir die Vielfalt der Arten
erhalten und Lebensräume schützen.
Seite: 153
Umweltschutz ist auch eine elementare Gerechtigkeitsfrage und
die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Denn es sind im-
Seite: 154
mer die Ärmsten, die im Wettstreit um schwindende Ressourcen
den Kürzeren ziehen – weltweit und auch bei uns in Deutschland.
Lärm und Abgase treffen gerade die, die sich keine teure Wohnge-
gend leisten können. Aber sauberes Wasser, gesunde Lebensmittel
und gute Luft dürfen ebenso wenig wie der Schutz vor gesundheits-
schädlichem Lärm keine Frage des Geldbeutels sein. Menschen, die
durch Arbeit oder Umwelt erkranken, brauchen eine adäquate Be-
handlung.
Seite: 154
Wohl in keinem anderen Politikbereich wird so deutlich wie in
der Umweltpolitik, um was es geht: Lebensgrundlagen erhalten,
Vorsorge treffen, Zukunft schaffen. Die Herausforderungen sind
gewaltig, die Widerstände groß. Nicht nur die Politik muss sich än-
dern, sondern auch die Art, wie wir leben und wirtschaften.
Seite: 154
Dafür braucht es informierte Verbraucherinnen und Verbrau-
cher, mutige Umwelt-, Natur- und TierschützerInnen sowie enga-
gierte Landwirtinnen und Landwirte, die regionale und Biopro-
dukte herstellen, den Tierschutz in der Tierhaltung umsetzen und
die Landschaft und Natur pflegen. Jeder kann sich für eine bessere
Umwelt einmischen mit dem Einkaufskorb – im Bioladen und im
Discounter. Dafür braucht es eine klare und verlässliche Kennzeich-
nung für ökologische, regionale und faire Produkte. Zudem ist
es wichtig, dass Kinder Kompetenzen im Umgang mit Natur und
Umwelt entwickeln. Deshalb wollen wir für eine nachhaltige Um-
weltbildung sorgen, die Werte vermittelt und Kinder motiviert, die
Natur zu erleben und erhalten zu wollen.
Seite: 154
1. Intakte Umwelt, gesundes Leben
Seite: 154
Umweltbelastungen wollen wir durch strenge Grenzwerte auf ein
Minimum zurückfahren. Die EU-Chemikalienverordnung REACH
wollen wir so verbessern, dass nur unbedenkliche Chemikalien auf
den Markt kommen und gefährliche Stoffe durch unbedenkliche
ersetzt werden. Uns GRÜNEN ist klar, dass der Chemie bei dem
ökologischen Umbau der Industriegesellschaft eine Schlüsselrolle
zukommt. Daher wollen wir eine Chemiewende und die Herstellung
und Nutzung umweltfreundlicher, gesundheitlich unbedenklicher
Chemikalien vorantreiben. Wir wollen, dass die Hersteller für das
Seite: 155
Die Grenzwerte für Luftschadstoffe wie Quecksilber, Stickoxi-
de und Feinstaub wollen wir weiter senken. Darüber hinaus setzen
wir uns erneut für die Abschaffung von Ausnahmetatbeständen bei
der Abfallmitverbrennung und die Einführung von ambitionierten
Grenzwerten auch für weitere Stoffgruppen ein. Die Förderung von
unkonventionellem Erdgas insbesondere mittels giftiger Chemikali-
en („Fracking“) lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für
Gesundheit und Umwelt ab. Sie behindern zudem Klimaschutz und
Energiewende. Für bestehende konventionelle Erdgas- und Erdöl-
förderungen wollen wir die Länder unterstützen, den Förderzins
deutlich zu erhöhen. Auch den Bedrohungen durch das Eisenhyd-
roxid aus dem Braunkohletagebau wollen wir Einhalt gebieten und
bei der konventionellen Förderung von Rohstoffen in Deutschland
legen wir größten Wert auf Umweltschutz und Transparenz.
Seite: 156
Wir GRÜNE wollen die Vielfalt der Natur, den Reichtum ihrer
Arten und die Schönheit naturnaher Landschaften flächendeckend
schützen und für nachfolgende Generationen erhalten. Auch unsere
Kinder sollen noch Störche sehen sowie Moore und alte Buchenwäl-
der erleben können! Mehr „Wildnis“ in Form von intakten Biotopen
wie Mooren, Auwäldern oder „Urwäldern“ sind für uns faszinie-
rende Aussichten, für die es sich lohnt, Politik zu machen. In Städ-
ten werden wir uns dafür einsetzen, die Straßenbäume zu schützen
und Naturerlebnisräume für Kinder und Jugendliche einzurichten.
