Klima - 99 Ergebnisse
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Zeit für einen grünen Neuen Gesellschaftsvertrag 13
Grüne Antworten in der Krise –
Neue Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften 14
uns geht’s ums Ganze 17
unsere Koordinaten: Klima – Gerechtigkeit – freiheit 17
Zeit zu handeln 19
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Die Zukunft finanzieren 50
Investitionen in umwelt belohnen – ökologische
finanzreform statt Klimakiller-Subventionen 55
Eine handlungsfähige öffentliche hand 57
Schulden konjunktursensibel bremsen 58
Steuersenkungen auf Pump verhindern 58
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Neue Energie ... 63
... mit Atomausstieg … 65
... und ohne neue Kohlekraftwerke! 67
Wärme muss bezahlbar bleiben 68
Das grüne Energieeffizienzpaket 69
Nachhaltige Stadt – Nachhaltige Region 70
freie fahrt für gerechte und
ökologische Mobilität 70
Grüne Autos mit Zukunft 74
Vorreiter beim Klimaschutz 75
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umwelt und Gesundheit 132
Schutz von Natur und Artenvielfalt 134
Gesunder Boden – Sauberes Wasser 135
Staatsziel tierschutz umsetzen 136
Ökologische landwirtschaft für gesundes Essen
und Klimaschutz 137
für eine nachhaltige tourismusentwicklung 139
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Europa schafft frieden 204
Klimaschutz und globale Gerechtigkeit 205
fairer Welthandel 206
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unser Programm zur Bundestagswahl am 27. September er-
reicht Sie in einer Zeit großer umbrüche und auch Sorgen. Die
folgen der Wirtschafts- und finanzkrise belasten viele Men-
schen. Immer mehr fürchten den Verlust des Arbeitsplatzes
und die, die arbeitslos sind, sehen ihre Chancen schwinden,
bald wieder in Beschäftigung zu kommen. Besorgniserregend
sind aber auch die Auswirkungen des rapide fortschreiten-
den Klimawandels und die sich international verschärfenden
Konflikte um Ressourcen und um Nahrungsmittel. Armut und
hunger sind nach wie vor große und weltweit ungelöste Pro-
bleme.
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Wir stehen an einer Zeitenwende und können es uns nicht
leisten, so weiterzumachen wie bisher. Den Klimawandel erst
wieder in guten Zeiten bekämpfen zu wollen, wäre genauso
verantwortungslos, wie Menschen, die existenzielle wirtschaft-
liche Ängste haben, auf den nächsten Konjunkturaufschwung
zu vertrösten und sie bis dahin allein zu lassen.
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Regeln gelten sollen. Deshalb schlagen wir Ihnen einen grü-
nen Neuen Gesellschaftsvertrag vor. Es liegt an uns, jetzt die
Grundlagen dafür zu legen, dass neue Arbeit geschaffen wird
und die Wirtschaft ein fundament bekommt, das auch in Zu-
kunft trägt. Es liegt an uns, die Welt so einzurichten, dass wir
unser Klima schützen, anstatt es zu zerstören. Es liegt an uns,
dass wir unsere Gesellschaft gerechter machen und Blockaden
wegräumen, die verhindern, dass jede und jeder eine echte
Chance auf teilhabe hat. Es liegt an uns, Bürgerrechte in un-
serer Gesellschaft zu stärken und sie nicht weiter abzubauen.
und es liegt an uns, dass wir jetzt die Grundlage legen für eine
neue gerechtere internationale Ordnung, die global hunger
und Armut bekämpft. Die Zeit zu handeln ist jetzt.
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Deshalb setzen wir Schwerpunkte bei Klima, Gerechtigkeit
und Bildung. Wir wollen das Geld in die Schulen, frühkindliche
Bildung und Betreuung, in einen leistungsfähigen öffentlichen
Nahverkehr, in energetische Gebäudesanierung, Energieeffi-
zienz und in moderne Energienetze, in unsere Städte, Dörfer
und Regionen stecken. Deshalb setzen wir uns ein für einen
schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien, für ökologische
Investitionen und energie- und ressourceneffiziente Produkte
und Produktionsprozesse: von der Automobilindustrie über
den Maschinenbau bis zur Chemieindustrie. Viel zu lange
schon wurden dort die Zeichen der Zeit verschlafen. Das rächt
sich jetzt. Da, wo unternehmenspleiten drohen und der Ruf
nach dem rettenden Staat laut wird, müssen wir nicht nur die
sozialen folgen abfedern, sondern wo immer möglich gleich-
zeitig mit dem ökologischen und ökonomischen umbau be-
ginnen. Nur das sichert die Jobs auch langfristig.
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Unsere Koordinaten:
Klima – Gerechtigkeit – Freiheit
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Im grünen Neuen Gesellschaftsvertrag verbinden sich Klima,
Gerechtigkeit und freiheit. Die anderen Parteien spielen das
gegeneinander aus. Wir sagen: Alle drei gehören zusammen!
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Eine aktive Klimapolitik schafft Gerechtigkeit und freiheit.
Investitionen ins Klima schaffen Arbeit – Erneuerbare Energien
und aktive Wärmedämmung haben allein in Deutschland hun-
derttausende Arbeitsplätze entstehen lassen. fortschreitender
Klimawandel jedoch erzeugt schwere ökonomische Krisen und
vernichtet Arbeitsplätze.
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Klimaschutz ist längst auch eine ökonomische frage – und
wird immer mehr zu einer sozialen frage. Schon heute gefähr-
det der Klimawandel die wirtschaftliche Existenz von vielen
und führt dazu, dass mehr Menschen als jemals zuvor auf der
Welt hungern. Die, die am wenigsten zum Klimawandel bei-
getragen haben, sind die, die am Ärgsten unter seinen folgen
leiden. Deshalb geht es um mehr Gerechtigkeit bei der inter-
nationalen lastenverteilung bei Klimaschutzmaßnahmen, aber
auch um Maßnahmen, sich an ein verändertes Klima anzupas-
sen. Eine konsequente Klimapolitik wird immer wichtiger, denn
mit der Zerstörung des Klimas berauben wir uns der Möglich-
keit, auch morgen ein leben in freiheit und Selbstbestimmung
zu führen. Deshalb streiten wir für ökologische fairness und
ein selbstbestimmtes leben in Verantwortung.
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Gerechtigkeit braucht freiheit. Wir treten dafür ein, dass
alle Menschen ihr leben in freiheit und Selbstbestimmung
führen können. freiheit heißt nicht die freiheit der Wenigen
und Starken, heißt nicht auf einem entfesselten Markt mög-
lichst hohen Profit an sich zu reißen. freiheit heißt Emanzipa-
tion, heißt gleiche Rechte – und freiheit gilt für alle. Das Erbe
der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR und den
osteuropäischen Staaten ist heute – 20 Jahre nach Mauerfall
und friedlicher Revolution – aktueller denn je: Im Mittelpunkt
grüner Politik, so heißt es im ersten Satz unseres Grundsatz-
programms, steht der Mensch mit seiner Würde und seiner
freiheit. hier und überall in der Welt. heute und Morgen.
Ein leben in Selbstbestimmung ist nur möglich, wenn wir
die natürlichen lebensgrundlagen erhalten. Wir wollen kei-
ne konforme, angepasste Gesellschaft, sondern gleiche Ver-
wirklichungsmöglichkeiten für alle. Vielfalt ist Reichtum. Wir
stehen auf gegen jede form von Rassismus und Rechtsex-
tremismus. Im 60. Jahr des Grundgesetzes wehren wir uns
gegen immer weitere Einschränkungen der Bürgerrechte,
die alle zum Sicherheitsrisiko machen, und gegen Versuche,
unteilbare Menschenrechte nach der herkunft zu teilen. Wir
leben in der Einen Welt. Es gibt kein Außen. Deshalb muss
für Klima, Gerechtigkeit und freiheit europäisch und global
gehandelt werden.
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Zu einer kritischen Bilanz gehört aber auch zu sagen, dass
wir uns in der Regierungszeit nicht immer durchsetzen konn-
ten und auch fehler gemacht worden sind. Daraus haben wir
gelernt. In der Vergangenheit haben wir immer wieder gezeigt,
wie man aus der Opposition heraus Politik gestaltet und ge-
sellschaftliche Bündnisse in politische Macht umsetzt. Die här-
tere Opposition ist nicht die lautere. Es ist die mit den besseren
Konzepten. Von der Senkung der Sozialversicherungsbeiträge
für Geringverdiener über ein Erneuerbares Wärmegesetz bis
zur finanzplatzbesteuerung schreiben andere Parteien heute
für ihre Wahlprogramme bei uns ab. Dort aber, wo sie es in
Politik umzusetzen versuchen, geschieht dies halbherzig und
zögerlich. Die grüne fassade der anderen Parteien blättert
schnell ab, wenn man daran kratzt. Dann wird klar: Die SPD
will neue Kohlekraftwerke als Klimaschutz verkaufen und die
CDu Atomkraft als »Ökoenergie«. Es zeigt sich: Nur wo Grün
draufsteht, ist auch Grün drin. Nur wo Grün regiert, wird Grün
Wirklichkeit.
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Wer GRÜN wählt, wählt Klimaschutz. Ökologische Poli-
tik ist wirtschaftliche Innovation für mehr Arbeitsplätze. Wir
wollen eine Million Jobs schaffen und die Infrastrukturen und
Schlüsselindustrien Autobau, Chemie und Maschinenbau neu
ausrichten auf zukunftsfeste Produkte und Arbeitsplätze. Wir
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Klima, Gerechtigkeit, freiheit – nur wo sich alles drei mit-
einander verbindet, wird auch die Grundlage gelegt für frie-
den. für Grüne gehören eine glaubwürdige friedens- und
Menschenrechtspolitik zusammen. In unserer Regierungszeit
haben wir eine Beteiligung an militärischen Abenteuern wie
dem Irak-Krieg abgelehnt und die zivile Konfliktprävention
gestärkt. für Auslandseinsätze gelten für uns enge Grenzen,
völkerrechtliche legitimation und der Vorrang der zivilen Kri-
senbewältigung. Wir stehen für die Stärkung der uN und die
weltweite Abrüstung, insbesondere von Atomwaffen. Wir
wollen einen Strategiewechsel in Afghanistan hin zum zivilen
Aufbau und weg von der militärischen Eskalation. Wir wollen
die Bundeswehr gemäß ihrer Aufgaben deutlich reduzieren
und die Wehrpflicht abschaffen.
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Wer GRÜN wählt, stimmt für den Wechsel zu Klima, Ge-
rechtigkeit, freiheit und legt das fundament für neue Arbeit,
echte teilhabe und nachhaltiges Wirtschaften.
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1. Anders Wirtschaften –
Ein Green New Deal für neue Arbeit
und Innovation
Der menschengemachte Klimawandel zeugt davon, wie unver-
nünftig wir wirtschaften. Die globale finanz- und Wirtschafts-
krise hat uns endgültig vor Augen geführt, dass die Art und
Weise, wie unsere Wirtschaft verfasst ist, zu katastrophalen Er-
gebnissen führt. Die Krise erfasst immer mehr Bereiche. Immer
mehr Menschen spüren ihre folgen ganz unmittelbar: Viele
haben bereits ihren Arbeitsplatz verloren oder Angst, ihn zu
verlieren. Andere haben einen teil ihrer Alterssicherung ein-
gebüßt, die meisten nicht etwa deshalb, weil sie überzogene
Rendite realisieren wollten, sondern weil sie schlecht beraten
wurden oder sich im finanzdschungel nicht zurechtfinden
konnten. Die globale Krise treibt unternehmen in die Pleite
und erfordert staatliche Eingriffe, die bislang unvorstellbar
schienen. Wo gerade noch 24-Stunden-Schichten gefahren
wurden, herrscht nun Kurzarbeit. Banken werden nun mit Mil-
liarden an Steuergeldern vor dem Zusammenbruch bewahrt,
während selbst im Konjunkturhoch der letzten Jahre in der
großen Koalition um jeden Euro mehr für langzeitarbeitslose
oder für Bildungseinrichtungen gefeilscht wurde.
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Ein grüner Neuer Gesellschaftsvertrag bedeutet für uns,
dass Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit nicht
mehr gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Wir wollen
eine soziale und ökologische Wirtschaftsordnung. Denn das
ist inzwischen auch klar: Nur wer ökologisch produziert, pro-
duziert auch ökonomisch vernünftig. Nicht nur deshalb, weil
die folgen von Klimawandel und umweltverschmutzung die
Volkswirtschaften und damit die Steuerzahlerinnen und Steu-
erzahler viel Geld kosten. Auch aus einem zweiten Grund: Der
Bedarf der Welt an Energie und Rohstoffen wächst täglich,
während die Vorräte rapide abnehmen. Schon jetzt gibt es
ernst zu nehmende Studien, die darauf hinweisen, dass das
fördermaximum bei Öl bereits überschritten ist. Die Preise für
Energie und Rohstoffe werden mittel- und langfristig wieder
dramatisch steigen. Deswegen kommt es entscheidend da-
rauf an, energie- und ressourceneffizienter zu produzieren.
Wer energieeffiziente und verbrauchsarme Produkte herstellt,
hat im globalen Wettbewerb die Nase vorn – egal ob es sich
um Automobile, Kühlschränke oder unterhaltungselektronik
handelt. Wir stehen an einem Wendepunkt der Industriege-
schichte: Konnte Wirtschaftswachstum sich früher durch die
förderung von immer mehr Öl, Gas, Kohle, uran und anderen
Rohstoffen steigern lassen, so kann in Zukunft wirtschaftlicher
Erfolg nur noch durch Effizienzsteigerung, mit Erneuerbaren
Energien und nachwachsenden Rohstoffen erreicht werden.
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Mit unserem Green New Deal wollen wir investieren in Kli-
ma, Gerechtigkeit und Bildung. Damit schaffen wir eine Milli-
on Jobs. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, neue Schie-
nen- und Energienetze, ein besserer ÖPNV, die Steigerung der
Energieeffizienz und vieles mehr – all das bringt neue Arbeit.
Im Klima- und Energiekapitel dieses Programms zeigen wir,
was das konkret bedeutet.
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Zukunftsinvestitionen vorziehen und die ökologischen und
sozialen Schwächen unserer Wirtschaftsordnung beseiti-
gen. Dabei setzen wir auf einen Mix aus klarer Ordnungs-
politik (z.B. CO2-Grenzwerte), neuen finanzierungsinstru-
menten (z.B. der Bürgerversicherung in der Gesundheit),
veränderten Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt
(u.a. das Progressivmodell) sowie vorgezogenen staatlichen
Investitionen (z.B. in Bildung oder Gebäudesanierung).
Die Schulden, mit denen wir jetzt die Krise bekämpfen,
sind einzig und allein dann gerechtfertigt, wenn damit für
die künftigen Generationen eine eindeutige Zukunftsren-
dite verbunden ist. Dies ist zum Beispiel bei Investitionen
in Klimaschutz der fall. Anders als die Schnellschuss-Kon-
junkturpolitik der Regierung ist unser Programm auf stetige
Investitionen über einen Zeitraum von vier Jahren angelegt.
Das schafft Verlässlichkeit und ermöglicht das nachhaltige
Entstehen der mindestens eine Million Jobs.