Sie sollen auch ihre eigenen Lebensgrundlagen gesichert vorfinden!
Wir verstehen Naturschutz als ressortübergreifenden Politikansatz.
Deshalb wollen wir den Naturschutz in allen Politikbereichen veran-
kern – von der Umweltbildung über nachhaltige Entwicklung, Land-
und Waldwirtschaft bis zur Verkehrsplanung. Dafür wollen wir auch
die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder nutzen und die
gesetzlichen Kompetenzspielräume hierfür stärken.
Seite: 157
Flüsse sollen frei fließen, Wälder sich naturnah entwickeln kön-
nen. Daher wollen wir 5 % der Waldfläche, darunter 10 % der öf-
fentlichen Wälder, aus der forstwirtschaftlichen Nutzung nehmen
und auf den anderen 95 % eine naturnahe Waldnutzung erreichen.
Dafür wollen wir das Waldgesetz nach ökologischen Standards no-
vellieren. Das Jagdrecht soll sich an der naturnahen Waldwirtschaft,
einer umweltverträglichen Landwirtschaft, den Belangen des Na-
turschutzes und den Erfordernissen des Tierschutzes ausrichten.
Wir wollen die letzten noch frei fließenden Flüsse in Deutschland
erhalten. Einen weiteren Ausbau von Elbe und Donau sowie natur-
naher Abschnitte aller anderen Flüsse lehnen wir daher ab. Fluss-
auen sollen – auch im Sinne des Hochwasserschutzes – im Rahmen
eines nationalen Programms renaturiert werden. Den Umbau der
Bundeswasserstraßenverwaltung wollen wir im Sinne einer Ver-
waltung für ökologisch intakte Flüsse fortsetzen. Die Sicherung des
nationalen Naturerbes muss durch eine Übertragung von weite-
ren 30.000 Hektar Naturschutzflächen fortgeführt und gefördert
werden. Der Bund bietet den Ländern oder anerkannten Stiftun-
gen alle naturschutzwürdigen Flächen aus seinem Eigentum zum
ausschließlichen Zweck der Sicherung des nationalen Naturerbes
Seite: 158
Wir wollen die Verschmutzung und Verlärmung der Meere stop-
pen, die globale Überfischung beenden sowie Nord- und Ostsee
konsequenter schützen. Um die weltweite Ernährungssicherheit
nicht zu gefährden, muss die EU vor allem ihre Fischereiaktivitäten
vor den Küsten von Entwicklungsländern stark einschränken und
besser kontrollieren. Die weitgehende Vermeidung von Beifang und
die Umsetzung des EU-Rückwurfverbots wollen wir auf nationaler
Ebene ambitioniert durchsetzen. Deutschland muss sich auf globa-
ler Ebene intensiv für ein weltweites Netzwerk von Meeresschutz-
gebieten engagieren. Wir wollen die umweltschonende Beseitigung
von versenkter Weltkriegsmunition in Nord- und Ostsee intensivie-
ren. Wir setzen uns gegen den hemmungslosen Abbau von Roh-
stoffen in der Tiefsee, der Arktis und an Land ein, um einmalige und
noch weitgehend unberührte Lebensräume zu erhalten. Auch muss
Deutschland seine Zusagen zum Schutz der Regenwälder und der
biologischen Vielfalt einhalten und wieder zu einem verlässlichen
Partner im Bereich des internationalen Artenschutzes werden, der
sich für ein Ende der dramatischen Plünderung der Urwälder und
Wildtierbestände einsetzt.
Seite: 159
Effizienzsteigerungen) verhindert. Das kann durch das Setzen fes-
ter Obergrenzen für Ressourcenverbrauch oder Emissionen erreicht
werden, aber auch, indem wir umweltschädliche Subventionen strei-
chen, Einfluss auf die Preisgestaltung von Ressourcen nehmen und
nachhaltige Lebensstile ermöglichen und fördern.
Seite: 159
Für ein rohstoffarmes Land ist ressourceneffizientes Wirtschaf-
ten unverzichtbar. Ressourceneffizienz senkt die Abhängigkeit von
Rohstoffen, macht Unternehmen wettbewerbsfähiger und schont
Umwelt und Klima. Wir wollen den absoluten Ressourcenverbrauch
unserer Gesellschaft verringern und mehr Lebensqualität bei gleich-
zeitig weniger Rohstoffverbrauch erreichen. Mit einer flächende-
ckenden und verbraucherfreundlichen Wertstoffsammlung bei
Haushalten und Gewerbe legen wir die Grundlage für eine hochwer-
tige Kreislaufwirtschaft. Hersteller wollen wir in die Verantwortung
nehmen, schon bei der Produktion auf ein ökologisch optimiertes
Design und hochwertiges Recycling zu achten. Dazu könnte zum
Beispiel eine Ressourcenabgabe mit ökologischer Lenkungswirkung
beitragen. Wie wollen Abfallvermeidung als gesetzliches Ziel fest-
schreiben, Mehrwertquoten fördern und bessere Rahmenbedingun-
gen für Wiederverwendung und Reparatur schaffen. Dadurch und
durch längere Gewährleistungsfristen sagen wir der Wegwerfge-
sellschaft den Kampf an. Die Einwegflasche aus Plastik wollen wir
zurückdrängen, u. a. durch eine Abgabe auf Einwegverpackungen.
Auch Plastiktüten wollen wir mit einer Umweltabgabe belegen und
umweltfreundliche Alternativen zu Plastikverpackungen fördern.
Das derzeitige System der Wertstofferfassung muss grundsätzlich
geändert werden, um den Anteil der stofflichen Verwertung deut-
lich zu erhöhen und Recyclingziele für kritische Rohstoffe zu entwi-
ckeln. Die Verpackungsverordnung wollen wir ablösen, die dualen
Systeme durch eine zentrale Stelle auf Bundesebene ersetzen. Unser
Elektroschrott landet oft illegal in fernen Ländern. Wir wollen illega-
le Exporte verhindern und gemeinsam mit Handel und Herstellern
effektive Rücknahmesysteme einführen, als ersten Schritt ein Han-
dypfand.
Seite: 159
Viele Menschen versuchen bereits heute, beim Einkauf und in
ihrem persönlichen Verhalten ihren ökologischen Fußabdruck zu
verringern. Wir fördern diesen individuellen und gesellschaftlichen
Wandel der Lebensstile, indem wir uns für umweltfreundliche Mobi-
Seite: 161
an ökologische und soziale Leistungen geknüpft werden wie den
Klima- und Umweltschutz, Schaffung und Erhalt von Arbeitsplät-
zen, artgemäße Tierhaltung oder regionale Wertschöpfung. Nur
durch eine solche Förderung werden wir die bäuerlichen Struktu-
ren gegen weitere Industrialisierung der Landwirtschaft schützen.
Öffentliches Geld für öffentliche Leistung – das ist fair für alle. Das
ist auch unsere Leitlinie für eine ökologische Agrarreform und ihre
Umsetzung in Deutschland. Die schwarz-gelbe Bundesregierung
hat alles versucht, die von der EU-Kommission beabsichtigte Re-
form der Gemeinsamen Agrarpolitik und das „Greening“ im Inte-
resse der Agrarindustrie und des Bauernverbandes zu blockieren.
Diese Blockade geht zu Lasten der bäuerlichen Betriebe und der
Umwelt. Wir wollen, dass Deutschland künftig nationale Gestal-
tungsmöglichkeiten nutzt, um übermäßige Kürzungen bei der 2.
Säule und die ungerechte Verteilung der Agrarzahlungen abzumil-
dern. Insbesondere brauchen wir die Umwidmung von 15 % der
Gelder aus der Basisprämie zugunsten der 2. Säule in Kombination
mit einer Degression der Direktzahlungen. Die verbleibenden EU-
Exportsubventionen und andere handelsverzerrende Zahlungen,
die zu Agrardumping der EU in Entwicklungsländern führen, wol-
len wir streichen. Stattdessen setzen wir uns auf EU-Ebene dafür
ein, dass die Förderung des Ökolandbaus sowie die Umsetzung der
FFH- und der Wasserrahmenrichtlinie gestärkt werden.
Seite: 161
Wir lehnen den Anbau und Import von gentechnisch veränder-
ten Pflanzen ebenso ab wie gentechnisch veränderte oder geklonte
Tiere. Die Agrogentechnik hat keines ihrer Versprechen eingelöst.