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leitbild für den Green New Deal ist eine Grüne Marktwirt-
schaft mit starken sozialen und ökologischen leitplanken. Wir
brauchen nicht neoliberale Deregulierung, sondern klare Re-
geln, um das funktionieren der Märkte sicherzustellen. Regeln,
die ökologisches und soziales handeln der Marktteilnehmer
belohnen. Grün heißt: ökologisch verträglich, wirtschaftlich
vernünftig, sozial und geschlechtergerecht. Wirtschaftkrise,
Klimakrise, Nahrungsmittelkrise, steigende Rohstoffpreise,
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Gute Wirtschaftspolitik ist nicht Interessenpolitik für Wirt-
schaftsverbände, lobbygruppen und Wohlhabende, sondern
Interessenpolitik für die Zukunft. Politik muss den Rahmen set-
zen für mehr Energieeffizienz, Ressourcenschutz, hochkarätige
umwelttechnologie und umweltdienstleistungen. Das betrifft
nicht nur die klassischen »grünen« Wirtschaftsbereiche. Auch
unternehmen der Autoindustrie, im produzierenden Gewerbe,
in der Chemieindustrie oder im Maschinenbau haben auf den
Märkten der kommenden Jahrzehnte nur dann eine Chance,
wenn sie den Strukturwandel zum nachhaltigen Wirtschaften
mitgehen. An einer ressourcenschonenden Produktionsweise
entscheidet sich heute in jedem Industriezweig die wirtschaft-
liche Zukunft. Dafür setzen wir auf verschiedene Instrumente,
die der dringend erforderlichen Vernunft zum Durchbruch
verhelfen, ohne wirtschaftliche freiheit zu verhindern. Der
Emissionshandel – richtig umgesetzt – belohnt unternehmen,
die klimaschonend produzieren, weil sie weniger Verschmut-
zungsrechte erwerben müssen, und bestraft klimaschädliche
Produktionsweisen. und mit der ökologischen Steuerreform
wird umweltverträgliches Verhalten belohnt. umweltschädi-
gendes Verhalten wird teurer.
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dern gestalten diese aktiv selbst. Grüne Industriepolitik setzt
Anreize für die Modernisierung, erneuert die gesamte Indus-
trieproduktion unter Energie- und Materialeffizienzgesichts-
punkten und treibt zukunftsweisende technologien voran.
Dieser Wechsel kommt nicht von selbst. Diesen Prozess des
umsteuerns einzuleiten und zu fördern, ist Aufgabe einer neu-
en, modernen Industriepolitik. Grüne Industriepolitik ist also
ein wichtiger Bestandteil einer strategischen Wirtschaftspoli-
tik, die den umbau gerade in der gegenwärtigen Wirtschafts-,
Ressourcen- und Klimakrise forciert und vor den klassischen
Industriebranchen nicht halt macht. Dadurch erschließen wir
neue Märkte. Dazu gehört auch eine intelligente und unbü-
rokratische steuerliche forschungsförderung für kleinere un-
ternehmen, bei denen viel technologisches Know-how und
Erfindergeist vorhanden ist.
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logischer Entwicklung stellt. Denn wir wissen, dass wir für die
herausforderungen des Klimawandels und zur Bekämpfung
der globalen Armut auch auf die Dynamik und Innovations-
kraft funktionierender Märkte angewiesen sind. Die globalen
finanzmärkte müssen wieder auf ihren eigentlichen Zweck, die
finanzierung von Investitionen, die Bereitstellung von liqui-
dität und die Übernahme von Risiken zurückgeführt werden.
Die jetzt eingesetzten finanziellen Mittel zur Bekämpfung der
finanzkrise und zur Stabilisierung der Märkte sind eine enorme
hypothek für die Zukunft. Denn sie beschränken unseren so-
zialen und politischen Spielraum in der Zukunft. Deshalb muss
sichergestellt werden, dass die Mittel auch eine nachhaltige
Strukturveränderung der Marktregulierungsinstrumente nach
sich ziehen.
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Wir wollen die finanzmärkte nicht nur stabil und gerecht ge-
stalten, sie müssen auch ökologischer werden. Die weltweiten
finanzmärkte haben das Potenzial, bei entsprechender Nach-
frage nach klimafreundlichen Investitionen durch Investoren
und Kunden zu einem zentralen hebel für mehr Klimaschutz
zu werden. Ziel grüner finanzpolitik ist es, mehr privates Kapi-
tal in ökologisch-soziales Investment umzulenken. Wir wollen
deshalb, dass die Vertriebsvorschriften für alle finanzdienst-
leistungsprodukte so geändert werden, dass im Beratungsge-
spräch auf die ökologische Dimension der Kapitalanlage hin-
gewiesen werden muss. Zudem braucht es Mindestkriterien,
was als »Nachhaltige Geldanlage« bezeichnet werden darf.
Wir fordern in diesem Zusammenhang auch eine Änderung
des Gemeinnützigkeitsrechts: Gemeinnützige Stiftungen sol-
len darüber berichten müssen, wie ökologische und soziale
Belange bei der Anlage ihres finanzvermögens berücksichtigt
werden. Staat, Kommunen sowie die öffentlichen-rechtlichen
Banken müssen bei finanzanlagen eine Vorreiterrolle in Sa-
chen Nachhaltigkeit einnehmen.
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Wir GRÜNE wollen dafür sorgen, dass ExistenzgründerInnen,
tüftlerInnen und der Mittelstand exzellente Bedingungen vor-
finden, indem wir Gründungshemmnisse abbauen und das ge-
sellschaftliche Innovationsklima fördern. Ob Kinderbackschule
oder Übersetzungsservice von Amtsdeutsch in umgangsspra-
che, ob Online-Müslimixer, Software-Schmiede oder Windan-
lagenbauer: Wir brauchen mehr Daniel Düsentriebs, die mit
guten Ideen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Eine
Gründerin mit einer verrückt anmutenden Geschäftsidee, von
der sie aber überzeugt ist, soll ebenso unterstützung finden
wie ein gescheiterter unternehmer, der eine zweite Chance
braucht. Wir wollen das Patentrecht so weiterentwickeln, dass
es die Kultur der Selbstständigkeit fördert und nicht hemmt.
Patente müssen auf wirklich neue Produkte und Ideen be-
schränkt werden. Sie dürfen nicht als Waffe gegen Neugrün-
der missbraucht werden. Deshalb wollen wir auch auf europä-
ischer Ebene eine Reform des Europäischen Patentwesens und
seine Kontrolle durch das Europäische Parlament. Wir wollen
eine Gesellschaft, in der Selbstständigkeit eine selbstverständ-
liche Option im Berufsleben ist. Dazu bedarf es eines besseren
Zugangs zu Wagniskapital und eine bessere Versorgung mit
Mikrokrediten. Existenzgründungen sind für uns kein bürokra-
tischer Akt, sondern kreativer Aufbruch, der Innovationen und
Arbeitsplätze ermöglicht und persönliche freiheit verwirklicht.
Wir brauchen deshalb mehr und bessere Beratungsangebote
für Gründerinnen und Gründer – gerade für Erwerbslose, Mi-
grantinnen und Migranten und Menschen mit Behinderungen
– und mehr unterstützung und finanzielle Ausstattung für
Gründungen, vor allem für solche, die aus der Arbeitslosig-
keit heraus erfolgen. Wir rücken mittelständische und kleine
unternehmen und das handwerk in den fokus unserer Wirt-
schaftspolitik. Gerade diese unternehmen erreichen ihre Wert-
schöpfung häufig nachhaltig. Das wollen wir weiter fördern.
Mittelständische unternehmen sind gerade auch für die Aus-
bildung junger Menschen von hoher Bedeutung und damit für
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Investitionen in Umwelt belohnen – ökologische Finanzre-
form statt Klimakiller-Subventionen
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Die Idee der ökologischen finanzreform ist einfach: Preise
müssen die ökologische Wahrheit sagen. Wer umweltfreund-
lich produziert und konsumiert, soll weniger bezahlen als jene,
die umwelt und Klima verschmutzen. Dazu müssen umwelt-
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schädliche Subventionen abgebaut und umweltfreundliches
Verhalten steuerlich belohnt werden. Vor allem aber muss die
Steuerlast vom faktor Arbeit hin zum faktor umwelt verla-
gert werden, wovon die Bürgerinnen und Bürgern unmittelbar
profitieren. In unserer Regierungszeit haben wir mit der öko-
logischen finanzreform begonnen. Jetzt wollen wir sie fort-
setzen, denn von der großen Koalition gab es Stillstand statt
fortschritt. Statt der Entfernungspauschale wollen wir eine
Mobilitätszulage einführen, die unabhängig vom Einkommen
allen Beschäftigten gezahlt wird. Das Dienstwagenprivileg für
große Spritfresser wollen wir abschaffen. Dass die Steuerzah-
lerinnen und Steuerzahler Milliarden für firmenlimousinen
aufbringen müssen, ist weder ökologisch noch sozial, genau-
so wenig wie die Steuerbefreiung von flugbenzin. Die lKW-
Maut wollen wir weiter entwickeln als Klimaschutzinstrument
und zur Internalisierung der externen Kosten des Güterver-
kehrs. Zur ökologischen finanzreform gehört auch, dass zu-
künftig Brennelemente wie fossile Brennstoffe behandelt und
besteuert werden. Die Kohlesubventionen wollen wir been-
den und die Ausnahmen bei der Ökosteuer streichen. Zugleich
wollen wir die Stromsteuer auf Strom aus Erneuerbaren Ener-
gien abschaffen. Der Emissionshandel kann erst dann seine
Wirkung ganz entfalten, wenn die Zertifikate grundsätzlich
versteigert werden und es keine Schlupflöcher mehr für en-
ergieintensive Branchen gibt. Dass die CO2-Zertifikate heute
praktisch kostenlos zugeteilt werden, hat nicht nur massive
fehlanreize verursacht, es entstehen auch milliardenschwere
Zusatzgewinne der Energiekonzerne, ohne dass die unterneh-
men etwas dafür hätten tun müssen. um dem ein Ende zu
bereiten, setzen wir uns für die Besteuerung dieser ungerecht-
fertigten Zusatzgewinne (sogenannte »Windfall-Profits«)
in lenkungswirksamer höhe ein. Wir wollen die Grundsteu-
er ökologisch ausgestalten und damit die Anreize für einen
sparsamen flächenverbrauch verstärken. Die öffentliche hand
muss mit gutem Beispiel voran gehen und nachhaltig investie-
ren, das heißt sie soll ihre finanzanlagen an sozialen, ethischen
und ökologischen Aspekten orientieren. Dadurch soll die ge-
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samtgesellschaftliche Entwicklung hin zu klimaschonenden
Konsum- und Produktionsweisen die dringend notwendige
Beschleunigung erhalten.
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In Zeiten der Krise muss der Staat konjunkturpolitisch tätig
werden. Dafür müssen zusätzliche Schulden aufgenommen
werden. Das heißt jedoch nicht, dass gleichzeitig alle beste-
henden Programme und Ausgaben blind weitergeführt wer-
den müssen, nur weil sie Geld kosten. Auch in einer Rezession
muss sich der Staat überlegen, welche Ausgaben unsinnig und
wenig effektiv sind – etwa im Verteidigungs- oder Verkehrsetat.
Nachhaltige haushaltspolitik steht im Einklang mit gezielten
Investitionen in umwelt, Klima, Bildung und Gerechtigkeit. In
diesen Bereichen können wir eine echte Zukunftsrendite erzie-
len. für uns ist klar: Wer heute neue Schulden macht, braucht
eine klare Vorstellung, wie er diese künftig tilgen will. So kann
auch in der Krise eine haushaltspolitik im Sinne zukünftiger
Generationen umgesetzt werden.
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2. Die Zukunft ist erneuerbar –
Mit neuer Energie gegen Atom, Kohle
und Wirtschaftskrise
Die große Koalition redet vom Klima. Wir handeln. Wir sind
bereits für den Wechsel von Atom, Kohle, Öl und Erdgas zu Er-
neuerbaren Energien eingetreten, als für andere Parteien mehr
Wachstum oder weniger Steuern zählten.
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Die folgen des Klimawandels sind schon heute spürbar. An-
dere Regionen der Welt leiden bereits massiv unter hitzewellen,
Versteppung, Orkanen und Überschwemmungen, verursacht
durch die Klimazerstörung. und der Klimawandel macht auch
vor unserer eigenen haustür nicht halt. Bäuerinnen und Bauern
in Brandenburg sind von andauernder trockenheit bedroht, in
den Alpen schmelzen die Gletscher. Die Jahrhunderthochwasser
der letzten Jahre sind unvergessen. An der Nordseeküste ent-
wickeln Kommunen neue Pläne für höhere Deiche zum Schutz
vor stärkeren Stürmen. Das alles ist erst ein Vorspiel für das, was
kommen wird, wenn wir jetzt nicht handeln.
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Klimaschutz ist kein luxus für gute Zeiten. Er ist (über-)
lebensnotwendig. Wir GRÜNE stehen ohne Wenn und Aber
zum Ziel, die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert auf ein
Minimum zu begrenzen. Alle Industriestaaten müssen dafür
ihren treibhausgasausstoß bis 2050 um deutlich mehr als 80
Prozent reduzieren. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen
sogar nahe, dass bis zu 95 Prozent Reduktion des Klimaaus-
stoßes der Industriestaaten nötig sein wird. Bis 2020 wollen wir
in Deutschland mindestens minus 40 Prozent im Verhältnis zu
1990 erreichen. Mit einem Klimaschutzgesetz wollen wir dieses
Ziel zur Minderung der treibhausgasemissionen verbindlich
festschreiben und das Erreichen des Zielpfades überwachen.
Wir wollen dabei auch dem britischen Beispiel folgen und für
alle Ministerien eigene Emissionsvorgaben (»Carbon Budgets«)
einführen, über deren Einhaltung die verantwortlichen Minister-
innen und Minister Bericht erstatten müssen. Bis 2040 wollen
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wir in Deutschland 100 Prozent der Energie aus erneuerbaren
Quellen bereitstellen, in der Stromerzeugung wollen wir dieses
Ziel schon bis 2030 erreichen. Gerade in der Wirtschaftskrise
dürfen wir den Klimaschutz nicht hintenan stellen. Spätestens
seit dem Bericht von Nicholas Stern, der die Kosten für un-
terlassenen Klimaschutz errechnet hat, wissen wir: Klima- und
umweltschutz zahlen sich auch unter ökonomischen Gesichts-
punkten aus. Die folgen des ungebremsten Klimawandels
könnten uns nach seriösen Berechnungen bis zu 20 Prozent
des globalen Bruttoinlandsproduktes kosten. Klimaschutz ko-
stet zwar auch Geld, aber nur einen Bruchteil davon.
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Es ist an der Zeit, die Chance in der Krise zu nutzen und
unser Wirtschaften auf das Ende des fossilen Zeitalters umzu-
stellen. Die Bundesregierung hat hier auf ganzer linie versagt.
Von der angeblichen Klimakanzlerin ist nichts geblieben, statt-
dessen hat sie gemeinsam mit dem umwelt- und Wirtschafts-
minister in Brüssel lobbypolitik für die deutsche Auto- und
Energiewirtschaft betrieben. und in Berlin hat sie fünf Milli-
arden Euro Zuschuss für Autokäufe bereitgestellt, die an kei-
nerlei Klimaschutzauflagen gebunden sind. Statt Anreize für
sparsame Autos der Zukunft erhalten die Automobilkonzerne
eine Belohnung für ihre falsche Modellpolitik.
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Eine ambitionierte Klima- und umweltpolitik mindert nicht
nur die Kosten in der Zukunft. Sie rechnet sich auch heute
schon: 1,8 Millionen Beschäftigte zählt die umweltwirtschaft
inzwischen. Mehr als 250.000 Menschen arbeiten allein im
Bereich der Erneuerbaren Energien, mehr als in der Kohlewirt-
schaft. In Ostdeutschland ist die Solarindustrie längst von der
Nischen- zur leitbranche geworden. Nirgendwo in Europa
werden mehr Photovoltaikbauteile produziert. Die Energie-
wende ist zum Jobmotor geworden. Aktuelle Studien bele-
gen, dass die umwelttechnologie zur neuen leitindustrie mit
erheblichem weiteren Beschäftigungspotenzial wird. Allein im
Klimaschutz werden für die kommenden Jahre über eine halbe
Million neuer Jobs prognostiziert.
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Klimaschutz ist ein Schlüssel für mehr Gerechtigkeit, glo-
bal und lokal. Von den folgen des Klimawandels und einer
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Klimaschutz sichert und schafft freiheit. Wir müssen jetzt
das Klima schützen, sonst werden wir morgen zu Getriebenen
und verlieren die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten le-
ben. Deshalb gehört der Klimaschutz als Staatsziel ins Grund-
gesetz. Wir GRÜNE kämpfen für unabhängigkeit von fossi-
len Rohstoffen. Wir wollen weg vom Öl, weg von Kohle und
uran. Wir wollen in den Städten wieder atmen können und
frei von feinstaub und lärmbelästigung leben. Wir wollen
Mobilität für alle, statt im Stau festzusitzen – mit intelligenten
Verkehrskonzepten und nachhaltiger Mobilität.
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Deswegen sind eine neue Energiepolitik und der umwelt-
und Klimaschutz das herzstück eines grünen Neuen Gesell-
schaftsvertrages. Öffentliche Investitionen und die Rahmen-
bedingungen für den Markt müssen darauf ausgerichtet sein,
den umstieg vom fossil-atomaren in das solare Zeitalter so
schnell wie möglich zu schaffen. Zum Erhalt unserer eigenen
lebensgrundlagen und mit Blick auf nachfolgende Generati-
onen müssen wir das Klima genauso schützen wie auch die bi-
ologische Vielfalt, luft, Wasser und Boden. Zugleich legen wir
damit die Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft und
für Beschäftigungswachstum in wichtigen Zukunftsindustrien.
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Mit dem grünen Neuen Gesellschaftsvertrag wird endlich
Schluss damit gemacht, dass Ökologie, Ökonomie und Sozi-
ales gegeneinander ausgespielt werden. Mit uns wächst zu-
sammen, was zusammen gehört: Klima, Gerechtigkeit und
freiheit.
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Warum Geld für den Import von Öl, Kohle und Gas ausge-
ben, wenn sich das Geld besser investieren lässt? Im Jahr
2008 haben wir die unglaubliche Summe von 100 Milliarden
Euro für den Import von Öl, Kohle, Gas und uran ausgege-
ben. Dieses Geld lässt sich besser anlegen. Die Sonne schickt
uns keine Rechnung. Der Neue Gesellschaftsvertrag heißt für
uns: Schritt für Schritt vollständig auf Erneuerbare Energien
wie Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und Geothermie umzu-
stellen und die Energieeffizienz deutlich zu steigern. Das lohnt
sich dreifach: Es schützt das Klima, schafft Jobs, stärkt die re-
gionale Wirtschaft und nützt handwerk und Mittelstand. Bis
2020 setzen wir auf einen Anteil von mindestens 40 Prozent
bei der Stromproduktion und 30 Prozent bei der Wärmepro-
duktion. Der Erfolg gibt uns Recht. Bis Ende 2008 haben wir
durch das von uns im Jahr 2000 durchgesetzte Erneuerbare-
Energien-Gesetz (EEG) bereits mehr als 15 Prozent beim Strom
erreicht. Das EEG ist inzwischen zum weltweiten Modell für er-
folgreiche Energiepolitik geworden und muss erhalten bleiben.
Den Ausbau der Netze wollen wir durch bessere Bedingungen
für Erdkabel erleichtern und beschleunigen. Wir wollen einen
weiteren starken Ausbau der Erneuerbaren Energien. Beste-
hende bauplanerische hindernisse wollen wir unter Wahrung
der Naturschutzbelange ausräumen.
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Weil der Klimawandel schneller voranschreitet als noch vor
wenigen Jahren vorhergesagt, müssen wir viel mehr tun. Der
nächste große Schritt muss folgen. Nach dem Boom beim Strom
muss nun der Boom bei der Wärme folgen. Immer mehr Ort-
schaften stellen inzwischen ihre Energieversorgung vollständig
auf erneuerbare Quellen um. Sie beziehen Energie von ihren
Bäuerinnen und Bauern, die Biomasse von feldern und Wäldern
zu Strom und Wärme machen. Diesen Pionieren sollen viele
Orte folgen. Wir wollen ein Wärmegesetz, das auch im Ge-
bäudebestand die Nutzung Erneuerbarer Energien vorgibt. Mit
ihrem nur auf wenige Neubauten beschränkten Gesetz ist die
große Koalition auch hier zu kurz gesprungen. Wir wollen eine
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Energiesparen ist einer der schnellsten Wege, das Klima
zu schützen und den Geldbeutel von hohen Energiekosten zu
entlasten. unser umgang mit Energie ist gekennzeichnet durch
eine unglaubliche Verschwendung. Eine Glühbirne macht nur
drei Prozent der eingesetzten Energie zu licht, häuser las-
sen bis zu 90 Prozent der heizenergie ungenutzt nach außen
Seite: 35
Die Wende zu einer klimafreundlichen und schadstoffarmen
Energiepolitik gelingt nicht mit dem Bau neuer Kohlekraft-
werke. Neue Kohlekraftwerke blockieren ebenso wie eine
laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken den notwendigen
Ausbau der Erneuerbaren Energien und der hocheffizienten
Kraft-Wärme-Kopplung. Es ist eine teure Energieverschwen-
dung zu lasten von Verbraucherinnen und Verbrauchern so-
wie dem Klima, neue Großkraftwerke zu bauen, die mehr als
die hälfte der Energie nutzlos an die umgebung abgeben.
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Deswegen ist es falsch, dass die Bundesregierung neue Kli-
makiller mit Steuermilliarden subventionieren will. Selbst die
heute wirksamsten Kohlekraftwerke sind für das Erreichen der
zugesagten deutschen Klimaziele nicht geeignet. Wir GRÜNE
stehen an der Seite der Bürgerinitiativen und umweltverbän-
de, die an vielen Orten gegen den Neubau von gesundheitsge-
fährdenden Kraftwerken kämpfen. Wir lehnen den Bau neuer
klimaschädlicher Kohlekraftwerke ab. Die CCS-technik ist ein
ungedeckter Scheck. Das von der großen Koalition vorgelegte
Gesetz zur CCS-technologie lehnen wir ab, wir wollen keine
CO2-Endlagerexperimente zu lasten nachfolgender Generati-
onen und zukünftiger Nutzungen.
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Derzeit haben die zuständigen Behörden keine juristische
handhabe, den Bau von Kohlekraftwerken aus Klimaschutz-
gründen zu verhindern. Das ist eine lehre der Auseinander-
setzung um das Kraftwerk Moorburg. Wir wollen das Geneh-
migungsrecht für Kohlekraftwerke so reformieren, dass ein
Seite: 36
Durch das Klimapaket von CDu/CSu und SPD kommt die
energetische Sanierung der Gebäude nur im Schneckentempo
voran. Wir wollen das tempo bei Wohngebäuden mindestens
verdoppeln. Wir wollen erneuerbare Wärme stärker fördern,
um die Abhängigkeit von Öl und Erdgas zu verringern. So
schaffen wir stabilere Wärmepreise und leisten einen wich-
tigen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.
Seite: 36
Über Energieeffizienz wurde in den letzten vier Jahren viel
geredet – passiert ist fast nichts. Der Stromverbrauch steigt
immer noch jährlich weiter an. Dabei ist klar: Jede eingesparte
Kilowattstunde spart Kosten und schont das Klima. und bringt
gerade für Einkommensschwache wichtige Einsparungen. Wir
werden Energieeffizienz zu einem Schwerpunkt unserer Regie-
rungsarbeit machen.
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Wir brauchen nachhaltige Städte und Regionen, deren In-
frastrukturen an den Klimawandel angepasst werden müssen.
Darum sind integrierte kommunale Klimaschutzkonzepte ge-
fordert mit klaren Zielvorgaben zur CO2-Reduktion. Dies wol-
len wir mit einer Bundesinitiative für eine »Grüne Stadtent-
wicklungspolitik« unterstützen.
Seite: 37
Verkehrsmittel und auf konsequent umwelt- und klimascho-
nende Verkehrstechnik. Wir wollen lebensqualität, die nicht
nur hinter dem lenkrad, sondern auch auf den Gehsteigen,
fahrradwegen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zu finden
ist. Mit unserem Programm »Vision Zero« wollen wir den Stra-
ßenverkehr sicherer machen mit dem Ziel, die Zahl der Ver-
kehrstoten auf Null zu reduzieren.
Seite: 37
Eines der klima- und umweltfreundlichsten Verkehrsmittel
über längere Distanzen ist und bleibt die Bahn. um den um-
weltvorteil noch auszubauen, sollen Schienenstrecken weiter
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Das riesige Wachstum des klimaschädlichen flugverkehrs
zum taxitarif ist vor allem durch die heutige massive Subven-
tionierung des flugverkehrs möglich geworden. Der in der Eu
beschlossene Emissionshandel für den luftverkehr muss effektiv
ausgestaltet werden. Wir wollen die Steuerprivilegien bei der
Energiebesteuerung (Kerosinsteuer) und bei Auslandsflügen
(Mehrwertsteuer) beenden und eine flugticketabgabe einfüh-
ren. Anstelle des konkurrierenden Ausbaus immer mehr Regio-
nalflughäfen wollen wir eine bundesweite flughafenkonzeption.
Staatliche Subventionen für flughafenaus- oder neubauten leh-
nen wir ab. Die Bundesregierung muss hier mit gutem Beispiel
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Die deutsche Autoindustrie hat die klimafreundliche Entwick-
lung aktiv blockiert. Das rächt sich jetzt. Denn Nutzung und
Wachstum der weltweiten Autoflotte ist nur dann sozial und
umweltverträglich möglich, wenn Verbrauch und Emissionsaus-
stoß massiv gesenkt werden. Die große Koalition hat es nicht
einmal geschafft, in die sogenannte »Abwrackprämie« eine Kli-
makomponente einzubauen, sondern auch den Kauf zum Bei-
spiel von Gelände- und Sportwagen mit 2.500 Euro prämiert.
Nur wer mit umweltverträglichen Autos auf dem internationa-
len Markt präsent ist, hat wirtschaftlich eine Zukunft und bleibt
wettbewerbsfähig. Deswegen kommt es darauf an, dass zu-
künftig die innovativsten und effizientesten Autos in Deutsch-
land vom Band rollen. Sofern hilfen für die Automobilindustrie
gewährt werden, müssen diese mit ökologischen Kriterien ver-
knüpft werden. Der durchschnittliche CO2-Grenzwert soll bis
2020 auf 80 Gramm pro Kilometer abgesenkt sein und 2030
abermals deutlich darunter liegen. Die Privilegien für große
spritschluckende Dienstlimousinen wollen wir bei der Kfz- und
Dienstwagenbesteuerung streichen und sparsame Autos deut-
lich begünstigen. Wir wollen ein flächendeckendes tempolimit
von 120 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf landstraßen
einführen, auch um das Wettrüsten um die stärksten Motoren
zu beenden.
Seite: 39
Elektromobilität mit zusätzlichem Strom aus Erneuerbaren
Energien ist annähernd klimaneutral, leise, schadstofffrei und
löst unsere Abhängigkeit vom Öl. Wir wollen dafür sorgen,
dass bis 2020 mindestens zwei Millionen Elektrofahrzeuge auf
Deutschlands Straßen fahren. Dafür legen wir ein Marktan-
reiz- und forschungsprogramm in höhe von 500 Millionen
Euro jährlich auf, aus dem unter anderem ab dem 1.1.2011 ein
jährlich sinkender Anschaffungszuschuss für Elektrofahrzeuge
von anfangs bis zu 5.000 Euro zum Ausgleich der Mehrkosten
Seite: 39
Vorreiter beim Klimaschutz
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Weltweiter Klimaschutz ist nur mit einem neuen globalen Kli-
maabkommen zu haben. Mit dem politischen Wechsel in den
uSA besteht die Chance für einen historischen Wandel in der
Klimapolitik. Aber Barack Obama wird eine ambitionierte Kli-
mapolitik nur durchsetzen können, wenn Europa beweist, dass
es den Klimaschutz ernst nimmt und eine Vorreiterrolle über-
nimmt. und das geht nur, wenn Deutschland seiner Verant-
wortung in Europa gerecht wird. Aber wenn es drauf ankam,
hat die schwarz-rote Bundesregierung den Klimaschutz immer
den lobbyinteressen geopfert.
Seite: 39
Wir GRÜNE setzen auf einen beschleunigten Ausbau Erneu-
erbarer Energien weltweit und auf einen effektiven Emissions-
handel. CO2 braucht einen Preis, damit ein umdenken statt-
findet. Wer mit CO2 verschmutzt, muss zahlen, wer das Klima
schont, kann sparen. Deshalb sind wir dafür, die Emissionszer-
tifikate grundsätzlich zu versteigern statt sie zu verschenken.
Wir wollen, dass Klimaschutzpolitik zum ökologischen umbau
unserer Industriegesellschaft führt. Wir wollen nicht zulassen,
dass Minderungsleistungen außerhalb von Deutschland oder
Europa über die kritischen, sogenannten »flexiblen Mechanis-
men« billig und unbegrenzt eingekauft werden können.
Seite: 39
Ein neues Klimaabkommen muss auf einem gerechten Aus-
gleich zwischen Nord und Süd beruhen. Es muss die Verant-
wortung der Industriestaaten für den Klimawandel und das
Menschenrecht auf Entwicklung anerkennen.
Seite: 39
Deutschland als Industrieland hat in den letzten 100 Jahren
erheblich zum Klimawandel beigetragen. Wir stehen zur unserer
historischen Verantwortung und unterstützen den Ansatz der
»Greenhouse Development Rights«. Dabei werden die Reichen
aller länder in die Reduktionsbemühungen einbezogen, wäh-
rend Menschen, die unter einer bestimmten Wohlstandsgrenze
leben, das Recht auf nachhaltige Entwicklung ohne Minde-
Seite: 40
rungsverpflichtung haben. Wir wollen, dass die Industrieländer
nicht nur ihren Ausstoß an treibhausgasen konsequent verrin-
gern, sondern auch ihr geistiges (Wissenstransfer) und materi-
elles Know-how für umweltfreundliche technik umfassend zur
Verfügung stellen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die
nach Berechnungen von uNO und Weltklimarat dafür erforder-
lichen Milliardenbeträge zur Verfügung gestellt werden.
Seite: 40
• … macht Deutschland wieder zum Vorreiter im Klimaschutz,
spart Energie und setzt sie effizienter ein.
Seite: 40
• … hilft, die Auswirkungen des Klimawandels auf ein erträg-
liches Maß zu begrenzen.
Seite: 41
Ohne eine aktive Klimapolitik sind weder Gerechtigkeit
noch freiheit zu haben. Ein umstieg auf Erneuerbare Energien,
die staatliche förderung der Wärmedämmung und der Ausbau
des ÖPNV verhindern, dass sich schon bald viele Menschen
den Zugang zu Energie, Wärme und Mobilität nicht mehr lei-
sten können. Ohne ökologische fairness geht Klimaschutz zu
lasten der Einkommensschwachen. Wir wollen jene unterstüt-
zen, die sich alleine keinen energieeffizienten Kühlschrank oder
ein sparsameres Auto leisten können. Wir wollen Maßnahmen
zur Energieeinsparung verbinden mit einer kostenfreien Ener-
gieberatung für einkommensschwache haushalte.
Seite: 52
unsere Gesellschaft steht vor großen herausforderungen.
Wir brauchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
Antworten auf diese herausforderungen suchen. Die Neu-
ordnung des Weltfinanzsystems, der Klimawandel, die Be-
kämpfung von Armut weltweit, die Gestaltung der Wissens-
gesellschaft und der demografische Wandel sind nur einige
davon. Dafür muss Wissenschaft frei denken können und sich
zugleich ihrer Verantwortung für eine lebenswerte Welt, eine
offene Gesellschaft und eine faire und nachhaltige Wirtschaft
bewusst sein.
Seite: 63
6. Verbraucherinnen und Verbraucher
an die Macht –
Informationsfreiheit und Sicherheit
Schöne neue Warenwelt. Aber wer findet sich noch zurecht
im Kleingedruckten? Wer hat nicht das Gefühl, immer öfter
abgezockt zu werden? Energiemonopolisten kassieren bei den
Stromtarifen ab. Der Werbeterror am telefon nervt. Gentech-
nikfreie Ernährung oder klimafreundliches Einkaufen wird zum
Suchspiel für kritische Verbraucherinnen und Verbraucher. Wir
wissen oft nicht einmal, was in den Produkten wirklich drin ist
und unter welchen Bedingungen sie hergestellt sind.