Statt Erträge zu steigern, hat sie den Einsatz von Pestiziden und
die Gefahren für Umwelt, Menschen und Tiere erhöht. Agrogen-
technik macht unsere Ernährung und unser Saatgut abhängig von
einer kleinen Zahl von Großkonzernen und beendet die freie Land-
wirtschaft und den Ökolandbau. Agrogentechnik reduziert die Viel-
falt der Pflanzensorten, weil die Gentechnik-Konzerne immer mehr
Züchter aufkaufen. Die Weiterentwicklung konventioneller Sorten
wird vernachlässigt. Es gibt einen hohen Forschungsbedarf für eine
tier- und umweltverträgliche Landwirtschaft, die die Herausforde-
rungen des Klimawandels berücksichtigt. Patente auf Pflanzen, Tie-
re und Menschen lehnen wir strikt ab, weil sie BäuerInnen und Ver-
braucherInnen in eine Abhängigkeit von Agrarkonzernen führen.
Seite: 162
Wir wollen im Interesse der großen Mehrheit der Verbraucherinnen
und Verbraucher unsere gentechnikfreie Land- und Lebensmittel-
wirtschaft und die Imkerei vor gentechnischen Verunreinigungen
wirksam schützen. Den Flächenanteil des Ökolandbaus wollen
wir deutlich ausbauen, damit die Erzeugung von Biolebensmitteln
der steigenden Verbrauchernachfrage nicht länger hinterherhinkt.
Mittelfristig wollen wir für ganz Deutschland eine ökologische
Landwirtschaft mit anspruchsvollen Standards, die über das EU-
Bio-Siegel hinausgehen. Die Teilumstellung von Betrieben wollen
wir nicht mehr zulassen, bei Legehennenbetrieben bedarf es kla-
rer Bestandsobergrenzen. Zum Schutz der natürlichen Ressourcen,
insbesondere der Bienen, die einen der wichtigsten Beiträge zum
Erhalt der Biodiversität leisten, muss der Pestizideinsatz drastisch
reduziert werden. Wir werden den unverbindlichen Nationalen Ak-
tionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln
zu einem wirksamen Pestizid-Reduktionsprogramm ausbauen und
eine grundlegende Verschärfung der Risikobewertung und Zulas-
sungsverfahren bei Pestiziden anstreben. Für Wirkstoffe wie die
bienengiftigen Neonicotinoide oder Glyphosat, die Umwelt und
Menschen gefährden, fordern wir ein Anwendungsmoratorium.
Wir werden die Entwicklung alternativer, biologischer Pflanzen-
schutzmittel unterstützen, um Pestizide zu ersetzen. Wir möchten
die Verwendung von Nutzhanf und Mohn für Agrarbetriebe libe-
ralisieren.
Seite: 164
Um Futtermittelimporte zu reduzieren, wollen wir die heimische
Produktion steigern und die Tierhaltung stärker an die Erzeugung
heimischer Futtermittel binden. Zudem muss der Import von Bio-
masse, und somit auch Futtermitteln, an die Einhaltung von stren-
gen Menschenrechts-, Umwelt- und Sozialstandards gebunden
werden. Unsere Konsumentscheidungen prägen die Welt. Das zeigt
sich besonders beim Thema Fleischkonsum. Pro Kopf und Jahr es-
sen wir Deutsche rund 60 Kilo Fleisch. Dieser hohe Fleischverbrauch
birgt nicht nur gesundheitliche Risiken. Er erzwingt auch eine Mas-
sentierhaltung, die auf Mensch, Tiere und Umwelt keine Rücksicht
nimmt. Deshalb fordern wir mehr Verbraucheraufklärung zu den
gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Fleischkon-
sums. Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen überneh-
men. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein
Seite: 167
• sorgt vor für eine intakte Umwelt und Natur sowie ein
gesundes Leben.
Seite: 168
Was in unseren Ställen stattfindet, ist nicht mehr hinnehmbar. Die
Massentierhaltung hat zu Zuständen geführt, die das Ende des
bisherigen Systems der Fleischproduktion erforderlich machen.
Wir wollen die Subventionierung der Massentierhaltung beenden,
ihre Privilegierung im Baurecht streichen und den Immissions-
schutz verbessern und ein Label für Tierschutz sowie vegane und
vegetarische Produkte einführen. Durch ein neues Tierschutzge-
setz sorgen wir für tiergerechte Haltungsbedingungen, schaffen
lückenlose Transparenz der Tierarzneimittelströme und stoppen
den Missbrauch von Antibiotika durch strengere Haltungs- und
Behandlungsvorschriften. Durch die deutliche Reduzierung des
Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung sorgen wir gleichzeitig
für einen nachhaltigen Umwelt- und Gesundheitsschutz. Auch auf
europäischer Ebene setzen wir uns für bessere Tierschutzregeln in
der Tierhaltung ein.
Seite: 168
Bei vielen Industrieprozessen und Verbrennungsprozessen z. B. in
Kohlekraftwerken entsteht Quecksilber, das über die Abluft in die
Umwelt gelangt. Dies führt zu einer weiteren Anreicherung des
Umweltgiftes auch in Lebensmitteln, insbesondere in Fischen. Die
USA haben daher strenge Grenzwerte erlassen, um die Quecksil-
berbelastung deutlich zu reduzieren. Wir wollen die Immissions-
schutzverordnung entsprechend ändern und werden uns EU-weit
für anspruchsvolle Grenzwerte einsetzen, um grenzüberschreitend
die Industrie in die Pflicht für eine gesunde Umwelt zu nehmen. So
schaffen wir saubere Luft für alle.
Seite: 169
Mobilität ist Bewegungsfreiheit. Sie ist ein unverzichtbarer Bestand-
teil unseres Lebens, Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe
und Ausdruck von Freiheit und Selbstverwirklichung. Gleichzeitig
verursacht der Autoverkehr Lärm und Staus, er schädigt die Umwelt
und das Klima und er verschuldet eine inakzeptabel hohe Zahl von
Toten und Verletzten. Unser Ziel ist eine nachhaltige Mobilität, die
umwelt- und klimaverträglich, sozial und wirtschaftlich effizient ist.
Seite: 169
Verkehr zieht immer auch Interessenkonflikte nach sich. Immer
mehr Bürgerinnen und Bürger mischen sich deswegen selbst in die
Verkehrspolitik ein und wollen diese mitgestalten: Auseinanderset-
zungen wie etwa um Stuttgart 21, die Fehmarnbeltquerung, neue
Autobahnabschnitte und den geplanten Flughafen in Berlin oder die
dritte Startbahn in München sind Beispiele dafür. Bei Großprojekten
sind eine frühzeitige Beteiligung der betroffenen Bürgerschaft und
Zivilgesellschaft und eine ergebnisoffene Diskussion von Alternati-
ven dringend erforderlich. Die aktuelle Entwicklung von Stuttgart
21 zeigt aber noch eines: Es bedarf von Anbeginn eines ehrlichen
Umgangs mit Kosten, Risiken und Umweltauswirkungen aufgrund-
lage der tatsächlichen Kapazitäten.
Seite: 169
Nachhaltige Mobilität setzt Prioritäten zugunsten des öffentli-
chen Verkehrs, des Radfahrens und des Zufußgehens und verknüpft
verschiedene Verkehrsträger. Nachhaltige Mobilität verlagert den
Gütertransport von der Straße auf die Schiene bzw. auf Wasser-
wege und vermeidet Transporte z. B. durch die Stärkung regionaler
Wirtschaftskreisläufe. Umwelt- und klimafreundliche Verkehrs-
mittel werden gestärkt und der motorisierte Verkehr ökologisch
verträglicher gestaltet. Damit sinkt die Belastung durch Lärm und
Schadstoffe gerade in urbanen Gegenden.
Seite: 172
Unser Ziel ist es, bis 2020 die Treibhausgasemissionen des Verkehrs
um 20 % zu senken. Die Vision 2040 lautet, den Verkehr nahezu
komplett auf Erneuerbare Energien umzustellen. Das ist ehrgeizig,
aber möglich: Durch die Vermeidung überflüssiger Transporte, die
Verlagerung von Verkehr auf Bahn und Fahrrad sowie die flächende-
ckende Einführung von nachhaltigen, regenerativen Antrieben bei
gleichzeitigem Ausbau der Infrastruktur der Erneuerbare-Energien-
Stromversorgung. Elektromobilität ist nur dann umweltverträglich,
wenn der Strom aus regenerativen Energiequellen gewonnen wird.