Seite: 64
Grüne Verbraucherpolitik dient dem Klimaschutz. Gutes le-
ben hängt für uns mit einem nachhaltigen lebensstil zusam-
Seite: 64
men. Wer die quälerische Massenhaltung bei tieren ablehnt
und saisonale Biolebensmittel kauft, tut sich etwas Gutes und
sorgt außerdem für eine bessere umwelt und sichere Arbeits-
plätze in der Region. Wenn der Einkaufskorb in Zukunft noch
stärker strategisch genutzt wird, werden gierige Spritfresser
und energieverschwenderische Klimakiller in den haushalten
immer weniger. Ohne gesetzliche Vorgaben klappt das nicht,
denn freiwillige Selbstverpflichtungen, zum Beispiel der Auto-
industrie zur CO2-Reduzierung, wurden in der Vergangenheit
zu häufig gebrochen. Vor allem eine bessere Kennzeichnung
– die zum Beispiel den Ressourcenverbrauch der Produkte an-
gibt – und ökologisch-sozial faire Preise erlaubt es jedem Geld-
beutel, auf zukunftsfähige Produkte umzusteigen.
Seite: 64
Wir fordern ein umfassendes Informationsrecht für Verbrau-
cherinnen und Verbraucher. Das Verbraucherinformationsge-
setz der großen Koalition lehnen wir als Etikettenschwindel
ab. Verbraucherrelevante Informationen auf den Produkten
müssen verpflichtend werden. Wir wollen ein Nachhaltigkeits-
siegel, das die ökologischen und sozialen Auswirkungen einer
Ware wie Klimaschäden deutlich erkennbar macht. Wir wol-
len eine aktive und wirksame Politik der Verbraucheraufklä-
rung mit einem erweiterten Bildungs- und Beratungsangebot
der Verbraucherverbände. Bund und länder müssen hier ein
gemeinsames finanzkonzept für die Verbraucherarbeit entwi-
ckeln. Wir schlagen hierzu eine eigene Stiftung vor.
Seite: 65
Vier Großkonzerne auf dem deutschen Strom- und Gasmarkt
nutzen ihre monopolartige Marktmacht aus für wucherische
Preistreiberei und überzogene Rekordprofite. Sie werden da-
bei von SPD und CDu/CSu beschirmt. Wir kämpfen für faire
Energiepreise und mehr Wettbewerb auf den Energiemärkten.
Ein Schritt dahin ist die Überführung der Energienetze aus dem
Eigentum der Konzerne in eine öffentlich kontrollierte Netzge-
sellschaft. Wir wollen einen Marktwächter schaffen, der Ver-
braucherinteressen gegenüber den Energiekonzernen, der Po-
litik und den Aufsichtsbehörden durchsetzt. Weitere Ziele sind
klimafreundliche und soziale tarifmodelle und der erleichterte
Wechsel zu Ökostrom. Bei der Preisbildung soll darüber hi-
naus eine gewisse Stabilitätsfrist gelten. Stündlich wechseln-
de Preisangaben, zum Beispiel für Benzin an tankstellen, sind
wettbewerbswidrige lockvogelangebote.
Seite: 67
umweltschutz ist eine frage der Gerechtigkeit. Die lärm-
belastung nimmt zu und trifft gerade Menschen, die sich keine
ruhigen Wohnorte leisten können. In zahlreichen lebensmit-
teln werden chemische Rückstände sogar über den erlaubten
Werten gefunden, selbst Stoffe, die schon lange verboten sind.
Ganz zu schweigen vom Cocktail an umweltgiften, der auf
uns einwirkt, ohne dass die Zusammenhänge erforscht oder
gar bekannt sind. Die Zahl der Kinder, die Allergien, haut- und
Bronchialerkrankungen haben, wächst. Aber auch weltweit
wirkt sich der rücksichtslose umgang mit der Natur aus. Vie-
len fischerinnen und fischern geht der lebensunterhalt wegen
industrieller Überfischung und Meeresverschmutzung verloren.
Den armen Regionen der Welt ist eine grüne Revolution auf
dem Acker versprochen worden, aber geliefert wurden nur
neue Abhängigkeiten von internationalen Saatgutkonzernen
und Chemieunternehmen. 15 Prozent der Weltbevölkerung
verschwenden über die hälfte der Rohstoffe. Sie erwärmen
das Weltklima, exportieren ihren Müll, verschmutzen Meere
und die Atmosphäre. Schlimmer noch: Verschwendung und
Verschmutzung sind zum Synonym für Wohlstand geworden.
So werden die lebensgrundlagen kommender Generationen
zerstört.
Seite: 69
Wussten Sie, dass der Spatz, der laubfrosch und die Arnika be-
reits auf der Roten liste bedrohter Arten stehen? Wir kämpfen
für den wirksamen Schutz von Natur und Artenvielfalt. Denn
es ist die biologische Vielfalt an tieren, Pflanzen und lebens-
räumen, die unseren Planeten einzigartig macht. Sie ist aber
auch eine unverzichtbare Bedingung unseres lebens, denn
sie versorgt uns mit sauberer luft, fördert die fruchtbarkeit
unserer Böden, liefert die Grundlagen unserer Ernährung und
reguliert auf natürliche Weise unseren Wasserhaushalt und
unser Klima. Dabei verfolgen wir einen umfassenden Ansatz.
Der Schutz muss flächendeckend erfolgen – in den Schutzge-
bieten und auf der genutzten fläche. Deshalb geht biologische
Vielfalt nicht nur die NaturschützerIn etwas an, sondern zum
Beispiel auch die landwirtIn und die Städte- und Verkehrs-
planerIn. Die nationale Biodiversitäts-Strategie muss gestärkt
werden durch verbindliche Zeit- und Maßnahmenpläne sowie
Sanktionsmöglichkeiten und zusätzliche finanzielle Mittel.
Seite: 69
Aber auch unserer internationalen Verantwortung wollen
wir gerecht werden: Ein Stopp der weltweiten Entwaldung
hilft dem Klima und der biologischen Vielfalt, kann aber auch
zur Überwindung der Armut in Entwicklungs- und Schwellen-
ländern beitragen. Das von uns schon lange geforderte ur-
waldschutzgesetz muss endlich kommen. Der Schutz der bio-
logischen Vielfalt muss in den nationalen und internationalen
Klimaschutzprozess integriert werden. für den internationalen
Waldschutz muss ein tragfähiges finanzierungssystem mit ho-
hen ökologischen und sozialen Standards geschaffen werden.
Dabei sind für uns die gleichberechtigte Einbeziehung und Be-
rücksichtigung der Interessen indigener Völker sowie Gerech-
tigkeits- und Menschenrechtsaspekte nicht verhandelbar.
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Agrarpolitik ist Zukunftspolitik, denn Art und Weise der land-
bewirtschaftung sind ein entscheidender Schlüssel für die lö-
sung der großen herausforderungen unserer Zeit: Welternäh-
rung, Klimawandel und Artensterben.
Seite: 71
Statt diesen Weg weiter zu verfolgen, hat die große Koa-
lition in Brüssel immer nur für die Besitzstandswahrung von
Großgrundbesitzern und Agroindustrie gekämpft. Nachfrage
und umsatz von Biolebensmitteln steigen seit Jahren zweistel-
lig, doch die verfehlte förderpolitik von Schwarz-Rot hat dazu
geführt, dass in Deutschland kaum neue Betriebe auf ökolo-
gische Produktion umstellen. Das muss wieder anders werden.
Agrarsubventionen soll es in Zukunft nur geben, wenn um-
welt und Klimaleistungen erbracht und Arbeitsplätze geschaf-
fen werden. Außerdem setzen wir uns für die Stärkung der
gentechnikfreien Regionen ein.
Seite: 71
unter GRÜNER Regierungsbeteiligung wurden den Bäue-
rinnen und Bauern neue Möglichkeiten bei der Nutzung von
Biomasse eröffnet und regionale Wirtschaftskreisläufe auf-
gebaut. Die große Koalition hat durch den Zwang zur Beimi-
schung von Agrokraftstoffen, diese Kreisläufe wieder zerstört.
Die großen Mineralölkonzerne haben das heft in die hand ge-
nommen. Sie importieren Palmöl und Ethanol ohne Rücksicht
auf soziale und ökologische Standards. leere teller, volle tanks
– das wollen wir nicht. Zur globalen Gerechtigkeit gehört, dass
wir keinen Agrokraftstoff tanken, für den Menschen hungern
und Regenwälder abgeholzt werden. Dasselbe gilt auch für den
Import von futtermitteln, der Grundlage für die Massentier-
haltung und den übermäßigen fleischkonsum in Deutschland
ist. Bei jeglicher Biomassenutzung muss sichergestellt werden,
dass Anbau, Verarbeitung und transport nach klaren, stren-
gen und überprüfbaren Klima-, umwelt- und Sozialstandards
erfolgen. Zur Energieerzeugung wollen wir vorrangig biogene
Abfälle und landwirtschaftliche Nebenprodukte einsetzen.
Seite: 72
Je weniger Erdöl eingesetzt wird, desto weniger werden
Natur, Klima und Gesundheit belastet. Deshalb muss beson-
ders auch die chemische Industrie weniger Erdöl und mehr
nachwachsende Rohstoffe einsetzen und zu einer umwelt-
und klimaverträglichen Produktion kommen. Durch hilfen
bei der Markteinführung und durch rechtliche wie steuerliche
Rahmenbedingungen wollen wir solche Innovationen fördern.
unser Ziel ist, die Chemie- und Kunststoffindustrie perspekti-
visch unabhängig vom Erdöl zu machen.
Seite: 72
Zum Erhalt von umwelt und Natur werden viele Werkzeuge
benötigt, von Anreizen und umweltbildung über label und
Zertifikate bis hin zu einer neuen ökologischen finanzpolitik
und einem klarem Ordnungsrecht. Wasser-, luft-, Boden-,
Abfall- und Naturschutzaspekte sind bei Genehmigungen zu
berücksichtigen. Von zentraler Bedeutung ist deshalb eine
integrierte und transparente umweltgesetzgebung in einem
umweltgesetzbuch, das das gesamte Instrumentarium für zu-
kunftsfähigen und effektiven umwelt-, Klima- und Biodiver-
sitätsschutz enthält. Auch ein novelliertes Bergrecht und ein
Klimaschutzgesetz sollen hier integriert werden. Einheitliche,
bundesweite Vorgaben vermindern die Bürokratie und sind
überdies gut für die Wirtschaft. Dieses einheitliche umweltge-
setzbuch wird deshalb seit Jahren von umweltverbänden und
der Wirtschaft gefordert. Es ist ein Symbol des Versagens der
großen Koalition in der umweltpolitik, dass dieses Projekt dem
Parteiengezänk zwischen CDu und CSu zum Opfer gefallen
ist. Wir GRÜNE werden einen neuen Anlauf für ein modernes
und unbürokratisches umweltrecht unternehmen.
Seite: 74
Diskriminierung ist Gift für das gesellschaftliche Klima. Wir
GRÜNE stehen für die Anerkennung von Verschiedenheit,
für Respekt und Gleichberechtigung jedes Menschen. Das ist
eine frage der Gerechtigkeit. Niemand hat das Recht, im Na-
men einer Religion oder Weltanschauung die freiheit anderer
einzuschränken. freiheit ist die freiheit unterschiedlicher le-
bensweisen, sexueller Identitäten oder des Glaubens. freiheit
konkretisiert sich in den Grundrechten unserer Verfassung
und in den völkerrechtlich verbrieften Menschenrechten.
Seite: 77
nicht länger hinnehmen! Wir müssen ein gesellschaftliches
Klima schaffen, das dem Rechtsextremismus den Boden ent-
zieht. Wir müssen rechtsextremistische Propaganda und alle
formen von Rassismus und Antisemitismus ächten und mit
allen rechtsstaatlichen Mitteln unterbinden. Ein zentraler
Punkt ist dabei die Information über die Verbrechen der Nazi-
zeit – in Schulen, Medien, durch Gedenkorte wie die ehema-
ligen Konzentrationslager, das Mahnmal für die ermordeten
Juden Europas und weitere Gedenkorte für Sinti und Roma,
Euthanasieopfer und homosexuelle. Wir müssen rechtsex-
tremistische Strukturen transparent machen und ihnen den
finanziellen Nährboden entziehen. Wir brauchen attraktive
demokratische Netzwerke, die Gegenangebote machen. Zi-
vilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus ak-
tivieren demokratische Kräfte, beraten fachkundig, helfen
Opfern und werben öffentlich für mehr Vielfalt, Offenheit
und toleranz. Menschen, die diese – oftmals ehrenamtliche –
Arbeit machen, verdienen unseren ganzen Respekt. Aber für
ihre Arbeit brauchen sie auch eine solide und dauerhafte fi-
nanzielle unterstützung. Zum Kampf gegen Rechtsextremis-
mus gehört schließlich auch das entschlossene Eintreten für
Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung. Wir brauchen
in der fläche mobile Opferberatungsteams, die verhindern,
das Opfer rechtsextremer Straftaten sich aus Angst aus dem
öffentlichen leben zurückziehen. Polizei und Justiz müssen
für rechtsextreme Strukturen sensibilisiert werden und alle
rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Rechtsextremen
die Arbeit zu erschweren. Auch wenn es kein Allheilmittel
gegen Rechtsextremismus ist, wollen wir ein neues NPD-
Verbotsverfahren prüfen.
Seite: 79
Das Asylbewerberleistungsgesetz mit seinen menschen-
unwürdigen Bestimmungen muss weg. Seine Sonderrege-
lungen stellen flüchtlinge unterhalb des soziokulturellen Exi-
stenzminimums. Wir unterstützen daher den Vorschlag der
Eu-Kommission, die sozialen Mindeststandards für Asylbe-
werberinnen und -bewerber zu verbessern und auch ihnen
das Recht auf Arbeit schneller zuzugestehen. Wir setzen uns
dafür ein, dass Menschen ohne Aufenthaltsrecht Zugang zu
medizinischer Grund- und Notfallversorgung erhalten und
dass ihre Kinder ungehindert Kindergärten und Schulen be-
suchen können. um dies zu erreichen, muss die Meldepflicht
öffentlicher Stellen an die Ausländerbehörden entfallen. Wir
wollen Wege zur legalisierung des Aufenthalts ermöglichen.
Menschen, die nichts weiter getan haben, als in Deutschland
Zuflucht zu suchen, sitzen in Abschiebehaft. Wir setzen uns
für die Beendigung dieser inhumanen Situation ein. Bis dahin
fordern wir zumindest die Einhaltung menschenrechtlicher
Standards, keine Inhaftierung besonders Schutzbedürftiger,
die trennung von Strafhaft und Zivilhaft und die Begrenzung
der Abschiebehaft auf einen so kurzen Zeitraum wie mög-
lich, aber maximal sechs Monate. Das flüchtlingshilfswerk
der Vereinten Nationen schätzt, dass zur Zeit etwa 25 Milli-
onen Menschen als folge von umweltkatastrophen im eige-
nen land auf der flucht sind, weil sie ihre lebensgrundlage
verloren haben. Mit den stärker werdenden Auswirkungen
des fortschreitenden Klimawandels wird diese Zahl drama-
tisch steigen.
Seite: 84
Ob Arbeiten, Wohnen, Einkaufen oder die Organisation der
Gesundheitsvorsorge, der Müllabfuhr oder des Nahverkehrs
– unsere lebenswelt organisiert sich zunehmend regional.
Alte Konflikte, wie die interkommunale Konkurrenz, Gewer-
beansiedlungen und der lastenausgleich zwischen Kernstäd-
ten und ihrem umland, bestehen fort. Die Möglichkeiten der
Problemlösung überschreiten vielerorts alte Kreisgrenzen. Sie
sind regional geworden. Wir brauchen deshalb demokratisch
legitimierte Institutionen, die diese vielfältig verflochtenen
lebens- und Wirtschaftsräume organisieren und repräsentie-
ren; die den enormen herausforderungen der demografischen
Entwicklung, des ökonomischen Struktur- und Klimawandels
und der wirtschaftlichen Konkurrenz der Regionen eine ab-
gestimmte Strategie entgegenstellen. Zusätzlich zur Stärkung
der Kommunen muss jetzt das regionale Prinzip in den Vor-
dergrund treten. hierzu bedarf es demokratisch verfasster Re-
gionen, die den anfallenden überörtlichen Aufgaben gerecht
werden und mit denen sich die Bürgerinnen und Bürger iden-
tifizieren können.
Seite: 90
her fast ausschließlich in Ostdeutschland statt. Wir setzen auf
eine ökonomisch und ökologisch zukunftsfähige Produktion:
klimaschonend, umweltschonend und beschäftigungsintensiv.
und wir wollen, dass Ostdeutschland gentechnikfrei wird. Eine
besondere Rolle kommt dem ökologischen landbau zu.
Seite: 96
Zukunftsfähige Stadtpolitik hängt stark von der Entwick-
lung der Kreativitätspotenziale vor Ort ab. Ein tolerantes,
vielfältiges Klima, in dem sich unterschiedlichste kulturelle Im-
pulse gegenseitig bereichern, macht eine Stadt oder eine Re-
gion attraktiv. In Städten hat sich die förderung der kreativen
Branchen oft als ein wichtiger Motor der Stadtentwicklung er-
wiesen. Wir GRÜNE wollen eine Stadt, in der innerstädtisches
Wohnen, phantasievolle umnutzungen im Gebäudebestand,
Denkmalschutz, die Rückeroberung von Industriebrachen, die
Gestaltung öffentlicher Räume und baukulturelle Qualitäten
in den Vordergrund rücken. Dazu gehört aber auch die förde-
Seite: 103
14. Eine Welt. Eine Vision.
Unsere europäische und globale
Verantwortung
Manchmal vergessen wir es: Wir leben alle in der Einen Welt,
auch wenn wir in unterschiedlichen Welten aufwachsen. Kurz-
sichtige Interessenpolitik und ungerechte Wirtschaftsbezie-
hungen spalten die Welt in Verlierer und Gewinner. Ein grüner
Neuer Gesellschaftsvertrag verpflichtet uns zu helfen, diese
Spaltung zu überwinden. Wir in den Industrieländern müssen
aufhören, auf Kosten der Armen dieser Welt zu leben. Erstmals
in der Menschheitsgeschichte sind eine Milliarde Menschen
chronisch unterernährt. Ob Klimawandel oder Konkurrenz
um die Ressourcen fisch, holz oder land, ob finanzkrise oder
hunger, ob zerfallende Staaten oder Aufrüstung, keine dieser
globalen Risiken betrifft uns nicht. Keine dieser Risiken und
der aus ihnen erwachsenden Gefahren kann von einem land
allein bewältigt werden. frieden und Sicherheit, Gerechtigkeit
und Klimaschutz gibt es in unserer vernetzten Welt nur ge-
meinsam.
Seite: 103
um die Globalisierung gerecht zu gestalten, brauchen wir
mehr Kooperation, mehr zivilgesellschaftlichen Austausch,
mehr global zustimmungsfähige politische, ökologische und
ökonomische Regeln und bessere und effektivere Instituti-
onen. Armutsbekämpfung, Erhalt der natürlichen lebens-
grundlagen, Klimaschutz und eine neue Energiepolitik müssen
dabei zu Schlüsselprojekten globaler Zusammenarbeit werden.
Das schafft Sicherheit.
Seite: 103
Auf dem Weg zu einer besseren Welt ist und bleibt ein
geeintes Europa grundlegend. um mehr Klimaschutz, mehr
Gerechtigkeit, mehr freiheit, mehr Menschenrechte und mehr
frieden zu erreichen, müssen wir die Idee Europas erneuern
und die Eu stärken. für den globalen Klimaschutz ist es ent-
scheidend, dass die europäischen Staaten gemeinsam und mit
ehrgeizigen Zielen vorangehen. frieden und Menschenrechte
brauchen ein Europa, das sich in die Weltpolitik einmischt und
sich glaubwürdig für die Durchsetzung der Menschenrechte
einsetzt. Eine gerechte Globalisierung braucht eine Europä-
ische union, die enger zusammenrückt, ohne sich abzuschot-
ten. Die institutionelle Krise Europas sollte uns nicht dazu ver-
leiten, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern neue Ideen
und neue Kraft zu schöpfen. Der lissabon-Vertrag mit seinen
institutionellen Reformen wie der Schaffung einer Außenmi-
nisterin oder eines Außenministers stärkt auch die außenpo-
litische handlungsfähigkeit der Eu. Wir brauchen eine starke,
demokratische Eu – für eine bessere Welt. Deshalb halten wir
am Ziel einer echten Verfassung für Europa fest.1
Seite: 104
Wir kämpfen für eine starke Europäische union als globale
Akteurin, die bei den Menschenrechten vorangeht, zur Vor-
reiterin beim Klimaschutz und bei der umsetzung der Entwick-
lungsziele der Vereinten Nationen wird und für den frieden
in der Welt eintritt. Deshalb unterstützen wir die Entwicklung
einer wirklichen gemeinsamen europäischen Außen- und Si-
cherheitspolitik, die der uN-Charta verpflichtet ist und von
einer europäischen Außenministerin oder einem Außenmini-
ster vertreten wird, wie im lissaboner Vertrag vorgesehen ist.
Die Eu muss ihre vielfältigen Instrumente besser aufeinander
abstimmen. So dürfen entwicklungspolitische Anstrengungen
nicht durch eine verfehlte europäische handelspolitik konter-
kariert werden. Bestandteil jeglicher Eu-Politik muss die för-
derung von Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit sein.
Seite: 104
Klimaschutz und globale Gerechtigkeit
Seite: 104
Die Klimazerstörung lässt sich nur aufhalten, wenn die Indus-
trieländer ihre Verantwortung wahrnehmen. Die folgen des
Klimawandels treffen schon heute die Entwicklungsländer,
die am wenigsten dazu beigetragen haben, am härtesten.
Allein in Afrika werden bis 2020 voraussichtlich 250 Millio-
nen Menschen unter Wassermangel leiden. Wir setzen uns
für ein »Kyoto-Plus«-Abkommen ein: ein völkerrechtlich ver-
bindliches, weltweites Klimaregime, das die halbierung der
globalen treibhausgasemissionen bis 2050 sicherstellt. Dazu
müssen die Industrieländer vorangehen und ihre Emissionen
um mindestens 80 Prozent verringern. Damit aber Entwick-
lungsländer eine faire Chance auf nachhaltiges Wachstum ha-
ben, müssen Klimapolitik und das Recht auf Entwicklung bei
den konkreten Reduktionszielen in Einklang gebracht werden.
hier ist ein weltweit organisierter Emissionshandel ein geeig-
netes Instrument. Der Wissens- und technologietransfer bei
Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in die Entwick-
lungs- und Schwellenländer ist entscheidend und muss stärker
gefördert werden. Auch die ärmsten länder müssen zu diesen
technologien Zugang haben. Die Investitionen der Weltbank
und von Einzelstaaten dürfen nicht länger in die förderung fos-
siler Energieformen gesteckt werden, sondern in den Ausbau 1
Seite: 105
Erneuerbarer Energien. Auch mit den Kosten der Anpassung
an den Klimawandel dürfen wir die Entwicklungsländer nicht
allein lassen. Die Industrieländer müssen hier als wichtigste
Verursacher Verantwortung übernehmen. Wir stehen für eine
aktivierende Klimapartnerschaft. Aber um einen gefährlichen
Klimawandel wirklich zu verhindern, muss auch über einen
umbau der Gesellschaften nachgedacht werden – mit einem
»weiter so« ist es nicht getan. Wir wollen in Deutschland in-
klusiv und umfassend eine Debatte darüber anstoßen, wie wir
unseren teil beitragen können: verantwortungsbewusst und
solidarisch.
Seite: 105
Eine gerechte Welthandelsordnung ist zentraler Baustein des
Neuen Gesellschaftsvertrags. In der Agenda der Welthandels-
organisation (WtO) darf nicht länger die handelsliberalisierung
einseitig im Zentrum stehen. Wir wollen vielmehr anerkannte
umwelt-, Sozial- und Arbeitsstandards verankern, statt diese
durch die WtO in frage zu stellen. Wir setzen uns im Rahmen
der uN dafür ein, dass die handels-, Klima-, umwelt- und Ent-
Seite: 105
durch verbindliche Regeln des Welthandels durchgesetzt
werden muss. Klimawandel und finanzkrise haben den Welt-
hunger dramatisch verschärft. Die Agrarpolitik der Eu ist da-
für mitverantwortlich. Sie betreibt bis heute eine Politik der
Exportsubventionen für Nahrungsmittel. Mit Dumpingpreisen
wird die landwirtschaft in vielen weniger entwickelten län-
dern ruiniert und die länder langfristig von Importen abhän-
gig gemacht – mit schwerwiegenden folgen für die ländliche
Entwicklung. Als Eu-Mitglied ist Deutschland wichtiger Mit-
gestalter dieser Agrarpolitik. Wir setzen uns dafür ein, dass
handelsverzerrende Eu-Agrarsubventionen, vor allem die
Exporterstattungen, so schnell wie möglich beendet werden.
Entwicklungsländer müssen das Recht erhalten, sich gegen
Agrarimporte zu schützen. Außerdem wollen wir im Rahmen
der Entwicklungszusammenarbeit stärker die nachhaltige
ländliche Entwicklung – allen voran die Kleinbäuerinnen und
-bauern – fördern.
Seite: 106
Wir wollen unter federführung eines eigenständigen Ent-
wicklungsministeriums sowohl die bi- als auch die multilaterale
Entwicklungszusammenarbeit ausbauen, effizienter machen
und stärker an den Bedürfnissen der verletzlichsten Bevölke-
rungsgruppen in den Partnerländern ausrichten. Besonders
in den Bereichen Klima- und umweltschutz, ländliche Ent-
wicklung, in der zivilen Konfliktprävention und beim Aufbau
sozialer Sicherungssysteme sind größere Anstrengungen nö-
tig. Die Zusammenlegung staatlicher Durchführungsorgani-
sationen zu einer bundeseigenen Entwicklungsagentur muss
endlich in Angriff genommen werden. Zur Stärkung der Eigen-
verantwortlichkeit der Partnerländer soll die Budgethilfe in der
Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung gewinnen. Sie
muss an verbindliche Vereinbarungen geknüpft werden, die
auch eine menschenrechtliche Agenda umfassen. Partnerlän-
der brauchen verstärkt unterstützung beim Aufbau transpa-
renter und demokratisch legitimierter staatlicher Institutionen,
auch um über funktionierende Steuersysteme zunehmend ei-
gene finanzielle Einnahmen generieren zu können. Neben der
staatlichen Entwicklungszusammenarbeit wollen wir Nicht-
regierungsorganisationen und kirchliche hilfswerke verstärkt
fördern. Die humanitäre hilfe muss an den Bedürfnissen der
von Krisen und Naturkatastrophen betroffenen Menschen
ausgerichtet und stärker mit der Entwicklungszusammenarbeit
verzahnt werden.
Seite: 110
Mit der Wahl von uS-Präsident Barack Obama eröffnet sich
die Aussicht auf eine Erneuerung der transatlantischen Allianz
auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene. Europa und
die uSA können nur gemeinsam – und eingebettet in gestär-
kte multilaterale Institutionen – Antworten auf die globalen
herausforderungen der Gegenwart und Zukunft finden. Die
GRÜNEN wollen die positiven Impulse der Obama-Regierung
für eine Politik der globalen Abrüstung, einen Strategiewechsel
in Afghanistan und den Dialog mit dem Iran aufgreifen und in-
nerhalb einer erneuerten transatlantischen Allianz verstetigen.
Wir wollen insbesondere die Chancen für eine transatlantische
Partnerschaft für den Klimaschutz nutzen.
Seite: 112
Klima, Arbeit, Gerechtigkeit und freiheit – das sind für uns die
zentralen Orientierungen. Sie geben GRÜNER Politik die Rich-
tung vor und unseren Vorschlägen Profil. Wählen Sie GRÜN!
Am besten mit beiden Stimmen – aber vor allem mit der wich-
tigeren Zweitstimme.
Seite: 113
Kinder, -politik 87, 102, 114f.
Kindergrundsicherung 115
Klimapolitik 60f., 75f., 205
Klimaschutz 60f., 125, 137, 203f.
Umwelt - 71 Ergebnisse
Seite: 4
Die Zukunft finanzieren 50
Investitionen in umwelt belohnen – ökologische
finanzreform statt Klimakiller-Subventionen 55
Eine handlungsfähige öffentliche hand 57
Schulden konjunktursensibel bremsen 58
Steuersenkungen auf Pump verhindern 58
Seite: 5
7. Intakte Umwelt –
Erhalten, was uns erhält 131
Seite: 5
umwelt und Gesundheit 132
Schutz von Natur und Artenvielfalt 134
Gesunder Boden – Sauberes Wasser 135
Staatsziel tierschutz umsetzen 136
Ökologische landwirtschaft für gesundes Essen
und Klimaschutz 137
für eine nachhaltige tourismusentwicklung 139
Seite: 5
Ressourcenschonendes Wirtschaften 140
Ein modernes umweltrecht 141
Seite: 6
Wirtschaftsförderung, die wirkt 174
Energie- und umwelttechnologien ausbauen 175
Zukunftsfähige landwirtschaft 175
Perspektiven für junge Menschen 176
Ostdeutsche hochschulen stärken 177
Gleichbehandlung im Alter 177
Authentische Erinnerungsorte erhalten 178
Naturschutz honorieren und naturnahe
Entwicklungschancen nutzen 178
Seite: 8
Wir GRÜNE haben uns vor fast dreißig Jahren in einer
umbruchsituation gegründet, in der die Welt angesichts mi-
litärischer Bedrohung, globaler umweltprobleme und den
Gefahren der Atomkraft ebenfalls in großer Sorge war. Zehn
Jahre später hat die ostdeutsche Bürgerrechtsbewegung mit
Bündnis 90 den Weg für die friedliche Revolution und den
umbruch in der DDR bereitet und gestaltet. Damals wie heu-
te reagieren wir Bündnisgrüne in Zeiten des Wandels mit En-
gagement, fantasie und ganz konkreten Vorschlägen. Vieles
galt als utopisch, was heute Konsens in der Gesellschaft ist.
Mehr denn je merken die Menschen, dass Ökologie und eine
zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik ganz eng zusammenge-
hören. und sie ahnen: Vielleicht wäre uns eine Wirtschaftskri-
se in dieser form erspart geblieben, wenn unsere Wirtschaft
weniger mit den Zukunftserwartungen spekuliert und stärker
auf einen vernünftigen und schonenden umgang mit den vor-
handenen Ressourcen gebaut hätte. Nichts anderes meint das
grüne Prinzip der Nachhaltigkeit.
Seite: 8
Aber es gibt kein Zurück – nicht in die Bundesrepublik der
1970er Jahre und schon gar nicht in die DDR. und wahr ist
auch: Der alte Gesellschaftsvertrag war oft genug ein unge-
deckter Scheck: Ein Vertrag zulasten Anderer, der kommen-
den Generationen und zu lasten unserer umwelt. Dass wir
unsere lebensgrundlagen zerstören, ist keine Entwicklung der
jüngsten Zeit – nur die folgen werden immer dramatischer.