Wir wollen einen Paradigmenwechsel bei der Nutzung der Biomas-
se für Mobilität. Sie muss langfristig auf Bereiche beschränkt wer-
den, in denen es keine Alternative gibt.
Seite: 173
Zur Verlagerung von Lkw-Verkehr wollen wir den kombinierten
Verkehr fördern und den Schienenverkehr anwohnerfreundlich mit
modernen Lärmschutzstandards ausbauen. Auch muss die Lkw-
Maut zu einer Logistikabgabe weiterentwickelt werden, d. h. zu-
künftig auch die externen Umweltkosten berücksichtigen und auf
Lkw ab 3,5 Tonnen sowie auf alle Bundesstraßen ausgedehnt wer-
den. Wir wollen Fernbusse ebenfalls in die Mautpflicht aufnehmen.
Den Modellversuch mit den „Monstertrucks“ (Gigalinern) werden
wir beenden. Den Lieferverkehr in den Städten wollen wir durch die
Förderung von Lieferkooperationen, Lastenfahrrädern und Elektro-
transportern umweltfreundlicher machen.
Seite: 177
Lebenswerte Kommunen – Umweltverbund ausbauen
Seite: 185
Gentechnik in Lebensmitteln lehnen wir ab, auf dem Tisch wie
auf dem Acker. Darin wissen wir uns mit der großen Mehrheit
der VerbraucherInnen und LandwirtInnen einig. Agro-Gentech-
nik macht unsere Ernährung abhängig von einer kleinen Zahl an
Großkonzernen und Pflanzensorten. Sie gefährdet die Umwelt, die
gentechnikfreie Landwirtschaft und den Ökolandbau.
Seite: 185
Regionale Vielfalt und heimische Esskulturen müssen erhalten
bleiben. Wir wollen keine Vereinheitlichung und Reduzierung auf
ein bis zwei Gemüse- oder Obstsorten. Es gibt in Deutschland rund
2.000 verschiedene Apfelsorten, aber im Supermarkt finden sich in
der Regel immer die vier gleichen Sorten. Wir stärken deshalb die
regionale und saisonale Küche. Das schmeckt nicht nur gut, son-
dern ist auch besser für Umwelt und Klima.
Seite: 253
teiligter Bevölkerungsgruppen – in der Stadt-, Quartiers- und Regi-
onalentwicklung, bei Bauprojekten, der Anlage und Gestaltung von
öffentlichen Freiräumen, in der Umweltbildung und für die ständige
Entwicklung neuer Kulturangebote. Angesichts veränderter gesell-
schaftlicher Anforderungen, stärkerer gesellschaftlicher Segregation
und knapper Kassen ist die Frage nach Erhalt, notwendigen Verän-
derungen und gegebenenfalls Neuausrichtungen kultureller Ange-
bote, Institutionen und Förderungen immer wieder neu zu stellen.
Seite: 263
Potentiale des Sports für Umwelt- und Klimaschutz und den Er-
halt der biologischen Vielfalt gilt es stärker zu nutzen. Nachhaltig-
keitsaspekte wollen wir im Sport stärker verankern und Programme
und Initiativen für einen klima- und umweltfreundlichen Sport un-
terstützen und fördern. Fairness heißt dabei auch, diesen Bereich
bei der Durchführung von sportlichen Großveranstaltungen und bei
der Planung und Weiterentwicklung der Sportstätten mit zu beden-
ken. Ziel grüner Sportpolitik ist der Einklang von Sport und Natur.