Der alte Gesellschaftsvertrag ging zu lasten der frauen und
ignorierte, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft
ist. unser wachsender Wohlstand fußt auch auf internationa-
Seite: 14
Ein grüner Neuer Gesellschaftsvertrag bedeutet für uns,
dass Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit nicht
mehr gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Wir wollen
eine soziale und ökologische Wirtschaftsordnung. Denn das
ist inzwischen auch klar: Nur wer ökologisch produziert, pro-
duziert auch ökonomisch vernünftig. Nicht nur deshalb, weil
die folgen von Klimawandel und umweltverschmutzung die
Volkswirtschaften und damit die Steuerzahlerinnen und Steu-
erzahler viel Geld kosten. Auch aus einem zweiten Grund: Der
Bedarf der Welt an Energie und Rohstoffen wächst täglich,
während die Vorräte rapide abnehmen. Schon jetzt gibt es
ernst zu nehmende Studien, die darauf hinweisen, dass das
fördermaximum bei Öl bereits überschritten ist. Die Preise für
Energie und Rohstoffe werden mittel- und langfristig wieder
dramatisch steigen. Deswegen kommt es entscheidend da-
rauf an, energie- und ressourceneffizienter zu produzieren.
Wer energieeffiziente und verbrauchsarme Produkte herstellt,
hat im globalen Wettbewerb die Nase vorn – egal ob es sich
um Automobile, Kühlschränke oder unterhaltungselektronik
handelt. Wir stehen an einem Wendepunkt der Industriege-
schichte: Konnte Wirtschaftswachstum sich früher durch die
förderung von immer mehr Öl, Gas, Kohle, uran und anderen
Rohstoffen steigern lassen, so kann in Zukunft wirtschaftlicher
Erfolg nur noch durch Effizienzsteigerung, mit Erneuerbaren
Energien und nachwachsenden Rohstoffen erreicht werden.
Seite: 15
In den politischen Kommentaren wird die gegenwärtige
finanz- und Wirtschaftskrise oft mit der Weltwirtschaftskrise
in den 1920er und 1930er Jahren des vergangenen Jahrhun-
derts verglichen. Auch damals gab es ausgehend von einem
finanzcrash einen tiefen Einbruch der Realwirtschaft und die
Arbeitslosenraten schnellten in die höhe – zunächst in den
uSA, dann in der ganzen Welt. Dem amerikanischen Präsi-
denten franklin D. Roosevelt gelang es durch ein großes In-
vestitionsprogramm, mithilfe von finanz-, Wirtschafts- und
Sozialreformen in den uSA einen Wendepunkt einzuleiten.
Durch den sogenannten »New Deal« sollten die »Karten neu
verteilt werden«, die krisengeschüttelten Menschen eine neue
Chance bekommen und die Wirtschaft ein neues fundament.
Auch heute braucht es massive Investitionen gegen den wirt-
schaftlichen Abschwung, geht es darum, den finanzmärkten
neue Spielregeln aufzuzwingen und einen neuen Ausgleich zu
gestalten, der die soziale Spaltung hier und weltweit überwin-
det. Auch heute geht es darum, mit einer gemeinsamen Kraft-
anstrengung ein besseres Morgen möglich zu machen. Aber
anders als damals kann ein solcher New Deal heute nur ein
Green New Deal sein, der nicht zu lasten der umwelt, son-
dern zum Nutzen der umwelt geschlossen wird. Wir wollen
mit dem Green New Deal einen schrittweisen Wandel unserer
Wertschöpfungsbasis hin zu einer humanen und ökologischen
Wirtschaft erreichen: Bildung, Soziales und öffentliche Güter,
Gesundheit und Pflege, ökologische Dienstleistungen und
Produkte, Kultur und Wissenschaft. In diesen Bereichen liegt
unsere Zukunft. Diese Erkenntnis hat angesichts der globalen
Krise auch international Auftrieb erhalten. Von Ban Ki-moon
bis Barack Obama fordern immer mehr einen »Green New
Deal«. Der Green New Deal zielt auf den zukunftsorientierten
umbau der alten Industriegesellschaft. Er ist das wirtschafts-,
Seite: 17
Wir GRÜNE haben in unserer Regierungszeit seit 1998 einen
Jobboom im Bereich der ökologischen Erneuerung ausgelöst.
Mehr als 1,8 Millionen Menschen sind heute im umwelt-
bereich beschäftigt. Davon allein 280.000 bei den Erneu-
erbaren Energien sowie 160.000 in der Biobranche. Nach
Jahren des schwarz-roten Bremsens wollen wir die ökolo-
gische Modernisierung beschleunigen und diesen Jobboom
verstärken. umweltschutz ist ein globaler Wachstumsmarkt.
heutige Investitionen in technologien und Arbeitsplätze
sind Voraussetzung für die Exporterfolge von morgen. In
den Bereichen Erneuerbare Energien, Gebäudesanierung,
ökologische landwirtschaft, nachhaltige Mobilität und Ab-
fall- und Wasserwirtschaft schaffen wir mehr als 400.000
Arbeitsplätze und kompensieren zusätzlich Arbeitsplatzver-
luste aufgrund der Strukturkrise im fahrzeugbau.
Seite: 18
Energiekrise und eine wachsende soziale Spaltung haben ihre
gemeinsamen ursachen in einer Entfesselung der Märkte, an
denen auf der Jagd nach kurzfristiger Rendite die Zukunft
verzockt wird und soziale Verantwortung gering zählt. Des-
halb muss Nachhaltigkeit zum Kompass der Wirtschaftspolitik
wer-den. Das bedeutet auch, dass die Preise endlich die ökolo-
gische Wahrheit sagen müssen. Schluss damit, dass derjenige,
der die umwelt belastet, belohnt wird.
Seite: 18
Gute Wirtschaftspolitik ist nicht Interessenpolitik für Wirt-
schaftsverbände, lobbygruppen und Wohlhabende, sondern
Interessenpolitik für die Zukunft. Politik muss den Rahmen set-
zen für mehr Energieeffizienz, Ressourcenschutz, hochkarätige
umwelttechnologie und umweltdienstleistungen. Das betrifft
nicht nur die klassischen »grünen« Wirtschaftsbereiche. Auch
unternehmen der Autoindustrie, im produzierenden Gewerbe,
in der Chemieindustrie oder im Maschinenbau haben auf den
Märkten der kommenden Jahrzehnte nur dann eine Chance,
wenn sie den Strukturwandel zum nachhaltigen Wirtschaften
mitgehen. An einer ressourcenschonenden Produktionsweise
entscheidet sich heute in jedem Industriezweig die wirtschaft-
liche Zukunft. Dafür setzen wir auf verschiedene Instrumente,
die der dringend erforderlichen Vernunft zum Durchbruch
verhelfen, ohne wirtschaftliche freiheit zu verhindern. Der
Emissionshandel – richtig umgesetzt – belohnt unternehmen,
die klimaschonend produzieren, weil sie weniger Verschmut-
zungsrechte erwerben müssen, und bestraft klimaschädliche
Produktionsweisen. und mit der ökologischen Steuerreform
wird umweltverträgliches Verhalten belohnt. umweltschädi-
gendes Verhalten wird teurer.
Seite: 29
Investitionen in Umwelt belohnen – ökologische Finanzre-
form statt Klimakiller-Subventionen
Seite: 29
Die Idee der ökologischen finanzreform ist einfach: Preise
müssen die ökologische Wahrheit sagen. Wer umweltfreund-
lich produziert und konsumiert, soll weniger bezahlen als jene,
die umwelt und Klima verschmutzen. Dazu müssen umwelt-
Seite: 30
schädliche Subventionen abgebaut und umweltfreundliches
Verhalten steuerlich belohnt werden. Vor allem aber muss die
Steuerlast vom faktor Arbeit hin zum faktor umwelt verla-
gert werden, wovon die Bürgerinnen und Bürgern unmittelbar
profitieren. In unserer Regierungszeit haben wir mit der öko-
logischen finanzreform begonnen. Jetzt wollen wir sie fort-
setzen, denn von der großen Koalition gab es Stillstand statt
fortschritt. Statt der Entfernungspauschale wollen wir eine
Mobilitätszulage einführen, die unabhängig vom Einkommen
allen Beschäftigten gezahlt wird. Das Dienstwagenprivileg für
große Spritfresser wollen wir abschaffen. Dass die Steuerzah-
lerinnen und Steuerzahler Milliarden für firmenlimousinen
aufbringen müssen, ist weder ökologisch noch sozial, genau-
so wenig wie die Steuerbefreiung von flugbenzin. Die lKW-
Maut wollen wir weiter entwickeln als Klimaschutzinstrument
und zur Internalisierung der externen Kosten des Güterver-
kehrs. Zur ökologischen finanzreform gehört auch, dass zu-
künftig Brennelemente wie fossile Brennstoffe behandelt und
besteuert werden. Die Kohlesubventionen wollen wir been-
den und die Ausnahmen bei der Ökosteuer streichen. Zugleich
wollen wir die Stromsteuer auf Strom aus Erneuerbaren Ener-
gien abschaffen. Der Emissionshandel kann erst dann seine
Wirkung ganz entfalten, wenn die Zertifikate grundsätzlich
versteigert werden und es keine Schlupflöcher mehr für en-
ergieintensive Branchen gibt. Dass die CO2-Zertifikate heute
praktisch kostenlos zugeteilt werden, hat nicht nur massive
fehlanreize verursacht, es entstehen auch milliardenschwere
Zusatzgewinne der Energiekonzerne, ohne dass die unterneh-
men etwas dafür hätten tun müssen. um dem ein Ende zu
bereiten, setzen wir uns für die Besteuerung dieser ungerecht-
fertigten Zusatzgewinne (sogenannte »Windfall-Profits«)
in lenkungswirksamer höhe ein. Wir wollen die Grundsteu-
er ökologisch ausgestalten und damit die Anreize für einen
sparsamen flächenverbrauch verstärken. Die öffentliche hand
muss mit gutem Beispiel voran gehen und nachhaltig investie-
ren, das heißt sie soll ihre finanzanlagen an sozialen, ethischen
und ökologischen Aspekten orientieren. Dadurch soll die ge-
Seite: 30
In Zeiten der Krise muss der Staat konjunkturpolitisch tätig
werden. Dafür müssen zusätzliche Schulden aufgenommen
werden. Das heißt jedoch nicht, dass gleichzeitig alle beste-
henden Programme und Ausgaben blind weitergeführt wer-
den müssen, nur weil sie Geld kosten. Auch in einer Rezession
muss sich der Staat überlegen, welche Ausgaben unsinnig und
wenig effektiv sind – etwa im Verteidigungs- oder Verkehrsetat.
Nachhaltige haushaltspolitik steht im Einklang mit gezielten
Investitionen in umwelt, Klima, Bildung und Gerechtigkeit. In
diesen Bereichen können wir eine echte Zukunftsrendite erzie-
len. für uns ist klar: Wer heute neue Schulden macht, braucht
eine klare Vorstellung, wie er diese künftig tilgen will. So kann
auch in der Krise eine haushaltspolitik im Sinne zukünftiger
Generationen umgesetzt werden.
Seite: 31
• … belohnt umweltfreundliches Verhalten und beendet um-
weltschädliche Subventionen.
Seite: 32
wir in Deutschland 100 Prozent der Energie aus erneuerbaren
Quellen bereitstellen, in der Stromerzeugung wollen wir dieses
Ziel schon bis 2030 erreichen. Gerade in der Wirtschaftskrise
dürfen wir den Klimaschutz nicht hintenan stellen. Spätestens
seit dem Bericht von Nicholas Stern, der die Kosten für un-
terlassenen Klimaschutz errechnet hat, wissen wir: Klima- und
umweltschutz zahlen sich auch unter ökonomischen Gesichts-
punkten aus. Die folgen des ungebremsten Klimawandels
könnten uns nach seriösen Berechnungen bis zu 20 Prozent
des globalen Bruttoinlandsproduktes kosten. Klimaschutz ko-
stet zwar auch Geld, aber nur einen Bruchteil davon.
Seite: 32
Es ist an der Zeit, die Chance in der Krise zu nutzen und
unser Wirtschaften auf das Ende des fossilen Zeitalters umzu-
stellen. Die Bundesregierung hat hier auf ganzer linie versagt.
Von der angeblichen Klimakanzlerin ist nichts geblieben, statt-
dessen hat sie gemeinsam mit dem umwelt- und Wirtschafts-
minister in Brüssel lobbypolitik für die deutsche Auto- und
Energiewirtschaft betrieben. und in Berlin hat sie fünf Milli-
arden Euro Zuschuss für Autokäufe bereitgestellt, die an kei-
nerlei Klimaschutzauflagen gebunden sind. Statt Anreize für
sparsame Autos der Zukunft erhalten die Automobilkonzerne
eine Belohnung für ihre falsche Modellpolitik.
Seite: 32
Eine ambitionierte Klima- und umweltpolitik mindert nicht
nur die Kosten in der Zukunft. Sie rechnet sich auch heute
schon: 1,8 Millionen Beschäftigte zählt die umweltwirtschaft
inzwischen. Mehr als 250.000 Menschen arbeiten allein im
Bereich der Erneuerbaren Energien, mehr als in der Kohlewirt-
schaft. In Ostdeutschland ist die Solarindustrie längst von der
Nischen- zur leitbranche geworden. Nirgendwo in Europa
werden mehr Photovoltaikbauteile produziert. Die Energie-
wende ist zum Jobmotor geworden. Aktuelle Studien bele-
gen, dass die umwelttechnologie zur neuen leitindustrie mit
erheblichem weiteren Beschäftigungspotenzial wird. Allein im
Klimaschutz werden für die kommenden Jahre über eine halbe
Million neuer Jobs prognostiziert.
Seite: 33
falschen Energiepolitik sind immer die Schwachen zuerst und
am härtesten betroffen – ob in den Entwicklungsländern, in
New Orleans oder in Deutschland. Deshalb zielt unsere Politik
der ökologischen fairness darauf, dass auch und zuvorderst die
Schwachen profitieren. Wir wollen, dass bei uns in Deutsch-
land alle Bürgerinnen und Bürger in wärmegedämmten und
energieeffizienten Wohnungen leben, sich energiesparende
haushaltsgeräte leisten können und bezahlbaren Zugang zu
umweltfreundlicher Mobilität haben, um nicht immer mehr
Geld ihres haushaltseinkommens durch unsere Abhängigkeit
von teuren fossilen Energieträgern zu verlieren.
Seite: 33
Deswegen sind eine neue Energiepolitik und der umwelt-
und Klimaschutz das herzstück eines grünen Neuen Gesell-
schaftsvertrages. Öffentliche Investitionen und die Rahmen-
bedingungen für den Markt müssen darauf ausgerichtet sein,
den umstieg vom fossil-atomaren in das solare Zeitalter so
schnell wie möglich zu schaffen. Zum Erhalt unserer eigenen
lebensgrundlagen und mit Blick auf nachfolgende Generati-
onen müssen wir das Klima genauso schützen wie auch die bi-
ologische Vielfalt, luft, Wasser und Boden. Zugleich legen wir
damit die Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft und
für Beschäftigungswachstum in wichtigen Zukunftsindustrien.
Seite: 35
Deswegen ist es falsch, dass die Bundesregierung neue Kli-
makiller mit Steuermilliarden subventionieren will. Selbst die
heute wirksamsten Kohlekraftwerke sind für das Erreichen der
zugesagten deutschen Klimaziele nicht geeignet. Wir GRÜNE
stehen an der Seite der Bürgerinitiativen und umweltverbän-
de, die an vielen Orten gegen den Neubau von gesundheitsge-
fährdenden Kraftwerken kämpfen. Wir lehnen den Bau neuer
klimaschädlicher Kohlekraftwerke ab. Die CCS-technik ist ein
ungedeckter Scheck. Das von der großen Koalition vorgelegte
Gesetz zur CCS-technologie lehnen wir ab, wir wollen keine
CO2-Endlagerexperimente zu lasten nachfolgender Generati-
onen und zukünftiger Nutzungen.
Seite: 36
len mit einem hohen Anteil einkommensschwacher haushalte
und zum Austausch teurer und umweltschädlicher Stromhei-
zungen finanzieren. Die Effizienz von heizungsanlagen muss
optimiert und der Einsatz Erneuerbarer Energien und von Ab-
wärme verpflichtend werden.