Seite: 284
Entgegen der Position anderer Parteien ist für uns GRÜNE die
Erweiterung der Europäischen Union nicht abgeschlossen. Wir ste-
hen zu der Erweiterungsagenda von Thessaloniki und wollen alle
Staaten des westlichen Balkans ohne Änderung ihrer Grenzen in
die EU integrieren. Die Erweiterungspolitik ist für uns eine Erfolgs-
geschichte – auch wenn in der Vergangenheit Fehler gemacht wur-
den. Deswegen unterstützen wir die Forderung, dass der Beitritt
jedes einzelnen Landes von dem konkreten Fortschritt im Beitritts-
prozess abhängig gemacht wird. So ist die Erweiterungspolitik ein
Instrument für Frieden und Stabilität, aber auch für Rechtsstaat,
Freiheitsrechte, Demokratie, Sozialstandards und Umweltschutz
auf dem Kontinent Europa. PartnerInnen in diesem Prozess sind vor
allem die Zivilgesellschaft und progressive AkteurInnen, die noch
stärker unterstützt werden müssen. Die neuen Verfahren können
Seite: 288
Statt die EU-Außengrenzen immer weiter hochzurüsten und
stillschweigend zu tolerieren, dass Jahr für Jahr tausende Flücht-
linge auf dem Weg in die EU im Mittelmeer ertrinken, wollen wir
unser außen- und entwicklungspolitisches Handeln stärker darauf
ausrichten, die gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen
Ursachen von Flucht und Vertreibung zu bekämpfen. Etwa durch
Vereinfachung von finanziellen Transfers („Rücküberweisungen“)
und die Möglichkeit, durch längeren Aufenthalt im Herkunftsland
die wirtschaftliche Situation vor Ort positiv zu beeinflussen, ohne
dabei aufenthaltsrechtliche Konsequenzen in Kauf nehmen zu müs-
sen. Wir wollen ein faires Asylsystem schaffen und legale Zuwan-
derung ermöglichen. FRONTEX leistet dies nicht. Deshalb fordern
wir einen institutionellen Neuanfang. Wir wollen eine gemeinsame
Grenzpolitik der EU, welche die rechtlichen Normen Europas wahrt,
die Menschenrechte garantiert, das Recht auf Asyl durchsetzt,
Flüchtlinge aus Seenot rettet und durch das Europäische Palament
kontrolliert wird. Kostenintensive und aus daten- und menschen-
rechtlichen Gründen höchst bedenkliche Vorschläge wie Eurosur
und „smart borders“, die die Abschottung der EU zementieren,
lehnen wir daher ebenfalls ab. Wir wollen zudem die Regelung ab-
schaffen, nach der Flüchtlinge nur in denjenigen EU-Staaten auf-
genommen werden können, in denen sie als Erstes angekommen
sind (Dublin-II-Abkommen). Flüchtlinge sollen selbst entscheiden,
wo sie Asyl beantragen. Zudem brauchen wir einheitliche, hohe
Asylstandards in allen Mitgliedsländern. Wir werden in Brüssel eine
Roadmap für ein EU-weites solidarisches Asylsystem initiieren, mit
dem alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen Verantwortung über-
nehmen und das Flüchtlingen ein Leben in Würde in ganz Euro-
pa ermöglicht. Zudem braucht es eine rechtliche Verankerung des
Schutzes von Umwelt- und Klimaflüchtlingen in der EU und welt-
weit, aufbauend auf bereits bestehenden lokalen und regionalen
Initiativen sowie Entschlüssen der internationalen Gemeinschaft auf
VN-Ebene.
Seite: 290
Statt den alten Konzepten und Lobbyinteressen weiter hinter-
herzurennen, wollen wir ein Europa, das auf Energieeinsparung,
Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien aufbaut. Damit können
wir Umwelt- und Naturschutz europaweit vorantreiben, Energiear-
mut abfedern, werden unabhängig von teurer werdenden fossilen
Energieträgern, schaffen die nötigen Anreize für technische Innova-
tionen und damit neue Arbeitsplätze im Rahmen unseres europäi-
schen Green New Deals. Zudem ist eine bessere Koordinierung der
europäischen Netzstruktur eine Möglichkeit, die Schwankungen
der Erneuerbaren Energien auszugleichen. Mit business as usual
werden wir das jedoch nicht schaffen. Deswegen setzen wir uns für
eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE)
ein. Zudem sollten auch die Nachbarstaaten der EU, und dabei ins-
besondere die Beitrittskandidaten, in den Umbau der Energiesyste-
me mit einbezogen werden. Auch wollen wir noch im Vorfeld des
kommenden UN-Klimagipfels 2013 in Warschau das derzeitige Ziel,
den EU-weiten CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 % zu reduzieren, auf
mindestens 30 % erhöhen. Zudem treten wir für die Abschaffung
von Euratom ein. Solange es keine Mehrheit für die Abschaffung
des Euratom-Vertrages gibt, setzen wir uns für eine Reform von
Euratom und eine Überführung in den EUV ein, um Euratom endlich
der demokratischen Kontrolle zu unterstellen.