Seite: 36
Solange Energieversorgungsunternehmen daran verdie-
nen, dass mehr Energie verbraucht wird, haben sie keinen
Anreiz, dass ihre Kundinnen und Kunden Energie einsparen.
Wir wollen, dass die Versorgungsunternehmen zu Energie-
Dienstleistern werden, die nicht durch Masse, sondern durch
Klasse verdienen. Durch ein ambitioniertes Energieeffizienzge-
setz werden wir den Energieverbrauch deutlich reduzieren. für
die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung wollen wir die
Rahmenbedingungen verbessern und ihren Anteil bis 2020 an
der Stromerzeugung auf 30 Prozent erhöhen (Quotenmodell).
Seite: 36
Wir GRÜNE setzen auf einen dynamischen Effizienzstandard,
bei dem die energiesparendsten haushaltsgeräte den Standard
vorgeben, den künftig alle Anbieterinnen und Anbieter einhalten
müssen (top-Runner-Modell). Eine bessere Energieberatung und
klare Energieverbrauchskennzeichnung und strenge Vorgaben
für den maximalen Energieverbrauch sollen Verbraucherinnen
und Verbraucher den Kauf von sparsamen Geräten erleichtern.
Die öffentliche hand muss zum Vorreiter bei der Beschaffung
energiesparender Produkte und Dienstleistungen werden, und
damit die Durchsetzung sparsamer Geräte auf dem Markt för-
dern. Auch die Informationsgesellschaft belastet die umwelt
mittlerweile erheblich. Wir setzen daher auf die »Grüne It«.
Seite: 37
Wir brauchen eine neue Kultur der Mobilität. Seit 1990 ist der
CO2-Ausstoß im europäischen Verkehrssektor nach neuesten
Zahlen um 36 Prozent gestiegen; im luftverkehr hat er sich
sogar verdoppelt. lärmbelästigung und luftverschmutzung
gefährden die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger (siehe
dazu auch den Abschnitt umwelt und Gesundheit). In Städten
und auf vielen Autobahnen ist das Auto kein Symbol für frei-
heit mehr, sondern eher für Stillstand und Stress. Andererseits
ist eine gesellschaftliche teilhabe ohne Auto vielerorts kaum
möglich. Eine mobile Gesellschaft braucht nicht neue Straßen,
sondern neue Wege.
Seite: 37
Grüne Verkehrspolitik setzt auf Vermeidung unnötiger
transporte, Verkehrsverlagerung auf umweltfreundlichere
Seite: 37
Verkehrsmittel und auf konsequent umwelt- und klimascho-
nende Verkehrstechnik. Wir wollen lebensqualität, die nicht
nur hinter dem lenkrad, sondern auch auf den Gehsteigen,
fahrradwegen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zu finden
ist. Mit unserem Programm »Vision Zero« wollen wir den Stra-
ßenverkehr sicherer machen mit dem Ziel, die Zahl der Ver-
kehrstoten auf Null zu reduzieren.
Seite: 37
Wir wollen Kostenwahrheit im Verkehr erreichen: umwelt-
und Gesundheitskosten müssen den Verursacherinnen und
Verursachern und nicht der Allgemeinheit angelastet werden.
Mit einem ganzheitlichen Bundesmobilitätsplan wollen wir den
straßenbaufixierten Bundesverkehrswegeplan ablösen. Regio-
nale Straßen- und Schienennetze des Bundes sollen vorher auf
die länder übergehen. Grüne Verkehrspolitik schafft neue Ar-
beit für Mobilitätsdienstleistungen, Verkehrs- und fahrzeug-
technik. Die weltweite Nachfrage nach diesen Zukunftskon-
zepten stärkt die deutsche Wirtschaft.
Seite: 37
Eines der klima- und umweltfreundlichsten Verkehrsmittel
über längere Distanzen ist und bleibt die Bahn. um den um-
weltvorteil noch auszubauen, sollen Schienenstrecken weiter
Seite: 38
Wir setzen auf flächendeckenden Kapazitätsausbau und
Beschleunigung der Bahn mit besserem lärmschutz statt auf
teure Prestigeprojekte. Bundesmittel für neue Straßen wol-
len wir verstärkt in den Ausbau der Schiene lenken. Die Kür-
zungen des Bundes der vergangenen Jahre für den Regional-
verkehr auf der Schiene und den öffentlichen Verkehr wollen
wir rückgängig machen. für mehr und besseren Verkehr mit
Bahnen und Bussen wollen wir zusätzlich zwei Milliarden Euro
einsetzen. Wir werden einen Wettbewerb »100 Städte mit kli-
maneutralem ÖPNV« starten, mit welchem wir den umwelt-
vorteil des ÖPNV gegenüber dem Auto ausbauen wollen.
Seite: 39
Die deutsche Autoindustrie hat die klimafreundliche Entwick-
lung aktiv blockiert. Das rächt sich jetzt. Denn Nutzung und
Wachstum der weltweiten Autoflotte ist nur dann sozial und
umweltverträglich möglich, wenn Verbrauch und Emissionsaus-
stoß massiv gesenkt werden. Die große Koalition hat es nicht
einmal geschafft, in die sogenannte »Abwrackprämie« eine Kli-
makomponente einzubauen, sondern auch den Kauf zum Bei-
spiel von Gelände- und Sportwagen mit 2.500 Euro prämiert.
Nur wer mit umweltverträglichen Autos auf dem internationa-
len Markt präsent ist, hat wirtschaftlich eine Zukunft und bleibt
wettbewerbsfähig. Deswegen kommt es darauf an, dass zu-
künftig die innovativsten und effizientesten Autos in Deutsch-
land vom Band rollen. Sofern hilfen für die Automobilindustrie
gewährt werden, müssen diese mit ökologischen Kriterien ver-
knüpft werden. Der durchschnittliche CO2-Grenzwert soll bis
2020 auf 80 Gramm pro Kilometer abgesenkt sein und 2030
abermals deutlich darunter liegen. Die Privilegien für große
spritschluckende Dienstlimousinen wollen wir bei der Kfz- und
Dienstwagenbesteuerung streichen und sparsame Autos deut-
lich begünstigen. Wir wollen ein flächendeckendes tempolimit
von 120 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf landstraßen
einführen, auch um das Wettrüsten um die stärksten Motoren
zu beenden.
Seite: 40
rungsverpflichtung haben. Wir wollen, dass die Industrieländer
nicht nur ihren Ausstoß an treibhausgasen konsequent verrin-
gern, sondern auch ihr geistiges (Wissenstransfer) und materi-
elles Know-how für umweltfreundliche technik umfassend zur
Verfügung stellen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die
nach Berechnungen von uNO und Weltklimarat dafür erforder-
lichen Milliardenbeträge zur Verfügung gestellt werden.
Seite: 57
hohes Gut, das geschützt und bewahrt werden muss. Ohne
forschung werden wir die vor uns stehenden herausforde-
rungen nicht meistern. für uns haben Menschenwürde und
Menschenrechte aber stets Vorrang vor forschungs- und Ver-
wertungsinteressen. Nicht nur in der Medizin, den lebenswis-
senschaften und der Biotechnologie ist ein verantwortlicher
umgang mit Menschen unerlässlich. Auch der Schutz von
umwelt und tieren macht Grenzziehungen für die forschung
nötig. Alternativen zu tierversuchen müssen konsequent an-
gewandt werden, die Erforschung von Ersatzmethoden wol-
len wir verstärken. Wir wollen die friedens- und Konfliktfor-
schung stärken und forschung zu militärischen Zwecken so
weit wie möglich reduzieren.Verantwortliche forschung öff-
net sich hin zur Gesellschaft und nimmt deren Einwände und
Befürchtungen ernst. Inter- und transdisziplinäre forschung
trägt dazu bei, gesellschaftliche und ökologische folgen neuer
techniken und Verfahren im Sinne des Vorsorgeprinzips von
vornherein mit zu bedenken. Risikoforschung und technik-
folgenabschätzung sollen zum integralen Bestandteil von for-
schung werden. Kritisch begleitete forschung ist die bessere
forschung.
Seite: 64
men. Wer die quälerische Massenhaltung bei tieren ablehnt
und saisonale Biolebensmittel kauft, tut sich etwas Gutes und
sorgt außerdem für eine bessere umwelt und sichere Arbeits-
plätze in der Region. Wenn der Einkaufskorb in Zukunft noch
stärker strategisch genutzt wird, werden gierige Spritfresser
und energieverschwenderische Klimakiller in den haushalten
immer weniger. Ohne gesetzliche Vorgaben klappt das nicht,
denn freiwillige Selbstverpflichtungen, zum Beispiel der Auto-
industrie zur CO2-Reduzierung, wurden in der Vergangenheit
zu häufig gebrochen. Vor allem eine bessere Kennzeichnung
– die zum Beispiel den Ressourcenverbrauch der Produkte an-
gibt – und ökologisch-sozial faire Preise erlaubt es jedem Geld-
beutel, auf zukunftsfähige Produkte umzusteigen.
Seite: 66
Wie die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher
lehnen auch wir GRÜNE Gentechnik auf unserem teller ab.
Wir stehen Seite an Seite mit Bäuerinnen und Bauern, Imke-
rInnen und VerbraucherInnen, die an vielen Orten gentech-
nikfreie Regionen ausrufen und sich gegen den Anbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen wenden. Agro-Gentechnik
schafft Probleme und keine lösungen, weder bei uns noch in
Entwicklungsländern. Sie befördert weltweit Monokulturen,
gefährdet die umwelt, gentechnikfreie Produktion und Ar-
beitsplätze. Sie bedroht die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen
und Verbraucher, sich für gentechnikfreie und auch ökolo-
gische lebensmittel entscheiden zu können. Gentechnik macht
landwirtinnen und landwirte noch abhängiger von wenigen
weltweit agierenden Konzernen. Monsanto darf nicht zum Mi-
crosoft der landwirtschaft werden. Wir setzen uns deshalb für
ein Verbot von Gentech-Pflanzen ein, die Menschen, umwelt
und die gentechnikfreie Produktion gefährden. Wir setzen uns
für eine weltweite Ächtung der »terminatortechnologie« ein,
die die Keimfähigkeit von Samen abtötet. Wir wollen gentech-
nische Veränderungen klarer und deutlicher kennzeichnen.
haupteinfallstor für die Agro-Gentechnik sind gentechnisch
veränderte futtermittel. Alle Verbraucherinnen und Verbrau-
cher müssen deshalb wissen, ob das fleisch, die Milch oder
der Käse von tieren stammen, die mit Gensoja oder Genmais
Seite: 67
• … stimmt für ein Nachhaltigkeitssiegel – gegen Kinderar-
beit, umweltsauereien und Ausbeutung.
Seite: 67
7. Intakte Umwelt –
Erhalten, was uns erhält
Seite: 67
umweltschutz ist eine frage der Gerechtigkeit. Die lärm-
belastung nimmt zu und trifft gerade Menschen, die sich keine
ruhigen Wohnorte leisten können. In zahlreichen lebensmit-
teln werden chemische Rückstände sogar über den erlaubten
Werten gefunden, selbst Stoffe, die schon lange verboten sind.
Ganz zu schweigen vom Cocktail an umweltgiften, der auf
uns einwirkt, ohne dass die Zusammenhänge erforscht oder
gar bekannt sind. Die Zahl der Kinder, die Allergien, haut- und
Bronchialerkrankungen haben, wächst. Aber auch weltweit
wirkt sich der rücksichtslose umgang mit der Natur aus. Vie-
len fischerinnen und fischern geht der lebensunterhalt wegen
industrieller Überfischung und Meeresverschmutzung verloren.
Den armen Regionen der Welt ist eine grüne Revolution auf
dem Acker versprochen worden, aber geliefert wurden nur
neue Abhängigkeiten von internationalen Saatgutkonzernen
und Chemieunternehmen. 15 Prozent der Weltbevölkerung
verschwenden über die hälfte der Rohstoffe. Sie erwärmen
das Weltklima, exportieren ihren Müll, verschmutzen Meere
und die Atmosphäre. Schlimmer noch: Verschwendung und
Verschmutzung sind zum Synonym für Wohlstand geworden.
So werden die lebensgrundlagen kommender Generationen
zerstört.
Seite: 67
Der Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt wie
auch eine nachhaltige und gerechte Nutzung der natürlichen
Ressourcen sind wichtige Bestandteile unseres Neuen Gesell-
schaftsvertrags. Eine intakte umwelt ist die lebensgrundlage
Seite: 68
Umwelt und Gesundheit
Seite: 68
heutzutage leidet jeder zweite Europäer an einer Allergie.
Schadstoffeinträge in die umwelt machen sensible Menschen
krank und sind für unsere Kinder eine latente Bedrohung. Pesti-
zide in Nahrungsmitteln und textilien, chemische Belastungen
in Gebrauchsgegenständen, Elektrosmog in Wohnräumen,
feinstaub aus Anlagen und Kraftfahrzeugen, Verkehrslärm
– die Kumulation von Schadstoffen und umweltbelastungen
macht es fast unmöglich, Krankheitsbilder und Auslöser in ei-
nen nachweisbaren Zusammenhang zu bringen. Grüne um-
weltpolitik stellt die Gesundheitsvorsorge in den Vordergrund.
Gesunder Boden, sauberes Wasser und luft sind Vorausset-
zungen dafür, dass wir alle gesund leben können. Gesundes
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Wohnen, Schutz vor umweltgiften, schädlicher Strahlung
und lärm sind für uns eine frage der lebensqualität und eine
zentrale Gerechtigkeitsfrage, weil alle Anspruch auf eine ge-
sunde und intakte umwelt haben, auf gesunde Ernährung und
schadstofffreie Produkte. GRÜNES Ziel ist es, im Interesse der
Allgemeinheit die Strahlenbelastung soweit wie möglich zu
minimieren. Dazu gehören eine Senkung der Grenzwerte, ge-
meinsame Netznutzung, kabelgebundene Grundversorgung
und ein besserer Schutz von Kindern, Jugendlichen und Elek-
trosensiblen. Wir wollen die Mitsprache der Bürgerinnen und
Bürger bei der Standortwahl von Mobilfunksendeanlagen. In
der Regel sollen Stromleitungen in der Erde verlegt werden.
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Wir wollen flächendeckend den Schutz vor feinstaub durch-
setzen und dazu insbesondere das Emissionsschutzrecht auch auf
bestehende Straßen ausweiten. Bei der Neugenehmigung von
Großfeuerungsanlagen muss die bereits bestehende Belastung
der luft berücksichtigt werden. Die Belastungen aus Kleinfeu-
erungsanlagen müssen sich am Stand der technik orientieren.
Der Schutz vor schweren lungenerkrankungen darf keine frage
des Wohnorts und des Geldbeutels sein. Die Ressource umwelt
ist ungleich verteilt. Gerade Menschen mit geringen Einkommen
sind am stärksten von Emissionen betroffen. Sie leben meist an
verkehrsreichen Straßen, haben weniger Zugang zu Grünflä-
chen und sauberer luft. hier müssen wir einen Schwerpunkt
zur Verbesserung der luftqualität, der Verringerung von lärme-
missionen und dem Zugang zu freiflächen setzen. Wir fordern
umfassende Programme sowie die Einführung und festlegung
verbindlicher lärmgrenzwerte zur lärmminderung. Dazu ge-
hören die Einrichtung und Ausweitung von Nachtflugverbo-
ten genauso wie besserer aktiver und passiver lärmschutz an
Bahnstrecken und auf Straßen sowie flüsterasphalt auf Straßen.
Auch in der Chemikaliensicherheit gibt es weiterhin erhebliche
lücken. Es ist unerlässlich, die fachliche Kompetenz der natio-
nalen Behörden und der forschung zu stärken.