Seite: 296
Immer noch sind die Güter der Erde und der Wohlstand äußerst
ungleich verteilt. Immer noch lebt ein Teil der Menschheit auf Kos-
ten des anderen. Immer noch sterben hunderte Menschen täglich
in bewaffneten Konflikten weltweit. Der brutale Bürgerkrieg in Sy-
rien ist schon fast aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwun-
den, erst recht Gewaltakte und Auseinandersetzungen im Kongo, in
Zentralafrika, im Irak oder in Libyen. Ungerechtigkeit, Ausbeutung,
Krieg, Hunger, eine brutale Umweltzerstörung und verheerende
Folgen der Klimakatastrophe gerade für die ärmsten Regionen und
vor allem zu Lasten der Frauen – all das gehört keineswegs der Ver-
gangenheit an, sondern prägt die Gegenwart. Arm und Reich drif-
ten weltweit dramatisch auseinander. Wir wollen eine gerechtere
Verteilung des Reichtums in der Welt erreichen. Wir in den Indus-
trieländern müssen dabei unserer Verantwortung gerecht werden
und aufhören, auf Kosten der Armen zu leben. Den Wandel müssen
wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern angehen.
Global denken – lokal handeln: Ohne die Beteiligung der Bürge-
rinnen und Bürger ist globale Gerechtigkeit nicht zu verwirklichen.
Deshalb wollen wir das Bewusstsein für globale Zusammenarbeit
durch entwicklungspolitische Bildung und kommunale Nord-Süd-
Partnerschaften stärken.
Seite: 299
Rohstoffreichtum in einem Land darf nicht zum Rohstofffluch
für seine Bevölkerung werden. Der Rohstoffabbau geht nur allzu
oft mit massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltver-
schmutzung einher. Deshalb müssen wir in Zeiten knapper werden-
der Ressourcen und daraus resultierender Konflikte überall auf der
Welt umdenken und unseren Rohstoffverbrauch drastisch reduzie-
ren – in Deutschland und international. Wir setzen uns für verbind-
liche soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards bei
Abbau, Weiterverarbeitung und dem Handel von Rohstoffen sowie
für Transparenz im Rohstoffbereich ein.
Seite: 302
bis 2015 verstärkt für die Erreichung der Millenniumentwicklungs-
ziele eintreten. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Entwicklungs-
und Umweltagenda zusammenzubringen, um ab 2015 mit starken,
globalen Nachhaltigkeitszielen weiter für die sozial-ökologische
Transformation zu kämpfen.
Seite: 302
Wir wollen eine zukunftsfähige Entwicklungspolitik gestalten,
die die Überwindung von Armut mit der Stärkung der Menschen-
rechte und dem Schutz der Umwelt und der biologischen Vielfalt
in Einklang bringt. Das Entwicklungsministerium muss sich auf die
globalen Herausforderungen einstellen und soll zu einem Ministe-
rium für internationale Zusammenarbeit und nachhaltige Entwick-
lung werden.
Seite: 317
Ein Sechstel der Menschheit hungert, Umweltzerstörung und Kli-
mawandel schreiten voran, Staaten zerfallen, Flüchtlingsströme
nehmen zu. Diesen globalen Herausforderungen, die nur solida-
risch bewältigt werden können, werden wir uns gemeinsam mit
unseren internationalen Partnern stellen. Darum setzen wir uns ein
für gerechtere Strukturen, soziale Teilhabe und mehr internationale
Zusammenarbeit. Im Gegensatz zur Regierung Merkel werden wir
die Zusagen Deutschlands endlich einhalten. Wir wollen die Mittel
für Entwicklungszusammenarbeit, zivile Krisenprävention und hu-
manitäre Hilfe bis 2017 auf 0,7 % des Bruttonationaleinkommens
anheben und schon 2014 1,2 Mrd. Euro zusätzlich für die Entwick-
lungszusammenarbeit und 500 Mio. Euro für den internationalen
Seite: 324
Nahost 315 f.
NATO 309, 313 f.
Naturschutz siehe Umweltschutz
Netzneutralität 53, 192 f., 202
Netzpolitik 188–203
NSU 213, 221
Seite: 325
Ökologie siehe Umweltschutz
Ökologische Modernisierung 46, 49, 51
Ökosteuer/ökologische Finanzreform 77–87
ÖPNV 170–172, 177
Optionszwang 232, 238
Ostdeutschland 240, 276 f.
Seite: 326
Umweltpolitik/-schutz 70–73, 77, 87, 153–168
UNO/UN siehe Vereinte Nationen
Urheberrecht 198–202, 255