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Wir bleiben dabei: Die Eu-Chemikalienverordnung REACh
muss verbessert werden, damit eine klare Kennzeichnung von
Chemikalien im Alltag und mehr Mittel für umweltmedizi-
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Wir wollen, dass die Vorgaben der Eu-Gewässerrahmen-
richtlinie von Deutschland endlich zügig erfüllt werden. Die
Schadstoffeinträge, wie zum Beispiel durch die hohe Salzbe-
lastung von Werra und Weser, müssen vermindert werden.
hochwasserschutz bedeutet, länderübergreifend den flüssen
mehr Raum zu geben und naturnahe Auenbereiche zu schaf-
fen. für einen besseren hochwasserschutz muss sich die Bau-
planung den flussauen anpassen und nicht umgekehrt. Wir
wollen, dass so schädliche Bauprojekte wie der Donau- und
der Elbausbau sowie der Saalekanal endlich gestoppt werden.
Wasser ist keine übliche handelsware, sondern ein ererbtes
Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt
werden muss. Wir wollen keine Privatisierung der Wasserver-
sorgung, sondern die Rekommunalisierung der umweltbezo-
genen Daseinsvorsorge erleichtern.
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tierversuche darf es nur dort geben, wo es keine Alterna-
tive gibt, die Gesundheit von Menschen, umwelt und tieren
zu schützen. tierversuchsfreie Ersatzmethoden müssen besser
erforscht und schneller in der Praxis eingesetzt werden. Als
Einstieg in den Ausstieg fordern wir eine jährliche Reduktion
der tierversuche in Deutschland um zehn Prozent.
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Wir GRÜNE wehren uns gegen die chemische und gen-
technische Industrialisierung der landwirtschaft und die Neo-
liberalisierung der Agrarmärkte zu Gunsten multinationaler
Großkonzerne. Denn dabei bleiben VerbraucherInnen, land-
wirtInnen, Arbeitsplätze und die umwelt auf der Strecke.
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bau, die regionale Vermarktung, artgerechte tierhaltung und
Agrarumweltmaßnahmen gefördert – eine nachhaltige land-
wirtschaft, die vereinbar ist mit Wasserschutz, dem Erhalt der
Artenvielfalt und der Bodenqualität aber auch Wertschöpfung
in ländlichen Regionen schafft.
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unter GRÜNER Regierungsbeteiligung wurden den Bäue-
rinnen und Bauern neue Möglichkeiten bei der Nutzung von
Biomasse eröffnet und regionale Wirtschaftskreisläufe auf-
gebaut. Die große Koalition hat durch den Zwang zur Beimi-
schung von Agrokraftstoffen, diese Kreisläufe wieder zerstört.
Die großen Mineralölkonzerne haben das heft in die hand ge-
nommen. Sie importieren Palmöl und Ethanol ohne Rücksicht
auf soziale und ökologische Standards. leere teller, volle tanks
– das wollen wir nicht. Zur globalen Gerechtigkeit gehört, dass
wir keinen Agrokraftstoff tanken, für den Menschen hungern
und Regenwälder abgeholzt werden. Dasselbe gilt auch für den
Import von futtermitteln, der Grundlage für die Massentier-
haltung und den übermäßigen fleischkonsum in Deutschland
ist. Bei jeglicher Biomassenutzung muss sichergestellt werden,
dass Anbau, Verarbeitung und transport nach klaren, stren-
gen und überprüfbaren Klima-, umwelt- und Sozialstandards
erfolgen. Zur Energieerzeugung wollen wir vorrangig biogene
Abfälle und landwirtschaftliche Nebenprodukte einsetzen.
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»Reisen« muss stärker als bisher im Einklang mit unserer
natürlichen und sozialen umwelt stehen. Gerade in struk-
turschwachen ländlichen Regionen bietet tourismus Be-
schäftigungs- und Wachstumschancen. Die förderung der öf-
fentlichen hand im Bereich tourismus muss verpflichtend dem
Nachhaltigkeitsgedanken unterliegen. Öffentliche Gelder für
umweltzerstörende Investitionen – zum Beispiel für Schneeka-
nonen – dürfen heute nicht mehr fließen. Wir wollen vor allem
die »Regionalität« oder »unverwechselbarkeit« einer land-
schaft als touristische Chance betonen. Neben der Einzigartig-
keit der landschaft sind die Entwicklung der Infrastruktur, die
Erreichbarkeit und die Barrierefreiheit gerade in einer alternden
Gesellschaft wichtige Kriterien für eine Stärkung des touris-
mus. Besonders hervorheben möchten wir die Nationalparks,
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Wir wollen, dass die tourismuspolitik nachhaltiger und vor
allem transparenter gestaltet wird. Dazu gehören Verbraucher-
informationen über die sozialen und ökologischen Auswir-
kungen einer Reise. Gerade die Wahl des Verkehrsmittels bei
der Anreise ist von besonderer Bedeutung. Ein Reiseziel wird
durch eine intakte umwelt, kulturelle Attraktivität und qualita-
tive Serviceleistungen vor Ort zum urlaubsziel!
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Je weniger Erdöl eingesetzt wird, desto weniger werden
Natur, Klima und Gesundheit belastet. Deshalb muss beson-
ders auch die chemische Industrie weniger Erdöl und mehr
nachwachsende Rohstoffe einsetzen und zu einer umwelt-
und klimaverträglichen Produktion kommen. Durch hilfen
bei der Markteinführung und durch rechtliche wie steuerliche
Rahmenbedingungen wollen wir solche Innovationen fördern.
unser Ziel ist, die Chemie- und Kunststoffindustrie perspekti-
visch unabhängig vom Erdöl zu machen.
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Ein modernes Umweltrecht
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Zum Erhalt von umwelt und Natur werden viele Werkzeuge
benötigt, von Anreizen und umweltbildung über label und
Zertifikate bis hin zu einer neuen ökologischen finanzpolitik
und einem klarem Ordnungsrecht. Wasser-, luft-, Boden-,
Abfall- und Naturschutzaspekte sind bei Genehmigungen zu
berücksichtigen. Von zentraler Bedeutung ist deshalb eine
integrierte und transparente umweltgesetzgebung in einem
umweltgesetzbuch, das das gesamte Instrumentarium für zu-
kunftsfähigen und effektiven umwelt-, Klima- und Biodiver-
sitätsschutz enthält. Auch ein novelliertes Bergrecht und ein
Klimaschutzgesetz sollen hier integriert werden. Einheitliche,
bundesweite Vorgaben vermindern die Bürokratie und sind
überdies gut für die Wirtschaft. Dieses einheitliche umweltge-
setzbuch wird deshalb seit Jahren von umweltverbänden und
der Wirtschaft gefordert. Es ist ein Symbol des Versagens der
großen Koalition in der umweltpolitik, dass dieses Projekt dem
Parteiengezänk zwischen CDu und CSu zum Opfer gefallen
ist. Wir GRÜNE werden einen neuen Anlauf für ein modernes
und unbürokratisches umweltrecht unternehmen.
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• ... wählt Artenvielfalt und eine intakte Umwelt.
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• … wählt ein modernes Umweltrecht –
wirksam und unbürokratisch.
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Das Asylbewerberleistungsgesetz mit seinen menschen-
unwürdigen Bestimmungen muss weg. Seine Sonderrege-
lungen stellen flüchtlinge unterhalb des soziokulturellen Exi-
stenzminimums. Wir unterstützen daher den Vorschlag der
Eu-Kommission, die sozialen Mindeststandards für Asylbe-
werberinnen und -bewerber zu verbessern und auch ihnen
das Recht auf Arbeit schneller zuzugestehen. Wir setzen uns
dafür ein, dass Menschen ohne Aufenthaltsrecht Zugang zu
medizinischer Grund- und Notfallversorgung erhalten und
dass ihre Kinder ungehindert Kindergärten und Schulen be-
suchen können. um dies zu erreichen, muss die Meldepflicht
öffentlicher Stellen an die Ausländerbehörden entfallen. Wir
wollen Wege zur legalisierung des Aufenthalts ermöglichen.
Menschen, die nichts weiter getan haben, als in Deutschland
Zuflucht zu suchen, sitzen in Abschiebehaft. Wir setzen uns
für die Beendigung dieser inhumanen Situation ein. Bis dahin
fordern wir zumindest die Einhaltung menschenrechtlicher
Standards, keine Inhaftierung besonders Schutzbedürftiger,
die trennung von Strafhaft und Zivilhaft und die Begrenzung
der Abschiebehaft auf einen so kurzen Zeitraum wie mög-
lich, aber maximal sechs Monate. Das flüchtlingshilfswerk
der Vereinten Nationen schätzt, dass zur Zeit etwa 25 Milli-
onen Menschen als folge von umweltkatastrophen im eige-
nen land auf der flucht sind, weil sie ihre lebensgrundlage
verloren haben. Mit den stärker werdenden Auswirkungen
des fortschreitenden Klimawandels wird diese Zahl drama-
tisch steigen.
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Energie- und Umwelttechnologien ausbauen
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Sehr große wirtschaftliche Entwicklungspotenziale für die
neuen Bundesländer liegen in den teilweise noch jungen und
forschungsintensiven Zukunftsfeldern. Im Bereich der Energie-
und umwelttechnologie beispielsweise hat sich Ostdeutsch-
land bereits als führender Standort etabliert. 70.000 Arbeits-
plätze wurden geschaffen, tendenz steigend.
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her fast ausschließlich in Ostdeutschland statt. Wir setzen auf
eine ökonomisch und ökologisch zukunftsfähige Produktion:
klimaschonend, umweltschonend und beschäftigungsintensiv.
und wir wollen, dass Ostdeutschland gentechnikfrei wird. Eine
besondere Rolle kommt dem ökologischen landbau zu.
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Kultur heißt auch Sportkultur. Miteinander gewinnen und ver-
lieren können und in Gemeinschaft Sport treiben sind – neben
der Bedeutung des Sports für die Gesundheitsprävention –
wichtige Erfahrungen in allen Altersgruppen, die Aktivität und
Miteinander stärken. Der Zugang zu Schwimmbädern und an-
deren sportlichen Einrichtungen darf sich nicht am Geldbeutel
entscheiden. Wir brauchen eine neue Offensive beim Bau und
umbau von Sportstätten, und wir brauchen mehr Sportgele-
genheiten in einer spiel- und bewegungsfreundlichen umwelt.
Ehrenamtliches Engagement im Sport wollen wir fördern.
Durch den Sport werden weltweit Brücken gebaut und Ver-
bindungen geknüpft. Wir fordern einen »sauberen«, doping-
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Die grüne digitale Welt ist nachhaltig. umwelt- und Ge-
sundheitsschäden bei der Produktion von handys und PCs oder
neue Kohlekraftwerke für Rechenzentren darf es genauso we-
nig geben wie Elektroschrott, der um die halbe Welt verschifft
wird und als »Entwicklungshilfe« auf Müllkippen landet. Wir
setzen auf nachhaltige It- und Kommunikationslösungen statt
auf kurze lebenszyklen und ein überdimensioniertes Mehr an
leistung, Speicher und Pixeln. Die Produktion von Elektronik
muss den Grundsätzen der Nachhaltigkeit folgen und unter
menschenwürdigen Bedingungen stattfinden. Schadstofffrei-
heit, Recyclingfähigkeit und niedriger Stromverbrauch müssen
als Qualitätsmerkmale moderner Elektronik in allen Einsatzge-
bieten gefördert werden. Offene formate, lizenzen wie Cre-
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Eines der erfolgreichsten friedenspolitischen Instrumente
der Europäischen union ist die Erweiterungspolitik. Sie hat
den Weg vieler Staaten in stabile Demokratien maßgeblich
unterstützt. Wir GRÜNE unterstützen die Beitrittsverhand-
lungen mit Kroatien und der türkei. Der Weg der türkei in
die Eu ist ein Beitrag zu Stabilität und frieden in der Region
und zur Demokratisierung der türkei. Eine besondere Verant-
wortung trägt die Eu für den westlichen Balkan. Wir GRÜNE
wollen eine heranführung dieser Staaten an die Eu, das heißt
Visafreiheit und das heißt Wirtschafts- und umweltpartner-
schaften aufbauen. Es liegt auch in unserem Interesse, dass
sich unsere Nachbarn weiterentwickeln können. Dazu hat die
Eu die Europäische Nachbarschaftspolitik geschaffen, die wir
GRÜNE weiter ausbauen wollen. Wir wollen im Rahmen einer
engeren Kooperation und gleichwertigen Partnerschaft eine
Nachbarschaftspolitik, die eine nachhaltige wirtschaftliche,
soziale, demokratische und ökologische Entwicklung in den
Nachbarländern fördert.
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Eine gerechte Welthandelsordnung ist zentraler Baustein des
Neuen Gesellschaftsvertrags. In der Agenda der Welthandels-
organisation (WtO) darf nicht länger die handelsliberalisierung
einseitig im Zentrum stehen. Wir wollen vielmehr anerkannte
umwelt-, Sozial- und Arbeitsstandards verankern, statt diese
durch die WtO in frage zu stellen. Wir setzen uns im Rahmen
der uN dafür ein, dass die handels-, Klima-, umwelt- und Ent-
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Internationale Abkommen, die Preise für Agrarerzeugnisse
und Rohstoffe auf fairem Niveau stabilisieren, sind entschei-
dend für den wirtschaftlichen Erfolg von Entwicklungsländern.
Eine ökologisch-solidarische Welthandelsordnung, wie wir sie
anstreben, ist das Gegenteil des »Rechts des Stärkeren«. fairer
handel und Qualitätssiegel auf höchstem Niveau zum Schutz
von Mensch und umwelt sind Ziel GRÜNER Politik. umwelt-
abkommen wie das Übereinkommen über die biologische
Vielfalt müssen uneingeschränkt Vorfahrt vor handelsregeln
haben.
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Auch transnationale unternehmen, Banken, fondsgesell-
schaften und Pensionsfonds müssen Verantwortung tragen
und an verbindliche Menschenrechts- und umweltstandards
gebunden werden. Wir setzen uns für die Reform der Außen-
wirtschaftspolitik ein, um diese ökologischer und entwick-
lungsverträglicher zu gestalten. Wir wollen mehr transparenz,
die Sicherung hoher internationaler umweltstandards und ei-
nen besseren Schutz der Menschenrechte bei der Vergabe von
Exportkreditbürgschaften (hermesbürgschaften).
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Wir wollen unter federführung eines eigenständigen Ent-
wicklungsministeriums sowohl die bi- als auch die multilaterale
Entwicklungszusammenarbeit ausbauen, effizienter machen
und stärker an den Bedürfnissen der verletzlichsten Bevölke-
rungsgruppen in den Partnerländern ausrichten. Besonders
in den Bereichen Klima- und umweltschutz, ländliche Ent-
wicklung, in der zivilen Konfliktprävention und beim Aufbau
sozialer Sicherungssysteme sind größere Anstrengungen nö-
tig. Die Zusammenlegung staatlicher Durchführungsorgani-
sationen zu einer bundeseigenen Entwicklungsagentur muss
endlich in Angriff genommen werden. Zur Stärkung der Eigen-
verantwortlichkeit der Partnerländer soll die Budgethilfe in der
Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung gewinnen. Sie
muss an verbindliche Vereinbarungen geknüpft werden, die
auch eine menschenrechtliche Agenda umfassen. Partnerlän-
der brauchen verstärkt unterstützung beim Aufbau transpa-
renter und demokratisch legitimierter staatlicher Institutionen,
auch um über funktionierende Steuersysteme zunehmend ei-
gene finanzielle Einnahmen generieren zu können. Neben der
staatlichen Entwicklungszusammenarbeit wollen wir Nicht-
regierungsorganisationen und kirchliche hilfswerke verstärkt
fördern. Die humanitäre hilfe muss an den Bedürfnissen der
von Krisen und Naturkatastrophen betroffenen Menschen
ausgerichtet und stärker mit der Entwicklungszusammenarbeit
verzahnt werden.
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Nachbarschaftspolitik 204
Naturschutz → siehe umweltschutz
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umweltpolitik, -schutz 132f., 141
unternehmen 33, 43, 47f., 171